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Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und T-g-dl-M- schein, -n ollm Wrrklagen n-chmiüag- 4 Uhr. Bk,ug-pr-i, monatlich 2,- RM. s«r Haus, bn Postbcstrllung 1.80 RM. zuzüglich Brstrllgcld Einzrlnummrrn 10 Rpsg. All- Postanstal,-n und Poft- Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Gamal,«r,«god. sonstig-- — — u : 2^2 B-Mi-bsstörung-n d.st-h, Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises, Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtsyauptmannschast Meißen, des Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 216 — 93. Jahrgang Teiegr.-Adr.: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonnabend, den 15. September 1934 2 alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks An,-ig-NP-kise laut ausliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr; 20 Rpfg. — Dorgeschrieb-nn Erscheinungslage und Platzoorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtig!. — Anzeigen - Annahme bis vormittags IO Uhr. _ .rür di» Richtigkeit den durch Fernruf übermit» Fernsprecher : Amt Wilsdruff Nr. 6 teilen Anzeigen übe-neh» men wir keine Gewähr. ' — Jeder Aodallanspruci, erlischt, wenn der Betrag durch Klag- eingezogen werden- must oder der Auktraggebev in Konkurs gerät. Mheilige Allianz." Genfer Unzweideutigkeiten. — „Was soll aus der Welt denn noch werden ..." — Die Moral von der Geschichte. Das hat den Hohenpriestern des Völkerbundes nun auch noch gefehlt! In einem zweifellos sehr guten Fran zösisch hat der polnische Außenminister vor der ganzen Völkerbundsversammlung erklärt, sein Staat werde mit den internationalen Organen, die die Durch führung des Minderheitenschutzes zu kontrollieren haben, nicht mehr zusammen arbeiten. Das schlug ein wie die berühmte Bombe. Dabei hatten jene Hohenpriester noch alle Hände voll damit zu tun, Sowjctrußland in den Völkerbund hineinzubugsieren, zwischen den vielen Klippen hindurch, die die Einfahrt bedrohten. Und mit eini gem Mißbehagen erinnert man sich als Deutscher daran, welche Schwierigkeiten man unserem Lande gemacht hat, als am 23. September 1924 die Reichsregierung den Be schluß gefaßt hatte und in die ersten Verhandlungen mit den Weltmächten eingetreten war, „den alsbaldigen Ein tritt in den Völkerbund anzustreben". Zwei ganze Jahre hat es gedauert, ehe dieses „Streben" erfüllt war. ehe auf unser Anklopfen die Saaltür in Genf geöffnet wurde. Zwei Jahre — und von den Bedingungen der Aufnahme in den Völkerbund wurde uns nichts geschenkt! Nicht die Prüfung der Frage, ob-Deutschland zu den Ländern ge hört, die „eine wirksame Gewährfürihreredliche Absicht bieten, ihren internationalen Verpflichtungen nachzukommen!" Ob ausgerechnet nun wirklich Sowjet- rußländ auch zu den derart gekennzeichneten Ländern gehört, mögen die französischen Gläubiger der russischen Kriegs- und Vorkriegsanleihen entscheiden. Aber bei dem viel fachen Widerspruch gegen die Aufnahme der Zentral- macht des Kommunismus wirkt noch etwas anderes mit: Der Völkerbund sollte und soll doch nicht nur rein materiell-politische Ziele haben, sondern ihm wurde bei seiner Gründung und in seinem Statut eine Bestimmung gegeben, die man oft und gerne in histo rischem Vergleich als eine „heilige Allianz" be zeichnet. In eine solche paßt nun aber die Zentrale des Bolschewismus wirklich nicht hinein! Das können jene Hohenpriester selbst nicht behaupten und tun es auch gar nicht. Zerreißt man aber dem Völkerbund trotzdem nun auch noch den letzten Fetzen jener Ideologie der „heiligen Allianz", daß man in Gens dem Russen