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Wilsdruffer Tageblatt : 27.02.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192602272
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19260227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19260227
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-02
- Tag 1926-02-27
-
Monat
1926-02
-
Jahr
1926
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 27.02.1926
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1 Neues aus aller well l Einberufung des Dentschen Evangelischen Kirche» ausschusses. Der Deutsche Evangelische Kirchenausschuß, oas Gcschästsführungs- und Vollzugsorgan des Kirchen bundes der 28 deutschen Landeskirchen, ist auf Donners tag, den 4. März, zu seiner Frühjahrssitzung nach Berlin einberuse». Die zweitägigen Verhandlungen werden sich insbesondere beschäftigen mit den Auswirkungen oer Stockholmer Weltkonferenz, dem Anschluß deutscher Aus landsgemeinden an den Kirchenbnnd und mit der Vorbe reitung des nächsten Kirchentages, oer als die parla mentarische Gesamtvertretung des Kirchenbnndes verfas sungsgemäß im Jahre 1927 'zusammentreten wird. _ Zugentgleisung. Auf der Eiseltbahnstrecke Augs burg-Ingolstadt entgleiste der Abendpersonenzug infolge Weichenhebung bei der Einfahrt in die Station Nieder- arnbach. Der Postwagen und einige Personenwagen sprangen aus dem Gleis. Mehrere Personen wurden leicht verletzt, eine Person schwer. Sieben Dampfer aus Eisnvt befreit. Dem Eisbrecher des dänischen Staates gelang es, siebe» Dampfer freizn- bekommen, die sich im Eis bei Hävringe in gefährlicher Lage befanden. Newyork schafft die Straßenbahnen ab. Nach oer Hauptstadt Washington, die kürzlich Pferde und Pferdefuhrwerk aus den Hauptstraßen verbannte, beab sichtigt- jetzt Newyork sogar die Ausmerzung aller Straßenbahnen, die sich als größtes Hindernis für einen schnellen Verkehr erweisen. Für den Fall, daß die Stadt berechtigt ist, die Lizenzen für die Bahnlinien zu kassieren, haben schon Verhandlungen zwischen den Autobus- und Bahngesellschaften begonnen mit dem Ziel, eine Ver schmelzung herbeizuführen und die Straßenbahnen frei willig verschwinden zu lassen. Zwei gewaltige Schadenfeuer. Ein großer Brand zerstörte die großen „Sunshine"-Getreidespeicher in Mel bourne. Der durch das Feuer verursachte Schaden wird auf 250 000 Pfund Sterling geschätzt. — Die „Times" melden aus Newyork, daß ein Schadenfeuer teil- weise die Hafenanlagen im Hudson zerstörte. Der Schaden wird mit etwa 514 Millionen Dollar angegeben. Das Große Los gezogen. In der letzten Ziehung der sireußisch-Süddeuischen Klassenlotterie ist das Große Los zezogen worden; es siel auf die Nummer 62 099, die in >eiden Abteilungen in Berlin gespielt wird. Die glttck- ichen Gewinner der zweimal 500 000 Mark — aus jede llbteilung entfällt eine halbe Million — sind durchweg leine Leute, die je ein Achtellos besitzen. Unter den oon^ Hortuna so reich Bedachten befindet sich ein altes Ehe paar und zwei Arbeiterfamilien. Auch die andere Ab- eilung des Glücksloses wird von Berlinern in kleinsten Anteilen gespielt. > Die Bisamrattengcfahr in Thüringen. Der Thürin- zcr Fischereiverein, der zehn städtische und staatliche Be hörden, 