Volltext Seite (XML)
kür- I«. t ner. '.n voü e Haus- ewüse- P- _ ! ng aller I'KN ieksiv, leN ivvkev, müntei ;vre!, i ! egend i« »s Niendorf ' (Bibel' im alten M Jung' md Feilt Vie „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch dir Post bezogen ,,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode. Amiahmi »ou Inserat« bl» »«»mittag „ Uhr.^ Inserat» w»rd«n mit ,o p fir dl» Spaltz»tl« »««chn». Lat»lI«,isch«"Satz nach d»s»nd»r»m Laris Druck und Verlag von Hermann Rühl« in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla 6. Jahrgang. No. 58. Mittwoch, den 15. Mai 1907. Donnerstag, den 16. Mai 1907, DE" Abends 7 Ahr, sollt« an der ttnllestellv AloriträorL ungefähr 100 leere Leimfäffer gegen UarLLblunK' versleiKtzrl weiven Königliche Forstrevierverwaltung Okrilla. Oertliches und Sächsisches. Vttcndorf.Dkrtlla, den Mai ^o?. Seit innerhalb 14 Tagen sind im Ott drei Raddiebstähle aufzuweisen. Sonnabend vormittag S Uhr ist einen Böttcher aus Medingen bei einem hiesigen Barbier ein solches gestohlen worden. Es wäre nur zu wünschen, daß der Langfinger bald gefaßt würde, damit derselbe der Staatsanwaltschaft ausgeliefert werden kann. Also Vorsicht — Radfahrer! —* Die letzte Woche vor dem Psingstfeste! Himmelfahrt und die drei „gestrengen Herren" leiten zu dem lieblichen Fest hinüber. Sie waren diesmal alles andere, als streng, die Mamertus, Pankratius und Servatius. Diese berüchtigten „Eisheiligen" haben auch einmal ein Einsehen gehabt, so wollen wir wenigstens hoffen, denn es kann da» „dicke Ende" leicht nachkommen, wenn das in diesem Jahre auch weniger wahrscheinlich ist. Die letzte Woche vor Pfingsten hätten wir also nun. Schon Und erst, wie man will. Schon sagen namentlich die Schneider, Schneiderinnen und Putzmacherinnen, an die ganz gewaltige An forderungen in diesen Tagen gestellt werden und die feder jetzt für zwei arbeiten, trotzdem aber fürchten, nicht rechtzeitig fertig zu werden. Die Ungeduld der Kundschaft, die immer wieder ansragt, ob dies und jenes auch bestimmt fertig werde zum Feste, ist eine unangenehme Beigabe, aber sehr begreiflich Denn zu Pfingsten will alle» im neuen Staate prangen, mit der Natur wetteifern. Erst in acht Tagen Pfingsten rufen diejenigen aus, für die da» Fest garnicht schnell genug kommen kann und die sich von der Vorfreude nicht Hinhalten lasten wollen, obwohl sie mit da» Beste ist. Denn erst ein mal da, ist da» Fest auch bald vorüber und da» Bedauern folgt, gerade weil es so schön war. Die liebe Jugend stellt zu der zweiten Klasse die allermeisten Vertreter. Für sie ist das Warten nicht und das Haben bester als das Kriegen, sie hat ja auch ein Anrecht darauf, sorglos dem Augenblick zu leben. Marschieren Wir nun flott auf Pfingsten zu, so freuen wir un», wie eS überall mit jedem Tage pfingstlicher wird, sodaß uns ein wirklich schönes, liebliches Fest gewiß ist. In dieser Woche findet auch der Birkenschlag statt, damit wir unser Heim mit dem würzig duftenden Maien schmücken können. Sie haben sich bester entwickelt, als Man vor kurzem noch dachte. Medingen. Am Sonntag früh 8 Uhr brach auf noch unaufgeklärte Weise bei dem Böttcher und Bterhändler Herrn Herman Trieb in Medingen Feuer aus, welches durch den starken Wind so rasch um sich griff, daß der ganze Besitz in einer halben Stunde nieder brannte. Auch kamen 3 Ziegen in den Flammen um. Au» der Umgegend waren 7 Wehren erschienen, darunter auch die Ottendorfer Freiwillige Feuerwehr. Der Besitzer erleidet großen Schaden, da er nur gering versichert hat. Dresden. Die städtischen Behörden haben für Errichtung eines Krematoriums