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Ottendorfer Zeitung : 30.06.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190706305
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19070630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19070630
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-06
- Tag 1907-06-30
-
Monat
1907-06
-
Jahr
1907
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 30.06.1907
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auch selbst zu- ich selbst die des der Ministerpräsident Stolypin, er vertraue auf die Lebenskraft des russischen Volkes, er sei glücklich, den Semstwos bei ihrer Tätigkeit zur Verwirklichung der vom Zaren vorgezeichneten Reformen behilflich zu sein und er hoffe, den bestimmten Befehl des Zaren, überall Ord nung und die Möglichkeit zu ruhigem Leben und Schaffen wiederherzustellen, mit starker Hand durchzuführen. hörte Hellmann fast ohne Teilnahme die Er zählung des ihn fahrenden Knechtes an, wie man im Felde die Doppelbüchse Gartners ge funden habe und jedermann diesen der ver brecherischen Tat anklage. Er, Hellmann, hatte nie darüber Zweifel gehabt, und mußte sich, u» das Maß aller seiner Leiden voll zu mach«, sagen, daß der Schuß eigentlich ihm gegolten habe, und daß die Geliebte das unschuldig« Opfer einer wahnsinnigen Rache geworden sei.^ Zwei Tage nach dem Vorgefallenen langt« Hellmann wieder auf dem Bahnhofe in Schwan dorf an, wo ihn eine bereits telegraphisch be stellte Extrapost erwartete. Der Postillon ver sprach sein möglichstes, den von tödlicher Un gewißheit fast Verzehrten an Ort und Stelle zu bringen. Eine Botschaft hatte ihn auf dm Marsche nicht erreicht, und heute vormittag erst war es ihm möglich gewesen, sich auf einig« Tage Urlaub auszuwirken. Was hatte er während dieser Zeit mA ausgestanden! Die Verzweiflung sprach aus seinen Blicken, der rastlos nagende Kumm« saß in seinen Wangen — aber jetzt, jetzt mutz« er von der Qual der Ungewißheit wenigstens, dieser fürchterlichsten aller Seelenfoltem, besten werden. Noch auf der Fahrt wußte er mchst ob er hoffen, ob er fürchten solle. Er wagt« nicht, sich voraus zu sagen, ob er die Gelieon wieder genesend und neu geschenkt umarme» werde, oder ob sie — er vermochte den Ge danken nicht auszudenken. , Die Pferde jagten schweißbedeckt dahin. Eno- lich war man auf der Höhe, die hier die gE Naab ebene beherrscht. Italien. * Die Kommission, welche mit der Prüfung der Unter schlagungsangelegenheit des ehemaligen abfertigung die Meistbegünstigung fernerhin zur Anwendung kommen wird. Rußland. * Auf ein Begrüßungs - Telegramm Semstwo-Kongresses antwortete weiter übrig geblieben, als das zugeben. Im Jahre 1895 beantragte Ministers Nasi betraut ist, hat beschlossen, der Kammer vorzuschlagen, Nasi vor den Senat als obersten Staatsgerichtshos zu stellen. Holland. * In der Schiedsgerichtskommission der Haager Friedenskonferenz brachte der russische Delegierte Staatsrat v. Martens einen Antrag ein zur Abänderung der auf Grund der Konferenz von 1899 bestehenden Be stimmungen über internationale Untersuchungs kommissionen. Die Einsetzung einer solchen Kommission verhinderte nach dem Zwischenfall von Hull (wo der russische Admiral Roschd- jestwensky eine Fischerflottille bombardierte) einen drohenden englisch-russischen Konflikt. Bisher erklärte der einschlägige Artikel 9 die Einsetzung einer Untersuchungskommission zur Ermittelung des Tatbestandes bei internationalen