16 Vereine und 246 Einzelmitglieder umfaßt und ! erfolgreich die Hebung der Fischzucht in den Gewässern Thüringens betreibt, hat mit gutem Erfolg auch die Be- > kämpfung der neuerdings in Thüringen überhandnehmen- § oen Bisamrattengesahr ausgenommen. Im letzten Jahre konnten 2178 dieser gefährlichen Nager erlegt werden, gegenüber 727 im Jahre vorher. Aus dem D-Zug gestürzt. Ans der Strecke zwischen Stallupönen und Trakehneu ist ein etwa! 20 jähriges Mädchen aus dem Königsberger D-Zug ge-l stürzt. Ihre Abwesenheit wurde erst in Stallupönen durch einen Mitreisenden gemeldet. Beim Absuchen der Strecke > fand man die Schwerverletzte auf dem Gleis liegen. Sief wurde sofort ins Krankenhaus gebracht; an ihrem Auf kommen wird gezweifelt. Anscheinend handelt es sich nm eine Studentin aus Litauen. Die Ursache des Unfalls ist noch nicht bekannt, man vermutet aber, daß sich die Ver unglückte an eine schlecht geschlossene Wagentür gelehnt hat. Eine Riesenfvrelle. In Arbon hat ein Fischer un Bodensee ein Riesenexemplar von einer Forelle gefangen. Der Fisch mißt in der Länge 102 Zentimeter, hat einen Umsang von 64 Zentimeter nnd wiegt 30 Pfund Eine Vcrbrccherbande von 164 Köpfen verhaftet „Tribuna" meldet aus Palermo, daß in der Provinz eine Verbrecherbande von 164 Personen gefangengesetzt wurde, 45 sind entkommen. Die anderen wurden verhaftet und in 12 Automobilen nach Palermo gebracht. Die Bande bat über hundert Verbrechen auf dem Gewissen, nuh zwar mehr als 30 Morde. Die übrigen Verbrechen vesteyen aus Erpressungen, Diebstählen usw. Die spanischen Stierkämpfe werden humaner. Die- Polizei von Madrid hat die Beteiligung von Pica-l dores, d. h. von reitenden Kämpfern, an den Stiergefechten! untersagt. Sie hat damit den Bestrebungen und Eingaben von ausländischen Touristen- und Tierschutzverbänden Rechnung getragen, die gegen das Hinschlachten alter Pferde energisch Front gemacht haben. Untersuchungen über den Luxus in Amerika. Die amerikanischen Frauenvereine haben eine Rundfrage über die Verbreitung des modernen Komforts in der amerika nischen Bevölkerung veranstaltet. Es wurden 450 000 Familien befragt. Bei 70 A der Befragten wurden Auto mobile, bei 68 A Telephone, aber bei nur 59 A Badeein richtungen festgestellt. Festungshaft für einen Maharadscha. Der Maha radscha von Indore, der die aus seinem Harem ent flohene Tänzerin Mumtaz Begum in Bombay über fallen ließ, wobei die Tänzerin verletzt und ihr Begleiter getötet wurde, hat seine Herrschaft für zwei Jahre nieder- gelegt. Er wird diese zwei Jahre in einer Art Festungs haft in England zuüringen. Die entflohene Tänzerin war zehn Jahre, seit ihrem 14. Lebensjahr, am Hose des Maharadscha. Bunte Tageöchronik Paris. Der Belgische Staatsanzeiger veröffentlicht ein Dekret, durch das der Beginn der Sommerzeit auf den 18. April festgesetzt wird. London. Nach einer amtlichen Meldung betrug die Zu nahme der jüdischen Bevölkerung!» Palästina durch Einwanderung im letzten Jahre 31 660 Köpfe. Rom. Mussolini hat die Pläne von römischen Architekten begutachtet, nach denen im Innern Roms eine neue City mit Casos, Bibliotheken, TurnanstaUeu und Bädern entstehen soll, die alle Einrichtungen des alten Rom bei weitem au Luxus übertreffe» soll. Newyork. Ein bekannter Newyorler Nervenarzt Hal in einem Vortrag erklärt, die übertriebenen Abmagerungs kuren der Frauen hätten bereits zahllose Fälle von Geistes krankheit verschuldet. Gteuerkalender für März 1926. Von Hugo Meyerheim, Berlin-Grunewald. 