ein 80000 Quadratmeter großes, an den JohanniS- sriedhos in Tolkewitz anschließendes Gelände angekauft und den Professor Fritz Schuhmacher mit der Planung des zu errichtenden Krematoriums beauftragt. Das Gelände ist ausschließlich zu einem Gemeindesriedhof be stimmt und soll fortan nur der Feuerbestattung dienen. — Ein schwerer Unglücksfall hat sich im benachbarten Nieder-Poyritz ereignet. Dort blieb ein Krümperwagen in den Schienen der Straßenbahn hängen. Der Kutscher stürzte vom Bock und die Pferde gingen durch. Die beiden Insassen, ein Hauptmann aus Dresden und der Regimentsadjutant Leutnant von Boetticher aus Pirna, rettete sich zwar durch Abspringen, jedoch verletzte sich der Hauptmann dabei in schwerer Weise, während Leumant von Boetticher mit einer unerheblichen Fleischwunde davonkam. Die davonrasenden Pferde über fuhren dann noch zwei Kinder und verletzten diese ganz erheblich. Erst als da» eine Pferd stürzte und sich so verwundete, daß es auf der Stelle getötet werden mußte, war die tolle Fahrt zu Ende. Hilfe für die Verunglückten brachte die Direktion der Helfenberger Chemischen Fabrik. — In dem Villenorte Klein-Zschachwitz bei Pillnitz hat sich während des Gottesdienstes am Sonntag ein wohl ohne Beispiel da stehender Vorfall ereignet. Der Hilfsgeistliche Richter, der seit vorigen Herbst in dem ge nannten Orte amtierte, beschränkte seinen Gottesdienst auf die kirchlichen Bekanntmachungen und gab dann zur Kenntnis, daß er unter den jetzigen Verhältnissen nicht länger Gottes dienst abhalten könne, außerdem, er werde als Geistlicher angestellt und erhalte ein- höhere Gehaltszulage. Darauf sprach er den Segen und verließ die Kapelle. Die Besucher de» Gottesdienstes waren über eine solche Handlungs weise natürlich sehr erstaunt. Wie es heißt, oll der Hilfageistliche Richter nervenleidend ein und sich bereit» in einer Heilanstalt be- unden haben. Laube gast. Auf der am Himmelfahrtstage n Laubegast bei Dresden stattgehabten Frühjahrsversammlung des Verein» sächsischer Gemeindebeamten (Bezirk Dresden), die von den Ortsgruppen stark besucht war, wurde als Zrt der nächsten BezirkSversammlung Moritz burg gewählt. Pulsnitz. In der unserer Stadt nahe liegenden Fasanerie ist am Himmelsahrtstage in der fünften Nachmittagsstunde eine Fläche von ca. 500 Quadratmeter niedriger Wald schonung abgebrannt. Der Brand, welcher höchstwahrscheinlich durch Wegwerfen eines Zigarrenrestes oder Streichholzes entstanden ist, wurde rechtzeitig bemerkt. Durch sofortige Hilfe von in der Nähe Wohnenden gelang es, dem Feuer ein Ziel zu setzen und nur durch tatkräftigstes Eingreifen wurde größerer Schaden verhütet. Freiberg. Am Sonnabend wurde in der Nähe der Stadt von einer noch nicht festgestellten Person auf einen fahrenden Eisenbahnzug ein Stein geschleudert. Dieser zertrümmerte ein Fenster des Zuges und verletzte eine im Coupe sitzende Frau erheblich am Kopfe, ein Reisender trug durch Glassplitter Verwundungen an der Hand davon. Chemnitz. Ein in Ebersdorf wohnender, 26 jähriger Schlosser, der am Dienstag Vor mittag auf dem hiesigen Werkstättenbahnhose mit Reparaturarbeiten an einer Lokomotive be schäftigt war, stürzte von dieser ab, wobei ein Steuerbock nachstürzte und ihm auf den Unter leib fiel. Der Schwerverletzte verstarb in der Nacht darauf im Krankenhause. Chemnitz. Am Montag abend scheuten aus dem Gablenzplatz zwei vor einem Jagd- wagen gespannte Pferde eines hiesigen Fabrik besitzers. Von den drei Insassen sprangen zwei heraus, wobei der eine einen Unterkiejer- bruch und leichtere Verletzungen am Kinn erli der andere eine lange Fleischwunde an der rechten Kopfseite. Die durchgegangenen Pferde prallten sodann an eine Fabrikmauer an, wobei üe Pferde stürzten und der Kutscher vom Bock geschleudert wurde. Der Kutscher erlitt mehrere Kopfverletzungen. Beim Stürzen der Pferde iel eines auf ein zufällig vorbeigehendes fünf- ähriges Mädchen, das einen rechtsseitigen Interschenkelbruch und eine schwere Gehirn erschütterung davontrug. Leipzig. Sonnabend früh kurz nach 7 Uhr brach in der chemischen Fabrik von M. Ullmer in L.