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im vorigen Jahre noch jc cin Erz-Millionär vor. In dicscm Jnhrc folgt dcm Ervsnö Nr. 2 als dritt- rcichslcr Monn in Prcnßcn sogleich Eincr, der hort am Darben ist, denn er Hot eine Klciniglcit weniger als L,00<),000 Morl Jahreseinkommen nnd zahlt nnr 57,000 Ainrl jährlich Einkoniincnstcncr. Lenke, die mehr olö eine halbe Million im Jahre zn verzehren haben, gicbt es in Prcnßcn noch 22, während cs im vorigen Jahre allerdings noch 24 gegeben hat. Zwei Sterbliche sind also von dieser erhabenen Stnfc hcrab- gcsticgen. Wenn man nach dcm Jahrcö-Einkommcn daö Vermögen berechnen will, nnd zwar unter der Annahme, daß das Einkommen eine Rente von 5 des Vermögens darstcllt, so ist Prcnßcn noch immcr in dcm glücklichen Besitz von 1410 Mark-Millionären, aber nnr von 187 Glücklichen, die im Besitz einer vollen Millionen Thaler sind. — Diese Ziffern lesen sich recht verlockend, aber Alles in Allem wird man zngcbcn müssen, daß dnrch diese Ziffern von Ncncm erwiesen wird, daß Prcnßcn mit scincu M/r Millio ncn Einwohnern kein allzu rcichcö Land ist, wcun mau cö mit andcrcn Ländern, z. B. mit Frankreich und England vergleicht. Znm Raubmord in Delitzsch schreibt die „Schl. Presse": Zufolge telegraphischer Requisition der Po- lizcibchördc zu Delitzsch wurde am Sonutag Abend kl'/? Uhr der Schanspiclcr Franz Broßmann wegen dringcndcn Verdachts des Raubmordes in Brcölan festgcnommcn. Feuilleton. Der blaue Ncitcr. ccrlmmnl-iUwelü frcl nach -ein Ijelländlschcn des 3. 1!. Lhriflcn mcgcr von Uudolph Mökdcncr. (Fvrtsctzu n g). Bei Erfolg der Haussuchung wurden in der Thal in van E.'S Wohunng alle der Fran Andrccht gc- stohlcncu Gegenstände bis auf daö beim Gericht be reits dcpouirte, angeblich von D. versetzte Silber nnd das in D.'S Laden aufgcfnndcnc Contobnch der Frau Andrccht vollständig vorgcfundcn. Bci ihrem Einzclvcrhör nnd späteren Confrontation verwickelten van E., dessen Knecht und Haushälterin sich dermaßen in Widersprüche, daß ihnen znlctzt nichts übrig blieb, als ein vollstänigcö Bekcuntniß abzulegcu. Nach demselben hatte van E. sich, in Gemeinschaft mit seinem Knechte nnd unter Vorwisscn seiner Haus hälterin, des geliehenen Bootes znr Ausführung des bci Frau Andrccht geschehenen Diebstahls bedient. Da van E.'S Knecht, der früher wiederholt im Hause der Frau Andrccht gearbeitet hatte, mit der iuncrn Einrichtung des Hauseö vollkommen bekannt war, so war der Diebstahl für sic um so lcichtcr aus- zuführcn, da ja das Haus, wie wir gcschcu haben, bci Verübung desselben unbewohnt war. Als nun, nach Rückkehr der Fran Andrccht, der Diebstahl ruchbar wurde, da warcu van E. nnd dessen Knecht nach dem Hause der Fran Andrccht geeilt, um wo möglich zn hören, welche den Diebstahl betreffen den Gerüchte im Publikum laut würden. Da sic nnn hörten, wie der Wollkämmer und dessen Frau dcu blaueu Ncitcr laut und öffentlich als den muthmaßlichcn Thätcr bezeichneten, da beschlossen sie, letzterem, in der Absicht, jeden Verdacht von sich abznwälzcn, einen Streich zn spielen. Zu dicscm Zwecke begab sich van E.'s Knecht in D.'S Wirth- schaft, forderte ein Glaö Bier nnd gleichzeitig etwas Feuer für seine Pfeife. Während D. sich nun ent fernte, seinem