gar einen triumphalen Einzug beschließt, dann ist diese un heilige Allianz eben nichts anderes als bloß eine politische, von Paris aus dirigierte Zweckgemeinschaft zum Schutze des Versailler Diktats, — was sie ja tatsäch lich auch immer gewesen ist! Und nun kam zu dieser Tatsache, um die die Hohen priester in Genf herumgingen wie die Katzen um den heißen Brei, noch die Erklärung Polens, sich einfach nicht mehr an die Minderheitenschutzverträge halten zu wollen! Rein politisch gesehen ist dies der Willensausdruck dafür, daß Polen verlangt, als Groß macht behandelt zu werden und daher nicht Sonderbestim mungen unterworfen zu sein, die sür andere Großmächte nicht gelten. Aber — es ist und bleibt doch ein Bruch feierlich abgeschlossener Verträge, die außerdem erstens aus dem Versailler Vertrag selbst erwachsen, zweitens ausdrücklich durch die Westmächte mitunterzeichnet sind und bei denen drittens der Völkerbund Obergarant ist! „Was wird bei einem derartigen Verfahren aus der internationalen Disziplin, was wird aus den Bemühungen des Völkerbundes, den Frieden zu organi sieren und die Staaten durch feierliche Verträge zu binden, was wird aus den Verträgen, wenn im Völkerbund ein Staat in irgendeinem Augenblick erklären kann, daß er seine Verpflichtungen nicht mehr anerkennt! Wohin steuert der Völkerbund, wohin die Welt!" Das ist nur eine einzige Stimme aus dem lauten Jammergeschrei, das in Frankreich und England, vor allem natürlich in Genf selbst über die polnische Erklärung angestimmt wird, übrigens ist es völkerrechtlich vollkommen gleichgültig, ob diese einseitige Verwerfung der Schutzverträge bedingt oder unbedingt sei, ob Polen also etwa nur ihre Abände rung verlangt oder nicht; auf alle Fälle ist es ein Verstoß gegen die Bestimmung des Artikels 1 der Völkerbunds satzung, der alle Mitglieder zur Innehaltung ihrer inter nationalen Versprechungen verpflichtet. Und darum hat das halboffizielle Organ der englischen Regierung, die „Times", recht, wenn es noch deutlicher als der oben zitierte Franzose schreibt: „Die Rede des polnischen Außen ministers bedroht den Völkerbund selbst!" „Polen ist danrit einverstanden, daß die alli ierten und assoziierten Hauptmächte in einen mit ihnen zu schließenden Beitrag die Bestimmun gen aufnehmen, die sie zum Schutze der Interessen der nationalen, sprachlichen und religiösen Minderheiten f ü r notwendig halten", heißt es im Artikel 93 des Versailler Diktats. Und dieser Vertrag ist vom Völker bund selbst 1922 ausdrücklich als „unantastbar" er klärt worden! AVer „unantastbar" sollte ja auch z. B. das sein, was der Versailler Vertrag über den Frei- WWge gegen den Versailler Vertrag „Eine Angelegenheit von größter Zedeuiung für den Völkerbund." In der Vollversammlung des Völkerbundes sprach der englische Außenminister Simon unter großer Aufmerksamkeit der Zuhörer. Simon erwähnte, daß er ursprünglich nicht die Absicht gehabt habe, zu sprechen. Er habe sich aber durch die Erklärung des polnischen Außenminister Beck verpflichtet gesehen, nun doch einige Feststellungen zu machen. Simon führte dann Vie wich tigsten Sätze der Erklärung Becks an, insbesondere die Erklärung, daß Polen vom heutigen Tage ab seine Mit arbeit an dem internationalen Garantiesystem ab lehn e. Simon ist sich nicht ganz klar darüber, wie diese Sätze konkret zu verstehen seien. Er müsse aber feststellen, daß sein Land die Minderheitenschutzverträge ebenso wie andere Mächte unterzeichnet hätte. Aber auch Polen habe sie unterschrieben. Der Artikel 93 des Vertrages von Versailles könne nicht einfach außer acht gelassen