-Gohlis, Aeußere Hallesche Straßd 99, ein größeres Schadenfeuer aus. Im zweiten Hindergebäudt hat der Apotheker llmer seinen Lagerraum inne, in dem elluloidwaren aufgestapelt waren. Die Fabri- ation wurde in dem genannten Grundstücke nicht betrieben. Das Feuer hat sowohl die erste Etage, sowie auch den gegenüberliegenden godenraum ausgebrannt Zwei Feuerwehr- eute wurden durch Stichflammen nicht uner- eblich verletzt. Der Schaden ist bedeutend. )ie Ursache des Brandes scheint Selbst entzündung zu sein. Zwickau. Am Mittwoch wurde ein 44 Jahre alter Schriftsteller aus Chemnitz in Zwickau wegen Zechbetrugs festgenommen, weil er in einer Wirtschaft der inneren Stadt lustig darauf losgezecht und auch noch andere Leute freigkhalten hatte, obwohl er keinen Isennig Geld bei sich führte. Auf seine Ver. cherung, daß er bei seinem Prinzipal Geld jolen wollte, hatte man Ihn unbehelligt fort gehen lassen Hernach ergab sich aber, daß er gegenwärtig überhaupt keine Stellung hat und chon seinem früheren Prinzipal einen an- 'ehnlichen Geldbetrag unterschlagen und außer dem dessen Kassiererin um eine geringere Summe geprellt hatte. Schneeberg. Schweren Schaden richtete ein Unfall an, der mit zwei Pferden be spannte Sprengwagen sauste, als die Bremse versagte, die abschüssige Badergasse hinab und prallte dann mit voller Wucht an das Haus des Malermeisters Emil Beier, wobei der Wagen teilweise zerbrach. Leider wurde dabei das Sattelpferd so schwer verletzt, daß e» sofort getötet werden mußte. Am Beierschen Hause wurden zwei Fenster total zertrümmert und das Mauerwerk arg beschädigt, außerdem ergoß sich der gesamte Inhalt de» Sprengwagen» in die Wohnstube des Hauses. Mühlgrün i. V. Ein schwerer Unfall bat den bei der Leipziger Firma August Hopfer und Eisenstuck angestellten Elektrotechniker Haller aus Treuen betroffen. Haller war hier mit Aufstellung einer elektrischen Batterie be schäftigt, als ihm die Lötlampe exrlodierte. Durch die umherspritzende Schwefelsäure aus der Batterie erlitt der Mann schwere Ver brennungen im Gesicht. Auch die Augen sind stark in Mitleidenschaft gezogen. Plauen. Sonntag früh V,4 Uhr war in der umfangreichen, direkt an das Wohnhaus angebauten Stickerei- und Spitzenfabrik der Firma E. M. Becher Feuer ausgebrochen und ehe cs von den Hausbewohnern bemerkt wurde, war das ganze Gebäude mit dichten Rauch wolken gefüllt. Die Leute waren dem Er stickungstod- nahe und mußten, notdürftig be kleidet, flöchten. In den fertigen und un- sertigen Spitzenwaren, Mustern, Schablonen, Tüll- und Wollstoffen usw. fand das gefräßige Element reiche Nahrung. Das Fabrikgebäude brannte jedoch völlig aus, ebenso sind sämtliche Stickereien, Lagerbestände, Muster und Schablonen Kleidungsgegenstände der Arbeiterinnen u. a. m vernichtet worden. Der Schaden wird au etwa 70000 M. geschätzt. Gegen 100 Arbeiter und Arbeiterinnen sind vorläufig brotlos. Der Brand soll durch die elektrische Plättanlage entstanden sein. Ein Feuerwehrmann, der Tischlermeister Ludwig ist lebensgefährlich ver unglückt. Er hat eine schwere Rauchgas- vergistung erlitten und schwebt in