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MMN ji,«« Marandt, Aossen, SieöenLeßn und die Amgegenden. Amtsblatt für die Rgl. AmtshaupLmannschaft Meißen, für das Rgl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalve, Groitzsch, Grumbach, Grund bei Mohorn, Helbigsdorf, Herzogswalde mit Landberg, Hühndorf, Kaufbach, Kesselsdorf, Kleinschönberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Munzig, Neukirchen, Neutanueberg, Niederwartha, Oberhermsdorf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bei Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne,Sachsdo rf, Schmiedewalde, Sora, Steinbach bei Kesselsdorf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spewlsbausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. Erscheint wöchentlich dreimal uno zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. — Bezugspreis vierteljährlich 1 Mk. 30 Pf., durch die Post bezogen 1Mk. 54 Pf. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags 12 Uhr angenommen. - Jnsertionspreis 16 Pfg. pro oiergespaltene Korpuszeilr. und ^crtaq vmi Mnrrin Berqer in Wilsdruff. — BerantworUtch für die !ffednitwn Merlin Berber smel^n. No. 73. Donnerstag, den 27. Juni 1001. 6V. Jahrg. Vekernntnrerchung. Auf Grund des Gesetzes vom 31. Mai 1901, betreffend Bersorgung der Kriegs invaliden und der Kriegshinterbliebenen, wird Nachstehendes zur Kenntniß gebracht: 1. Es kommen nur diejenigen Invaliden in Betracht, bei welchen Kriegs invalidität anerkannt Ul. 2. Empfänger von Unterstützungen auf Grund des Allerhöchsten Gnadenerlasses vom 22. 7. 84 und Empfänger von Veteranendeihilfen auf Grund des Gesetzes vom 22. 5. 95 werden von diesem Gesetze nicht betroffen. 3. Die auf Grund dieses Gesetzes zu gewährenden Pensionszuschüsse kommen zur Anweisung, ohne daß es eines Antrages der Betreffenden bedarf, jedoch hoben die Kriegsinvaliden sofort den Militärpaff on dos Bezirkskommando einzureichen. 4. Diejenigen Ganzinvaliden, deren jährliches Gesammteinkommen — aus den Jnvalidengebührnissen und sonstigen amtlichen, sowie privaten Einnahmen an baarem Gelde und aus anderweiten Einkünften, wie Naturalbezüge, Wohnung u. a. nach dem durchschnittlichen Geldwerthe berechnet — nicht den Betrag von 600 Mk. erreicht, können bei dem Bezirksfeldwebel unler Angabe ihrer Einkommcnsverhältnisse die Bewilligung einer Allers- zulage beantragen, sobald sie das 55. Lebensjahr vollendet haben, oder wenn sie vor oiesem Zeitpunkte dauernd völlig erwerbsunfähig geworden sind. Meißen, am 25. Juni 1901. Königliches Le-irtrskommando Meißen. Bekanntmachung. Donnerstag, den 27. Juni d. I., Nachmittags 6 Uhr, öffentlStadtgemeinderathssitzung. Die Tagesordnung hängt im Rathhause aus. Wilsdruff, den 26. Juni 1901. Dev Bürgermeister. Kohlenberger. politische Rnn-schau. Aus Kiel: Der Kaiser, der Abends vorher einem Gartenfest beim Prinzen Heinrich und dann einem Fest essen des kaiserlichen Jachtklubs beiwohnte, begab sich Dienstag früh mit dem Großherzog von Weimar und dem Herzog Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein auf die Jacht „Iduna" zur Theilnahme an der großen Seeregatta Kiel—Eckernförde. Die Kaiserin und Prinz Rupprecht von Bayern folgten auf der Jacht „Hohenzollern." Das Wetter war prachtvoll. Der Entwurf des neuen Zolltarifs hat in feiner Vorparlamentarischen Behandlung endlich einen bemerkens- wertheu Schritt nach vorwärts gethan, indem er Ende voriger Woche aus dem Reichsamte des Innern an den Bundes rath geleitet worden ist. Allerdings wird aber der Bundesrath die Zolltarif-Vorlage einstweilen nur zur Kenntniß nehmen, da die Sommerferienpause genannter Körperschaft bevorsteht; doch wird versichert, der Bundes rath gedenke nach Wiederaufnahme seiner Sitzungen im Frühherbst die Vorberalhung des Entwurfes des künftigen Zolltarifgesetzes derartig zu fördern, daß derselbe dem Reichstage unmittelbar nach der Fortsetzung der Session, welche