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Die Wühlarbeit der KPD. Me kommumfiischen Vorbereitungen zum Umsturz. Wichtige Enthüllungen im Lubbe-Prozeß. Der Reichstagsbrand st isterprozetz tritt mit dem sogenannten politischen Teil in einen neuen, wichtigen Abschnitt. Von feiten des Oberreichsanwalts sind für diesen Prozeßabschnitt, dessen Dauer man auf zehn bis vierzehn Tage berechnet, bisher schon rund 40 Zeugen benannt. Am Montag ist als einziger Zeuge Kriminalpolizeirat Heller vom Polizeipräsidium Berlin geladen. Die Beweisaufnahme hat sich mit der Vernehmung dieses Zeugen nunmehr der Frage zugewendet, ob die KPD. zur Zett der Reichstagsbrandstistung einen bewaffneten Aufstand betrieben hat oder zu unternehmen im Begriff war. Der Zeuge, Krimi nalrat Heller, äußert sich zu dieser Frage in zusammen hängendem Vortrag. Die Versuche der KPD., in den Jahren 1919, 1920, 1921 und 1923, die aus eine gewaltsame Änderung der politischen Verhältnisse in Deutschland abzielten, endeten mit der Niederlage des revolutionären Proletariats Trotz dem hielten die Kommunisten an ihrem Bestreben, die be stehende Staatsordnung umzuflürzen und ein Sowjctdeutschland mit der Diktatur des Proletariats zu errichten, fest. Die gesamte kommunistische Literatur des Jahres 1932 bis zum März 1933 ist angefüllt mit Hinweisen aus die kommenden Auseinandersetzungen und die Notwendig keit einer Organisierung der revolutionären Bewegung. I« dc« Beschlüssen des 12. Ekki-Plcnums (Exekutiv- ko mite es der Internationale) werde besonders unterstrichen, daß mit der deutschen Revolution das Schicksal der proletarischen Revolution in West- und Mitteleuropa entschieden wird, und das; ein Sieg der deutschen Revolution den wichtigsten Schritt zur Weltrevolution bedeutet. Krtminalrat Heller führt dann die „Jnprektor". Nr. 86, vom 18. Oktober 1932, an. Darin heißt es bei einer Betrach tung zum Ergebnis des 12. Ekki-Plenums u. a.: Das An wachsen des Einflusses und der zahlenmäßigen Stärke der KPD. in allen Ländern der Welt zeigen, daß die Auseinander setzungen mit dem Kapitalismus und Imperialismus immer schärfere Formen in der ganzen Welt annehmen. In manchen Ländern,-so in Polen und in Deutschland, ist die Lage bereits dicht an die revolutionäre Krise herangeführt worden. Weitere Zusammenstöße zwischen Klassen und Staaten und sogar Kriege stehen bevor. An gewissen Knotenpunkten des Imperialismus stoßen jetzt schon die Kräfte zusammen. Unsere Ausgabe ist es, die Organisation auf die notwendige Höhe zu bringen und das Proletariat für diese Auseinandersetzung vorzubereiten. In allen Ländern muß diese Aufgabe inner halb eines ganz kurzen Zeitraums gelöst sein. Dazu gehört ganz besonders eine energische Arbeit innerhalb der refor matorischen Gewerkschaften. Die Vorbereitung und Entfaltung des Massenstreiks ist die Grundlage und die wichtigste Aufgabe für die spätere ent scheidende Auseinandersetzung. Auch der Dritte Reichsparteikongreß der KPD. im Oktober 1932 habe sich auf den Boden der vom EM-Plenum formulierten Thesen gestellt und in seiner Ent schließung die Schlußfolgerungen für die Lage in Deutschland gezogen. Weitere Mitteilungen des Zeugen beziehen sich auf Reden auf einem Bezirkstag des KPD.-Bezirks Mittelrhein vom 4. Dezember 1932. Dort hat u. a. Torgler erklärt, es gelte, die Massen der organisierten Arbeiter für den Kampf zum Sturz der faschistischen Diktatur vorzubereiten und eine deutsche Arbeiter- «ndBauern- republik zu errichten. Ferner seien auf diesem Bezirks parteitag von einem unbekannten auswärtigen Kommunisten führer in geheimer Sitzung Anweisungen über Zcrsetznngstätigkeit bei Reichswehr und Polizei gegeben worden. Eine starke ZersetzungsMigkeit bei diesen Gegnern sei eine der Hauptaufgaben der Partei, bei der alle zur Verfügung stehenden Mittel ausgcnutzt werden müßten. Auf einem am 7. und 8. Januar 1933 in Essen abgehaltenen 14. Parteitag des KPD.