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Ottendorfer Zeitung : 27.02.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190702277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19070227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19070227
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-02
- Tag 1907-02-27
-
Monat
1907-02
-
Jahr
1907
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 27.02.1907
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Kartenskizze zum Zchiffz-Untergang bei Hoek van Holland erste» Hypothek wert. DaS Urteil lautete gegen Schämig aus 9 Monat Gefängnis und 500 Mk. ! Geldstrafe, gegen Seib auf 8 Monat Gefängnis. Verkäufen» aus Nürnberg. Blanc selbst, der! milzureilen, daß sie mu dem m den letzten ! Uneü wurde der „straz" wegen Übertretung des E^r-iuSgeseyeS zu - Geldstrafen. Die Angeklagten wurden bls aus diej Posen. Die Strafkammer verurteilte die Mt- glieder des Hauptvorstandes des polnischen Vereins ein Alter von 39 Jahren erreicht hat, war nicht verheiratet. Die Nase abgebissen. Der Zimmermann Martin Neumüller m Ingolstadt glaubte zu be merken, das; ihm seine Geliebte, die im Restau rant „Münsterer" bedienstete Kellnerin Scham berger Gmnd zur Eifersucht gebe. Er rief sie am Abend vor die Tür und biß ihr den linken Nasenflügel glatt weg, so daß das bildhübsche Mädchen dauernd entstellt bleiben wird. Der bissige Bräutigam stellte sich nach seiner Heldentat freiwillig der Polizei, die ihn einstweilen in Haft behielt. In der großen Viehschmuggel-Ange legenheit an der holländischen Grenze hat die weitere Untersuchung ergeben, daß die Schmuggler geführt werden mußte. Dort ist Blanc dieser Tage gestorben. Wie sich nachträglich heraus gestellt har, handelte es sich hierbei nicht um seine Frau, wadern um eine hübsche, junge nämlich, den Aufwand und den Luxus, den die Damen mit den Hüten treiben, ganz gehörig einzuschränken. Der erste Absatz der Bill lautet: „Es soll fortan für irgend eine Dame, verheiratet oder ledig, ungesetzlich sein, sich mehr als zwei Hüte in einem Jahre anzuschaffen, in Empfang zu nehmen oder sonst zu verschaffen. Jeder dieser beiden gesetzlich erlaubten Hüte darf nicht mehr als — zwei Dollar (9 Mk.) kosten." Der betreffende Gesetzgeber scheint sehr üble Erfahrungen mit seiner Frau gemacht zu haben. Selbstentzündung einer Schiffsladung. In Cooktown (Australien) verbrannte der eng lische Schuner „Papuan" infolge einer Explosion, die auf Selbstentzündung der Kopra (getrocknete Kokosnuß) mit der das Schiff geladen war, zurückzusühren ist. Sechs Kanälen sind bei dem Ünglücksfall ums Leben gekommen. Tagen viel besprochenen Skandal nichts zu tun hat." Der Modebericht zeigt besondere Sorg falt. Das Feuilleton spielt in der eleganten Welt. Die Verbrechergeschichten sind in der Tat von der anständigen Presse derart mit Beschlag belegt, daß den Apachen nichts andres übrig blieb, als in ihrer Dichtung in das Reich der Wohlanständigkeit sich zu verirren. Ein Gesetz gegen de« Luxus der Damenhüte. Die Gesetzlommission des Staates Missouri in den Per. Staaten wird sich dem nächst mit einem eigenartigen Gesetzesvorschlag beschäftigen müssen, und der Urheber dieser eigenartigen Bill, Norfleet aus Morgan County, beabsichtigt