Gast Fcucr zu holen, versteckte der Knecht, in der sicheren Erwartung, daß das Gericht bald bci D. Haussuchung halten würde, das Notiz buch der Fran Andrccht zwischen den Gcwürzbüchscn. Jnglcichen geschah die Verpfändung eines Theiles des gestohlenen Silberzeuges bci dcm Holzhändlcr Scitcus dcö van E. nur in dcr Absicht, die gegen D. vorliegenden Verdachtsmomente noch zn verstärken nnd dadurch gleichzeitig jeden Verdacht von sich selbst abznwälzcn. Aus dcm Allen ergab sich sonnenklar D.'S nnd seiner Hausgenossen Unschuld. Dieselben wurden auch bald darauf iu Freiheit gesetzt und von dcr anfgcregtcn Bcvölkerung wie im Triumphznge nach ihrer Wohnung begleitet. — Trotzdem blieben immcr noch einige bei dieser Untersuchung zu Tage gekommenen Dinge unaufge klärt. Wie ging es zu, daß eiu Taschentuch, welches D. selbst für das Scinigc erkannte nnd welches außer dem seinen Namen trug, nnd eine offenbar für ihn ausgestellte Steuerguittuug an so verdächtigen Orten gefunden wurden? Und welche Bcwandlniß hatte cs mit dem Brief des Eorpornls Richter? War der Brief ächt, so mußte Rühlcr'ö Desertion mit dcm Dicb- stahl iu Verbindung stehen. War der Brief nntcrgc- schvbcu, wer war dann dcr Schrcibcr? Für die crstc Auuahmc, daß nämlich dcr Bricf wirllich von Rühlcr ansging, diescr mithin nm Dicb- stahlc bethciligt sci, sprach auch nicht daö Mindcstc; vnu E. und dcsscn Knecht und Haushälterin erklärten übereinstimmend, den verschwundenen Eorporal Rühlcr nic gekannt, noch das gefundene Taschentuch vdcr die bewußte Steuerguittuug je gcschcu zu haben. Die Anösngen van E.s nnd seiner Mitschuldigen erschienen in dicscm Pnnktc um so glaubwürdiger, da sic, falls Rühlcr ihr Milschuldigcr, um so wcnigcr ciu Jutcrcssc dabci gehabt haben würden, den Eut- flohcncu, dcr dnrch scincn Bricf cincu Vcrrnth gcgcn sic selbst begangen, zu schonen. Außerdem sprach gegen die Annahme, daß Rühlcr bci dcm Raubc bc- thciligt, dcr Umstand, daß ja das ganze geraubte Gut in van E.'s Wohunng gefunden; eü hätte sich also hier der gewiß nicht nnznnchmcndc Fall ereignet, daß ein Mitschuldiger freiwillig auf den Gewinn seines Verbrechens verzichtet. Aber auch die hier berührten, noch in den Schleier eines scheinbar undurchdringlichen Dnnkclö gehüllten Punkte sollten unerwartet eine Aufklärung finden, nnd dies zu einer Zeit, wo dcr gcsammtc Gerichtshof be reits vollständig daran verzweifelt hatte, in diescr Hinsicht jemals Licht zn erhalten. — Plötzlich erschien ein neuer Zeuge uud prüseutirtc dem Gericht ciu Papier, auf welchem uichtö weiter als dcr Namcuönuszng Joscph Christian Rühlcr gc- schricbcn stand. Dcr Manu fragte au, ob nicht vor Kurzem eiu von gleicher Hand geschriebener nnd mit gleichem Namen unterzeichneter Brief beim Gerichte cingclanfcn sci. Die Unterschrift war in dcr That ganz diesclbc wie dic dcö bcwnßtcn Briefes. Bci scincr Vernehmung gab dcr Mann wie folgt zn Protokoll: „Ich bin Lchrcr zn S., cincm ciuc Stunde von M. entlegenen Dorfe. In unserm Dorfe lebt ein elternloser Taubstummer, dcu dic Gcmciudc, da wir iu uuscrm Dorfe kciu Waisenhaus besitzen, mir in Pflege gegeben. Ich bin so glücklich gewesen, den armen Jungen dahin zu bringen, daß er seine Ge danken schriftlich anözndrückcu