werden. Polen habe außerdem auch noch eine gewisse Verfahrensordnung über die Art, wie die Garantien ausgeführt werden sollen, unterschrieben. Kein Staat aber könne sich selbst von Verpflichtungen dieser Art lösen. Aus jeden Fall sei dies eine An gelegenheit von größter Bedeutung für den Völker- bund. Er habe cs für seine Pflicht gehalten, das scstzustellen; denn Stillschweigen würde die Miß verständnisse nur noch vergrößert haben. Unmittelbar nach dem englischen Außenminister gab auch der französische Außenminister Barthou eine kurze Erklärung ab, die sich auf derselben Linie wie die des britischen Außenministers bewegte. Es war ersichtlich, daß sich die beiden Minister vorher verständigt halten. Als dritter Redner zu dem Antrag des polnischen Außen ministers stellte sich der Vertreter Italiens, Baron Aloisi, auf den Standpunkt, daß die Verträge so lange in Kraft bleiben müßten, bis sie etwa durch eine Revision abgeändert werden könnten. Polen soll unter Druck gesetzt werden. Das Eingreifen der drei Großmächte in die Minder heitenfrage wirkt in der Form, in der es zum Ausdruck kam, doch einigermaßen überraschend. Die Mißbilli gung des polnischen Schrittes, allerdings mehr aus moralischen als aus praktischen und politischen Gesichtspunkten, war ganz offenkundig. Gleichzeitig war deutlich zu erkennen, daß man durch diese Erklärung den Polen eine Brücke bauen wollte, von der formellen Kündigung ihrer Mitarbeit beim Internationalen Minderheitenschutz wieder zurückzu treten und sich hier mit einer informellen praktischen Lösung zu begnügen. Viel bemerkt wird hier die in der Erklärung Barthous deutlich zum Ausdruck kommende Furcht, daß die selbständige Kündigung eines Vertrages durch Polen gefährliche Rückwirkungen auf das ganze Vertragsgebäude haben könne. Zweifel los wird ein starker Druck auf Polen ausgeübt werden, diese formelle Kündigung zu widerrufen, um dieser Ge fahr zu begegnen. Von polnischer Seite erklärt man, daß Polen keinen Grund habe, seine Stellung zu ändern. Polens zweiseitige MnderWenderttäge bleiben bestehen. Zu der Genfer Erklärung des Außenministers B e ck schreibt die halbamtliche Iskra-Agentur u. a.: Die Rede Becks ist ein entschlossener Schritt, der sich nicht nur aus den Vollmachten der Regierung ergibt, sondern auch dem tiefsten Empfinden des polnischen Volkes entspricht. Die polnische Negierung wird ihre Verpflichtungen gegenüber den Minderheiten aus eigenem Willen weiter hin erfüllen. Um Mißverständnissen vorzubeugen, muß darauf hingewiesen werden, daß sich die Erklärung Becks auf eine Reihe zweiseitiger Verträge über den Minder heitenschutz nicht bezieht, die, wie z. B. die Genfer Konvention, weder der Souveränität noch dem nationalen Empfinden der Partner widersprechen. Ein „dramatischer Knalleffekt". Italienische Blätter zur Erklärung Becks. Die italienischen Blätter bringen in großer Auf machung ausführliche Genfer Berichte über die Erklärun gen des polnischen Außenministers Beck in der Minder heitenfrage. Die „Stampa" überschreibt ihren Bericht: „Axtschläge gegen den Versailler Vor- t r a g". Die übrigen Blätter sprechen von der Erklärung Becks als einem „dramatischen Knalleffekt", übereinstimmend wird auf den tiefen Eindruck hin gewiesen, den die polnische Stellungnahme besonders in französischen Kreisen ausgelöst habe. Aber auch die Revisionisten seien, meint „Popolo d'Jtalta", sehr unzufrieden, denn sie könnten nicht zugeben, daß die inter nationalen Verpflichtungen einfach zerrissen würden. All gemein nehme man in Genf an, Polen, das mit Deutsch land einig sei, suche nur einen