bekanntlich am 26. November erfolgen soll, unter breitet werden kann. Was die sofort im Anschlusse an die Meldung vom Eingänge des Zolltarif-Entwurss im Bundesrathe verbreiteten Blätternachrichten über diese und jene angeblichen Einzelheiten des neuen Zolltarifs anbe langt, so werden sie von der „Nordd. Allg. Ztg." kate gorisch als auf willkürlicher Combination beruhend erklärt. Tschechische Anmaßung. In der „Tägl- Rund schau" liest man folgenden Erguß: „Die Prager Raths- hussiten treiben ihre Arroganz so weit, daß sie dem Ma gistrat der deutschen Reichshaupt- und Residenzstadt Berlin ihre Berichte in ausschließlich tschechischer Sprache über senden. Darob kam es in der letzten Sitzung der Väter unserer größten Stadt zu einer lebhaften Debatte, wie man sich zu dieser Aeußerung tschechischer Bescheidenheit stellen sollte. Das Ende war natürlich echt wafchlappig: Statt das Beispiel der Breslauer Stadtverwaltung zu befolgen und die Berichte mit Protest nach ..slam kralm" zurückzuschicken, meinten etliche besonders gerissene Diplo maten, man dürfe daraus keine politische Frage machen, Breslau sei ja nur die Hauptstadt einer preußischen Pro vinz, Berlin aber die Kapitale des mit Oesterreich ver bündeten Deutschen Reiches. Da ginge es um so weniger an zu brüskiren, als ja Oesterreich selbst die Versöhnung und den Ausgleich anzustreben sucht. Diese Auffassung trug denn auch den Sieg davon und man beschloß, still schweigend über die Sendung zur Tagesordnung überzu gehen. Ja, ja, die Väter unserer größten Stadt . . . ." Oesterreich-Ungarn. In Ungarn beschäftigt sich die öffentliche Meinung lebhaft mit den jetzt aufgedeckten eigenthümlichen deutsch- und dreibundsfeindlichen Quer treibereien des Abgeordneten Ugron von der Unabhängig keitspartei. Ugron hat während seines Besuches bei dem französischen Minister des Auswärtigen Delcassä nette Ge schichten au gestellt, wie wenigstens der hierbei zugegen gewesene Graf Rimler bestimmt behauptet. Ihm zufolge ist hierbei abgemacht worden, daß Delcasss den Papst be wegen solle, den ganzen Einfluß des Klerus zu Gunsten der Partei Ugron's bei den bevorstehenden Neuwahlen zum ungarischen Adgeordneteuhause aufzubieten und daß Ugron in Pest eine Bank mit französischem Capital be- j gründen solle, zu dem ausdrücklichen politischen Zweck, den' deutschen Einfluß in Ungarn zu bekämpfen, Ungarn mit seinen slavischen Völkerschaften auszusöhnen und schließlich Oesterreich und Ungarn vom Dreibund abzulösen und dafür dem französisch-russischen Zwcibund zuzuführen. Es ist allerdings recht zweifelhaft, ob sich ein so gewievter Staats mann, wie Herr Delcafss, wirklich im Ernste auf derartige politische Phantastereien eingelassen haben sollte, jedenfalls nimmt aber fast die gesammte Pester Presse die Sache sehr ernst und greift Ugron auf das Schärfste an. Die näheren politischen Freunde Ugron's versichern, sie hätten von den politischen Plänen, die er in Paris betrieben, nicht das Geringste gewußt. Der Unabhängigkeitspartei selber ist der ganze Zwischenfall mit Ugron natürlich sehr fatal, es heißt darum, sie wolle eine Interpellation hierüber im Abgeordnetenhause einbringen. Zwischen England und Frankreich droht ein Con- flikt wegen der Neuen Hebriden (Südsee) auszubrechen. Der französische Generalkonsul in Sydney erklärte, Frank reich werde die von ihm besetzte und kolonisirte Inselgruppe wahrscheinlich behalten, jedenfalls aber nicht dulden, daß eine andere Macht Besitz von derselben ergreife. Dem gegenüber hat sich der Premierminister des australischen Staatenbundes, Barton, dahin geäußert, die Neuen He briden gehörten überhaupt keiner Macht, sondern eben den dortigen Eingebornen. In Barcelona bereitet sich ein neuer Sturm gegen die spanische Regierung vor. Dort hat die Ungiltigkeits- erklärung der Wahl der katatonischen Abgeordneten, d. h. der von der katalonischen Autonomistenpartei aufgestellt gewesenen