1. März: Vereinfachte Einreichung der Belege über den Steuerabzug vom Arbeitslohn für das Kalenderjahr 1925. (Runderlaß vom 19. 1. 26 und Ergänzung.) a) beim allgemeinen überweisungs- und Behördenversahren haben die Arbeitgeber in die Lohusteuerüberwcisungslisteu nur diejenigen Arbeitnehmer aufzuuehmen, die in einer anderen Gemeinde als in der Beschäftigungsgemeinde einen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt hatten. (Finanzamt der Beschäftigungsgemeinde.) b) beim Markenverfahren ist der Arbeitnehmer ver pflichtet, seine Steuerkarte und die Einlagebogen an sein Finanzamt abzuliefern, und die Arbeitgeber haben hierauf durch Anschlag in den Arbeits- und Geschäftsräumen hinzuweisen. 5. März: Ablieferung der für die Zeit vom 21. bis 28. Fe bruar 1926 einbehalteneu Steuerabzüge der "ohtz^.und Gehaltszahlungen, sofern Ablieferungs- Verpflichtung vorliegt nnd sobald diese 50 Mart er reichen (Finanzkaffe); alle übrigen Arbeitgeber haben in Höhe dieser Abzüge Steuermarken zu kleben und zu entwerten. Steuerfreier Lohnbetrag ist 60 Mark monatlich, 14,40 Mark wöchentlich, 2,50 Mark täglich, 60 Pfennig zweistündlich, ferner bleiben steuerfrei für Werbungskosten und Sonder leistungen je 20 Mark monatlich, je 4,80 Mark Wöchentlich, je 80 Pfennig täglich, je 20 Pfennig zweistündlich (kann auf Antrag erhöht werden). Ermäßigung für Haushaltsmitglieder gemäß der Neuregelung des Lohnabzuges vom 1. 1. 26. Keine Schonzeit. Der Steuerabzug ist nicht vorzunehmcn, wen» er für den vollen Monat nur 80 Pfennig oder für die volle Woche 20 Pfennig betrügt. M. März: 1. Fälligkeit der allgemeinen Umsatz- und Luxrisst euer nebst Einreichung der Voranmel dung pro Monat Februar 1926 (Monatszahler); Schonzeit sieben Tage (Finanzkasse). Monatszahler mit geringfügigen Umsätzen können auf Grund des Erlasses des Reichsfinanzministers vom 31. 12. 25 die Überführung zur Gruppe der Vierteljahres zahler beantragen. Allgemeine Umsatzsteuer 1 Luxussteuer 7^ A. Befreit sind Einnahmen, die der Gesellschaftsstener unterliegen. 2. Börseu- umsatzsteuer für Februar 1926 und Vorlegung einer Anmeldung der Abrechner zum Kapital- v e r k e h r s st e u e r g e s e tz in zwei Stücken. (Finanzamt.! pstriLierblut. Roman von Reinhold Ortmann. <i0s (Nachdruck verboten.) „Sagtest du nicht erst gestcrn, daß du für die nächsten drei Monate unter keinen Umständen irgendeinen weiteren Auftrag annehmen würdest?" „Einen. bei dem sich's bloß um's Geldverdienen handeln würde — nein! Aber hier kommen ganz an dere Verlockungen in Betracht. Erstens ist sie in der aus gesprochenen Absicht nach München gekommen, sich von Hrllbach porträtieren zu lassen, und es würde mir natür lich diebisches Vergnügen machen, sie meinem weltbe rühmten Kollegen wegzuschnappen. Und zweitens würde ich mich glücklich schätzen, sie malen zu dürfen, auch wenn ich nicht einen Pfennig dafür erhielte. Auch wenn mir das Bild ganz und gar mißlänge, müßte es doch schon um seines