anscheinend als der ungalanteste Gesetzgeber zu gelten. Das Gesetz bezweckt nachts ost ein Dutzend Spione mit Ferngläsern aussaudten, die den Auftrag hatten, die Grenz wächter zu beobachten. Diese verständigten sich durch Signale mit Blendlaternen. Weißes Licht zeigte an, daß keine Gefahr vorhanden sei. Durch dieselben Signale verrieten sich aber schließlich die Schmuggler, die bereits so dreist waren, daß sie das Vieh zum Teil auf Wald wegen an der Grenze abschlachteten. Im Kohlenbergwerk verschüttet. Durch herabstürzende Kohlenmassen im Johannschachte der Brücher Kohlenwerke in Brüx sind vier Arbeiter verschüttet worden. Nach längeren Be mühungen gelang es zwar, die Verunglückten zu berge«; ein Mann war jedoch schon tot. Die übrigen sind lebensgefährlich verletzt. ek. Ein SS Jahre alter Dompfaff. Bon der Langlebigleit der Gänse, Raben und andrer Vögel ist schon ost geredet worden, daß aber auch ein in Gefangenschaft gehaltener Dompfaff ein hohes Alter erreicht, dürfte selten dastehen. Einen solchen Vogel besaß der Guts besitzer Godwin in Dorchester (England). Vor einigen Tagen starb das Tier, 22 Jahre alt, an Altersschwäche. K Die Zeitung der Apachen. Um „einem längst empfundenen Bedürfnis" abzu helfen, haben nun auch die Apachen, die ge fürchteten Helden des dunkelsten Paris, ihre Zeitung gegründet, das .Journal des Apachesü Jede Woche wird fortan dieses Organ in Paris erscheinen. „Der Benis der Apachen ist ja," so schreibt die ,Liberty, „aufreibend und gefahrvoll und genießt nicht gerade das Wohlwollen der Behörden; aber sie sind Bürger, üben ihr Wahlrecht aus und beanspruchen daher auch mit Recht, als Bürger voll geachtet zu werden." Die erste Nummer ihrer Zeitung umfaßt vier kleine Seiten; der Text ist amographien. Ein Kammerbericht, eine Rundschau über äußere Politik, — alles wie bei den Blättern stied- t. Hunde als menschliche Nahrungs mittel. Nicht weniger als 1601 Hunde haben im Jahre 1906 im Königreich Preußen als Nahrungsmittel für Menschen der ärztlichen amt lichen Fleischschau unterlegen. Im Jahre 1905 waren es 1568 Köter. Beanstandungen kamen nur vereinzelt vor. Die meisten Movpels und Karos werden in Schlesien geschlachtet. Im letzten Vierteljahre 1906 stellte diese Provinz 318, Sachsen 88, Brandenburg 53, das Rhein land 19 Stück Hunde zur ärztlichen Fleisch beschau. Zu dem Unfall des Schnellzuges Basel—Berlin auf dem Bahnhof in Frank furt a. M. wird noch berichtet: Bei dem Unfall im Hauvtbahnhof fuhr die Lokomotive etwa 6 Meter auf den Bahnsteig auf, rasterte den Prellbock glatt weg, rannte eine eiserne Schranke und Schilder um und blieb dann stehen. Der Zug war infolge Verspätung mit mehr als normaler Einsahrtsgeichwindigkeil in den Bahnhof gekommen, und außerdem waren die Schienen infolge des Schneefalls sehr glatt. Trotz Bremsens und Konterdampf konnte der Zug nicht rechtzeitig zum Halten gebracht werden. Der Sachschaden wird auf 5000 Vik. geschätzt. Die auf dem Bahnsteig an der ge fährdeten Stelle befindlichen Reisenden und Be amten konnten sich in Sicherheit bringen, da sie durch Zurufe rechtzeitig auf die Gefahr — man merkte die übergroße Geschwindigkeit — auf merksam gemacht wurden. DaS Reisegepäck eines Liannes, der vor Schreck seine Sachen fallen ließ und