Kandidaten, große Entrüstung hervorgerufen. Als die auf der Reise nach Madrid befindlichen katalanischen Abgeordneten in Barcelona eintrafen, wurden sie von der Bevölkerung mit den begeisterten Zurufen: „Es lebe das freie Katalonien!" „Tod den Dieben!" „Nieder mit Madrid!" begrüßt. Dev Rrieg mit China. Die Entschädigungsfrage bietet nun endlich Aus sicht auf eine befriedigende Lösung und zwar in der Haupt sache in Uebereinstimmung mit den englischen Vorschlägen. Der Antrag Rußlands, daß im Nothfalle eine Tariferhöhung um 10-/g erwogen werden solle, sei von sämmtlichen Ge sandten genehmigt worden, mit Ausnahme des englischen Gesandten Satow, der kategorisch erklärte, daß Groß britannien die Verdoppelung der Zollsätze nur gegen gänz liche Abschaffung der Likinzölle und wirksame Revision der Handelsverträge, sowie Beseitigung verschiedener Beschränk ungen, die jetzt den Handel fesseln, genehmigen würde. — Weiter wird gemeldet, daß alle Mächte nunmehr den Be trag ihrer Forderungen ankündigten. Deutschland zeigt, wie die „Times" wissen wollen, keine Neigung, sich die großen, in Tschili gewonnenen Summen, oder so werth- volle Beute, wie die Instrumente der Pekinger Sternwarte, in Abzug bringen zu lassen. Die astronomischen Instru mente seien bereits von Taku nach Deutschland verschifft worden. Wenn das Londoner Blatt die deutschen Sol daten hierbei als Bentejäger bezeichnet und von deutschen Raubzügen in Tschili redet, so weiß mau nicht, was man mehr anstauueu soll, die unverfrorene Dreistigkeit oder die Sucht zu Verunglimpfungen. England hätte doch vor allen andern Völkern Anlaß, ganz still zu sein und vor seiner eigenen Thür zu kehren. Der Transvaalkrieg. Ein Verwandter des Bocrengenerals De Wet ist so eben beim Präsidenten Krüger im Haag eingetroffen und bat diesem mitgetheilt, daß die Sache der Boeren in Süd afrika gut stehe. Präsident Krüger ist auch thatsächlich Wohlgemuth und hegt bezüglich des Ausganges des Krieges nach wie vor die besten Hoffnungen. Er hat sich auf kurze Zeit nach Rotterdam begeben, wo ihn ein festlicher Empfang erwartete. Wie viel schlechter ist dagegen in England die Stimmung, die sich in der Mahnung des Kolonialministers Chamberlain an den Vorstand der kon- servativen Partei eines Wahlortes, in dem eine parlamen tarische Ersatzwahl staltfindet, in charakteristischer Weise in dem Satze ausspricht: Ich hoffe, die Wähler werden daran denken, daß ein der Regierung verlorener Sitz im Parla- ment einen von den Boeren gewonnenen Sitz bedeutet. Herr Chamberlain befürchtet also sehr ernstlich einen Um schlag der Volksstimmung über den Transvaalkrieg, und er hat darin wahrlich nicht Unrecht. Die immer eklatanter zu Tage tretende Unfähigkeit der britischen Truppen hat auch die Angehörigen der konservativen Partei in peinlichste Verlegenheit gesetzt, und wenn die Regierung heute den Muth fände, dem Unterbaust einen Antrag zu unterbreiten, der den Friedensschluß unter Anerkennung der Unabhängig keit der Boeren-Republiken dekretirte, er fände eine Mehr heit. Dabei sind die fortgesetzt aus Südafrika eintreffen den Nachrichten nur allzu geeignet, die herrschende Miß stimmung noch zu verstärken. Lord Kitchener verzichtet vollständig auf die Mittheilung von Einzelerfolgen, die sich gar zu leicht kontrolliren ließen, und begnügt sich damit, von Zeit zu Zeit über summarische Erfolge der britischen Waffen zu berichten. Da kann ihm Niemand Uebertreibungen und Duplicitäten nachrechneu; allerdings macht diese Art von Berichterstattung auch schon längst nicht mehr den von Kitchener vorausgesetzten Ein druck. Auch die Nachricht, daß der britische Oberst Pichler im Westen des Oranjefreistaats „mit Erfolg" operire, fordert infolge ihrer Inhaltslosigkeit nur den Spott heraus. Gegenüber den verschiedenen widersprechenden Meld ungen von Reisen Krügers nach Berlin und Petersburg wird der „Rhein.-Westf. Ztg." aus der Umgebung Krügers