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Sertliches und Sächsisches. Dttcndorf-Vknlla, den 22. Juni ^o?. O Unsern kürzlich auSgesprachmen Wunsch Man möoe die ganz vorzüglichen Leistungen des Stopp'schen Theat-rs genügend unterstützen, da un» ein dcraitigeS Unternehmen so leicht nicht Mehr besucht, ist erfreulicherweise befolgt und hat sich von Vorstellung zu Vorstellung der Besuch gesteigert. In Anerkennung dessen hat die Direktion zu heute Sonnabend auch ein ganz vorzügliches, interessantes Volksstück mit Gesang: „Das Busäüieiel" aufs Programm gesetzt, das sich allerorts deS giößtni Beifalls erfreut und auch bei unserm iheatcrlieb.nden Publikum gewiß die Zugkraft nicht versäumen wird. Zudem ist als Begleitung der schönen Lieder noch extra eine Musikkapelle engagiert, die dann auch die Zwischenpausen durch lustige W-isen aussüllen soll. Es wäre für hier und die umliegenden Ortschaften demnach heute Abend Gelegenheit, sich einige recht interessante Stunden zu verschaffen. —* Schutz den Fluren! Zur j-tziaen Z it, da d'e Kornblumen blühen und der rote Mohn zwischen den Aehren leuchtet, lassen sich die Kinder von der Farbenpracht dieser Blumen entzückt, nur zu leicht verleiten, in ein Korn- seld einzudringen, um sich ein Sträußchen zu pflücken. Dies sollten Eltern und Erzieher zu verhindern suchen. Ein größeres Kind, dem Man mit dem nöligen Ernst vorstellt, wie es, UM sich jene Blume zu holen, so und so viele Mene Getreideähren z-rtritt, wie es damit gewjsiermaßen künsligetz Brot vernichte!, wird dies sofort «insehen und es sich in Zukunft nimmermehr einsallen laßen, ein blühendes Kornfeld zu betreten. Leider sind ja aber auch ost die Erwachsenen so unverständig, aus dtk Jagd nach Kornblumen oder Klatschmohn vernichtend in das Saatgefilde einzudringen. E» kann den echten Naturfreund dann nur zu Einer gewissen Genugtuung gereichen, wenn er gewahr wird, daß der Besitzer des betreffenden Acker» energisch gegen je gedankenlosen Randalen vorgeht und sie gerichtlich ob des ^gerichteten Schadens zur Verantwortung zieht, Eltern Und Erzieher mögen es sich übrigen» an dieser Stelle gesagt sein laßen, daß sie für den seitens der ihrer Aussicht Unter- sbllten Kinder bewirkten Schaden haftpflichtig gemacht werden können. Darum also Vorsicht I wird gewiß niemand >twas dagegen haben, Kenn ein Kind oder ein Erwachsener sich zur Vervollständigung eines Feldstraußes diese oder im- am Rande eines Ackers stehende Blume abpslückt, das Eindringen in die blühende Saat zu diesm Zwecke aber ist und bleibt Eine Rücksichtslosigkeit, die nicht scharf genug verurteilt werden kann. Dresden. Als Mittwoch Mittag im hiesigen Landgerichtögebäude ein junger Kaus- kann, der sich wegen BeNugs in Unter suchungshaft befindet, in der Abteilung für Rechtshilfe vernommen wurde, sprang er aus ÜEM ersten Stock durch ein Fenster in den Has. Er erlitt durch den Sturz schwere Ver letzungen und mußte deshalb mittels Wagens ln» Krankenhaus transportiert werden. — Am Mittwoch nachmittag gegen 7 Uhr lüioß sich ein Mann im Westendpark in den Mund und war sofort tot. Bei ihm wurde EM Führungszeugnis der Stadl Glauchau aus ben Namen Maschinenwcber Richard Heinze, sowie 1000 M. vorgefunden. Die Polizei brachte die Leiche nach dem äußeren Plauenschen Friedhof. Von der Bismarcksäule aus den Räcknitzer Höhen, deren Existenz am 1. April unbegrcifitcher- weise vergeßen worden war, lohten am Freiiag abend die Sonnenwendseuer in die dunkle Rächt hinein. Und um die Säule waren Hunderte von Stud.nlcn und zahlreiche Zu schauer versammelt, die den Manen des Wrnen Kanzlers ihren Tribut zollten. Die verbände der Studentenschaft der drei Dresdener Hochschulen traten vorher auf dem S übelplatze an der Ausstellung zu einem imposanten Fackelzuge