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Humoristisches YEer-Wild. Wo ist der Wanderer? Redaktion, Druck und Verlag von B. Angerstein, Wernigerode, Nachdruck aus dem Inhalte dieses Blattes verboten. Gesetz vom 11. April 1870. sie auch die Kraft, das, was sich nicht fügen will, zu zer brechen. Teuerste Frau, wie jede Größe nur durch un gezählte Opfer zu erkaufen ist, so fordert auch der große Entschluß des Einzelnen sein Opfer, — dann aber —" „Nochmals besten Dank! Ich glaube, man sucht mich, — leben Sie wohl!" Damit eilte Cäcilie der Bühne zu. Direktor Praeger sah ihr mit warmem Blick nach und sagte still vor sich hin: „Noch manches wird zu über winden sein, folgen aber — thust Du mir doch!" (Fortsetzung folgt.) Was Pu nicht willst. „Wie liebenswürdig, daß Du meine* Einladung nachkommst, mich zu besuchen! Ich wollte erst zu Dir, mein Mädchen aber behauptete, es sei ein Wetter, daß man keinen Hund hinausjagen möchte! Darum habe ich Dich zu mir bitten lassen!" Schuköuöen-Logik. „Gehst Tu gerne in die Schule, Rudi?" — „Aber Papa, in die Schule geht nicht einmal unser Lehrer gern!" Kin Unterschied. Vorsitzender des Berliner Schöffengerichts zum Zeugen: „Sagen Sie einmal, Zeuge Kulicke, wie weit ist es von Ihrer Wohnung bis zu der Destillation, in der die Schlägerei stattgefunden hat?- Wie viel Zeit brauch-n Sie zu dem Wege? — Kulicke, nach einer nachdenklichen Pause: „Wie meinen das, Herr Gerichtshof-, wenn ich hingehe oder wenn ich heimkomme?" Kin Zlnjusriedcner. Das „Neue Wiener Tageblatt" berichtet: Wilhelm Rieder, ein unverbesserlicher Vagant, stand neuerlich als Häftling vor dem Bezirksgericht Alsergrund unter der Anklage der Uebertretung des Vagabundengesetzes, deren er auch geständig war. Das Urteil lautete auf vierzehn Tage strengen Arrests. Richter: „Sind Sie mit der Strafe zufrieden?" — Angeklagter: „Nein!" — Richter: „Dann können Sie von dem Rechtsmittel der Berufung Gebrauch machen." — Angeklagter: „Nein! Ich verlange den Tod durch Erschießen!" .... Sprach's und ging kaltblütig in die Zelle ab. Hheoire und Wracks. Professorin: „Ich möchte die Kinder schon ordentlich erziehen, aber mein Mann verwöhnt sie so, daß sie rein verwahrlosen." —- Freundin: „Welches Kolleg liest dein Mann jetzt?" — Professorin: „Pädagogik." Are verkannte Wärmflasche. Erster Bauer: Weshalb kehrst , du doch gar nicht mehr in der goldenen Krone ein, wenn du in ' die Stadt fährst? — Zweiter Rauer: Wie, bei dem betrügerischen Volk? Wie ich letzthin im Winter da logierte, machten sie sich groß und gaben mir 'ne Flasche mit ins Bett; und was war drin, als ich sie oben offen machte? — Nichts als — warmes Wasser. Beim Wittagcflen- Hausfrau: „Macht Sie unser Gesprächs thema gähnen, mein lieber Rittmeister?" — Rittmeister: „Wo denken Sie hin, meine Gnädigste! Das kommt nur vom leeren Magen. Verirrung. Und es ist mir alles geblieben, ich wäre die Undankbarkeit selbst, — doch wozu noch darüber sprechen! Herzlichen Dank für Ihren gutgemeinten —" „Ich will es noch nicht glauben!" rief Praeger. . „Auch ohne des ewigen, leisen Rufes der