dann zur Seite sprang, geriet inner die Lokomotive. Ler Unfall ereignete sich direkt neben dem Gleise, von dem aus vor sechs Jahren die Lokomotive des Ocienrexpreß- zuges über den Prellbock und Bahnsteig in den Warte>aal fuhr. Weiteres Umsichgreifen der Pocken. Die Pockenepidemie in Metz nimmt größeren Umfang an. Offenbar sind Ansteckungsträger vorhanden, die man nicht kennt und die wie so oft, eine Weiterverbreitung der Erkrankung bewirken. Man weiß, daß anscheinend gesunve Menschen mit Krankheitsstoffen beladen sein können und, weil sie eben gesund scheinen, zur Verbreitung derartiger Epidemien in un kontrollierbarer Weise beitragen. Von großem Interesse dürfte es sein, zu erfahren, ob nicht geimpfte Personen die Opier der Erkrankung sind. Auch in Devant-les-Ponts nehmen die Pocken eine besorgniserregende Ausdehnung an, 28 Personen, von denen mehrere m Lebens gefahr schweben, befinden sich zurzeit im Metzer Hospital. Auch in Mülhausen treten die Pocken wieder auf. Zehn Kranke haben Aufnahme im Hafenrainspital gefunden. Torpedobootsunfall. Auf der Unterelbe, nahe der Kanalmündung bei Brunsbüttel, stieß das Torpedoboot „8 42" mit einem Hamburger Dampfer zusammen. Das Torpedoboot erlitt schwere Beschädigungen am Kohlenbunker; es wurde zunächst nach Brunsbüttel geschleppt, notdürftig gedichtet und weiter nach Kiel ge bracht. Der Dampfer ist unerkannt geblieben. Raub und Brandstiftung. Die Villa Schürenberg in Esten wurde völlig ausgeraubt und dann in Brand gesteckt. Die Familie Schürenberg war verreist. Viele Gold- und Silbersachen wurden gestohlen. Gin jugendlicher Selbstmörder. Wegen einer Züchtigung, die er von seinem Vater er halten hatte, wart sich in Schneidemühl der dreizehnjährige Schulknabe Backhaus vom Do minium Schönau auf die Schienen, als gerade ein Perionenzug heranbrauste. Der Knabe wurde auf der Stelle getötet. Der letzte Akt einer Liebestragödie. Im Bahnhofshotel „Reichshof" in München erschoß der Hauptmann und Kompaniechef Ernst Blanc im 2. bayrischen Fuß-Arlillerie-Regiment zu Metz seine angebliche Ehefrau und Achtete dann die Waffe gegen sich selbst. Er erreichte jedoch seinen Zweck nicht, sondern verletzte sich nur schwer, io daß er dem Krankenhaus« zu Gericktskstte. Frankfurt a. M. Ein Zimmermeister B. wollte eine zweite Hypothek von 20 000 Mk., die ans dem Hanse seines Bruders in Bockenheim stand, zu Geld f machen. Der Bauunternehmer Schömig und der Agent Seid vermittelten ein Tauschgeschäft, wonach i B. für die Hypothek 12000 Mk. in bar und ein Häuschen in Offenbach erhalten sollte. Dieses f Häuschen stößt an ein ähnliches kleines Haus. »Nach - der Anklage sollen nun Schömig und Seib, die für die Vermittelung je 200 Mk. erhielten, dem B. vor geredet haben, daß er beide Häuser bekommen werde, während er tatsächlich nur eins erhalten hat. Nach dem Gutachten des Architekten Wichmann war aber auch die zweite Hypothek zur Zeit des Rohbaues des Hauses nur wenige tausend Mark nach der sicher Bürger. Eine Berichtigung findet bereits in der ersten Nummer eine stelle. „Eine z des Reichstages und Landtages, gegen f Abonnentin, die IN Villoti unter dem .Kriegs- s yjx das Verfahren einstweilen einncüclli worden ist, s namen „La Mmgmie" bekannt ist, bittet uns , zu je 30 