Differenzen nur ganz allgemein für nützlich. Nach der neuen Fassung des russischen Antrages verpflichten sich die Mächte für ähnliche Fälle zur Einsetzung einer Untersuchungskommission, jedoch nur da, wo es sich nicht um Fragen der nationalen Ehre und Unabhängigkeit handelt, und überdies mit dem ausdrücklichen Zusatz: „Sofern die Umstände es erlauben". Spanien. * Ein Regierungserlaß besagt, daß vom 30. d. ab für deutscheWaren bei der Zoll Wahrheitsbeweis antreten werde. Er habe es seiner zeit für seine Pflicht gehalten, Dr. Peters in München unmöglich zu machen, da dieser die Inter essen Deutschlands empfindlich geschädigt habe. Ich gebe zu, daß einzelne Ausdrücke in den Artikeln der .Münchener Post' an Schärfe nichts zu wünschen übrig lasten. Aber die Disziplinarkammer in Potsdam hat entschieden, daß Dr. Peters zwei schwarze Menschenkinder in Afrika hingemordet hat. Er ist also ein Mörder. Der Disziplinargerichts- Hof hat weiter entscheiden, daß Dr. Peters seinen Vorgesetzten falsche Angaben gemacht hat. Er ist also auch ein feiger Mörder. Nur einem Mangel in unserm deutschen Strafgesetzbuch ist es zuzuschreiben, daß man Dr. Peters nicht den Kopf vor dis Füße gelegt hat. — Reichskommissar a. D. Dr. Peters: Aus Respekt vor dem Gericht werde ich selbstverständlich auf den Ton des Beklagten nicht c ngehen, der sich Kenntnisse und Anschauungen anmaßt, die er in keiner Weise besitzt. Ich will das Bild von den Geschehnisten am Kilimandscharo reinigen von dem vielen Falschen, was darüber gesagt worden ist. Das bin ich meinem Vaterlande und meiner Nation schuldig. Alles, was im Jahre 1891 und 1892 auf dem Zuge nach dem Kilimandscharo geschehen ist, soll aufgeklärt werden. Erst im Jahre 1897 ist das Disziplinarverfahren gegen mich eingeleitet worden, nachdem mir im Jahre 1894 auf Grund meiner Amtsführung der Titel „Reichskommissar" verliehen worden war. Herr Bebel hatte dann den bekannten Tuckerbrief gegen mich verwertet. Alles das, was mir in diesem Briefe vorgeworfen wird, ist nichts als dreiste Erfindung, und Herrn Bebel ist ja auch nichts H er wl Auge da ei war dem Eben ein? — a heute Natu nur, die H Dam das Blick Blut mach! Z da i Fluß Kähr Ornc Kruz folgte San blüh« daß Schi! auf Chor flatie Schi die ( dara Der Vater unterbrach sie und bat, nicht zu sprechen, da ihr das schade. „Ja," sagte sie, „du hast recht," und schwieg. Sie schien nachzusinneu. Plötzlich bekam ihr Auge einen lebhafteren Glanz. „Er ist es gewesen," sagte sie; „ja, er hat mich verwundet. Der Unglückliche! Er wußte nicht, was er tat." Sie schwieg wieder und schloß die Augen. Noch immer hielt sie die Hand des Vaters, der sich nach einer Weile leicht losmachte, und mit dem Arzt flüsternd ans Fenster trat. Da Agnes zu schlummern schien, trat auch Hellmann leise zu den beiden Männern und hörte, wie der Arzt Trost einsprach und erklärte, daß man durchaus noch nicht jede Hoffnung aufgeben dürfe. Indem hörte er sich von der Kranken ge rufen. „Hellmann," sagte sie, fast von Wort zu Wort eine Pause machend und Atem schöpfend, „ich habe dich so sehr geliebt; ich wäre mft dir sehr glücklich geworden. Es soll nicht sein. O, mein Gott, warum müssen wir so schnell getrennt werden?" „Sprich nicht so," tröstete Hellmann, der selbst keine Hoffnung in sich trug. „Sprich nicht vom Sterben, du wirst leben, und wir werden glücklich sein. Und wie könnte ich ohne dich, du Teuerste, du heiß Geliebte, leben?" Er ergriff die Hand des Mädchens und drückte sie