-Bezirks Ruhrgebiet habe der Ab geordnete Duddins vom Bezirk Thüringen dazu gemahnt, die Schere zwischen den Beschlüssen und der revolutionären Praxis endlich zu schließen. Auch Thälmann habe die Frage er örtert, wie nian zur Auslösung von Aktionen zur Erfüllung der Grundaufgaben des EM-Plenum-- "omme. In dieser Rich tung habe er von einer Heranführung an die entscheidenden Positionen gesprochen. Für den kommunistischen Agitator Dimitroff, dessen 80jährige Mutter übrigens inzwischen erschienen ist — man hat ihr, wie erinnerlich, die Teilnahme an den Verhandlungen ge stattet — sind alle diese Ausführungen offensichtlich von größtem Interesse. Er zieht sich dauernd den Bleistift vom Ohr und macht sich Notizen. Der Zeuge Kriminalrat Heller trägt weiter eine Reihe von Vnymneyungen lommunmycyer «ezirkspartettage vor, in denen davon gesprochen wird, daß eine Epoche der Revolutionen und der Krise anbreche. Am Ende des gegenwärtigen Niederganges der kapitalistischen Staaten stehe die proletarische Revolution. Mit den legalen Arbeitsmethoden seien in Zukunft die illegalen zu verbinden. Alle diese Ausführungen kehren immer wieder in den Entschließungen, die aus den Bezirksparteitagen in Ham burg, in Oberschlesicn, in Wuppertal usw. gesaßt wurden. Kriminalrat Heller kommt dann ausführlich auf die illegale Tätigkeit der KPD. zu sprechen. Es waren in der Kommunistischen Partei von jeher eine legale und eine illegale Richtung zu erkennen. Seit Jahren verfolgte die Partei die Vorbereitung zum bewaff neten Auf st and, dessen Lehrmeister in der Hauptsache Lenin gewesen ist. Unzählige Verfahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat legen Zeugnis ab von der geradezu fieberhaften Tätigkeit der Partei, ein Sowjetdcutschland zu errichten. Die in dieser Hinsicht getroffenen Feststellungen gehen dahin, daß die Partei besonders ausgebildete Anhänger in den Methoden des Bürgerkrieges planmäßig schulte, indem sie u. a. Spreng st offdieb st ähle aussühren ließ, um zunächst ein mal die technischen Hilssmittel im Falle des Aufstandes in die Hand zu bekommen. Es wurden besondere Kurse abgehalten, bei denen das Umgehen mit der Waffe, die Anfertigung von Sprengkörpern und das taktische Vorgehen eingehend erörtert wurden. Hierzu gehören auch die moralische Zersetzung der Reichswehr- und Polizeiformationen, der Barrikadenkampf auf den Straßen und Schulung in Überrumpelung von Polizeikräften. Jede Phase eines Aufstandes wurde in Plänen und in praktischer Übung gelehrt, so daß die Partei seit langer Zeit für den Bürgerkrieg wohl vorbereitete Kerntruppen besaß. Die Partei war so zu einer außerordentlichen Gefahrenquelle für den Bestand des Staates geworden. Diese Entwicklung zeichnete sich im Laufe des Jahres 1932 immer deutlicher ab. Es spitzte sich alles, mehr und mehr auf die Machtfrage zu. Die Partei organisierte ferner nach dem 20. Juli in der Antifaschistischen Aktion eine Massenbewegung, die im RotenMassenselb st schütz auf gefangen wurde. Die waffenfähigen Elemente des Roten Massenselbstschutzes wurden mit Waffen aller Art versehen. Es konnte festgestellt werden, daß im Januar 1933 in Berlin auf einem Unterrichtskursus der ehemalige preußische Landtags abgeordnete Graße erklärte, daß man für die allernächste Zeit mit einer bewaffneten Auseinandersetzung rechnet, und daß für die Beteiligten das Zeichen zu diesem Aufstand „durch ein weithin sichtbares Zeichen" gegeben werden sollte. Die Angaben über Ausbildungskurse stammen von einem Angehörigen der