vermag. Er schreibt selbst eine sehr gute Hand und ist größtcnthcilö unserm Dorfschulzen bci scincn Schrcibcrcicn bchülslich. „Vor ctwas mchr als cincr Wochc fragte ein Unbekannter nach meinem taubstummen Pfleglinge. Dies kommt zuweilen vor, nnd ich beachtete cö dar um auch nicht wcitcr. Dcr Unbekannte nahm den Taubstummen mit in das WirthshanS uud ließ sich dort ein besonderes Zimmer geben. „Hierauf bestellte dcr Unbekannte eine Flasche Wein und forderte meinen Zögling auf, ciucu ihm vorgclcgtcn Brief abzuschrcibcn. Dies geschah; allein mein Zögling faßte sowohl dnrch den Inhalt des Briefes wie dnrch daö gehcimnißvollc Wesen dcö Um bckanntcn cincn Argwohn gcgcn dcnsclbcn nnd dieser Argwohn wurde nicht wcnigcr vermehrt, als dcr Un bekannte, nachdem er dcn Brief znsnmmcngcbrochcn nnd ordentlich versiegelt, meinen Zögling noch auf- fordcrtc, die Adresse ans den Brief zn schreiben. Zö gernd willigte dcr Tanbstumme endlich ein. Dcr Brief war an dcn Hofdschout Herrn van dcr R. all- hicr gerichtet. „Nachdem dcr Taubstumme dic Aufschrift ge- schricbcu, gab ihm der Unbekannte cincn Gnldcn, wobei er ihn noch ansfordcrtc, über dic ganze Sache zn schweigen. „Erst gestern erfuhr ich die Geschichte von meinem Zöglinge, sonst würde ich schon früher dem Gerichte Mitthcilnng davon gemacht haben. „Alö mein Zögling mir dcn Inhalt dcö vom ihm abgcschricbcncn Bricfcö mitthciltc, so begriff ich sofort, daß der Bricf mit der gegen D. cingelcitctcn Uutcr- nchnng, dic nicht nnr in ganz M., sondern auch in >cr Umgegend so viel Aufsehen verursacht, in cincm vielleicht nicht unwichtigen Zusammenhänge stehen müsse und suchte daher dcu Unbekannten, dcr meinen Zögling zum Abschrcibcn des Briefes veranlaßt, zn ermitteln. „Mein erster Gang war nach dem Kroncnwirthc, dcn ich fragte, ob cr sich nicht zn erinnern wisse, wer vor einigen Tagen ein besonderes Zimmer verlangt, und dort mit meinem Taubstummen eine Flasche Wein getrunken habe. Dcr Wirth haltc dcn Mann nicht gekannt, ries aber seine Fran. Dieselbe hatte den Mann, dcsscn sic sich crinnertc, zwar auch nicht gekannt, besann sich indessen, daß der Mann damals mit dcm Müllcr Obcrblink anö nnscrcm Dorfc, dcr gcradc mit scinem Karrc» vor dcm Wirthöhausc ge halten, eine Zeit lang vertraulich geplaudert. „Darauf verfügte ich mich zu dcm Müllcr und fragte ihn, nachdem ich ihm vorgcstcllt, wie viel von seiner Aussage vielleicht abhäugcn könne, ob cr sich vielleicht des Mannes noch erinnern könne, mit dem er an dem betreffenden Nachmittage, wo er mit seinem Karren vor dem Krvnenwirthshnnsc gehalten, sich längere Zeit unterhalten habe. „Dcr Müllcr sagte mir, daß cr sich vvllkommcn crinncre, sich an jcnem Nachmittage mit dcm Bäcker H. hier aus dcr Stadt nntcrhaltcu nnd auch gcschcn zu habcn, daß dcrsclbc dcu tanbstnmmcn Hendrik Hcch- tingh, dcn Jcdcrmaun in dcr ganzen Umgcgcud kennt, bci sich gehabt habe. „Nnn säumte ich nicht, dcm Gericht von meiner Wissenschaft Kunde zn geben." Nach dieser Erklärung lag dic Sache für die Richter noch räthsclhafter alö vorher. Dcr Bäckcr H. war dicsclbc Person, wclchc nm Tage dcr Besich tigung mit dcr Gerichts-Commission iu das Haus dcr Frau Andrccht zu dringen gewußt, dort die be wußte Steuerguittuug aufgcrafft