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Ottendorfer Zeitung : 27.02.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190702277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19070227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19070227
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1907
-
Monat
1907-02
- Tag 1907-02-27
-
Monat
1907-02
-
Jahr
1907
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 27.02.1907
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polirikGe Kunckfckau. Deutschland. "Kaiser Wilhelm gab Befehl, ihm über den Schiffsuntergang an der holländischen Küste eingehend Bericht zu erstatten. * Der Kaiser wird in diesem Jahre drei mal in Homburg v. d. Höhe weilen. *Jm Bundesrat fand der Ausschuß bericht über die Ergänzung zum Entwürfe des Reichshaushaltsetats für das Rechnungsjahr 1907 die Zustimmung. "Der Büraerausschuß von Hannover beschloß gegen die Wahl des Sozialdemokraten Brey im Reichstagswahlkreise Hannover-Linden wegen grober Wahlfälschungen Protest ein zulegen. Der Protest ging unverzüglich an den Reichstag. * Der Vorstand des sozialdemokratischen Ver eins in Köln legte gegen die Wahl Trimborns (Zentr.) Protest ein, weil Oberbürgermeister Becker einen Ausruf an die Wähler zugunsten Trimborns erließ. * Demnächst wird in Köln eine große Katholiken-Bersammlung zur Be sprechung des französischen Kultur kampfes einberufen werden. In der An kündigung wird gesagt, die deutschen Katholiken hätten schon deshalb allen Grund, sich um die Entwickelung der französischen kirchenpolitischen Verhandlungen zu kümmern, als auch die deutschen katholischen Kirchen in Frankreich be droht werden. Die Kirche in Havre sei von deutschem Gelds gebaut worden, sei aber dennoch von der französischen Regierung mit Beschlag belegt worden; ebenso die St. Josephkirche in Varis, die von deutschem und österreichischem Gelds erbaut ist. "Der Afrikaforscher Franko Seiner meldete durch Kabeltelegramm aus Windhoek, daß ihm die Durchquerung Afrikas von den Viktoriafällen nach Südwestafrika und im Auftrage der Deutschen Kolonial-Gesellschaft die Ausforschung des kürzesten Verbindungs weges von Südost- nach Südwest-Afrika ge lungen ist. Osterreich-Ungarn. *Der ungarische Unterrichtsminister Graf Apponyi hat im Abgeordnetenhaus einen Gesetzentwurf über die Volksschulen einge bracht. Der Entwurf setzt für die Lehrer ein Mindestgehalt von 1000 Kronen fest. Die Volksschulen mit nichtungarischer Unterrichts sprache sollen weiter bestehen bleiben, aber ver pflichtet sein, die ungarische Landessprache als Lehrgegenstand einzuführen. Frankreich. * Bezüglich der Angelegenheit des Archivs der ehemaligen Nuntiatur in Paris wird von unterrichteter Seite mitgeteilt, daß das französische Ministerium des Äußern das Archiv m geschlossenen, von der französischen Polizei versiegelten Kisten der österreichisch-ungarischen Botschaft übergeben wird. *Die Deputiertenkammer hat einen Gesetz entwurf angenommen, der die Überwachung und Kontrolle sämtlicher französischer und ausländischer Sparkassen-Unternehmungen an ordnet. England. * Der internationale Schiedsgerichts- und Friedensausschuß richtete an den Premierminister Campbell-Bannerman ein Schreiben, in dem ersucht wird, die englische Negierung möge darauf dringen, daß die Frage der Begrenzung der Rüstungen in das Pro gramm der Haager Konferenz ausgenommen werde. Campbell - Bannerman antwortete, der Regierung sei