Gegenstandes willen der Clou der nächsten Aus stellung werden. Alle Welt wird sich dazu drängen, das Porträt der schönen Teuselin zu sehen." „Warum nennst du sie eine Teufelin? Nur auf ihr Aeußeres hin?" „Na, virlleicht würde schon das ausreichen, ihr diesen Ehrentitel zu verschaffen. Denn wenn es dem guten, aUen Mephisto noch immer um den Seelenfang zu tun sein sollte, hätte er wahrhaftig keinen geeigneteren Werber avsichiüen können als sie. Aber das Wort ist gar nicht von mir. Der Legationsrat von Hellen hat es geprägt, als er mir das Drama ihrer kurzen Ehe erzählte. Ani Tc-ge ihrer Hochzeit vergiftete sich aus unglücklicher Liebe zu ihr der jüngere Bruder ihres Gatten. Und andert- lalb Jahre später wurde dieser Gatte in einem durch sie herausdeschworeuen Duell erschossen. Man merkt ihr verdammt wenig von diesen tragischen Erlebnissen an; aber wenn man ihre Gestalt, ihr Gesicht, ihre Augen ge sehen hat, versteht inan sehr gut, daß sie allen Männern zum Verhängnis werden muß, die in ihren Bannkreis ge raten." „Und es kann dich reizen, eine solche — eine solche Frau zu malen?" ., „Warum denn nicht? Was kümmern mich lhre Teufeleien? Ich sehe sie doch nur mit den Augen des Künstlers. Und du wirst mir ohne weiteres recht geben, sobald du sie kennen gelernt hast." Helga drehte den Kopf, und zwischen ihren Brauen war eine feine, aber scharf eiugeschnittene Falte. „Ich? Niemals! Du wirst mir versprechen, Hubert, mich niemals mit der Dame zusammenzubringen. Denn ich wäre ja nicht in der glücklichen Lage, sie nur mit Künstleraugen anzusehen." An dem Rot, das ihm ins Gesicht stieg, konnte sie erkennen, wie empfindlich sie ihn auf's neue verletzt hatte. Seine Lippen zuckten, wie wenn ihnen ein heftiges Wort entfahren wollte. Aber er wußte sich doch zu beherrschen. „Ich muß also wohl endgültig die Hoffnung aufgebsn, daß wir uns in gewissen Dingen jemals verstehen werden," sagte ec kalt. „Manchmal aber ist es mir wirklich ein Rätsel, wie du dich überhaupt entschließen konntest, meine Frau zu werden. Mit dem männlichen Ideal, das du im Herzen trägst, kann ich doch von jeher nur verzweifelt wenig Aehnlichkeit gehabt haben." Er riß die Tür auf und verließ das Zimmer, ohne eine Erwiderung abzuwarten. Aber auch, wenn er ge blieben wäre, würde er wahrscheinlich vergebens auf eine Antwort seines jungen Weibes geharrt haben. 7. Kapitel. Helga vollendete den Brief nicht, den sie ihrem Bruder hatte schreiben wollen. Sie warf den zerrissenen Bogen in den Papisckocb, lehnte sich in ihren Stuhl zurück und drückte das Taschentuch an die Augen. Es geschah ihr wahrlich nicht oft, daß sie weinte. Und es war das erstemal seit dem Bestehen ihrer Ehe, daß sie das Leid ihrer Seele in Tränen ausströmen ließ. Vielleicht war sie sich selber nicht klar darüber, warum sie sich gerade heute durch die Worte und das Benehmen ihres Mannes so im tiefsten Herzen gekränkt und verwundet - iühlts^ ALbnlicbs Meiunnasuerfcbiedenbeiien wie die beutiae W. Marz: 1. Ablieferung der für die Zeit vom 11. bis 20. März 1926 einbehaltenen Steuerabzüge der Lohn- und Gehaltszahlungen wie am 5. d. M. s 2. Voraussichtlich letzter Termin zur Abgabe der Einkommen- und KörperschasWteuererklärung. 