in langem Kusse an seine Lippen. „Du bist gut," sagte diese. „Gewiß," setzte sie traurig und mit Tränen in den Augen bei, „das Leben ist so schön! Ach, warum muß ich Iah Verein einiger Schutze in Köth aus Ha der eher vögeln deren C gegründ Borrräg Mucffn Sindim Ungarn, wirklich zum S< üv, vom 2! schall i beendet, in die fahren Hitachi Achtkon geiellsch Landge schädign und r Verhan Frage bis nac Slraip: zu End des Ur ist auf x in Ha standen ursprün sächlich beziffer sonstige 150 00! an M auf 20! aus dl gedeckt her bes Gebaut England. * Das englisch-spanische Ab kommen ist amtlich veröffentlicht worden; es ist gleichlautend mit dem französisch-spanischen Abkommen. Ji Verlorene l-iebe. 19) Novelle von Hermann OlschIäg »r. i Schluß., Nach einer Weile regte sich Agnes wieder. Hellmann beugte sich zu ihr nieder und fragte sie, ob sie etwas wünsche. „Ich empfinde großen Durst," klagte das Mädchen, „gebt mir zu trinken." Hellmann brachte Limonade uud reichte sie der Kranken, die in langen Zügen davon nahm. Dann sank sie erschöpft auf das Lager zurück. „Wie befindest du dich jetzt?" fragte Hell- „Jch danke," sagte Agnes kaum hörbar, „im Augenblick gut, aber — ich fühl' es, ich werde sterben müssen." „Agnes, Agnes!" rief Hellmann im tiefsten Schmerze und ein Strom von Tränen brach aus seinen Auge». „Weine nicht," bat die Kranke mit einem Bück voll unendlicher Liebe, „du machst mir das Herz schwer. — Wo ist der Vater?" fragte sie nach einer Welle. Der alte Mark trat an das Lager. „Vater, gib mir deine Hand, ich möchte dich recht nahe bei mir haben." Er gehorchte und setzte sich zu seiner Tochter auf die Kante des Bettes. „Ich danke dir," sagte diese. Nach einer Pause, in der sie sich zu sammeln schien, begann sie wieder: „Wie ist das nur gekommen? Ich weiß es, ich bin verwundet! Wer kann das ge wesen sein?" Der Peters-Pro2e6. Unter großem Andrange des Publikums be gannen vor dem Schöffengericht in München die Verhandlungen in der Beleidigungsklage, die der Reichskommissar a. D. Dr. Karl Peters gegen den Redakteur Gruber von der sozialdemokratischen Münchener Post' angestrengt hat. Das Interesse an dem Prozesse ist außerordentlich groß. Die Zutrittskarten zum Zuhörerraum waren schon seit Wochen vergeben. Im Zuhörerraum hat sich ein interessanter kleiner Zirkel von Parlamentariern gebildet. August Bebel und Herr v. Vollmar haben neben dem freikonservativen Abgeorneten Dr. Arendt Platz genommen, dessen Fraktionsgenostc, der greise Herr v. Kardorff, ist bereits kommissarisch vernommen worden. Ein kleiner Kolonial- kongrcß ist versammelt. Kolonialbeamte aller Grabe haben sich eingefunden, um ihr Zeugnis abzugeben. Den Kolonialbeamten ist mit wenigen einschränkenden Ausnahmen vom Staatssekretär Dernburg die Erlaubnis zur Aussage erteilt worden. Das Gericht hat fast allen Anträgen auf Zeugen ladung nachgegeben, so daß insgesamt etwa 30 Zeugen und Sachverständige zu vernehmen sind. Freilich hat eS die Forderung der Münchener Post', auch den Kaiser als Zeugen zu vernehmen, abge lehnt. Die erste Klage stützt sich darauf, baß die Münchener Post' in zwei Artikeln: „Hängepeters im Neuen Verein" und „Hängepeters über National politik", behauptete, Peters habe die Negerin Jagodja und seinen Negcrjungen Mabruk, widerrechtlich auf hängen und andere Negermädchen unmenschlich züchtigen lasten. Ferner stützt sich die erste Klage darauf, daß Dr. Peters als „feiger Mörder" be zeichnet wurde. Die zweite Privatklage stützt