amtlich nicht bekannt, daß einige Regierungen einer Erörterung der Rüstungs frage entgegen seien: er bleibe bei seiner Meinung, daß diese Frage, wenn irgend möglich, aus der nächsten Haager Konferenz erörtert werden sollte. * Das Unterhaus hat nach siebentägiger Debatte die Adresse an den König, die das Vertrauen des Hauses zur Politik der Regierung ausipricht, angenommen. Hi Getreu bis in äen Hoct. 23) Erzählung von Martha Neumeister. «Sorts-tzung., Elisabeth beschloß auf Georgs dringende Bitten, nicht mehr nach Wiesbaden zurückzu kehren, Andern den Haushalt vorher hier auf- zutösen und ihre Sachen nach ihrer Abreise ihm zusenden zu lassen, damit er ihre künftige, gemeinsame Häuslichkeit mit Hilfe seiner Mutter, die wie bisher bei ihnen bleiben würde, wäh rend Elisabeths Aufenthalt in Rußland fertig einrichtsn könne. „Zum Weihnachtsfeste folge ich dir dann auf das stolze Schloß unsrer Kinder," sagte er mit strahlendem Lächeln, „um dich als mein geliebtes Weib in unser eigenes, trauliches Heim zurückzuführen." So trennten sie sich in seliger Hoffnung baldigen Wiedersehens. Mit innigen Worten schilderten ihr Georgs Briefe die rührende Freude der alten Mutter über seine Verlobung mit ihr; fast mit der gleichen Ungeduld und Sehnsucht wie er selbst, sähe sie zunächst Elisabeths Be such bei ihnen entgegen, um sich, wie er scherzend schrieb, Äug' in Auge überzeugen zu können, daß das „Prinzeßchen" nun wirklich noch ihr Töchterchen werden wolle. Seine treuen Liebesworte, die er ihr täglich sandte, waren sonnige Lichtblicke in den stillen, arbeits vollen Wochen, die Elisabeth in der alten Heimat noch durchlebte. Die Auflösung ihrer kleinen Häuslichkeit, in der sie ihr erstes, junges Glück einst begründet hatte, ward ihr trotz aller be glückenden Hoffnungen doch unendlich schwer. Italien. *Jn vatikanischen Kreisen heißt es, die Wendung in der französischen Kirchen st reit- frage, die eine fnedliche Auseinandersetzung erhoffen laste, habe den Papst mit Freude erfüllt. Holland. *Die Königin Wilhelmina ge nehmigte das Gesuch des Kriegsministers Generals Staal, Unterchefs des Generalstabes, um Ent lassung aus dem Heeresdienste. Der Abschied des verdienten Generals und treuen Ratgebers ist eine Folge der gegenwärtigen Ministerkrise. * Der Plan der Tro ck enlegung des Zuidersees ist von den Kammern nach dem Entwürfe der Regierung angenommen worden. Das Unternehmen soll in einem Zeitraum von 32 Jahren und mit einem Kostenaufwand von rund 302 Millionen Mark durchgeführt werden. Nach seiner Vollendung wird, unter Belassung eines Süßwasser-Binnensees, eine Fläche von 4050 Quadratkilometern unter dem Schutze eines 40 .Kilometer langen Abschlußdammes der Kultur wiedergewonnen sein. Spanien. * Ministerpräsident Maura stellte dem spanisch-marokkanischen Handelsverein die regie rungsseitige Förderung der Handelsexpe dition nach Marokko, der Errichtung von Handelsmuseen in Barcelona und Madrid für marokkanische Erzeugnisse, sowie für spanische Erzeugnisse in Marokko und Nordasrika in Aussicht. Ruhland. *Jn Zarskoje Selo fand eine wichtige Be ratung des ganzen Ministerrats statt, in der die Thronrede und eine Reihe wichtiger, mit der Eröffnung der Duma zusammenhängender Fragen besprochen wurde. Die Frage, ob der Zar die Thronrede verlesen wird, ist noch offen. * Die Wahlmänner in Petersburg bedeuten einen vollständigen Sieg der Ka detten. In elf Bezirken siegten die Kadetten, nur in einem der linke