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I 2 Blatt Nr. 5V Sonnabend 27. Februar 1926 I WM, sonder» der Volks- Reminiscere Gedenket der Helden! Ev. Mark. 14, 36: Doch nicht, wie ich wie du willst. Einsamer Friedhof. Verjunk'ne Kreuze aus vergess'nen Gunsten — Verwehtes Glück und längst verwundenes Leid — Darüber Faller in durchsonnten Lüften, ftnd rings umher friedvolle Einsamkeit. Ein Lhristusbild, von üpp'gem Grün umsponnen Ein Engel, schirmend eines Hügels Schrein — Und irgendwo geht träumerisch ein Bronnen Und singt im Laubgewind ein Vögelein. Run seh' ich es in sanftem Fluge schweben Hin über das verdeckte Totenreich — O stilles Eiland im verworr'nen Leben, Wie machst du doch die Seele still und weich. An diesem letzten Februarsonniag ist trauertag. Es ist der Sonntag Reminiscere. heißt auf deutsch: gedenke! Das ist ursprünglich ein Gebet: Herr, gedenke! An diesem Tag soll es uns aber ein« Mahnung werden; wir sollen ver Kriegsopfer ge. denken. Das wollen wir tun: wir grüßen sie alle, die so haben dahingehen müssen in den Tod, sei es vor dem Feind, sei es in der Heimat; und wir grüßen alle die, denen das Herz voll Gram ist um die Lieben, die sie so verloren haben. Aber es wäre ein schlimmer Tag, wenn nur die Trauer alles wäre. Wenn die Brust der Erd« zerrissen wird, so geschieht es, damit in die Furchen Saal gesät, damit aus der Saat Ernte werden soll. Wenn Gott unsere Herzen so zerpflügt hat, so will er, daß in die Wun den Saat sich senke, damit aus der Saat Ernte wachse. In seinem ganzen Reich ist alles so geordnet, daß aus dem Vergehen neues Leben entstehen soll, daß aber auch neues Leben nur entsteht, indem vorher zerstört wird. Das ist Eine harte Wahrheit und wir wehren uns dagegen — aber wahr bleibt sie doch. Jesus hat Ernst mit ihr gemacht: er hätte auch gern gelebt. Aber wenn nur durch seine« Tod Leben kommen kann sür viele — dann will er auch sterben Unsere Helden, die sich opferten im Kampf, di< hatten etwas vom gleichen Helventum. Wollen wir ihre, unwürdig sein? Wollen wir nicht auch lernen zu sagen! nicht wie ich will, sondern wie du willst? Lernen: das es nicht daraus ankommt, ob wir ruhige, leichte Tag, haben, sondern darauf, daß Gottes Ernte reist, auch wen« wir dabei leiden müssen? So soll die Trauer um Helder sich erheben zum eigenen Heldentum. So ruft der Taj uns zu: Mir nach, spricht Christus, unser Held. k. H. P. Geim bis in den Tod! Zur Erinnerung an die Gefalle neu. Deutschland, gedenke derer, die ihr Leben und Blu! für dich Hingaben! Mitten hinein in den wilden Kampf ums Dasein, in ven Streit und Haß der Parteien, in den Jammer, die Not, das Elend, den betäubenden Rauschtaumel des Augenblicks tönt wie von einem andern Stern herab diese Mahnung; hauchen die Geisterstimmen aus den Gräbern von zwei Millionen, die im Kampf sür die Heimat starben, die Bitte: Vergeßt uns nicht ganz, uns, die wir das Letzte sür euch einsetzten, das Leben, damit ihr das Leben habt! Auch uns umfing der Wille zu leben, auch wir waren Men- schen, die den Blick zur Sonne des Daseins hoben, auch Wir uammerten uns mit allen Sinnen an das Große oder Kleme, was Leben heißt. Doch ein Stärkeres gebot uns, dies Große oder Kleine cinzusetzen: Deutschland muß leben, auch wenn wir sterben müssen. Von einem Gräberkranz ist Deutschland umgeben und rings nm uns mahnt es so mit Geisterstimmen. Doch nein, sie flüstern nicht, die zwei Millionen Gefallenen — ihre Stimmen klingen wie