KPD. mit Namen Dobrick, der zur Zeit eine Freiheitsstrafe wegen politischen Totschlags verbüßt. In den dreiwöchigen Kursen wurde auch die Taktik des Bürgerkrieges besprochen und dabei sogar praktischeProben ausgeführt. Auf die gelegentlich von Kursusteilnehmern geäußerte Frage, das alles höre sich ja so an, als ob man kurz vor dem Losschlagen stehe, habe ein russischer Referent geantwortet, wenn cs so weit sei, würden Fanale und Zeichen die Genossen aufrusen. Dann seien alle Kräfte einzusetzen. Ein Topf mit kochendem Wasser sei auch eine Waffe. Der Zeuge Heller fährt dann in seinen sachlichen Darlegun gen fort und befaßt sich mit dem offiziellen Abrücken der KPD. von der Gruppe Heinz Neumann und deren Jndividualterror- methoden. Nichtsdestoweniger gingen die Terrorakte weiter und forderten viele Opfer. Es kommt hier zu einem Vorstoß des Verteidigers Torg- lers, Rechtsanwalt Dr. Sack, der darauf hinweist, daß, wenn der Zeuge noch Aussagen über Beobachtungen dritter mache, so ergebe sich die Frage, ob nicht unter Umständen diese dritten Personen noch geladen werden müßten. Ich fürchte, so sagt Dr. Sack, daß wir nunmehr zu einer ganz umfangreichen poli tischen Auseinandersetzung kommen, die vielleicht noch wochen lang gehen wird. (Der Angeklagte Dimi troff macht hier eine Zwischenbemerkung, daß ihm das gar nicht so unan genehm sei.) Dr. Sack wendet sich zu Dimitroff und ruft ihm zu: Herr Dimitroff, unterbrechen Sie mich nicht. Ob es für Sie gut ist i st mir egal. Der Vorsitzende ruft seinerseits den Angeklagten Dimitroff ebenfalls zur Ordnung. Dr. Sack betont noch einmal, er beanstande nichts, er habe nur den Wunsch, daß das Verfahren nicht ins Endlose ausgedehnt werde. Torgler: Was der Zeuge zuletzt sagte, ist unzutreffend. Ich habe niemals an einer Besprechung von Instrukteuren im KarttLiebknecht-Haus, am 12, Dezember 1932 teilaenommem Krimtnarrat H e rr e r geht dann dazu über, Einzelheiten' aus gesammelten Berichten von Negierungs-, Polizei- und Gerichtsbehörden mitzuteilen. Diese Angaben schildern ein deutig die Lage, die zur Zeit des Reichstagsbranoes bestand, und sie beweisen, daß von Anfang Januar bis Mitte März der Ausbruch der proletarischen Revolution auf des Messers Schneide stand. Ein Flugblatt sogt, daß der Sturz der Papen-Regierung nicht auf illegalem Wege, sondern nur durch revolutionäre Akte möglich sei. Weitere amt liche Unterlagen aus verschiedensten Teilen des Reiches in Form beschlagnahmter Geheimbefehle und illegaler Flugblätter zeigen eindeutig, daß die Parteiorganisation zu jener Zeit alles so weit vorbereitet hatte, daß es im Grunde genommen nur noch eines bestimmten Zeichens zum Losschlagcn bedurfte. Die Festnahme von Geiseln war stellenweise schon genau geregelt. Noch vor wenigen Monaten, am 16. August d. I., sind in Stettin in einem Keller etngemauert 39 Büchsen mit äußerst explosiven Sprengstoffe« v aufgefunden worden, die nach dem Urteil von Sachverständigen' dazu ausreichten, sämtliche Verkehrseinrichtungen Stettins, wie Brücken usw. zu sprengen. In anderen Städten wurden unter dem Deckmantel von Esperantokursen für die zuverlässigsten Leute der Partei Ausbildungskurse durchgeführt, in denen Kartenlesen, Taktik, insbesondere für den Straßenkampf, Selbst herstellung von Handgranaten, Schießen usw. geübt wurde/ Generalstabskarten, Waffen und Munition sowie Sprengstoff vorräte sind in vielen Orten in großen Mengen gefunden worden Damit schließt die Montagverhandlung. * Krimimürar Heller wird aus der Fülle des zentral gesammelten Materials über das hochverräterisch: Treiben der KPD. ar. Dienstag noch weitere aufschlußreiche Mitteilungen aus den Alten machen Schon das Gehörte hat aber aus-i gereicht um dem obersten deutschen Gericht und aller Welt noch einmal in die Erinnerung zurückzurufen, welch- Zustände übe« Deutschlanv gekommen wären, wenn man nicht mit eiserne« Faust diesen kommunistischen Zerftörungspläncu rin Ende ge^ macht hätte. KonMumsienverschivörung in Spanien.