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Vic »Mnendvrfcr Zcirung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch dir Post bezogen 1,20 Mark. Annahme »on Inserat« bi, »«Mittag w Ws»? Inserat« werden «it w p für di« Spaitz«tl« b«r«chn« LabellartscherZSatz nach besondrrem Laris Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode." Druck und Verlag von Hermann Rühl« in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in töroß-Dkrilla No. 27. Sonntag, den 3. Marx 1907 6. Jahrgang. Orrtliches und Sächsisches. Vitendorf-Dkrilla, den 2. März t?07. — * Der Monat März hat mit gestern sein Regiment angetreten. Er erhielt von Karl dem Grohen den Namen Lenz oder Frühlings monat. Der Monat hat für uns seine be sondere Bedeutung dadurch, daß er um» die lieblichste aller Jahreszeiten schenkt. Wohl kann de» Winter« Macht besonder« in der ersten Hälfte noch groß lein, aber meisten« macht die milde, warme Lust sich doch sieghaft bemerkbar. Für den Landmann ist der März die Z«it zum Beginn der Sommersaat. Auch werden die Wiesen nnd Kleefelder gereinigt und zur Ausnahme neuen Samens vorbereitet. Im Garten fangen die Zwiebelgewächse, be sonder« di« in allen Farben leuchtenden Hyazinthen und die roten, gelben, sowie die zweifarbigen Tulpen schon langsam an zu blühen. Veilchen gucken neugierig au« dem Boden hervor und an dem Bäumen brechen die ersten jungen Knospen aus den bräunlichen Hülsen. Sobald die Wärme zunimmt, stellen sich auch die Zugvögel wieder ein. Die Stare, die zum Teil schon eingetroffen sind, und Finken bilden den Vormarsch. Dann folgen al« da» Gros des Heeres die Schnepfen, wilde Gänse, Kibitze, Drosseln und Dohlen. Hinter- her kommen al« Nachtrab Bachstelzen, Rot- kehlch«n, Ammern und Störche. Ist das Welter recht lind, so sängt bei vielen bereit» da« Nisten an. Für den Jäger liefern die Auerhahn- und Birkhahnjagden ganz besondere Freuden, da gerade in der Balzzeit dieser Tiere das Pürschen von großem Reize ist. Der März bringt überhaupt jedem Menschen etwa« Schöne« mit. Vorbei ist der Winter mit seinem Ungemach, den vielen Ausgaben für Heizung, warme Kleidung und Gesellschaften. Gekommen ist der Frühling mit Sonnenschein, Blüten an Baum und Strauch, Vogelgesang und herrlichen Tagen I Statt im Ballsaal Staub und Hitze schlucken zu müssen, kann man jetzt gesunde, ozonhaltige Luft einatmen und sich am Erwachen der Natur, daß jede» Jahr wieder einen überwältigenden Eindruck aus sinnige Gemüter macht, erfreuen. Von dem kriegerischen Patron des März, dem Mars, ist wenig zu merken Höchsten» sprechen wir von der Schlacht zwischen Winter und Lenz. Friedentgesühle werden in un» lebendig und neue» Hoffen zieht in die Seelen ein. —* Die Witterung im März. Der März soll sich nach dem hundertjährigen Kalender in den ersten beiden Dritteln al» recht kalt er weisen, während da« letzte Drittel des Monat» schöne warm« Tage bringen dürfte. Der Meteorologe Bürgel, ein Verfechter der Theorie Rudolf Falb», prognostiziert gleichsall», aber nur für da» erste Drittel de» Monats starken Frost, hierauf wechselweise und je nach der Gegend Regen und Sonnenschein, Schnee und Hagel, darauf einige kalte Tage, dann aber bi» zum Schluffe des Monats rauhe«, stürmisches und regnerisches Wetter- Sowohl der 11. als auch der 29. März wird von Bürgel für einen kritischen Tag höherer bezw. starker Ordnung bezeichnet.' —* Das Ministerium des Innern hat mit Rücksicht darauf, daß das zahlreiche Auftreten de» Nonnensalter» in verschiedenen Teilen Sachsens, im Jahre 1906 für dieses Jahr eine Vermehrung dieses Schädlings befürchten läßt, umfassende Vorsichtsmaßregeln angeordnet. —* Mit dem 1. März beginnt nun auch nach sächsischem Jagdgesetz die Schonzeit für