Lebensgefahr. Aus der Woche. Die ersten Maienwochen sollten dem Kabinett ilemenceau in Fraukreich zeigen, daß die Nation nicht gewillt ist, dauernd von den Ver- prechungen eines Ministerium» zu leben. In den Wandelgängen der Kammer raunte man ich zu: Georges Clemenceau werde da« be rüchtigte Leiden aller verbrauchten Minister be- ommen, um nicht einem verweigerten Ver- rauenspotum der Kammer, die er 11 Monate genasführt hat, zu weichen. Aber da» Schicksal sollte e» ander». Da« launenhafte, un berechenbare beschloß, die „große Nation" noch änger von einem Ministerpräsidenten leiten u lassen, der von dem Wege vom Wort zur 'at nur eine schwache Vorstellung hat. Eine eltsame Fügung ließ den von König Eduard n aller Slille vorbereiteten Vertrag zwischen Japan und Frankreich zustande kommen just in dem Augenblick, da ClemenceauS Stern im Sinken begriffen war- Der japanisch-franzö- iche Vertrag hat die Sachlage von Grund aus umgestaltet. Mögen nun die Anfragen auf den schweigend lächelnden Ministerpräsiden ten niederprasseln, mögen die Angriffe der Opposition einander an Heftigkeit überbieten, wenn sich die Wogen geglättet haben, wird Herr Clemenceau eine seiner großen Reden satten, mit Witz den Angreifer, mit Spott den Gegner abtun und mit leuchtenden Augen d»r Kammer sagen: „Konnte mehr erreicht werden, als das Bündnis mit dem mächtigen Japan, )aS unsre Kräfte freimacht für die Aufgaben m Innern?" Die Kammer wird mit diesem Trost vorliebnehmen uud geduldig warten, ob ms japanisch-französisch« Bündnis endlich Ordnung in die heillose Verwirrung der inneren lngelegenheiten Frankreichs bringt. — Do« König Eduard hat man in den letzten Tagen nach dem Lärm seiner Festlandsrris« wenig ehört. Der liebe Onkel sitzt am Lhemsestrand und feiert bescheidene Triumphe. Bei ihm ist er japanische Prinz Fuschtmi, den der Mikado über den Ozean saudte, um seinem Verbündeten Grüße zu bringen. Allerding» da» große Schweigen hat noch einen tieferen Grund. Einflußreiche Politiker haben nämlich im Unter hau» angesragt, ob an dem verfassung«mäßig»n Grundsatz festgehaten worden sei, daß der König politische Reisen nur in Begleitung eines verantwortlichen Minister« machen dürfe. Dabei trat zutage, daß entgegen allen andern Nachrichten Eduarda Europareise durchaus politische Ziele verfolgte; denn dem Fragesteller ward geantwortet, daß Sir Hardinge, der Leiter der auswärtigen Angelegenheiten, den König überallhin begleitet habe. Cartagena und Gaeta werden nachträglich auch dem blin desten Auge ins richtige Licht gerückt. — Nachdem die Duma in die Pfingstf«rien gegangen ist, hat sich die Presse in Petersburg noch einmal eingehend mit der Audienz beschäftigt, dic der Dumapräsident Golowin unlängst beim Zaren hatte. E« ist nunmehr bekannt geworden, daß der Zar schleunigst ein« Meinungsäußerung der Duma über die Atten tate und Raubanfälle der „Schrecken-männer" zu hören wünscht. Golowin soll angeblich er folglos versucht haben' den Zaren zu überzru- gen, daß die Behandlung dieser heiklen Frage die Gemüter allzuleicht erhitzen könnte. Der Zar entließ den Dumapräsidenten ungnädig und sprach die Erwartung aus, daß die Duma sich nach ihrem Wiede,zusammentritt unverzüglich zu der Frage äußern werde, was Golowin auch versprach. Damit ist eine schwer« Gewitterwolke über dem russischen Parlament heraufgezogen; denn es ist vorau»zusehen, daß die Debatten sich äußerst heftig gestalten werden, um so mehr als Herr Golowin, seit er dem Abgeordneten Surabow, der die Arme« beschimpfte, aus der Duma ausschlttßen ließ, sich nicht mehr des Vertrauen» der äußersten Linken erfreut.