« Zur Verhinderung der Nachwahlen. ! InHuesca, der Hauptstadt der spanischen Provinz Aragonien, ist die Polizei einer groß angelegten links* radikalen Verschwörung auf die Spur gekommen, die am Montag durchgeführt werden sollte. Die Verschwörer, in deren Besitz Waffen aller Art und Gas- unt», Brandbomben gefunden wurden, hatten beabsichtigt^ durch Sprengung aller Brücken die Zufahrtsstraßen zw sperren. Zur Ablenkung der Polizei und des Militärs sollte iw einem großen Petroleumlager im Stadtinnern eiw riesiger Brand angelegt werden sollte. Sobalds dieses Feuer ausgebrochen war, sollten die öffentlichen Gebäude und Kasernen besetzt werden. Diese Maßnahme war als ein Zeichen zum Losschlagen der syndikalistischen Gewerkschaften in ganz Spanien verabredet. Der End* zweck der Verschwörung liegt in der Absicht, die Nach wahlen zu verhindern, die für den 3. Dezember vorgesehen sind und den bisherigen Sieg der Rechten zweifellos ver größern dürften. Köwe NMrMen. Zwei Bergleute verschüttet Essen. Kurz vor Schichtwechsel wurden auf der Zech^ Bonifatius in Essen-Krap die Hauer P. Rose und A. Duttowfki! im stcilqelagertcn Flöz Dicke Bank der fünften Sohle durch Steinsall verschüttet. Wegen dreifachen Kindcsmordcs dreimal zum Tode verurteilt^ Essen. Die grauenvolle Tat einer Mutter fand vor dem Essener Schwurgericht ihre Sühne. Angeklagt war die Frau eines Gladbecker Bauarbeiters, die 27 Jahre alte Margarets Konzylia, die am 9. Dezember v. I. ihre drei Kinder im Rheins Herne-Kanal in Altenessen ertränkte. Entsprechend dem An trag des Staatsanwalts lautete das Urteil aus die dreifache Todesstrafe. Ein dreister Betrüger gefaßt. --- „Goldbarren" -ms Messing- Düsseldorf. Die Polizei verhaftete einen Maler Rudolf Strauch aus Berlin, der bei mehreren Leuten in Brandenburg und Berlin Beträge von 3000 bis 4000 Mark gegen Hinter^ legung von Goldbarren entliehen batte, die in Wirklichkeit ans Messing bestanden. Die Polizei war dem Betrüger dadurch auf die Spur gekommen, daß er sebr viel Geld ausgab und unter verschiedenen Namen in ersten Hotels gewohnt hatte. Eine mandschurische Wache erfroren aufgcfunden. Charbin. Nach einer Meldung aus Chingan ist dort ein« aus W Mann bestehende Wache tot aufgefunden worden. Dis Wache ist im Schnee erfroren. Ein Walzer ans Wien Roman von Paul Hain. 32. Fortsetzung Nachdruck verboten Immer wieder irrte sein Blick böse und drohend Uber die wenigen Zeilen, hinter denen so viel Zärtlichkeit und ängst liche Liebe stand. Jedes Wort fuhr ihm wie Hammerschlag gegen das Hirn, jedes Wort brannte und bohrte glühend durch sein Herz. Die Verzweiflung des Liebenden, die Qual des Verschmähten verwirrten seine Gedanken und ließen Haß und Nachsucht in ihm wachsen. „Nein —malten feine Lippen böse, „morgen nachmit tag in ihrer Wyhnung? Sie werden umsonst auf Ihren Mu sikus warten, Jungfer Ietty!" Ein schmales, boshaftes Lächeln zerbog seine Mundwinkel noch mehr. „Sie werden ganz umsonst warten. Und Sie werden es noch lernen, verständig zu sein." Langsam bogen sich seine Finger um den Zettel, zer- preßten ihn knisternd in der Faust. Er atmete tief auf. Die Faust öffnete sich. Knisternd rollte das Papier wie der über den Tisch. Ein paar Worte waren deutlich aus dem zusammengeknäulten Billett zu lesen — die Buchstaben schienen förmlich zu wachsen — höhnisch zu kichern in der Stille des Zimmers — Worte, die sich nicht mit einem arm seligen Faustgriff auslöschen lassen wollten — Worte, die