alle« Edelwild und Dammwild und sür die Krammettvögel- Dagegen dürfen Schnepfen und Hähne von Auer-, Birk- und Hasenwild vom 1. März bis 15. Mai, wilde Enten aber nur noch bi» lb. März geschaffen werden. In Preußen beginnt die Schonzeit für Reh böcke und sür das männliche Rot- und Damm wild ebenfalls mit dem 1. März. In Oester reich dagegen dauert die Jagd auf Edel- und Dammwild noch bis zum 31. März. Es ist etzt ruhige Zeit für den Jäger. — * Personentarif in Sachsen. Wie wir einerzeit Mitteilen konnten, belastet die ab 1. Mai d. I. einzuführende Personentarifreform die Staalsbahnveiwaltung ganz erheblich mit Arbeit. In dem Bureau, in welchem die Tarife neu bearbeitet werden müssen, und in der Fahrkartendruckerei der Staatabahn herrscht ein emsiges Getriebe, an den Sonntagen und abend» muß über die dienstliche Zeit hinaus gearbeitet werden, da ab 1. Mai bei Antritt )er Reise eine zweite Fahrkarte gelöst werden muß, die als Rückfahrkarte gilt und die durch )en Stempelaufdruck „Rückf." gekennzeichnet wird, so müssen die Stempelpressen zur Ab- tempelung der Fahrkarten so eingerichtet ein, daß Fahrkarten, die link» in das Mund- och eingeführt werden, nur den Ausgabetag und -Monat, die recht« in das Mundloch ein- gesührt werden, den Ausgabetag und -Monat und die Bezeichnung „Rückf." aufgestempelt erhalten, Das erfordert eine Umarbeitung aller Stempelpreffen z. B. in deu Fahrkartenschaltern der Staatsbahn. Diese Umarbeitung hat das Werkstättenmagazin in Chemnitz vorzunehmen. Dann erfolgt nach und nach auch ein Umtausch der Stempelpreffen. Damit die Fahrkarten aus den schmalspurigen Bahnen nach Stationen auf den oollspurigen Bahnen abgestempelt werden können, muffen auch diese Fahrkarten- pressen und diejenigen der Zugführer, abge ändert werden. Dresden. Dem Verein für Radwettfahren in Dresden ist von der Königlichen Kreis- hauptmannschast untersagt worden, künftig Rennen mit Motorführung zu veranstalten. — Am Dienstag stürzte im Grundstücke Nr. 2 der Windmühlenstraße ein Kutscher bei der Vornahme einer Dachrinnen-Reparatur von der Leiter au« einer Höhe von ungefähr 5 Meter herab und schlug mit dem Unterleibe auf ein eiserne« Treppengeländer auf. Er vermochte zwar noch seine Wohnung aufzusuchen mußte aber daraus, da er innerlich schwer ver letzt erschien, in das Friedrichstadter Kranken haus gebracht werden. Pirna. Von der Gendarmerie in Ebers bach verhaftet wurden Anfang der Woche die von ihrem Truppenteil vor zehn Tagen desertierten Soldaten und Ockonomiehandwerker der 4. Batterie de» 64. Artillerieregiments in Pirna, Paul Slota aus Breslau und Bernhard Wilhelm aus Seifhennersdorf. Bernstadt. Eine Schießaffäre erregt in der Gegend von Bernstadt viel Aufsehen. Al» am letzten Freitag abend gegen 6 Uhr der in Neundorf wohnhafte und beim Gutsbesitzer Stöcker bedienstet« Arbeiter Seidler, gebürtig aus Großhennersdorf, in dem sogenannten Hofesträuchern auf Großhennersdorfer Flur sich etwa» Holz sammeln wollte, wurde er plötzlich durch einen Schuß erschreckt. Er lief davon. Nun fiel ein zweiter Schuß und Seidler wurde gemahr, daß er getroffen sei- Die Schüsse sind vom Förster Rothe in Groß hennersdorf abgegeben worden, der sich mit dem Waldwärter Kahle infolge angeblich vor gekommener H^Izdiebstähle zur genannten Zeit dort ausgehalten hat. Seidler ist an einem Arme, an einem Beine uud am Rücken durch Schrot verletzt worden. Er ist zurzeit arbeits unfähig, doch dürften die Verletzungen nicht gefährlich sein. Seidler lebt in sehr armen Verhältnissen und ist Vater von mehreren Kindern, .lieber den Vorfall ist gerichtliche Untersuchung tingeleitet worden. Förster Rothe fühlt die Schüsse auf einen unglücklichen Zusal zurück. Gröba. Durch einen bedauernswerten