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MGslhe Elh^eiNU. Amts- «nö Anzeigeblatt für das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalteu, sowie durch die Expedition dies. Al. für I Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — Herr' Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh k) Uhr, für daS SounabcudSblatt spätestens bis Freitag früh 0 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcilc oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebcreinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Aürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-BürcauS von Hanscusteiu L Bögler, W. Saalbach, Jnvalidcndank und Nnd. Mosse. .W. 62, Schandau, Sonnabend, den 2. August Die Wiedergewinnllilst qermanischen Ur rechts durch die ucuen Ncichsjustizgesetze. Wcnn schon jeder Freund der deutschen Einheit in der Ncichsgcsctzgcbnng überhaupt ein Band erblickt, welches dazu augclhau ist, diese Einheit fester zn ge stalten, so empfinden wir indessen noch eine ganz besondere Gcnugthnung, wcnn wir erfahren', daß die am 1. Octobcr in Kraft tretenden Ncichöjnstizgcsetzc eine Institution enthalten, welche das germanische Urrcchl wieder zn Ehren bringt. Es sind dies die Schöffen gerichte, welche in hohem Maße dazu bestimmt sind, einen weiteren Schritt auf dem Wege der iu Deutsch land so hoch geachteten Selbstverwaltung zu lhnu und welche in Bezug auf die Rechtsprechung in Deutschland gcnan wieder da anknüpfcn, wo dieselbe im Mittelalter verlassen und der Eigenart des deut schen Geistes zuwider vou dem römischen Recht ersetzt wurde. Soweit unsere Kcnntniß der dcnlschcu Geschichte Znrückrcicht, nrthciltcn bei unseren Vorfahren nicht die Richter, sondern die Burger der Gemeinde, resp. Anöcrwähltc derselben. Die Richter, d. h. die von der Obrigkeit bestellten Beamten, hielten mir das Gericht, leiteten das Verfahren, sammelten die Stimmen, aber sprachen nicht das Urthcil. Den Schöffen, die von der Gemeinde gewählt wurden, kam cö zn, ein Urthcil zn sprcchcn, odcr vielmehr ein Urthcil zu finden, wie der treffende Ausdruck lautet, wodurch angcdentct wird, daß das Urthcil nicht nach persön lichen Neigungen zn sprcchcn, sondern nach der all gemeinen Sachlage dnrch vernünftige und erfahrene Männer gefunden werden müsse. Eine derartige Ncchtösprcchnng basirte offenbar auf dem lebendigen RcchtSgcsuhl im Volle selbst, obwohl sic nicht von gclchrtcn Richtern, sondern von Laienrichtern geübt wurde. Gcichzcitig wurde dadurch aber auch der Ein fluß der gelehrten Richter und der schabloncnmäßigcn Advokatcnpraxis, die cincSthcils ans übergroßer Ge lehrsamkeit oft nicht das Rechte finden, andcrcnthcilö aber auch das Volk, die Bürgerschaft iu ciue wenig rühmliche Bevormundnng in der Rechtspflege brachten, aufgehoben. Zn diese gesunde Bahn soll die deutsche Rechtspflege dnrch die Errichtung der Schöffengerichte mm wieder cingclcnkt werden. Die Schöffengerichte werden bei den Amtsgerichten für die betreffenden Bezirke gebildet. Den Amts gerichte» stehen Einzelrichtcr vor, welche in allen bürgerlichen Ncchtsstreitigkcitcn verhandeln und ent scheiden; aber in allen den Amtsgerichten nntcrstehcndcn Strafsachen verhandelt nnd entscheidet der Amtsrichter in Gemeinschaft mit zwei Schöffen, welche in gleichem Maße wie jener bcfngt sind, Fragen an die Verklagten nnd Zeugen zu richten, auch gilt bei der Abstimmung die Stimme jedes Schössen soviel wie diejenige cincö Amtsrichters. Die Schöffen werden anö den Gemcindcmitglicdcrn