Block. Gewählt ist eine große Reihe von Universitätsprofessoren, u. a. der Rektor der Moskauer Hochschule. Die neue Reichsduma wird durchaus oppositionell sein, mehr noch als die erste. Die Kadetten ebenso wie der linke Block erwarten bestimmt einen Kabinettswechsel. *Wie die Auflösung der ersten Duma den Rücktritt des Kabinetts Goremykin im Gefolge hatte, so heißt es jetzt immer von neuem, daß der Zusammentritt der zweiten Duma von der Abdankung des Kabinetts Stolypin be gleitet sein werde. Dian erzählt in Kreisen, die der russischen Regierung nahestehen, daß Stolypin dieser Tage zum ersten Male selbst von seinem Rücktritt bezw. von dem des ganzen Kabinetts gesprochen und die Minister gebeten haben soll, nach der Eröffnung des Parlaments bis zum letzten Augenblick auf ihrem Poften zu verharren. Baltanftaaten. * Nachdem die Schutzmächte Kretas den von der Nationalversammlung ausgearbeiteten neuen Verfassungsentwurf gebilligt hatten, berief der Oberkommissar die National versammlung ein, um ihr dies mitzuteilen und den Verfassungseid abzulegen. Die gegenwärtige Regierung wird hierauf sofort demissionieren und bis zur Wahl der neuen Kammer durch ein Ubergangsministerium ersetzt werden, da die neue Regierung aus der jeweiligen Kammermehr heit hervorzugehen hat. Die neue Kammer tritt am 14. Juli zusammen. Die Wahlen sollen im Mai stattfinden. Amerika. * Der Senat der Ver. Staaten hat die Marineforderungen im Gesamtbeträge von 100 727 807 Dollar bewilligt. * Die Feindseligkeiten zwischen Honduras und Nicaragua nehmen ihren Fortgang. Die Truppen der Republik Nicaragua sind in das Innere von Honduras einmarschiert. General Carcemo, der die angrsifenden Truppen von Honduras führte, ist in dem Kampfe am 18. d. gefallen. Nach einer andern Meldung aus New Uork sollen die Truppen von Nicaragua, die in Honduras eingedrungen Da sie ihrer Tochter erst mündlich ihre bevor stehende Heirat mitteilen wollte, mochte sie die selbe auch ihren Freunden hier nicht anver trauen, so sehr sie auch mit Fragen über den Grund ihres Wegzuges von Wiesbaden be stürmt wurde. Sie fühlte wohl, daß sie den Vermutungen nicht wehren konnte, die ihr ferneres Geschick mit dem Leben ihres lang jährigen, überall verehrten Freundes vereinten, doch mit der ruhigen Sicherheit ihres Wesens erklärte sie, zunächst nach kurzem Aufenthalt in Berlin zu ihrer Tochter zu reisen und von dort aus ihren Bekannten hier nähere Mit teilungen über ihren künftigen Wohnort senden zu wollen. Wohl sah sie voll inniger Sehnsucht dem Wiedersehen mit Georg und Erika freudig und hoffnungsvoll entgegen, aber dennoch waren es bange und wehmütige Empfindungen, di« ihr Herz bewegten, als sie am letzten Abend vor ihrer bedeutungsvollen Reise ihr leeres, verödetes Heim zwischen den gepackten Kisten und Koffern tief aufatmend durchschritt. Zum letzten Male ging sie jetzt zu der stillen Ruhestätte ihres Gatten hinaus, und in Allem Gebet kniete sie an dem eufeugrünen Hügel. All die Jahre tiefen Leids und stiller Trauer, die sie hier durchlebt, standen mit deutlicher Klarheit vor ihrer Seele, während sie langsam aus dem Heimwege den wohlbekannten Waldpfad zu der kleinen, an Erinnerungen so überreichen Anhöhe hinauf schritt. Ein rauher Wind wehte die gelben Blätter von den trocknen Zweigen; wie mit geheimnisvollem Flüstern raschelte das welke Laub zu den Füßen der einsamen Frau, waren, bei Portello del ESPino eine Nieder lage erlitten haben. Afrika. * Die