Donnerrollen, wie Trompetenge schmetter. Vom Westen her dröhnt es, von jenem einst 700 Kilometer langen Eisenwall, von den Fluten des Kanals bis zu den Schweizer Bergen, dort, wo die Toten Mann an Mann liegen in vieltausendfacher Reihe. Und von Ost e n herüber tönt es wie Echo aus den grünen Wäl dern und zwischen den blauen Seen Ostpreußens, die wie große Augen zum Himmel schauen, klingt cs leiser, ferner aus den weiten, weißen Ebenen Rußlands und Polens; von Riga herab bis zur weißen Krim, überallher, wo den Staub der Erde der nägelbeschlagene Stiefel des deutschen Soldaten trat, des deutschen Soldaten, der selbst zum Staub der Erde ward. Und wie Lawinengedröhn hallt es herüber von den Bergen Tirols, den Karsthöhen Dalmatiens; aus den sonnendnrchglühten Kuppen des Balkans, aus Afghanistans, Persiens und Mesopotamiens TErn ,-.nd Ebenen, aus den Wüsten und schluchzt es: Vergeßt unse- vergaßen! ' ? fern der Heimat unserer Pflicht nicht wo dcnttcher^?em der Ozeane, überall.dort, onillt es Ä^ Feind di- Stirn bot es uns geboten, damit ihr leblnVüm'«^ und Pflicht Das Heer der Toten — dort aim , schied mehr von Rang und Stand »E« Unter fache Trainfahrer, den Fliegerbombe "oder E Ge ährt und Leben zerschmetterte, neben dem das Eichenlaub den Umformkragen zierte. neben seinem Hauptmann der Rekrut, der in der Fricdens- zeit seines Führers Kummer war, aber im Kriege se?» Pflicht tat. Hier steht neben dem Offizier der Bursch- beide vielleicht von einer Granate zugleich zerschmettert Hier steht neben dem Gelehrten, dem Studenten, den heiße Vaterlandsliebe zu den Fahnen trieb, der einfache, unge lehrte Bauernsohn, steht neben dem Fabrikarbeiter das Glied eines altadligen Geschlechts. Alle m Reihe und Glied, alle mild umfangen von den weichen Armen der «ütigen Allmutter Erde. „ , ,, . „ Non einem Tod gepackt, ob er sie faßte im Rausch «es Sieges, im Sturmeslauf oder tief unten in des Unter standes Dunkel, wenn berstend die Erde sich hob. Ob in verbissener Zähigkeit den Ansturm des Feindes im Granat- "A" erwartend, ob hoch in der Luft von Feindesgeschoß Ob "ut dem Schiff und wehender Flagge sinkend ung oder verzweifelnd, nur durch das Pflichtgefühl gehalten — der Tod schwang über sie alle die Hippe. Kem Erbarmen kannte er, gleichgültig mähte er die jungen und die reifen Männer, arm und reich, auf grüner Heid' und auf den Lagerstätten der Lazarette. Kein Alter, keinen Beruf, keinen Stand gab es, von dem er nicht zahllose Opfer heischte. Und kein Geschlecht, da er auch Frauen und Kin der zu Hunderttausenden mordete in schlimmerem, lang samem Tod. So ziehen sie heran, ein gewaltiges Heer der Ge fallenen, nicht im Schmuck glänzender Uniformen, son dern sie alle, alle umhüllt vom Feldgrau, dem Ehrenkleid der Kämpfer des großen Krieges. Erstorben sind die Augen, zerschmettert Kopf und Gebein, zerfetzt zu fast unkenntlichen Resten. Mann an Mann, in unüberseh barer Schar, ziehen sie dahin, hoch über Deutschland hin weg, zu schauen das Land, für das sie kämpften, litten und starben. Zu ihnen klingt das Glockengetön des Gedenk tages herauf und sie schauen herab auf die Stätten, die einst ihr Liebstes bargen, Weib und Kind, Vater und Mutter, Brüder und Schwestern und Freunde. Anders ist Deutschland geworden, ganz anders, als sie es er lebten, als ihr Sinn es wußte, als ihre Hoffnung es wünschte, ehe sie starben. Und soll es heruntertönen zu uns: „Uns reut unser Tod für solch' ein Geschlecht, das unserer