Heimat zu ge denken, die Kunst selbst, die allmächtige, muß zu mir stehen! Wen sie zu ihrem wahren Jünger erwählte, dem verleiht Während sie klopfenden Herzens auf ein Sofa hinter den Koulissen zuging, folgte ihr der Herr, welcher sie so viel beschäftigt hatte, und stellte sich ihr als Theater- Direktor Praeger vor, der, wie er fortfuhr, sie aufs höchste bewundere. Cäcilie verneigte sich lächelnd. „Ja, gnädige Frau!" beteuerte der Direktor, indem er sich einen Stuhl heranzog. „Und ich bin, obwohl mich der Kapellmeister auf alles vorbereitet hatte, dennoch über rascht, wie sich Ihre Stimme — ich habe Sie blos einmal in Breslau gehört — all' ihren Timbre bewahrt hat! Dabei Ihre Koloratur, Ihr Spiel, — doch Lob ist eigent lich ganz gegen meinen Vorteil, so lasten Sie mich gleich auf das kommen, was mich hergeführt hat. Sie ahnen es nun bereits, nicht wahr, liebe gnädige Frau?" Cäcilie sah ihn verwundert an und fragte: „Was sollte ich ahnen?" „Daß Sie mir folgen müssen nach unserem gesanges- sreudigen Danzig." „Danzig?" rief sie freudig bewegt. „Sie sind " „Ich habe das dorlige Stadltheater übernommen." Cäciliens Ueberraschung war bereits verflogen, und sie sagte ruhig: „Aber wissen Sie denn nicht " „Ich darf keine Entschuldigung gelten lasten! Meine dramatische Sängerin ist lebensgesähilich erkrankt, nehmen Sie ruhig an, — ich hatte es ganz Danzig versprochen, Sie um jeden Preis mitzubringen." „Das ist doch nur Scherz." ' „Den würde ich nicht wagen! Und da ich, wie Sie eben gehört haben, machtlos in Ihren Händen bin, so bestimmen Sie selbst die Bedingungen Ihres Kontraktes. Sind dieselben für uns erschwingbar, so sind sie im vor aus gewährt." Frau Cäcilie wurde ernst und sagte mit dunklem Erröten: „Wenn das also kein Scherz ist, so muß ich Ihnen erwidern, daß ich seit drei Jahren verheiratet bin —" „Schadet nichts!" „In glücklichster Ehe lebe —" „Glaube ich von ganzem Herzen, aber —" „Und weder je daran gedacht habe noch daran denke, wieder zur Bühne zurückzukehren." „Das ist unmöglich!" „Herr Direktor!" „Sagen, beteuern, beschwören Sie es, wie Sie wollen! Wer so die Valentine singt und spielt, dem muß es ge radezu daß Herz brechen, daß er nicht mehr dabei sein darf." „Sie werden —" „Ich werde nichts, angebetete Cilly Frank! — Noch kommen Sie nicht heran, bleiben wir sitzen! Ich bin ein alter Mann, der also sagen darf, wie es ihm da drinnen ist, ihm und allen." Sie war dennoch aufgestanden und stützte sich auf die Lehne des Sofas; der Direktor ergriff ihre herabhängende Hand und fuhr fort: „Könnten Sie es denn leugnen, daß Sie hier bei uns alles finden, was Ihnen das wahre Glück bedeutet, daß Ihre Kunst Sie nun wieder im Wachen wie im Traum geleitet, und Sie tausendmal bereit wären, Ihr Herzblut für sie hinzugeben?" „Wenn das auch wäre —" „Dann ist es Ihr eigenstes Recht, ihr von neuem ganz zu gehören!" „Niemals!" „Ich sage — ja! weil Sie sich nur verirrt haben! „Nein! — Nein! Sie täuschen sich völlig! Mit klarstem Bewußtsein dessen, was aufgegeben werden mußte, bin ich damals meinem Gatten gefolgt, — also keinerlei