sich auf einen dritten Artikel: „Eine paralytische Wahl parole", worin behauptet wird, daß Peters die scheußlichsten Verbrechen begangen habe, daß er an Gehirnerweichung leide usw. Der Beklagte hat Wider klage erhoben wegen einer Zuschrift des Dr. Peters an die .Hamburger Nachrichten', worin Dr. Peters feststellt, daß bei seinem Aufenthalt in München man ihn von sozialdemokratischer Seite mit einem Bombenattentat bedroht habe. Die Sozialdemo kraten behaupten, daß diese Drohung von anarchisti scher Seite ausgegangen sei. Durch die Behauptung des Dr. Peters fühlt sich Herr Gruber beleidigt. — Der Beklagte, Redakteur Gruber, erklärt, daß er materiell die Verantwortung für die Artikel in der Münchener Post' auf sich nehme und daß er den Frankreich. * Die Lage im Gebiet des Winzerauf st a n d e s ist noch keineswegs zufriedenstellend. Zwar haben die Winzer beschlossen, keine Ge walttaten mehr zu begehen, aber hier und da kommt es doch immer wieder zu Reibereien. Das Schlimmste aber ist, daß sich eine allge meine Unruhe des Militärs im Süden be mächtigt hat, die auch auf die Marine Über griff. Es heißt sogar, im Hafen von Toulon hätten die Matrosen gemeutert. Tat sächlich erhielten sechs Kriegsschiffe den Befehl, mit unbekanntem Bestimmungsort in See zu gehen. Auch aus verschiedenen Garnisonen kommen Meldungen von Meutereien, denen die Regiemng allerdings widerspricht. — Marcellin Albert, der Führer der Winzer, sagte in einer Versammlung des Winzerschutzkomitees, Clemenceau habe sich bereit erklärt, falls die im Kamps gegen die Regierung Stehenden zum gesetzmäßigen Zustand zurückkehren würden, die Gefangenen freizulassen, den Ackerbau und die Winzer zu unterstützen und die Truppen zu rückzuziehen. Die Versammlung nahm eine Tagesordnung an, in der es heißt, angesichts der Unzulänglichkeit des gegenwärtig in Be ratung stehenden Gesetzentwurfs und angesichts der Unbestimmtheit der Versprechungen Clemen- ceaus sei derKampf unter Anwendung fried licher Waffen bis zur Erfüllung der Forde rungen fortzusetzen. Allen Einzelkomitees der Bewegung wird empfohlen, sich diesem Be schlusse anzuschließen. * Der Ministerrat beschloß, den Antrag der sozialistischen Deputierten auf Enthaftung Ferrouls (des Führers im Winzeraufstand) und Genosten als verfassungswidrig zu erklären. tamsp »lögen über d Nach d himerlc Diesen des W Mehrer! dMär düngen Cinspri Maßnc des Fl! dünkt, ein Ha >m Gei ist seit bersch» erschein Ahabei «öffne diele 1 leiden I» (Rhein dvn e und g, Ai dsalz) Rechts hat sili entzog! - D, Die i wegen langt Karlsr 'st in schwer so jung schon sterben? Wir hätten beide ein besseres Los verdient." Da trat der Vater, der vor wenigen Augen blicken das Zimmer verlaffen hatte, wieder ein und winkte dem Oberleutnant auf die Seite. „Ich habe eben einspannen lassen," sagte er, ihm schmerzlich die Hand drückend, „Sie müssen Abschied nehmen, Ihre Pflicht ruft Sie." „Jetzt mich trennen?" rief Hellmann. „Un möglich, ich kann nicht." „Sie müssen," sagte der alte Mark. „Seien Sie ein Mann." Außer sich schritt Hellmann an das Leidens lager seiner Braut. „Agnes," sagte er mit träneuerstickter Stimme, „man schickt mich fort, ich soll gehen." „Jetzt schon?" rief die Kranke. „Wie un barmherzig ist doch die Zeit! Ach, und ich habe mir den Abschied nicht so schwer gedacht!" Stumm vor Schmerz und Aufregung neigte sich Hellmann zu ihr herab; da hob sie sich mit unerwarteter Kraft ihm entgegen und schlang ihre beiden Arme ihm fest