Vorwand, nm aus dem Völkerbunde auszutreten. MrhörieSeutschenheheimMemelsebiel Im Memelgebiet hat eine neue Hetzkampagne gegen das Deutschtum eingesetzt, die durch das herausfordernde Verhalten maßgebender litauischer Stellen gefährliche Ausmaße anzunehmen droht. Aus Anlaß einer zur Zeit noch völlig ungeklärten Beschädi gung der Anlagen um das litauische Freiheitsdenkmal, wobei aber das Denkmal völlig unversehrt blieb, hat der litauische Schützeuverband Protestversamm lungen einberufen, die sich zn einer unerhörten Her ausforderung gegen Deutschland und gegen das Deutschtum im Memelgebiet gestalteten^ Im Versamm lungssaal waren Aufschriften zu lesen, wie: „Litauisches Direktorium und litauischer Magistrat säubern das Gebiet von den Vaterlandsverrätern". — „Dem deutschen Drang nach Osten stellen wir den Drang nach Westen in litauisches Land gegenüber." — „Fremde strecken ihre blutbefleckten Hände nach unserem Gebiet!" — „Raus mit den Resten der Raubritter aus unserem Land!" In ähnlichem Sinne sprachen der Vorsitzende des Mcmeler Schützenverbandes und der Vorsitzende des litauischen Nationalverbandes. In der angenommenen Entschließung werden der Gou verneur und das Direktorium aufgeforderk, „das aus der Fremde kommende Verbrechertum mit Stumpf und Stiel anszumerzen". stä a t Memelgebiet festgesetzt hat! Der Völkerbund selbst aber hat dem zugestimmt, daß sich Litauen dieses Gebiet erst ganz einfach „eroberte", und es dann sich trotz aller „Autonomie" einfach einverleibt hat. An eine Ver allgemeinerung des Minderheitenschutzrechtes, wie sie Polen verlangt, denken aber die Großmächte nicht im Traum, am allerwenigsten Italien, obwohl 1919 den Südtirolern ein feierliches Königs Wort die Freiheit ihrer nationalen und sprachlichen Interessen verhieß! Und wie Sowjctrußland auch als Mit glied des Völkerbundes seine starken nationalen Minder heiten behandeln würde, kann man sich unschwer aus malen nach dem, wie dies bisher geschah. Nun, Deutschland braucht die Genfer Kümmernisse nicht zu teilen! Und trocken stellt eine neutrale Schweizer Zeitung fest; „Wenn sich die Unterzeichner der Minder heitenschutzverträge, vor allem die Großmächte England und Frankreich, es sich gefallen lassen, daß Polen alle seine Verpflichtungen bricht, so verlieren sie alles moralische Recht, sich gegen dis Abwendung Deutschlands von den Versailler Ver tragsklauseln zu wenden." Es ist freilich bitter, wenn die Genfer .Heilige Allianz" sich nicht mehr „moralisch entrüsten" darf. Dr. Pr. Helft Dolkspflegeireiben! Aufruf des Reichsstatthalters 90 v. H. der deutschen Volksgenosten und Genossinnen haben sich bei der letzten Abstimmung zu Adolf Hitler und da mit zur nationalsozialistischen Weltanschauung bekannt. Mit dieser Vertrauenslundgebung hat aber auch das gesamte deut sche Volk die Verpflichtung zur Mitarbeit am Werk Adolf Hitlers übernommen. Jede Anordnung und jeder Befehl des Führers haben tieferen Sinn. Die Erfolge und Auswirkungen seiner Anordnungen sind aus Jahrhunderte voraus bedacht. Im Mit telpunkt allen Handelns steht das Gesamtintereste des deut schen Volkes und der Nation. Das Gesamtintereste ist dem des eigenen Ichs voranzustellen. Der Krieg und insbesondere die darauffolgenden zwölf Jahre haben über ein Drittel des deutschen Volkes namenloses Elend gebracht. Wie Dr. Wagner aus dem Parteikongreß i» Nürnberg auzführte, hätte es in wenigen Jahrzehnten mehr unterstützungsbedürftige Menschen als gesunde und in Arbeit befindliche gegeben, damit wäre aber der Untergang des deut schen Volkes besiegelt gewesen. Wohl ist die ungeheuerliche