Unglücksfall wurde die Familie des Schmiede Meisters Schöne, hier, in tiefe Trauer versetzt Der blühende, vor dem zweijährigen GeburtS tag stehende einzige Sohn Fritz de» Genannten wurde am Dienstag Vormittag von einem di Kirchstraße passierenden Wagen überfahren un o schwer verletzt, daß er balb darauf seinen Jeist aufgab. Eine Schuld ist an dem Un glücksfalle niemanden beizumessen. Freiberg. D«r vom hiesigen Schwur gericht dieser Tage wegen Totschlags begangen an seiner Ehefrau, zu 15 Jahren Zuchthaus verurteilte GaSmeister Graß au« Zöblitz hat egen dieses Urteil Revision beim Reichsgericht mgelegt. Burkersdorf bei Frauenstein. Am Mittwoch nachmittag in der fünftrn Stunde wurde hier sie Feuerwehr alarmiert. Es galt eine Zigeuner- ruppe, die vier Wagen mit sich führte, zum Verlassen d«S Dorfes zu bewegen. Die Zigeuner welche bisher allen Weisungen der OrtSbehörde törrischen Widerstand entgegengesetzt hatten, ergriffen unter dem Ruf«: „Die Spritze kommt I" das Hasenpanier. Di« Truppe war infolge der Schneeverwehungen mit ihrem Wagen in siesiger Gegend aufgehalten worden. Es waren Pferdehändler au« Ostpreußen und der Zerliner Gegend, die mit reichlichen G-ld- vorräten versehen waren. Chemnitz. Ein Herr, der ungenannt bleiben will, hat zum Andenken an seine ver- torbene Mutter dem Frauenverein Krippe und )em Verein der Kinderfreunde je 1000 Mark und dem Verein Gemeindediakonte 2000 Mark ür die Zwecke dieser Wohltätigkeitsvereine .bergeben. Chemnitz. Ein 77 Jahre alte Expedient, der eine einfenstrige Stube bewohnte, erstickte >ei einem in der Stube auSgebrochenen Brand. Der Verunglückte hatte sich mit der brennenden Zigarre in» Bett gelegt. — In einem Haus« der Alexanderstraße explodierte «ine in den Ofen gestellte Wärm lasche. Der Ofen wurde zertrümmert, ein 14jähriges Mädchen wurde schwer verbrannt. — Ein heiteres Vorkommnis spielte sich in einer Landgemeinde bei Chemnitz ab' Diese hatte die Genehmigung zur Errichtung einer Gemeindesparkaffe erhalten. Tie Vorarbeiten wurden erledigt, n. a auch die Sparkaffen- rücher in Auftrag gegeben, die nach dem Sparkasienregulativ einen dunkelgrauen Einband erhalten sollten. Aber, o Schreck! al» der Buchbinder die nicht kleine Auflage lieferte, waren die Bücher in hellgrauen Einband ge- mnden. Guter Rat war nun teuer. Aber der Gemeiderat fand ihn. Ohne Kosten sogar. Er beschloß einfach einen Nachtrag zum Sparkaffenregulattv, der nur die Bestimmung enthielt, daß der Einband der Sparkaffenbücher ein hellgrauer sein soll. Unter Heiterkeit seiner Mitglieder gab der Bezirksausschuß dem Nach trag seine Zustimmung. Borna- Die von dem freiwillig au» dem Leben geschiedenen Lehrer Zieger verwaltete Bornaer Kindersparkaffe ist in Zahlungs schwierigkeiten geraten. De»halb hat der Armen - Versorgung«ausschuß im Orte vier Sammelstellen errichtet, wo Geldbeträge und Kleidungsstücke für unbemittelte Konfirmanden entgegengenommen werden. Buchdruckereibesitzer Noske stiftete 1000 Mk. für diesjährige arme Konfirmanden. Auch sonst sind Spenden für diesen Zweck eingegangen, darunter eine von 300 Mk. Ueber 700 haben sich gemeldet, die Forderungen an die Konfirmandensparkasie stellten. Oetzsch. In der Nacht zum Freitag ist im hiesigen Bahnhofsgebäude ein Einbruch ver übt worden und zwar in dem in der ersten Etage befindlichen Stationszimmer. Bi« gegen 2 Uhr hat sich der diensthabende Beamte noch darin aufgehalten, dann ist bis gegen 5 Uh eine Dienstpause eingetreten. Der Dieb hat seinen Weg von der Bahnsteigseite au« ge nommen, indem er ein nicht sehr hohes Fenster eingedrückt hat, ist dann in einen Vorraum gelangt, woselbst er zwei Türen gewaltsam er brochen habe. In dem Stationszimmer hat sich der Einbrecher die dort