gewählt. Alljährlich wird im Einvcrständniß mit dem Amtsgerichte nnd den Gemeindevorstehern eine Urliste der als Schöffen zu wählenden Personen ausgestellt. Diese Liste muß iu der Gemeinde eine Woche lang zu Jedermanns Einsicht offen liegen und können gegen die darin ausgestellten Personen schriftliche und mündliche Einwände geltend gemacht werden, lieber die Zulässigkeit dieser Einwände entscheidet ein Aus schuß, welcher auö dem Amtsrichter, einen Vcrwalt- bcamtcn und sieben Vertrauensmännern des Gerichts besteht. Nach diesen Entscheidungen wird die Urliste berichtigt und dann wird für jedes Amtsgericht eine entsprechende Anzahl Schöffen gewählt. Diese Zahl soll so bemessen werden, daß jeder Schöffe zu nicht mehr als höchstens fünf Sitzungen im Jahr zngc- zogeu wird. Die Reihenfolge wird dnrch daS Loos bestimmt, auch werden die SitznngStage für daö ganze Jahr im Voraus festgesetzt. Die Schöffen werden immer nur für die Dauer eines Gcschäftö- jahrcS vcrpflichtct und vereidet: daö Amt der Schöffen ist im Ucbrigcn ein Ehrenamt. Zulässig sind zn demselben nnr solche Personen, welche im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte und mindestens dreißig Jahre alt sind. Auch dürfen diejenigen Personen nicht zn Schöffen gewählt werden, welche in der Verfügung ihres Vermögens gerichtlich beschränkt sind, ferner diejenigen, welche Armcnnnterstütznngcn genießen, sowie die Dienstboten und mit Körpcrgcbrcchcn Behaftete. Ferner gicbt cö Personen, welche vermöge ihres Standes oder Berufes nicht zn Schöffen erwählt werden sollen. Dahin gehören alle Beamte vom Minister bis znm Dorfschnllchrcr herab, desgleichen Militärpcrsonen. Außerdem gicbt cö Pcrsoucu, welche anö Rücksichten für ihren Berns nnd ihre Gesundheit daö Amt eines Schöffen ablchncn können, wie Personen, die im Vor jahre schon Geschworene odcr Schöffen gcwcscn sind, Reichs- odcr Landtagöabgcordnctc, Acrztc, Apotheker nnd Greise, die über 65 Jahre alt sind. Schließlich können diejenigen Personen, welche Nachweisen, daß ihnen die Mittel zu dem betreffende» Aufwande fehlen, das Amt cincö Schöffen ablchncn. Tage ö g e s ch i ch t e. Sachsen. Schandau. Die am 30. Juli crschicucuc 1!). Nummer der Bade- nud Frcmdenlistc weist 423 Parteien mit 1015 Personen und 8061 Pas santen ans. — Vergangenen Montag Abend beliebte Herr Hotelier Henker „znm großen Lichtenhaincr Wasser fall" ein Arrangement zu treffen, seinen werthcn Gästen resp. gern gesehenen Fremden Gelegenheit zn bictcn, die Reize der Natur nm sein herrlich gelegenes Etablissement einmal bei der Nacht bewundern zn können. Als besonderer Freund des Gesanges und der Gcmüthlichkcit hatte dazu der freundliche iUuitro cko Misir nicht nnr dcn Licdcrkranz zn Schandau ciugeladcn, sondern, als Meister der Ucbcrraschnngö- kunst, auch in aller Stille die renommirtc Knhstall- Kapclle zngczogcn, nm nach allen Seiten hin dcn Abcnd, bci ausgezeichneter Wiltcrnng nnd Fcstlannc, znm rcizcnd schönen nnd permanent fidclcu werden zu lassen, was ihm auch in allen Stücken vortrefflich ge lang. Bot dcn hcitcrn Licdcrkränzlcrn schon die abend liche Sängcrfahrt hinanö in die alte weltberühmte Fclseu- stadt in zwecn großen Omnibussen so manche ergötzliche Scene, denn Kurzweil und allerlei lustige Rede wurde dcö Weges viel getrieben, nud thatcn sich ein Zwölf tel der lustigen SangcSbrüdcr iu Wettlauf, Ring kampf und cincö vcrsnchtcn Vorriticö absonderlich hervor: so entfaltete sich doch daö recht vergnügte Beisammensein erst bci