um Kopf und Hals. Mit tausend heißen Küssen bedeckte sie Mund und Wange des Scheidenden. „Leb' wohl, leb' ewig Wohl, mein Guter, mein Vielgeliebter!" preßte sie hervor — dann lösten sich ihre Arme und bewußtlos fiel ihr Haupt in die Kiffen zurück. Der Verzweiflung nahe, warf sich Hellmann in den bereitstchenden Wagen. Er verhieß in zwei Tagen wieder zu kommen und man ver sprach, ihm noch morgen Botschaft nachzuschicken. Im Karriere sausten die Pferde Friedheim zu und, ganz in seinen Schmerz versunken, wissentliche Verleumdungen meiner Person. — Zeuge Kunstmaler Oberleutnant v. Pechmann, der mit Dr. Peters am Kilimandscharo weilte, gibt iw allgemeinen dasselbe Bild von den Verhältnissen daselbst wie Dr. Peters. Auch der Pensionär Wieß, der unter Dr. Peters am Kilimandscharo weilte, bestätigt dessen Angaben; er erklärt, daß die Lage der ErpeditionStruppe damals sehr bedenklich war. — Zeuge v. Vollmar: Im Jahre 1894-95 bekam ich von meiner Partei den Auftrag, die kolonialen An gelegenheiten im Reichstage zu behandeln. Damals spielte die Petersaffäre schon. Trotzdem wurde vielfach versucht, Dr. Peters in ein hohes Kolonialamt hineinzu bringen. Ich hielt es daher für meine Pflicht, da man einen Mann, der unter dem Verdacht des frivolen Mordes stand, im Reichsdienste erneut ver wenden wollte, am 18. März 1895 im Reichstage die Sache zur Sprache zu bringen. Ich unterhielt mich damals mit andern Sachverständigen und er fuhr, daß durch die Brutalitäten des Dr. Peters dem Deutschtum in den Kolonien großer Schaden zugefügt worden war. Ich sprach, damals die Forderung aus, daß eine möglichst eingehende Unter suchung stattfinden solle. Das ist auch geschehen. — Es wird dann noch die Aussage des Zeugen Oskar Wolff, Walzrode, verlesen, der kommissa risch vernommen ist. Er bekundet, daß er iw Jahre 1890 von Oberleutnant Märker erfahren habe, daß damals die Lage am Kilimandscharo nicht unbedenklich war. Auch im Jahre 1891 sollen die Verhältnisse dort noch sehr verwickelt gewesen sein. Das hat sich der Zeuge von Dritten erzählen lasten. Dm Leutnant Bronsart v. Schellendorf hält der Zeuge für wenig zuverlässig. Er weiche von der Wahrheit meist sehr weit ab. Im weiteren Verlauf der Zeugenvernehmung erklärt Dr. Peters: Der Leutnant Bronsart v. Schellendorf war mir mitgegeben, weil man den letzten Versuch machen wollte, ihn, wenn möglich, der Schutztruppe zu erhalten. Da ich ihn aber als einen unzuverlässigen, verlogenen Kumpan charakterisieren mußte, hatte er einen glühenden Haß gegen mich. Ich war von vornherein gar nicht damit einverstanden, daß er mir mitgcgeben wurde, weil ich schon vorher bedenkliche Sachen über ihn gehört hatte. Was der Leutnant Bronsart v. Schellendorf alles gegen mich erzählt hat, ist auch vielfach mit dem Inhalt deS famosen Tuckerbrieses identisch. Vielleicht finden Sie hier die Fäden dieser großen Fälschung und In trige, die nun schon so lange gegen mich verwertet wird. — Hierauf wird der frühere Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Generalleutnant a. D. und Neichs- tagsabgeordneter v. Liebert, als Zeuge aufgerufen. Er bekundet: Als ich im Jahre 1897 als Gouverneur nach Ostafrika kam und den Leutnant Bronsart v. Schellendorf zur Tafel lud, sagten alle andern geladenen Beamten und Offiziere mir ab, da sie nicht mit ihm an einem Tische sitzen wollten, da er durch und durch verlogen sei. (Bewegung). — Zeuge Oberstabsarzt Dr. Becker-Berlin: Bronsart v. Schellendorf sei ein