nicht mehr gedenkt, die wir Staub wurden, und das doch um nichts besser ist als quirlender Staub im Sturm des Schicksals!" Wie Weinen schluchzt es, wie Weinen aus Augen, denen keine Träne entquoll, als sie sich zum letzten Schlummer schlossen. „Süß und ehrenvoll ist es, für das Vaterland zu sterben", sagt ein alter Dichter; oh nein, bitter ist der Tod auch dem, der da weiß, daß das Leben der Güter höchstes nicht ist. Aber sie, die Toten, tragen das blutigrote Ehren zeichen des Dienstes am Vaterland auf der Brust und das ist ehrenvoller als jeder andere Orden. Willig treten j die zurück, denen ein gütiges Schicksal den Tod ersparte, ? und neigen sich vor den Toten. Denn auf ihren Stirnen strahlt das heilige Mal des Todes für das Vaterland. Und wir brauchen nicht das mahnende Grabmal des „un bekannten Soldaten" und was wir unseren Gefallenen an Denksteinen errichteten, ist nur äußeres Zeichen unserer Dankbarkeit, eine Mahnung nur an jene, die nach uns kom men. Eine Mahnung wie der Tag der Gefallenen. Im wirbelnden, tosenden Strudel des Augenblicks, aus dem Kampf und Streit der Gegenwart erheben wir unsere Augen empor zu jenem Millionenzug der Geister. Was sie für uns taten, war das Größte, was sie tun konnten; siewarengetreubisindenTod. Und wehe dem Volk, das seinen Toten, die für die Heimat starben, die Treue vergißt! Dr. Pr. * Das Bermächinis. Von Hans-Joachim v. Reitzenstein. Ich halte nicht viel von Reden. Aber einmal habe ich eine Rede gehört. Die hat mich tiefer erschüttert als irgendein Erlebnis während des ganzen Krieges. Es war im Jahre 1916 an einem fonnenlauen Früh- iingsmorgen. Ich war von der Front zu einem Kursus in die Senne »bkommandiert und ritt mit meinem Kommandeur zum Übungsplatz hinaus. Gleich hinter dem Lager befand sich der riesige Düngerhaufen. Streng nach den kunstvollen Regeln alt- preußrjcher Ordnungsliebe war er gebaut unv geiwpsr. Davor hielt marschbereit eine Batterie alter Landwehr leute im offenen Karree. Oben auf diesem seltsamen Podest stand der angejahrte Hauptmann und hielt sich und seiner Mannschaft selbst die Abschiedsrede. Laut und ruhig hallten die Worte über die wehende Heide. Dann rin Kommando. Der Hauptmann saß auf. Und die Bat terie rückte ab zur Verladung. Mein Kommandeur sah mir in die Augen. „Haben i Sie das gehört?" fragte er heiser. Ich konnte nicht spre- chen. Ich nickte nur. Ich hatte gehört und werde bis ans > Ende meiner Tage kein Wort von dieser Rede vergessen. Hier ist sie ungekürzt. „Kameraden! — Wir! müssen sterben, und unsere Frauen müssen > weinen, — — — damit unsere Kinder lachens können!" Wer da glauben möchte, dies sei eine verblaßte Anek- j dote, die der Vergessenheit entrissen werden soll, dem sei die Moral verraten: Ehrt das Andenken der gestorbenen s Kameraden, tröstet ihre weinenden Frauen, indem ihr ihre hungernden Kinder lacken mackt! Sie Lasten -er Samer Machten;. W.N.D. Fast täglich erscheinen in den Zeitungen Artikel über den Daweeplan und seine Auswirkung auf die deutsche Wirtschaft. Alle diese Ausführungen sind aber für den Leser nur dann verständlich, wenn er weiß, worn die Verpflichtungen des Dawesplanes für das deutsche Volk eigentlich bestehen. Im Folgenden sollen daher diese Ver pflichtungen dem Leser nochmals kurz vor Augen geführt werden. Die laufenden Vertragsleiflungen sind aus 3 Quellen zu bestreiten: l. aus dem ordentlichen HaushaltSetat 2. aus den Eisenbahnen und zwar: a) aus Eisenbahnobligalionen