uud dicsclbc dcm Commissair zugcstellt hatte. Was konnte dcu Bäcker H. zu einem solchen Benehmen bewogen habe», ihn, der doch nach dcr in dicscm Falle gewiß glanbcuS- würdigcu Anösngc van E.'s nnd scincr Mitschuldigen zn dem Diebstähle in keiner Beziehung stand? — Nachdem auch noch der Müllcr Obcrblink dic Aus sage des Lehrers, somcit sic ihu bctrnf, iu allen Stücken bestätigt, ließ das Gericht nicht mir dcn Bäckcr H. nnd scinc sümmtlichcn Hanögcnosscn, sondern auch den Wollkämmer van di. nnd dessen Fran, deren Aus sagen zuerst die Aufmerksamkeit dcö Gcrichtü auf D. gclcnkt, vcrhaftcu. Wir zweifeln sehr, ob dic bisherigem Ermittelungen daö Gericht nach unserer modernen Rcchtsanschnnnng zn dieser Verhaftung berechtigten. Waö lag gcgcn dcn Bäckcr H. zunächst vor? Daß cr anö Neugierde mit der Gcrichlseommission iu ciu HanS gcdrnngcn, in wclchcm cin Dicbstahl vcrübt, daß er dort cin Stück Papier, welches ihm verdächtig zn sein schien, aufge hoben und dasselbe dcm Gcrichtscommissair übcrgcbcn nnd daß cr dnrch cincn singirlcn Bricf daö Gcricht ans cinc Spnr zn leiten sich bemühte, die in dcr That sich später als die richtige hcransstclltc. Und waö halten der Wollkämmer nnd seine Fran gcthan, als ihre Vcrmnthnng über dcn Urhcbcr cincö Vcrbrcchcuö zn äußern, cinc Vcrmnthnng, die doch Seitens dcö Gerichts selbst so wahrscheinlich bcfnndcn wurde, um ans Grund dcrsclbc» ciuc Uutcrsuchuug anzustcllcn? Aber dic Nichtcr wittcrtcu mm einmal hinter den ermittelten Thatsnchcn cin ticfcö Gchciumiß, wclchcö sic zu durchdriugcu fcst entschlossen warcu. Und man muß gcstchcn, daß diesmal der Eifer dcr Richter zn einem eben so richtigen alö unerwarteten Resultate führte, nämlich zur Entdeckung cincö neuen Vcrbrcchcuö, wclchcö zwar mit dem bci Frau Audrccht vcrüblcn Diebstähle in kciuem Znsammenhaugc stand, dcsscn Enthüllung gleichwohl aber daö letzte Dunkel zerstreute, wclchcö übcr cinzclucn Punklcu dcr gcgcn D. gc- führtcn Untersuchung noch schwebte. (Schluß folgt.) Neifegeleg cttheite». K. S. Staatsbahnen. Von 8clmmknn nach Iwomlen. Von Iwomlon nach 8olmmlnn. Von 8elmmbu> nach llmlonlmob'l'olmün-n früh 2 34III) - 6 15 Vorm. 7 23 «) - 3 IN *) - II 12 Nach»,. 12 53 - 4 — - 5 38 - 8 54 *) —«) Courierzug ohi Von 8<!bnmknn nach Ilnutzcm. früh 6 — - 0 35 Nachm. 12 45 III) - 2 — - 4 — Abds. 6 50 - 8 35 ") Nachts II 15 - 1 — III) e3. Cl. III) mit 3. Cl Von Ilaut^en, von früh 7 27 *) - 11 5 Nachm. 2 2III) 3 23 nnr bis Schandau. Abds. 5 29 - 8 25 *) - 9 25 «) nur bis Tctschcn. NachtS 12 36 nur bis Schandau. Nachts 1 59 III) *) Anh. in Krippen, 8eb»itx. 8eluunk»u früh 7 30 Vorm. 11 30 Nachm. 5 40 AbdS.9 —b.Ncnst. Süchsisc Von 8eb:unlnn ü mch lwemlen. ne früh 5 IN v.Neust. 5 37 6 11 Ank. - 7 25V.BNUH. 10 — 10 42 Nachm. 12 40- - 2 43 3 23 4 50- - 7 16 7 58 h-Böhm. Dampfschifffahrt. krssri ------ früh 0 l früh 6 Nachm. 3 — ! Mittag 12 Abfahrt des vom Hauptzollamt: früh 0 — Nachm. 3 45 7 10 5 5 8 50 5 20 10 30 5 36 10 50 6 50 II 23 8 — Nachm. 12 35 8 15 I 45 8 40 3 10 0 10 Vorm. 10 35 nach Leitmeritz QamPfbooteS vom Bahnhof: früh 6 15 Nachm. 4 2 7 30 5 10 S 10 5 28 10 35 5 40 11 10 7 — 11 35 85 Nachm. 1 — 8 25 2 5 9 — 3 25 9 30 Nedaction, Druck und Verlag von Th. Legler L H. Zeuner in Schandau.