sich nicht stehlen ließen. „Liebster ich war und bin deine Ietty " Franz Josef blickte hin, als sähe er ein böses und ge fährliches Tier, das, eben zurückgeschlagen, ihn schot: wieder drohend und gefährlich angriff. „Nein —" stieß er heiser hervor, „nein, nein, nein —" Von neuem griff seine Hand hin — packte das Papier — die höhnischen, kichernden Worte, die einem anderen gal ten, und plötzlich, mit einer fast triumphierenden Bewegung hielt er den Zettel über eine der Kernen, die in silbernen Leuchtern auf dem Tisch brannten. Die Flamme züngelte hoch. Fraß sich gierig an dem Papier fest. Noch einmal glommen die Worte auf — krümm ten sich wie unter Schmerzen — verblaßten — löschten aus. Starr, kalt, bleich, mit kleinen Schweißtropfen auf der Stirn, blickte Franz Josef auf das Zerstörungswerk. Das letzte Stückchen Papier brannte in der silbernen Leuchterschale. Schwarze Asche. — Franz Josef stemmte beide Fäuste aus den Tisch und er hob sich schwerfällig. So. Die Worte waren tot. Sie konnten nicht mehr be glücken und nicht mehr quälen. Und die Leidenschaft triumphierte. Vorsichtig nahm der Erzherzog die Asche in die Hand fläche und ging zum Fenster, das er öffnete. Ein kühler Wind wehte herein. Der Himmel war dunkel. Wolken batten die Sterne ver schluckt. Ucber dem Wald mußte ein Unwetter stehen. Zwischen den stärker werdenden Windstößen grollte der Donner. Franz Josef richtete sich hoch auf. Er streckte die Hand mit der Asche zum Fenster hinaus. Der Wind riß sie sofort mit. In die Nacht hinein. Es war nur ein Augenblick. Franz Josef trat zurück. Den Kopf in den Nacken ge worfen. Ein hartes Lächeln um den Mund. Langsam schloß er das Fenster wieder und zog den Vor hang zu. Eine Tat war getan — nicht wieder zurückzunehmen. Würde sie ihm zum Guten oder zum Bösen ausschlagen? Draußen brauste der Wind Und Jettys flehende Liebesworte waren zerstäubt, als wären sie nie geschrieben worden. — 16. Kapitel. „Mein Geigen nimmst mit, Iosefl, i komm' nach," hatte Johann Strauß nach Beendigung des Konzerts LU seinem Bruder gesagt und war davongegangen. Nein, er konnte jetzt nicht nach Hause. Die vier Wände hätten ihn erdrückt. Ah — er mußte erst fertig werden mit dem Sturm und dem Wirrwarr der Gefühle, der ihn bedrängte. Mußte freie Luft um sich haben, Weite und Welt. Sinnlos jagte er durch die nächtlichen Straßen. Finster und einsam alles. Und irgendwo scherzte wohl Ietty mit dem Erzherzog, ihrem hohen, vertrauten Freund. Er ballte die Fäuste. Verraten! Vorbei! Ein zerrissener Traum! Schneller wurden seine Schritte unter der peitschenden Qual der Seele. — Eine Stunde später fand er sich auf den Höhen des Wie ner Waldes. Kühl wehte der Wind. Aus der Ferne schien sich langsam eine Wolkenmauer über den Tanz der Sterne zu schieben. Mit einem Stöhnen ließ sich Johann Strauß auf die Bank fallen, auf der er so oft mit Ietty gesessen Hatte und zu der ihn wie unbewußt seine Füße trugen. Er lehnte den Kopf zurück. Der Wind spielte mit seinem bloßen Haar. „Wie soll ich's ertragen —?" flüsterte er. „Gott im Him- mel — wie soll ich's ertragen?" Fieberglut brannte hinter seiner Stirn. Sein Mund war wie ausgedorrt. Mit einer wilden Gebärde preßte er die Fäuste gegen die Schläfen. wie Silber (Fortsetzung folgt.) stalt hervor? Ein weißes, flatterndes Gewand schwebte um sie. Eine NeLelwolkeA „Und i hätt' mein Herzblut für sie verströmen lassen. Ich Narr! I hab' geglaubt, daß ich endlich das Glück am Rockzipfel gefaßt hätt'. Und war nur ein lockendes, buntes Frauenröckerl wie jedes andere." Der Kopf.sank ihm auf die Brust. Stärker wehte der Wind durch die Tannen. Johann Strauß fuhr zusammen. Was war denn das? Geisterte dort, aus dem Gesträuch, nicht eine Frauenge*