d) aus der VerkehrSsteuer 3. aus Jndustrieobligationen. Zu 1. Ordentlicher HaushaltSetat. Die Zahlungen, welche in der Hauptsache durch Steuern und Zölle aufge bracht werden müssen, beginnen erst im 3. Dawesjahr 1926/27 mit jährlich 110 Millionen Mark, steigend rm 4. Dawesjahr auf 500 Millionen Mark und betragen von 1928/29 an (Normaljahr) jährlich 1250 Millionen Mark. Diese Summe wird zwar als Normalleistung angesehen, kann aber auf Grund des Wohlstands-Index, d. h. dem steigenden Wohlstand Deutschlands entsprechend, erhöht werden. Als Sicherheit für diese aus dem HaushaltSetat zu leistenden Beträge sind die Einnahmen aus Alkohol, Tabak, Bier, Zucker und aus den Zöllen verpfändet wor den und zwar bis zu der Höhe des Betrages, der für die Reparationsabgabe nötig ist. Zu 2a) Eiseubahnobligationen. Die Reichseisenbahn ist in eine Aktiengesellschaft mit einem Kapital von 26 Milliarden Mark umgewandelt worden. Von dieser Summe sind für Reparationszwecke 1l Milliarden ersthypothekarisch sichergrstellte Eisenbohnobligationen geschaffen worden, welche * In aer lranxöMehen fremüenlegion. * Es ist oft und eindringlich vor dein Eintritt in die franzö sische Fremdenlegion, jene vor etwa hundert Jahren aus poli tischen Flüchtlingen und Abenteurern aller Nationen gebildeten Gruppe gewarnt worden. Dem „O. W." ging von einem deutschen Soldaten der Fremdenlegion folgender Bericht über die Zustände bei der französischen Fremdenlegion in Marokko zu. .... Auf dieser vorderen Postenlinie gibt es keine Zeitungen. Es war deshalb reiner Zufall, daß ich eine Nummer Ihrer Zeitung in die Hände bekam, worin ich von dem Film „Die Fremdenlegion" las. Dies brachte mich auf den Gedanken, Ihnen ebenfalls etwas daiüber zu schreiben. ES ist nicht viel; vielleicht aber könnte es doch trotzdem manchen meiner Landsleute abhalten, eine große, nie wieder gutzumachende Dummheit zu begehen. Es ist traurig, daß 65 Prozent der Fremdenlegion aus Deutschen besteht. W:e viele Tausende von ihnen allein am Riff ihr Blut und Leben hergegeben haben, werden Sie kaum wissen. Ein kleines Beispiel der letzten Woche — das Schreiben ist vom 15. Dezember 1925 datiert: Vom 2. Bataillon unseres Regiments sind von siebenhundert Mann nur noch sccheundfünfzig zurückgekehrt. Aehnlichs Fälle könnte ich sonst noch anlühren. Wie mag cs kommen, daß jede Woche bis hundert, ja selbst Hunderte von Deutschen in die Legion eintrctsn? Ich beklage mich nicht; denn ich hatte einen Grund, Deutsch land zu verlassen. Ich kann aber nicht verhindern, daß ich mich schäme, unter französischer Trikolore zu kämpfen. Ueberdies würde ein Leben als Landstreicher in irgend einem Lands ein herrliches sein, gegenüber der Behandlung hier. Anfang nächsten Jahres werde ich meine 5 Jahre beendigt haben. Was ich kann machen werde, weiß ich noch nicht! Mein Bciuf ist durch die fünf Jahre vernichtet. Erspar nisse konnte ich nicht machen. Eltern und Verwandte habe ich nicht. Jedoch das Bewußtsein allein, frei zu sein, wird alle Schwierigkeiten, die mir die Zukunft entgegenstellt, be seitigen. Fünf Jahre können nicht wieder eingeholt werden. Weit das die meisten, die hierher kommen, außer Acht lassen, möchte ich die, dis sich mit dem Gedanken an die Legion herumlragen, warnen. Besser das armseligste Leben im Heimatlande als die Drangsale der Legion. Dann sagt der Fremdenlegionär, der genau seinen Namen, seine Nummer, sein Regiment usw. angibl und seine Aufzeichnungen in einer flüssigen Handschrift und in gewandtem D-Uisch gibt unter anderem: Die Leute aus aller Herren Länder, die in dis Fremdenlegion eintreten, sind meistens junge, unerfahrene Burschen, dann auch Ver- brecher, Vagabunden, Abenteurer. 