zusammen. Eine weitere Sonnenw ndseier wurde zu gleicher Zeit aus dem Hutberge bei Weißig, in der Nähe des Weißen Hirsch, veranstaltet- — Gestern abend gegen 8 Uhr stürzte auf der Talfahrt nach Meißen zwischen Kötzschen- broda-Niederwartha vom Dampfschiff „Kron prinz" eine hinter dem rechtsseitigen Kajüten- kaüm des Hinterdeck-s aus der Bank kniende unge Dame infolge Schwindelanfalles kopfüber in die Elbe. Der sie begleitende jüngere Herr vrang der Dame sofort ins Wasser nach, be kam sie zu faßen, während der den Vorgang neobacktende am Steuer befindliche erste Steuer mann den Kapitän durch Glockenzeichen zum Stoppen des Schiffes veranlaßte und das schnell von der Schiffsbesatzung ins Waßer aelaßene Rettungsboot den Herrn, sowie die Dame lebend wieder an Bord bringen konnte. Der Vorgang, der sich in kürzester Zeit ab- spielte. brachte den wiederholten Beweis, wie sicher, besonnen und zuverlässig die Besatzung unserer Personenschiffe im Notfälle einzugreifen pflegt. -- Der Fleischsrgeselle Günther, der, wie seinerzeit gemeldet, mit dem Fleischergesellen Elspig im Schlachthause einen Kampf auf Tod und Leben auSzusechtcn hatte, und diesem in der Notwehr vermutlich einen tödlichen Stich bcibrachte, ist als geheilt aus dem Kranken- Hause entlaßen wo-den. Vor den Strafrichter wird Günther nicht gestellt, da seine Schuld an dem Tode des Gegners nicht erwiesen ist. — Zwei Fälle von Genickstarre sind in der 10 Kompagnie des 2. Grenadierregiments fest- gestellt worden. Es handelt sich um schwere Fäll. Die Kranken sind im Garnisonlazarett isoliert worden. — Der Maschinenfabrikant Greller aus Trachau, der in der Niederlößnitz von der Straßenbahn überfahren wurde, ist seinen Verletzungen erlegen. — In der Stadt Grottau Meldete in einer Versammlung der Bäckergenoßenschast der Bäckermeister Sch aus Wetzwalde seine vierzehnjährige Tochter al« Lehrling für das Bäckergewerbe an. Zunächst will damit der Meister verhindern daß seine Bäckerei in fremde Hände übergeht. Aber er liefert damit gleichzeitig den ersten weiblichen Bäckerlehrling, ein seltenes Vorkommnis. — Der Beschluß des VerwaltungSausschußeü des Verbandes deutscher Radrennbahnen, nach welchem auf der Dresdner Radrennbahn bis zum 15. Juli kein Rennen veranstaltet werden darf, weil die Rennbahnleitung die dies- gualifizierten Fahrer Mettling-Amcrika, Salz mann, Rosenlöcher, Darragon und den Schritt macher Hoffmann trotz dringenden Verbots am 9. Juni hat starten laßen, erregt in hiesigen Sportskreisen großes Aussehen. Der Direktor der Dresdner Radrennbahn, Herr Oberlehrer Ullrich, ist sofort nach Berlin gereist, um mit dem Verwoltungsaussckuß deS Verbandes deutscher Radrennbahnen zu konferieren und eine Aushebung des Verbots herbeizusühren. Für morgen Sonntag sind bereits neue Rennen für die Dresdner Radrennbahn ausgeschrieben, die, falls das Verbot bestehen bleibt, ausfallen werden. Man ist aus den Ausgang der An gelegenheit natürlich sehr gespannt. — Zwischen Mittelgrund und Niedergrund ist am Donnerstag von den nachmittags 5 Uhr 53 Minuten von Karlsbad- Teplitz hier fälligen Bäderzuge der Schloßermeister Dinnebier aus Bodenbach, der an einem dort befindlichen Geländer Arbeiten ausführte, über fahren und getötet worden. Wilsdruff. Bei einem Streite wurde der Arbeiter Dornig in Niedergröbitz von dem Arbeiter Dittrich mit einem Messer in den Leib gestochen und dabei tödlich verletzt. Meißen. Beim Spielen im hiesigen oberen Rauhentale fiel ein im dritten Jahre stehendes Mädchen von der etwa vier Meter hohen Biücke, welche die Häuser mit der Straße verbindet, in das Waßer hinab. Es fiel aus einen Stein und blieb bewußtlos liegen. Zwei Frauen brachten es zu einem Arzt, der das Kind zum Bewußtsein wieder zurückbrachte. Bautzen. Eine wackere Tat hat