durch und durch verschuldeter, leichtsinniger Mann gewesen, der schließlich von seinem Kommandeur unter Kuratel gestellt werden mußte. Als dem Leutnant Bronsart v. Schcllendorf schließlich der Boden in Afrika zu heiß wurde, wandte er sich an den Großherzog von Weimar mit der Bitte um Bezahlung seiner Schulden. Der Großherzog ließ auch Erkundigungen bei der Schutztruppe einzichcn, die ein sehr ungünstiges Re sultat gehabt haben dürften. Schließlich hat dann Major v. Wißmann, der stets ein sehr gutmütiger Herr war, die Schulden des Bronsart übernommen. — Tiermaler Kuhnert bekundet, daß er nach lang jährigen Erfahrungen am Kilimandscharo und mit Negern überhaupt, feststelle» müsse, Dr. Peters habe die Eingeborenen so behandelt, wie es da- Jnteresse Deutschlands erfordert habe. — Es wird sodann der Reichstagsabgeordnete Dr. Arendt ver nommen, der immer wieder die Pctersangelcgenheit iin Reichstage zur Sprache gebracht hat und auch jetzt bekundet, daß er die Verurteilung Dr. Peters im Disziplinarverfahren für einen schweren Irrtum der Justiz halte. — Zeuge Abg. v. Vollmar: In parla mentarischen Kreisen wurde früher vielfach davon gesprochen, daß eine Bewegung im Gange war, Dr. Peters wieder nach Afrika zu entsenden, ob gleich die Untersuchung gegen ihn noch gar nicht zu Ende geführt war. — R.-A. Dr. Rosenthal: Die Untersuchung war zu Ende geführt, und man hatte ja Dr. Peters schon eine hohe Stellung an, Tanganjika-See angeboten. Vielleicht war das Verfahren formell noch nicht abgeschlossen, aber sonst war es schon zu Ende geführt. — Hierauf wird der Zeuge Magistratssekretär Wilhelm- Schöneberg vernommen. Er war im Jahre 1891 in Tanga Feldwebel. Er erhielt später den Befehl, nach dem Kilimandscharo aufzubrechen und dort den Leutnant Bronsart von Schellendorf abzulösen- Nachdem Bronsart v. Schellendorf vom Kiliman dscharo abgereist war, wurde der Zeuge Befehlshaber der Schutztruppe. Der Zeuge sagt aus, daß Dr. Peters häufig Züchtigungen der Schwarzen voeneymeu ließ, oft bis zu fünfzig Hieben. Aolrtisebe AunÄKKau. Deutschland. *Kaiser Wilhelm verlieh dem Preuß. Finanzminister Frhrn. v. Rheinbaben den Schwarzen Adler-Orden und berief den früheren Kultusminister Dr. v. Studt auf Lebenszeit ins Herrenhaus. * Der Kaiser sandte an den ehemaligen Reichstagspräsidenten Grafen Ballestrem zu dessen 50 jährigem Offiziersjubiläum ein herz liches Glückwunschtelegramm. *Wie aus London gemeldet wird, trifft das deutsche Kaiserpaar am 1. Noveukber in Portsmouth ein, um den König Eduard in Windsor zu besuchen. Der Aufenthalt auf englischem Boden soll nach derselben Meldung eine Woche dauern. * Der Oberpräsident der Provinz Hessen- Nassau v. Wind heim ist zum Nachfolger des zum Staatsminister und Minister des Innern ernannten bisherigen Oberpräsidenten der Provinz Ostpreußen v. Moltke, ferner Unterstaatssekretär im Preuß. Staatsmimsterium Hengstenberg zum Oberpräsidenten von Hessen-Nassau und der Geheime Ober-Regierungsrat und Vortragende Rat im Staatsministenum Dr. v. Günther zum Unterstaatssekretär im Staatsministerium ernannt worden. *Der Mannheimer Bürgeraus schuß beschloß die Einführung der acht stündigen Arbeitszeit für Heizer und Maschinisten sämtlicher städtischen Werke, ebenso für die Arbeiter der Kläranlagen, für die Eis zieher am städtischen Schlachthof und für die Kohlenfahrer bei den Elektrizitätswerken. Die Einführung eines allgemeinen Achtstundentages bei allen städtischen Betrieben hat der Stadtrat