88 von Hundert sehen die Heimat nicht wieder. Sie sterben oder verkommen auf Zwangsarbeit. Von den 12, die zurückkehren, sind 3 oer- krüpp-lt. Dei Rest hat meistens den Tropenkoller. Wenn man kommt, flogt man nicht nach Papieren. „Wie alt bist du?" — „ik Jahsel" — „Bon!" — „Nationalität?" — „Eskimo!" — „Bon!" — „Beruf?" — „Keinen!" — „Bon!" Dieses „Bon!" hört man bei der körperlichen Untersuchung und bis nach Sidi Bal AbeS. Dort ist Schluß mit dem „Bon." Dafür wird man Legionär. Den Schwachen wirft es nieder; den Starken durchpflügt es das Gesicht. Das „es" sind die Märsche, das Klima und die Nahrung. Früher versuchten die „Biauen" nach Spawsch-Marokko zu entkommen, von 1000 kamen 15 durch. Den anderen kostete es Mühe, Energie und einige Jahre Zwangsarbeit. Heute verüben sie Selbstmord; denn Spanien liefert auS. Die Löhnung beträgt 5 SouS täglich. Was man nicht kaufen kann, muß man stehlen. Aber haben muß man's, Rauchen wird Luxus. Erlaubt man sich „Wie?" zu fragen, erhält man acht Tage Prison, schneidet man ein Gesicht: 15 Tage Celulle und wagt man gar zu drohen: Zwangsarbeit. Pnson ist ein Dmg, in dem der Legionär 8 Stunden am Tage einen 25 Kilogramm schweren Sack trägt, das Gewehr oben drüber und damit Dauerlauf macht oder marschiert. In dem Cclulls, dunkel, bekommt er jeden vierten Tag etwas zu essen. Was Zwangsarbeit ist, will ich lieber nicht sagen: das dauert zu lange. Wenn der Legionär schießen kann, kommt er nach Marokko. Weil dort alles zehnmal teurer ist sagt man: Jetzt befindest du dich im Kriegsgebiet. Dafür bekommst du eine Erhöhung der Löhnung. Das macht alle 15 Tags 11,25 Franken. Weil es Kriegsgebiet ist, hört man auf, Mensch zu sein, und erhält zerrissene Kleider. Die Colonne beginnt mit endlosen Märschen durch wasserarme Strecken bei glühender H tze Die Losung ist: marche ou crevesl (marschier' oder verreck'!) Strapazen und Kämpfe, Arbeiten, Krankheit. DaS macht den härtesten Kopf gefügig. Man wird duldsamer als ein Lamm. Der Körper abgemagert durch Entbehrungen, hohle Augen, braunschwarz gebrannt das Gesicht, schmutzig und zerrissen: ein vurchgebrannter Zuchthäusler steht besser aus. Dann Posten und Straßenbau. Steinblöcke tragen ohne Rast, dte pfeifenden Kugeln spielen Begleitung. DaS Bett ist die Erde, die Sterne — Träume. Die Nachtwache frißt den Schlaf. Später besetzt man die Posten. Jahre lang werden 20 Meter im Geviert die Welt. Keine Unter« Haltung, cs seien denn Angriffe. Kaum ein lautes Wort. Wer noch seinen Verstand mitbrachts, verliert ihn. Nicht einmal die Hoffnung bleibt. Das macht schweigsam I Wenn man gehl, fragt man nach — Papieren. Hat man keinen Geburtsschein, so heißt es: „Sieh' zu, daß du einen bekommst; sonst bleibst dul" Da merkt mancher, daß er nicht Francois ist. B... heißt, sondern Wilhelm Soundso. Hat man den Geburtsschein, dann erhält man einen blau gestreiften Rock und Hose, eine Mütze und ein Hemd. Wenn's regnet färbt das Zeug ab. Dann bekommt man noch ein Kilogramm Brot und eine Dose Büchsenfleisch vom Welt krieg her. Kein Zehrgeld; dafür aber den Segen: Sieh zu, daß du fortkommft. Mit Galgenhumor schließt der Fremden- legtonär seine Mitteilungen mit dem ironischen Ruf: Vioe la Legion Elrangöre!