Wahlen znm Parlament in Transvaal sollen mit einem Siege der Buren geendet haben. "In Kimberley sind der Transvaal- bur Ferreira und seine Genosten, die An fang November vorigen Jahres in den Nord westen der Kapkolonie eingedrungen waren, Polizeistattonen überfallen und einen Aufstand ins Werk zu setzen versucht hatten, zum Tode verurteilt worden. Großer Zchiffrunglück an -er holländischen Mste. Der in den letzten Tagen in ganz Mittel- Europa wütende Sturm hat am 21. d. früh eine furchtbare Schiffskatastrophe herbeigeführt. Der zwischen Harwich (in England) und Hoek van Holland ständig verkehrende Passagier dampfer „Berlin" ist bei der Einfahrt in den Hafen von Hoek van Holland gescheitert und mit allen Paffagieren und der gesamten Besatzung untergegangen. Aus Hoek van Holland wird dem ,B. L. - AZ dazu berichtet: Als der Dampfer „Berlin" der Great Eastern Railway Company, der in der Nacht zum 21. d. aus Har wich abgefahren war, sich früh im ersten Morgen grauen der holländischen Küste und der kochen den Brandung der Bai von Hoek van Holland näherte, wehte ein orkanartiger Sturm. Das Schiff wurde von den sturmbewegten Wellen auf die nördliche Mole an der Maasmündung geworfen, wo es sofort entzweibrach, voll Wasser strömte und unterging. Die gesamte Be satzung und fast alle Passagiere sind ertrunken. Rettungsdampfer konnten in der rasenden Meeresbrandung keine Hilfe leisten. Die Wellen müssen allen an Bord Befindlichen sofort Tod und Verderben gebracht haben. Von den Passagieren wurden manche in ihren Kabinen überrascht. Nach 36 stündigen Rettungsversuchen gelang es, außer einem englischen Matrosen, de- lebend aus dem Wasser gefischt worden war, noch 11 Personen von dem Wrack zu retten, die sich auf dem Hinterteil des Schiffes, der aus dem Wasser ragt, aufgehalten hatten. Die Strandwache, die Tag und Nacht die ein- und ausfahrenden Schiffe an der Maas mündung kontrolliert, berichtet über die Stran dung des Dampfers „Berlin" wie folgt: Um 5 Uhr 15 Min. früh, zur üblichen Zeit traf das Postschiff „Berlin" vor der Maasmündung in Hoek van Holland ein. Fast im nämlichen Augenblick warfen Orkan und sturmgepeitschte Wogen das Schiff quer vor die nördliche Mole, wo es auf den riesigen Basaltquadern in zwei Stücke zerbrach. Sofort zur Rettung auslaufende Schiffe konnten bei dem haushohen Wellengang und dem orkanartigen Sturm keine Hilfe bringen, da sie das Wrack nicht erreichen konnten. Schließlich wurde das ganze Vorderschiff in die kochende Brandung hinuntergerifsen, nachdem die Überlebenden dort 1V- Stunde mit dem Tode gerungen hatten. Der Rettungsdampfer nahm später noch vier Menschen auf; einer war schon tot, an Land verstürben zwei andre. Ein vierter, der Belfaster Steuermann Pakerson, der nach Amsterdam reiste, um einen Dampfer abzuholen, blieb am Leben. Er befindet sich jetzt in liebreicher Pflege ziemlich wohl. Bald spülten auch Leichen ans Land. Es ist festgestellt, daß sich unter den Ertrunkenen der Königliche Feldjäger-Leutnant Artur Herbert befindet, der das Londoner auswärtige Amt mit wichtigen, für die Höfe von Kopenhagen, Berlin-Peters burg und Teheran bestimmten Depeschen ver lassen hatte. Einer andern Nachricht zufolge sollen die Säcke, die die diplomatische Korre spondenz enthielten, mit unerbrochenen Siegeln ans Land gespült worden sein. Auf dem! Dampfer befand sich auch eine Sendung Diamamen im Werte von mehreren tausend Pfund Sterling. Der Kapitän