der Kaufmannslehrling Oskar Käppler aus Burkau vollbracht Der 6 jährige Sohn des Lackierer» Opitz war in die Spree gefallen. Nachdem bereits zwei Personen infolge des hochange schwollenen Flußes Rettungsversuche aufgegeben hatten, sprang Käppler von der zweieinhalb Meter hohen Ufermauer in den tiefen Fluß dem Knaben nach, der dem Ertrinken schon nahe war. Es gelang dem Käppler schließlich unter eigener Lebensgefahr, das Kind zu retten. Der brave junge Mann hatte sich bei den Rettungsversuchen an den Füßen so schwere Verletzungen zugezogen, daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. Zittau. Aus dem Fenster gestürzt ist hier das 1^/z jährige Sähnchen des Hoboisten Hoff mann vom hiesigen Regiment. Wählend die Mutter des Kleinen die im dritten Stock ge legene Küche einen Augenblick verlaßen hatte, war das Kind durch das Fenster in den Hof gestürzt; der Tod trat nach kurzer Zeit ein. Riesa- Einige Mittweidaer Techniker statteten im April d. I. hiesigen TechnikumS- schülcrn einen Besuch ab, der für einen der ersteren recht unangenehme Folgen hatte. Als nächtlicherweise einige Techniker laut machten, sah sich ein Schutzmann genötigt, den Techniker N. aus Mittweida, einen Engländer zu arretieren. Dieser hatte sich deshalb vor dem hiesigen Schöffengericht wegen Ruhestörung und Widerstandes zu verantworten. Mit ihm saßen gleichzeitig ein Ruße und ein Deutscher auf der Anklagebank. Alle drei wurden wegen Ruhestörung zu je 25 Mark Geldstrafe. N. aber außerdem zu drei Wochen Gefängnis wegen Widerstandes, verurteilt. Wegen vor liegenden Fluchtverdachtes wurde N sofort in Haft genommen, gegen Kaution aber wieder auf freien Fuß gesetzt. Strehla. Am Mittwoch hatten sich die beiden Kartoffkldiebe vor dem Schöffengericht Riesa zu verantworten, deren Tat, von der im übrigen seiner Zeit berichtet wurde, nur des wegen einiges Aussehen erregte, weil einer der Diebe Mitglied de» hiesigen Gemeinderates war. Beide Angeklagte, die hier an der Spitze der Sozialdemokratie stehen, gaben die Tat zu, wobei festgestellt wurde, daß sie den Diebstahl nicht aus Not begangen haben konnten. Der am meisten Beteiligte war das frühere Stadt gemeinderatsmitglied Kluge, den das Gericht zu zehn Tagen Gefängnis verurteilte, während der andere, der Schlosser Voigt, mit einer Woche Gefängnis davonkam. Nossen. Das Direktorium des Verein» sächsischer Gemeindebeamten hat gegen die hier geplante Gemeindebeamlenschule ablehnende Stellung eingenommen und die Unterstützung versagt. Der Unterricht wird al» unzureichend angesehen, da der Unterricht an den Gemeinde- beamtenschulen zu Geyer und Nerchau aus ministerielle Anordnung auf 2 Jahre festgesetzt worden ist und genannte Schulen den Vor- bereitungSkursuS aus 3 Jahre auszudehnen be absichtigen. Hartha. Ein Raubanfall wurde hier von einem böhmischen Arbeiter auf der Döbelner Straße an einer Frau aus Wendiöhain ver übt. Der Unhold schlug die Frau mit einem Knüppel nieder und nahm ihr dann das Geld ab. Der Wegelagerer wurde ausfindig gemacht, und ins Amtsgericht Waldheim abgeliefert. An dem Aufkommen der Frau wird gezweifelt. Mittweida. Die diesjährige General versammlung des Vereins sächsischer Gemeinde beamten findet vom 20.—22. Jult in Mitt weida statt, In der reichhaltigen Tagesordnung ist besonder» die Gründung eine» Erholung»- »0?tiLnd>rfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. »«nahm» »»« Inserat« »w »«rmittag i, Uh«, Jns«rate w«rd«n Mit p f»r »I« SpaltM« »«rechne Labellartsch« Satz nach »«s»nd«r»m Laris Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. TNit wöchentlicb erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterbaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „spiel und Sport" und „Deutsche Mode." Druck und Oerlug von ^ermann Rühle in Sr^-Dkrillu. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla No. 75. Sonntag, den 23. Juni 1907. 6. Jahrgang. heims, die Vermehrung der Direktorinalmit- glieder und eine Statistik über die wirtschaftliche Lage der sächsischen Gemeindebeamten zu er wähnen. Eine umfängliche Festordnung haben die städtischen Beamten zu Mittweida entworfen, sodaß ein starker Besuch der Kollegen au» allen Gegenden wie alljährlich zu erwarten steht. Den sächs. Gemeind,beamtenverein zur Wahrung der Jntereßen der sächsichen Gemeindebeamten berufen, zählt zur Zeit gegen 7000 Mitglieder. Der Sitz des Direktoriums ist Leipzig. Chemnitz. Ein Abordnung der Königlich Sächsischen Eisenbahnwerkstättenarbeiter wurde dieser Tage bei der Generaldirektion vorstellig, weil ihnen, ohne daß man sie gefragt hätte, Schloßbier statt des seit Jahresfrist eingeführten WaldschlößchenbiereS vorgesetzt wurde. Man einigte sich schließlich dahin, daß sich in geheimer Abstimmung die Arbeiterschaft der Eisenbahn - Werkstätten für das eine oder da» andere Bier entscheidet- Stimmenmehrheit gibt den Aus schlag. Auf den Ausgang diese« eigenartigen Bierkrieges kann man in der Tat gespannt sein. Chemnitz. Seinem Transporteur entwischt ist der Schlößer Karl Fritzsche aus Leipzig, der zur Zeit in der Landesanstalt Hoheneck eine Freiheitsstrafe zu verbüßen hat und zu einer Gerichtsverhandlung in Naumburg a. S. vorgeführt worden war. Auf seinem Rück- transporte von dort wurde er von einem Naumburger Transporteur begleitet, dessen Vertrauen er nach der Ankunft auf dem Bahn hofe in Stollberg in schnödester Weise miß brauchte. Er versicherte dem Beamten, daß er den Weg nach der Strafanstalt Hoheneck, seinem derzeitigen Bestimmungsorte, kenne und daß er, der Beamte, nur ihm folgen solle. Der vertrauensselige Transporteur folgte auch, leid-l aber zu seinem Schaden. sjDcr Gefangene schlug «inen anderen Weg ein, ohne daß der ortsunkundige Transporteur irgendwelchen Betrug fürchtete. Plötzlich versetzte der Ge fangene aber dem ahnungslosen Beamten einen heftigen Stoß vor den Leib und brach nach recht« über die Felder und durch den Wald in Thalheimer Richtung zu au«. E« gelang bi»- her noch nicht, de« Flüchtigen habhaft zu werden. Meerane. Den hiesigen Bäckermeistern droht eine schwere Konkurrenz, wenn, woran kaum zu zweifeln ist, da« Projekt der Er richtung einer KonsumvercinSbäckerei zur Tat sache wird. In der letzten Generalversammlung de« hiesigen Konsumverein» „Haushalt" nahm man einen Antrag, die Errichtung einer Vereinsbäckerei auf die Tagesordnung einer der nächsten Versammlungen zu setzen, ein stimmig an. Werdau. Hier ereigneten sich zwei schwere Unglücksfälle. In der Hugeschen Eisengießerei erlitt beim Zerplatzen einer Schmiergelscheibe ein 20 Jahre Walter Arbeiter au» Künzig «ine schwere Rückgratverstauchung und einen Bein bruch, was seine sofortig« Ueberführung in« Krankenhau« nötig machte. Der zweite Unfall trug sich im untern Stadtteile zu- In der Bauvereinsstraße lief rin 2 Jahre alte» Kind direkt in ein dahrrkommendes Sandgeschirr hinein, wobei ihm das eine Hinterrad über den Unterleib ging. Da« Kind wird jedenfall» an innerer Verblutung den Tod erleiten. Zwickau. Auf der Dresdner Straße fuhr hier daS Automobil eine» Dresdener Fabrikanten mit einem Ziegelwagen zusammen, wobei beide Fahrzeuge schwer beschädigt wurden und der Chauffeur aus dem Automobil geschleudert und erheblich verletzt wurde. Der Kraftwagen wurde mit Pferden nach dem Güterbahnhof gebracht. Aue. Der Stadtrat hat sich gezwungen ge sehen, den Mitgliedern de» hier gastierenden Hartingschen Wiener Operetten-Ensemble«, dir völlig brot- und mittellos dastanden, eine Vor stellung zu genehmigen, damit si- ihren pekuniären Verpflichtungen nachkommen und abreisen konnten.