Mk. Geldstrafe verurMlt. Durch das I <--7 „Struz" fü- emen politischen > Verein erklärt, welcher staatsfeindlichen Tendenzen huldigt. Napoleon in -er Erinnerung seines patenkin-es. L Vor einigen Tagen starb in der Pro vence, in Aix, eine 91jährige Greisin, die Gräfin Napolöonne HÄöne-Charlotte de Lapey- rouse. Sie war die Tochler des Generals de Montholon, eines der wenigen Getreuen Napoleons, die den Kaiser auch im Unglück nicht verließen und ihm nach St. Helena in die Verbannung folgten. Aus dem fernen Eiland erblickte sie das Licht der Welt und der einstige Kaiser selbst war es, der die Patenschaft über nahm. Im .Figaro' erzählte Jamies Normand von einem Besuch, den er vor einigen Monaten der alten Dame abgestattet hat, und berichtet dabei allerlei Erinnerungen an Napoleon, die die Gräfin ihm bei dieser Gelegenbeit mitgeteilt Hal. „Gewiß, ich erinnere mich seiner noch ganz genau," so erzählte das greise Patenkind. „Ich bin ja aut St. Helena geboren . . .; als ich noch klein war, sah ich ihn jeden Tag. Meist sah ich ihn in der Obersten-Uniform der Chasseurs de la garde, die er besonders liebte. Aber morgens trug er gewöhnlich einen Haus rock aus weißem Kaschmir. Dabei kokettierte er gern ein wenig mit seinen Füßen, die übrigens wirklich sehr schön waren; er lrug zu Hause mit Vorliebe Schnallenschuhe. Oft trippelte ich morgens schon zu früher Stunde in sein Gemach, dort stand sein Bett, mit blauen Vorhängen und gelbem Besatz. Der Kaiser ließ mich auf seinen Knien reiten. . . Schritt, Trab, Galopp . . . Ich lachte aus gelassen und er lachte auch; er war immer sehr gütig zu mir, einfach und steundlich. Und seine Stimme, — noch höre ich sie — sie war so wohlklingend, ohne besonderen Tonfall . . . Der Kaiser machte nicht den Eindruck eines alten Liannes, auch nicht den eines müden . . . er war sehr kräftig bis zu dem Augenblick, da jene böse Krankheit, der Magenkrebs, ihn überfiel, eine Familienkrankheit; sein Vater und seine Mutter starben auch daran. Schon manchmal hatte er Anfälle gehabt, die er überwand; aber der letzte Anfall kam ganz plötzlich während einer Wagenfahrt mit meinem Vater. Der Schmerz war so heftig, daß der Kaiser den Wagen halten ließ. Seitdem ging es rasch bergab. Sie wissen, der Kaiser ist als Christ gestorben. In feinen letzten Lebensjahren war er sehr religiös ge worden; mit peinlicher Sorgfalt erfüllte er alle Pflichten eines guten Katholiken. Etwas fiel mir aus, ein Wort, das er ost wiederholte, wenn er von Marie Louise sprach, die ihn im Stiche gelassen hatte. „Ah," sagte er immer, „meine gute Josephine hätte mich nicht so ver lassen." Und noch heute höre ich diese Worte." Dann erzählte sie auch von Hudson Lowe. „Ich sah ihn ost mit dem Kaiser im Gespräch. Aber ein Henker? — Nein, nein, man tut ihm da sehr unrecht, er war sehr korrekt und tat nichts, als die von London erhaltenen Weisun gen zu befolgen. Der Kaiser liebte ihn gewiß nicht, konnte ihn auch unmöglich lieben; es war England, das er in ihm haßte. Aber dem Menschen ließ er volle Gerechtigkeit widerfahren und seinem untadelhaften Benehmen. Was der Kaiser nicht vertragen konnte, was ihn jedesmal von neuem erregte, das war, daß Hudson Lowe ihn mit „General" anredete und nicht mir „Sire". Aber auch hierin