Precious der „Berlin" war der RaugäUeste und einer der Tüchtigsten vom Stabe der Great Eastern- Dampferflotte. Er hinterläßt Frau uni Kinder. die sich still auf die Bank unter dem Linden baum setzte, durch dessen fast kahle Aste schwere Regenwolken grau und trübe hindurchschimmer ten. Hier an dieser Stätte hatte sie den Freund ihrer .Kindheit nach Jahren der Trennung zuerst wiedergeieheu, hier war ihr Garte sanft und friedlich entschlafen, hier, hatte sie vor kurzem den Bund ihrer neuen, alten Liebe mit Georg geschlossen. War es denn möglich, konnte ihr nach der Trübsal ihres Lebens jetzt, an der Schwelle des reifen Franenalters, noch ein neues Liebesglück erblühen? Kalt und trübe umwehte sie die Herbstesstimmung der Natur, und wie ein leises Frösteln durchlief es sie schauernd. 15. Von treuesten Wünschen ihrer Freunde be gleitet, reiste Elisabeth am andern Tage nach Berlin, wo sie Georg in. der Frühe des nächsten Morgens am Bahnhof empfing und mit strah lender Freude in ihr künftiges gemeinsames Heim seiner Mutter zuführte. Bis zur Tür des Vorgärtchens, das die kleine Villa in einer der stillen Seitenstraßen des Tiergartens umrahmte, war ihr Frau Seeftröm entgegen gekommen und schloß die Braut ihres Sohnes mit tiefer Be wegung in die Arme. „Gott segne deinen lang ersehnten Einzug hier, Prinzeßchen," flüsterte sie leise. Wie traulich und behaglich glänzten die Hellen, freundlichen Räume im herbstlichen Sonnenschein, wie wohl und glücklich fühlte sich Elisabeth in der Liebe ihres Georg, in der rührenden Freude seiner Mutter, die ihr immer wieder versicherte, wie es in der Tiefe ihres Einer der Geretteten, der englische See mann Pakerson, erzählt von der Katastrophe: Das Leuchtfeuer war schon in der Nähe ge wesen und die Passagiere, von denen sich die meisten wegen des Sturmes nicht zur Ruhe begeben hatten, schöpften schon wieder Hoffnung, da erfolgte die Katastrohe. Es wurde ein furchtbarer Stoß verspürt, und plötzlich saß das Schiff unbeweglich fest. Pakerson stürzte auf Deck, um seine Hilfe anzubieten, da er See mann ist; aber in dem Augenblick sah er den Kapitän und den Steuermann im Wasser ver schwinden. Was dann geschah weiß Pakerson nicht genau. Als er wieder zum Bewußtsein kam, befand er sich im Meere, von Holz stücken umgeben. Er ergriff einige von ihnen, und es gelang ihm auch, sich über Wasser zu halten. Als er ein Rettungsboot sah, rief er um Hilfe. Dann wurde er nach dem Bahnhof gefchafft und von dort nach dem Hotel. Parkeson muß ungefähr eine Stunde in dem tobenden und eisigen Wasser gewesen sein. Tief ergriffen erzählt er noch Einzelheiten darüber, wie er etwa 100 Menschen auf dem Vorderteil des Oberdecks stehen sah, ehe er von den Wogen fortgerissen wurde. Das Schiff „Berlin" faßte 1775 Tonnen brutto und war im Jahre 1894 erbaut. Die Dampfer der Great Eastern-Linien werden mehr von fremden, besonders Engländern und Deutschen usw., als von Holländern benutzt, weil letztere ihre nationale Linie Vlissingen—Queen- borough bevorzugen. Von unci fern. Zum Jubiläum des Norddeutscheu Lloyd. Die Direktion des Lloyd hat nach stehendes Telegramm an den Kaiser nach Wilhelmshaven gerichtet: „Eure Majestät bitten wir, unsern ehrfurchtsvollen Dank aussprechen zu dürfen für die huldvollen Gnadenbeweise, wie für die allergnädigsten Glückwünsche, welche Seine Königliche Hoheit, Prinz Friedrich Wilhelm, uns im Namen Eurer Majestät über bracht haben. Wir vertrauen, daß auch in Zu