aufbewahrte Geldkassette angeeignet und ist mit ihr auf demselben Wege geflüchtet, ohne eine Spur zu hinterlassen, In der Kassette haben sich 2 750 M. in barem Geld« befunden. Von dem Täter fehlt jede Spur, auch besteht keinerlei Verdacht Vermutlich handelt e» sich um ein« Person, die mit dem örtlichen und dienstlichen Verhältnissen vertraut gewesen ist. Ebenso hat der Einbrecher zweifellos Kenntnis davon ge habt, daß sich in der Nacht außergewöhnlich viel Geld in der StationSkaffe befunden hat, da sich am letzten jeden Monats di« Bahn- abonnenten ihre Monatskarten lösen. Leipzig. Von einer Droschke totgefahren wurde am Donner«tag abend in der achten Stunde in der Kaiser Wilhelm-Straße wohnende Oberassistenten«-Witwe Anna Marie Amalie Eckhardt. Die alte Dame war eben von einem Straßenbahnwagen abgestiegen, als eine Droschke 1. Klaffe herankam, die Nichtsahnende umriß und sie überfuhr. Von hilfsbereiten Leuten ward die Unglückliche zunächst in eine Hausflur gebracht- Hier stellte e» sich sofort herau«, daß die Verletzungen außerordentlich schwere waren. Ihnen erlag die Greisin binnen weniger Minuten. Der Leichnam der so jäh aus dem Leben Gerissenen ward nach der Wohnung gebracht. Leipzig. Auf dem Transporte nach der Landcsanstalt Zwickau entlief am Dienstag ein chwerer Verbrecher den ihn begleitenden Be amten. Einen ihm verfolgenden Postbeamten versetzte der Flüchtling einen Fußtritt vor den Unterleib, ein Vorgehen, welche« ihm eine tüchtige Tracht Prügel durch da« hinzukommende Publikum einbrachte, ehe ihn der Transporteur wieder in Empfang nahm. — Drei Mechanikerlehrlinge im Alter zwischen 15 und 16 Jahren, sowie ein 14 jähriger Schulknabe entwendeten au« Geschäftsläden und HauSgrundstücken Glüh birnen, Akkumulatoren usw., verkauften diese Gegenstände und teilten den Erlös. Die Diebesbande wurde verhaftet. — Von Montag, den 4. März an wird Leipzig im Zechen des Meßtrubela stehen, da die dann beginnende Ostermeffe (Engrosmeffe) einen gewaltigen Fremdenzufluß aus aller Herren Länder nach Leipzig bringt. Nach dem offiziellen Leipziger Meß-Adreßbuch beträgt die Zabl der auSstellenden Firmen, die sich bi« zum 16. Februar angemeldet hatten, 3328, von denen da» Hauptkonlingent natürlich auf da« Deutsche Reich, di» übrigen auf Oesterreich- Ungarn, Frankreich, Großbritannien, Schweiz, Niederlande, Belgien, Jtalien, Dänemark, Schweden, Rußland und Nordamerika entfällt. Ammelshain. Weniger schwierig al» di« Reichatagswahl gestaltete sich vergangenen Dienstag die GemeinderatSwahl zu Ammels hain. Dort wurde für den Unangeseffenen sage und schreibe — eine Stimme — abge geben, und diese eine Stimme beförderte ihn in den Gemeinderat. Plauen i. V. Bet der Stickereifirma Lucke und Hanoldt in Plauen i. V. haben 37 Tamburierer die Arbeiter niedergelegt, weil die Firma einen Agitaeor gekündigt hatte, unter dessen Terrorismus andere zu leiden hatten, ganz besonder» ein Arbeiter, der sich geweigert hatte, die hohen Beiträge der sozialdemokratischen Organisation zu zahlen. Plauen i. V. Eine Diebeabande au« Leipzig, bestehend aus zwei Handarbeitern und einem Markthelfer, wurden hier verhaftet. Sie haben Einbrüche verübt und wurden auch von der Leipziger Staatsanwaltschaft gesucht- Markneukirchen. Der Bahnbau Sieben brunn—Markneukirchen, der im Herbste vorigen Jahres plötzlich eingestellt wurde, weil v»n den GrundstückSanltegern nachträglich bedeutend« Entschädigungssorderungen gestellt wurden, darf nach einer neuerlichen Entscheidung der König!. Generaldirektion der Staatsbahnen nur dann sortgesetzt werden, wenn die Stadt für di« zurzeit noch bestehende Differenz von 120000 M. aufkommt. Dieses große Opfer zu bringen, sind indessen die Stadtvertreter nicht geneigt,