31. Marz: i. Letzter Termin für den Antrag auf Erstat tung von Sieuerbeträgen, die vom , Arbeitslohn einbehalten worden sind, wenn die in t K 93, Abs. 1 angegebenen Gründe vorliegen. I (Finanzamt des Arbeitnehmers.) 2. Letzter Termin i für den Antrag des Hypotheken-, Grund-, Renten-, Reallasten-,-, Schiffs- und Bahnpfandrechtschuldners auf Herabsetzung der Aufwertung oder Abweichung vom normalen Höchstsätze. 3. Letzter Termin für den Antrag des Hypotheken-, Grund-, Renten-, Reallasten-, Schiffs- und Bahnpfandrecht gläubigers auf vorzeitige Rückzahlung abzüglich Zwischenzinsen. 4. Letzter Termin für den Antrag ; des Industrie-Obligationen- und verwandten Schuldverschreibungen-Schuldners auf Herab setzung der Auswertung; das gleiche gilt auch bezüglich der Schuldverschreibungen der Ge- i nossenschasten des öffentlichen Rechtes und der- s wandter Körperschaften als Unternehmer Wirt- f schaftlicher Betriebe. 5. Letzter Termin für die Be- ! stellung eines im Deutschen Reiche wohnenden Be - i vollmächtigten zur Entgegennahme von Zu- ! stellungen im Verfahren vor der A u f Wertungs stelle. Vermischtes. Der tschechische Himmel. Nachdem die Tschechen sich von allem, was ihre Entwicklung hemmen könnte, befreit haben, haben sie sich jetzt auch eine eigene tcheschische Ab teilung im Himmel zugelegt (wobei man sich wundern muß, daß nicht auch Mussolini auf einen eigenen, in diesem Falle italienischen, Himmel Anspruch erhebt). Den tsche chischen Himmel hat ein Prager Blatt entdeckt, als dieser Tage Schüler und Schülerinnen einer Prager Schauspiel schule auf dem Hradschin sich dem Präsidenten Masaryk vorstettten und vor ihm spielten. Begeistert schrieb nach dieser Vorstellung das erwähnte Blatt: „Was sagst du, Väterchen Joses Kajetan Tyl, zu all dem? Das hast be stimmt nur du vermittelt, dort oben im tschechischen Him- . mel, wo du im Kreise der Gründer der Nation sitzest . . Daß im tschechischen Himmel nur tschechisch gesprochen wird und daß die Deutschen dort nichts zu suchen haben, versteht sich von selbst. Amerikas Großstädte. Nach den Ergebnissen der letzten Volkszählung in den Ver. Staaten gibt ein New- Yorker Blatt die Einwohnerzahlen einiger der größten Städte des Landes wieder, um darzulegen, in wie rapider Weise in Amerika die Großstadtbevölkerung anwächst. > Detroit z. B., das im Jahre 1900 noch nicht 300 000 Ein wohner hatte und 1910 mit 460 000 Einwohnern an die achte Stelle unter den amerikanischen Großstädten gerückt war, steht jetzt mit nicht weniger als 1 250 000 Einwohnern an der vierten Stelle. Cleveland hat innerhalb weniger Jahre einen Zuwachs vou 790 000 Einwohnern erlangt. Beinahe unglaublich ist der Riesensprung, den Los Angeles gemacht hat. Die Stadt hatte 1900 etwas mehr als 100 000 Einwohner, jetzt aber hat sie fast 725 000 Ein wohner. Dieser gewaltige Aufschwung ist in der Haupt sache auf die beinahe phantastische Entwicklung der Kino- invnstrie, Vie bekanntlich in nnd um Los Angeles ihre „Zentrale" hat, zuriickzuführen; der Film hat beinahe eben soviel geldhungrige Menschen nach Kalifornien gelockt, wie einst die Entdeckung der Goldgruben. Die drei größten Städte der Ver. Staaten waren und sind seit 1900 Newyork (6103 000), Chikago (2 995 000) und Philadelphia (1 