kunft der Norddeutsche Lloyd die Kraft der Weiterentwickelung finden wird, die notwendig ist, um den wachsenden Aufgaben, welche Deutsch lands nationale und wirtschaftliche Entfaltung an ihn stellt, zu entsprechen. Möge dem Lloyd hierbei unverändert die Huld Eurer Majestät er halten bleiben und er in Eurer Majestät auch fernerhin den mächtigen Förderer und Schirm herrn finden. Norddeutscher Lloyd. Plate. Wiegand." — Wie aus Bremen gemeldet wird, hat der Prinz-Regent von Bayern den General- Direktor Dr. Wiegand anläßlich des 50jährigen Jubiläums des Lloyd durch Verleihung des Verdienstordens vom Heiligen Michael 2. Klasse mit Stern ausgezeichnet. Gleichzeitig übermittelte der bayrische Generalkonsul in Bremen dem Norddeutschen Lloyd die herzlichsten Glückwünsche seiner Regierung. r Kaiserliches Geschenk. Der Kaiser hat dem Wilhelm Stubnerschen Ehepaare zu Obersitzko (Posen) aus Anlaß seines eisernen Hochzeittjübiläums ein Gnadengeschenk von ausnahmsweise 100 Mark aus seinem Dis positionssono überweisen lassen. Im allgemeinen beträgt das Gnadengeschenk bei solchen An lässen stets nur 50 Mk. — Auch der Großherzog von Baden spendete dem Jubelpaare ein größeres Geldgeschenk. Sturm und Hochwasser. Aus allen Gegenden NvrdwestdeutschlandS kommen Un- glücksnachrichten. Das Unwetter der letzten Tage hat an manchen Orten durch Windhosen und Regengüsse fürchterlichen Schaden ange richtet. Besonders schwer bettoffen sind die Weingegenden, die außerdem jeden Augenblick mit ernster Hochwassergefahr rechnen müssen. Der Raubanfall im Cisenbahnzuge ! Kiel—Hamburg, dem der Maschinenbautechmker Lange zum Opfer gefallen sein sollte, ist von diesem erdacht worden; Lange hatte seiner Mutter die 220 Mk., die ihm angeblich geraubt worden, vwmiehr selbst gestohlen und verpraßt. Um dies zu verdecken, führte er die Komödie am den Bahnhofe aus Herzens allzeit ihr innigster Wunsch gewesen, sie Tochter nennen zu dürfen, und daß nun die endliche Erfüllung desselben wie ein Gottes segen ihr Alter verkläre und erhelle. „Weißt du noch, Prinzeßchen, wie du mich einst daheim in dem früheren Hänschen deiner Eltern besucht und dich so wohl und heimisch bei mir gefühlt hast?" fragte sie herzlich. Elisabeth nickte ihr sinnend zu. „Ja, wie im Traume kam es damals über mich, als wäre ich durch Nacht und Nebel gewandert und hätte bei dir eine neue, sichere Heimat gefunden," erwiderte sie leise, „darf der Traum jetzt Wahr heit werden, Mutter?" Tief gerührt blickte die alte Frau zu ihr empor und küßte sie innig auf die Stirn. „Nun kann ich in Frieden heimgehen," sagte sie lächelnd, während sie zärtlich Elisabeths Hand ergriff, „denn ich lege meine Hausfrauen- pflichten. nun auf jüngere Schultern und weiß das Glück meines Georg in deiner Liebe ge sichert und geborgen. Seine Gesundheit hat mir itt letzter Zeit manche Sorge bereitet," fuhr sie bekümmert fort, „nach geistigen und körper lichen Überanstrengungen, wie sie sein Beruf hier so oft herbeisührt, stellen sich häufig böse Herzbeschwerden bei ihm ein. Von seinem letzten Besuche bei unserm armen, kranken Hans, dessen trostloser Zustand ihn aufs tjefste erschüttert hatte, kehrte er matt und angegriffen zurück, wenn er auch in seiner Rücksicht auf mich niemals über sein Befinden klagt." Mit jähem Erschrecken blickte Elisabeth, die an Georgs Seite ans dem Sofa in seinem Wohnzimmer saß, zu ihm empor; auch sie hatte
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