gehorchte Hudson nur den empfangenen Befehlen." buntes Allerlei. ob. Eingegangen. Blank: „Das Mädchen steht mit den ersten und besten Familien der Stadt in Verbindung!" — Plank: „Sie sieht aber garnicht vornehm aus." — Brant: „Das lut auch nichts, sie ist nämlich Telephonistin." ed Grob. Frau Müller: „Meinen Mann habe ich durch Korrespondenz kennen gelernt. Er machte mir einen Heiratsantrag, ehe er mich sah." — Fräulein Schulze: „Daran habe ich noch nicht gezweifelt." "" die schlaffere Haltung seiner sonst so hoch auf- genchteten kräftigen Gestalt, den oft matteren Klana seiner tiefen Stimme sorgenvoll bemerkt. „Wie kannst du mich so krank und elend schildern, Mutter", sagte er scherzend, „du stellst ja das üebensglück deines Sohnes in Frage, denn meine jugendfrische Elisabeth könnte wahr lich Bedenken tragen, das Weib eines so alters schwachen Mannes zu werden." Sie drohte ihm mit schalkhaftem Lächeln, und während er sie fest umschlang, flüsterte er ihr zärtlich und innig zu: „Sei unbesorgt, Geliebte, nun du bei mir weilst, bin ich wieder frisch und jung geworden, und in deiner Liebe werde ich vollkommen genesen!" Still legte sie ihre Hand auf sein Herz, und wie an ihrem Verlobungstage fühlte sie sein stürmisches Pochen. Nur wenige Tage währte ihr stilles, glückliches Beisammensein, denn es drängte Elisabeth aus innerstem Herzen, ihrer ahnungslosen Tochter das Glück ihres Lebens mitzuteilen. Während ihres Aufenthaltes in Rußland wollte Georg ihre ihm aus Wies baden zugesandten Sachen in Empfang nehmen, um ihr „gemeinsames Nest", wie er strahlend sagte, im eigenen Heim zu erbauen. In der freudigen Hoffnung, daß ihr Georg zum Weihnachtsfeste nachkommen werde, um sie als seine Braut heimzuholen, reiste Elisabeth mit eigenartigen Empfindungen nach Rußland; ihre Hochzeit sollte dann, wie sie geplain hatten, im Januar daheim statlfinden. Ihr Schwiegersohn kam ihr bis zur Grenze entgegen, und in seinem prächtigen Schlitten, der sie von der letzten Bahnstation abholte, suhren sie über weite, glitzernde Schneefelder zu seinem Landgute, dessen Ausdehnung Elisabeths größtes Eistaunen erregte. Auf einer kleinen Anhöhe, von dichtem Tannenwald umgeben, er hob sich ein stolzes, schloßartiges Gebäude, das Heim ihrer jungen Tochter, die mit jubelnder Freude der Mutter entgegenstürzte, als die schnaubenden Pferde mit kurzem Ruck vor dem hohen, weit vorspringenden Säulenportale hielten. Das frische, blühende Aussehen der jungen Frau, ihre rosigen Wangen, ihre lachenden Augen atmeten Glück und Lebenslust. Bist tiefer Bewegung schloß Elisabeth ihr geliebtes Kind in die Arme. „Ich danke Gott, daß du gesund und glück lich bist, Erika," sagte sie innig. „Und ich danke Gott aus tiefstem Hexzen, dich nun endlich hier bei uns zu haben, mein geliebtes Mütterchen," erwiderte Erika mit zärt licher Umarmung, „nun aber lasse ich dich auch so bald nicht wieder fort!" Es waren fast die gleichen Begrüßungsworte, die ihr Georg wenige Tage zuvor, bei ihrem Empfange in Berlin unter heißen Küssen gesagt hatte. Schweigend stieg sie an der Seite der munter plaudernden Tochter die breite Freitreppe hinan; wie ein dumpfer Druck lag es trotz der innigen Freude des Wiedersehens auf ihrer Seele, bevor sie Erika ihr eigenes, neu