979 000). Es folgen Detroit, Cleveland, St. Louis, Baltimore, Boston, Los Angeles, Pittsburg, San Fran zisko, Buffalo, Milwaukee, die sämtlich mehr als je 500 000 Einwohner haben. Die Bundeshauptstadt Washington hat 497 69» Einwobner. „ ,ouu uns mußt lache». ES geht nicht gerade vcr- Not, Schulden, Hnnger, Stelleiilougkeit, Konkurs, Geschäftsaufsicht, Skandale — das sind so ein paar Dinge von den vielen, welche »usi d^s bißchen Leben verleiden. Wer kann sich jetzt leichtfertig über all dies hinwegsetzen und fröhlich und immer gut aufgelegt sein. In Amerika aber sagen sie: du sollst und mußt lachen — wenn auch nicht für immer, so doch wenigstens eine Woche lang. Also, wollen sie da drüben besondere „Lachwochen" einrichten; eine Woche lang sollen alle Theater, alle Kinos, alle Zeitungen, alle Schulen usw. nur in Humor machen, damit die Yankees aus dem Lachen nicht mehr hcrauskominen; und wer sich wirklich totlacht, braucht nach der Lachwoche nicht wiede^ m das graue Elend eimusckwenken. hatte es ja schon des öfteren zwischen ihnen gegeben. Und so viel war trotz aller äußeren Kultur doch von seiner bäuerlichen Herkunft an Hubert Almröder haften geblieben, daß er in Augenblicken der Erregung sehr leicht die Herr- schäft über sich verlor und sich zu heftigen, verletzenden Aeußerungen Hinreißen ließ. Sie pflegten ihn jedesmal sehr bald zu gereuen, und noch immer hatte er den häß lichen Eindruck, den sie hinterlassen haben koirnten, durch verdoppelte Zärtlichkeit schon in der nächsten Stunde wie der zu verwischen gesucht. Vielleicht würde auch diesmal der Verlauf der Dinge kein anderer sein. Vielleicht, ja, wahrscheinlich würde er binnen kurzem wieder hier ein treten, heiteren, unbefangenen Antlitzes, wie wenn nichts zwischen ihnen vorgefallen wäre, und würde mit einem Scherz oder einer Liebkosung die bedrückende Erinnerung zu verscheuchen wähnen. Warum nur konnte diese Gewiß heit der jungen Frau gerade heute keinen Trost gewähren? Warum regte sich's in ihr beinahe wie Widerwille bei der Vorstellung einer solchen unausbleiblichen Versöhnungs- fzene? Ich bin keine Schauspielerin, hatte sie ihm vorhin zugerufen, und niemals hatte sie ein treffenderes Wort zu sich selbst gesprochen als dies. Sie konnte nicht heucheln und lügen, auch nicht um ihres ehelichen Frie dens willen. Nnd sie fühlte, daß sie heucheln und lügen müßte, wenn sie sich heute den Anschein gäbe, daß durch einen Kuß oder ein Kosewort alles in ihr ausgelöscht sei, was sie soeben erfahren und erlitten. In einem Winkel ihrer Seele würde ja doch schmerzlich brennend die Gewißheit weiter leben, daß mit solcher Ver söhnung keine Brücke geschlagen sei über die Kluft, die ihr Denken und Fühlen von dem ihres Mannes trennte. Und sie wollte nicht auf den leichten, unzuverlässigen Schwinge» rasch aufflammernder und rasch erlöschender Sinnlichkeit über diese Kluft hinweggelragen sei». Sie konnte ihre Ruhe erst miederfinden, wenn der gefährliche, immer auf's neue drohende Abgrund wirklich ausgefüllt war — wenn sie nicht mehr davor zitier» mußte, bei jede»:, auch dein ge ringfügigsten Anlaß wieder an sein Vorhandenfein er innert zu werden. > (Fortsetzung folgt.)
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