abgelehnt. Osterreich-Ungarn. * Zum ersten Präsidenten des öster reichischen Abgeordnetenhauses wurde der Christlich-Soziale Weißkirchner gewählt. Einleitung des Disziplinarverfahrens gegen mich. Das führte dazu, daß man mir die Gerichtsbarkeit am Tanganjikasee übergab. Erst im Jahre 1896 gelang es den Intriganten, ein neues Gerichts verfahren gegen mich herbeizuführen. Es ist eine dreiste Anmaßung, wenn Leute in Europa über Ver hältnisse in Afrika urteilen wollen, die sie gar nicht verstehen. Ich war im Jahre 1891 nach dem Kilimandscharo gesandt worden, um die deutsche Flagge dort aufzuhisten. Wenn wir Widerstand fanden und unsre Leute angegriffen und getötet wurden, so mußten wir uns wehren. Ich habe niemals zur Waffe gegriffen, wenn es nicht die ernste Pflicht der Selbsterhaltung verlangte. Schon zu Zeiten Wißmanns war am Kilimandscharo nicht alles so ruhig, wie man sich das vielfach einbildet. Dis Expedition von Bülow war schwer geschlagen, v. Bülow selbst gefallen. Auf meinen Kopf war ein Preis gesetzt; wer mich tötete, sollte Häuptling werden. Herr Lenz hat mich seinerzeit auch ange griffen und gemeint, man müsse den Schwarzen friedlich entgegentreten. Als er aber selbst mit diesen zusammenkam, wurde er getötet. Man mußte jeden Augenblick auf einen Zusammenstoß gefaßt sein. Das waren die friedlichen Verhältnisse, die angeblich dort geherrscht haben sollen. Livingstone und Schweinfurt haben allerdings zwei friedliche Expeditionen durchgeführt. Aber es ist doch etwas andres, wenn man als Sammler oder Botaniker reist, oder ob man einen schwarzen Erdteil der Kultur erschließen will. Wir kamen in kriegerische Verhältnisse hinein. Solche grauenvollen Taten sind nicht vollführt worden, wie sie die Grundlage des ganzen von Bebel im Reichstage vorgebrachten Lügengewebes gebildet haben." Dr. Peters schildert dann, wiesein Diener desEinbruchsdiebstahls überführt, vom Kriegsgericht verurteilt und hingerichtet wurde. Man darf nicht vergessen, daß damals im Kiliman dscharo-Gebiet überall der Aufstand der Einge borenen aufloderte. Die Schwarzen -amen dahinter, daß es sich um eine dauernde Besitzergreifung handelle. Eine deutsche Expedition war von den Schwarzen hingemordet worden. Das machte einen großen Eindruck. Die Häuptlinge waren nicht mehr so devot wie früher. Eines Nachts ent wichen drei schwarze Weiber, die uns geschenkt waren. Wir mußten das deutsche Prestige wahren. Um die schwarzen Weiber wieder zu erlangen, ersuchte ich den Häuptling Malamia, der unser Nachbar war, sie uns auszuliesern. Statt das zu tun, riß er uns unsre Flagge herunter uud sagte uns den Ge horsam auf. Nun mußte ich mit Gewalt eingreifen. Die Negerin Jagodja hat eingestanden, daß sie den Häuptling Malamia des Nachts mit seinen Kriegern in die Station einlassen wollte. Darauf wurde sie in Ketten gelegt. Nach dem Gesetz am Kiliman dscharo steht auf Flucht aus der Kettentzgst der Tod. Die Negerin floh, wurde aber wieder ausgeliefert. Wir saßen über sie zu Gericht, sie wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Ich stimmte gegen das Urteil. Die Engländer beneideten uns damals um den Besitz am Kilimandscharo. Sie benutzten jedes Mittel, um die Leute aufzuhetzen. Meine Tätigkeit dort war, ein großes Wirtschaftsgebiet anfzuschließen. Mr ist das gelungen. Auf Dank meines Vater landes habe ich allmählich verzichten gelernt, ich verlange aber Schutz gegen Gemeinheitc.. uud
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