erblühtes Glück mitgeteilt und ihren Segen zu demselben empfangen. Sie hatte Georg versprochen, ihr sofort die wichtige Nachricht zu verkünden, und mährend der langen Reise hatte sie fortwährend überlegt, wie und wann sie das junge Paar auf ihre bevorstehende Heirat mit Georg, die Erika jeden falls aufs höchste überraschen würde, wohl am besten vorbereiten könne, ohne doch zu einem bestimmten Entschluß zu gelangen. Während sie gemeinsam den Tee einnahmen, erzählten Erika und ihr Gatte unablässig von all den schönen und glücklichen Erlebnissen ihrer jungen Ehe, und mit innigster Genugtuung hörte ihnen Elisabeth lächelnd zu. Dann führte die junge Frau ihre Mutter in das reizend und behaglich eingerichtete Wohnzimmer und zog sie mit zärtlicher Umarmung auf den weich ge polsterten Lehnsessel vor dem prasselnden Kamin feuer, während sie sich selbst dicht daneben auf die niedrige Ofenbank setzte und mit ihren Hellen, fröhlichen Augen erwartungsvoll zu ihr empor blickte. „Nun Mütterchen, haben wir dir genug von uns und unserm jungen Glück berichtet," sagte sie lustig, „jetzt endlich mußt auch du mir deine Erlebnisse erzählen. Zunächst sage mir, wie es Onkel Georg ergeht, ich habe mich so herzlich gestellt, daß du ihn und seine Mutter auf der Reise hierher jetzt besucht hast." Eine heiße Glutwelle stieg verräterisch in Elisabeths Antlitz; sie fühlte, daß jetzt der Augen blick gekommen war, vor dem ihr mütterliches Empfinden so lange gebangt hatte. Mt festem Drucke umfaßte sie Erikas beide Hände, und in dem sie ihr voll und klar in die Augen sah, sagte sie leise: „Onkel Georg, Erika, hat mich gefragt, ob ich, nun mein geliebtes Kind meiner Obhut nicht mehr bedarf, zu ihm kommen und bei ihm bleiben wolle als sein Weib für den Rest unsres Lebens. Ich habe ihm mein Jawort gegeben und bin jetzt hierher gekommen, um den Segen meiner Tochter für unsern Bund zu empfangen!" In freudiger Erregung schlang die junge Frau beide Arme um den Hals der Mutter und ; drückte sie wortlos stürmisch an ihr Herz. „Möchte es mir gelingen, unserm teuren , Freunde alle Liebe und Güte zu vergelten, die er uns erwiesen," fügte Elisabeth tief be wegt hinzu, „und Gott gebe, daß sich seine angegriffene Gesundheit unter meiner Pflege f wieder stärken und kräftigen möge. Seine liebe, alte Mutter hat mich mit wahrhaft rührender Freude als lang ersehnte Tochter begrüßt, denn, Erika, ich will dir das Geheimnis seines Lebens anvertrauen," — sie beugte ihr er glühendes Antlitz tief zu der jungen Frau herab, — „er hat mich lieb gehabt seit frühester Kindheit schon, von Herzen lieb!" Glückstrahlend, mit schelmischem Lächeln, blickte Erika zu der Mutter empor. .Das weiß ich schon längst, Mama," sagte sie innig, „oenn seit dem denkwürdigen Tage, wo wir mit Onkel Georg eure Heimatstadt besucht und er mir mit glühender Begeisterung von seinem lieben, kleinen Prinzeßchen und eurer gemeinsamen Kinderzeit erzählt hat, ist mir seine Jugendüebe zu dir zur unumstöß lichen Gewißheit geworden. Damals schon fürchtete ich, er könne versuchest dich noch als sein Weib zu erringen, und ich muß es ge stehen, — ich war selbstsüchtig genug, dich nur allein besitzen zu wollen." (Fortsetzung folgt.)
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