dcr mnntcrn Einkehr nnd bei dem herzlichen Empfange unseres liebenswürdigen Herrn Wirthcö. Schon war daö Abendglöcklcin verklungen und cö sing an zu dnnkcln, Ruhe und Friede herrschte im majestätischen Thal. Da begannen die dcn Frohsinn clcctrisircndcn Wciscn dcr Kapelle nnd ein „Gott grüße Dich" erscholl ans den frischen Kehlen dcr Sängcrgästc, fort und fort nnimirt wcch- scltcn nnd crtöntcn dic Vorlrägc dicöscitS und jcnscilö dcr dahinplätschcrndcn Kiruitzsch und halltcn von allen Leiten des wnnderlicblichcn ThalkcssclS anf'S Ange nehmste wieder. Was wäre aber dies nllcö Abson derliches gcwcscn, hätten nicht ncnc Ucbcrraschnngcn dcn Anfcnthnlt während dieses Abends so bezaubernd schön gestaltet. Mit völlig cingctrctcncr Dunkelheit begann die Illumination im ganzen Kessel; der duuklc, stille Wald verwandelte sich in einen Fccngartcn; mächtige Böller erdröhnten und halltcn vielfach wieder; ein Feuerwerk ward abgebrannt, an allen Enden nnd Ecken, rechts und links dcö Flusses knatterten dcser- tircude Schwärmer, Lenchtbombcn, feurige Ballonö, Irrwische, Raketen stiegen in die Luft, alö ob sic dic anhaltend trüben Wolken wcgspoltcu wollten; hell strahlende Fcucrrädcr, bengalische Flammen, beleuch teten wundervoll in allen Farben das ganze Tcrri torinm. Hervorragend schön und prächtig machte sich dcr rnnschcndc Wasserfall; im Hintergründe brannten Rothfcncr, über welche hinweg daö Wasser stürzte, und tausendfältig brachen sich die rothglänzcndcn Strahlen auf dcr Oberfläche dcö Wassers; dic ihn nmgcbcndcn himmclanstürmcndcn Höhen glänzten in grünen Brillantflammen, was dem Ganzen einen unvergleichlich schönen Anblick gewährte. So ward cö dcnu nur zu schnell unter lauter Freude und Jubel Nachts um die 12. Stunde. Ein reichhaltiges Pro gramm war dnrchgeführt von Kapelle, Zithcrspiclcr nnd Sängern. Genug dcö Hörcnö und SchcuS, dcö BlascnS und Spiclcnö, dcö Singens und Schlingcns. Doch nein, noch konnte man sich so nicht verabschie den, und wegen cingctrctcncr Kühle zog man sich iu daö große Gastzimmer zurück, noch cincö zn singen und zu spielen, ganz besonders aber Herrn Henker dcn aufrichtigsten und wärmsten Dank auszusprcchcn, dcn cr für dcn gebotenen genußreichen Abend in reichstem Maße verdient. Im Sinne und Auftrage des ganzen Licdcrkranzcs bringen wir ihm dankerfüllt hier nochmals im Geiste ein „harmonisches Hoch!" Freudetrunken zogen „die Schwalben heimwärts." Nach -'/> stündiger Fahrt wartete unser am Schützen- Hanse, dem derzeitigen VcrcinSlokalc, eine ncnc Ucbcr- raschung. Hcrr Lanc hatte inzwischen dcn Platz vor dcm Hanptcingangc freundlichst illuminircn lassen, für welche Aufmerksamkeit ihm ein großer Theil dcö Liodcrkranzcö noch cinc längere Zeit mit seiner Gegen wart beehrte. Möge auch dieser Abcnd dazn bcigc- tragcn habcn, das rechte Vcrcinsbcwnßtscin zn stärken und cinc ncnc Qncllc dcr Licbc nnd Frcnndschaft nntcr dcn Mitgliedern dcö Licdertranzcö werden. 11. — Dcr bcreitö in vor. Nr. ds. Bl. angcdcntcte Besuch dcr Gcwcrbcanöstcllnng zn Aantzcn Seiten dcr Mitglieder dcö hiesigen Gcwcrbcvcrcinö, findet laut Inserat bestimmt Montag den 4. Angnst statt, nnd wird möglichst zahlreicher Bcthcilignug, wobei auch Damen und Gäste willkommen sind, cntgcgcngcschcn. — Dic Anßcrkonrssctzung von 20 Millionen Mark 20-Pfennigstüekc, die sich ihrer Kleinheit wegen im Publikum nicht besonderer Sympathien erfreuen, ist projcctirt. Dieselben sollen in 1- nnd 2-Markstücke nmgcprägt werden. Zuvor hat aber dcr Bundcörath Ja dazu zn sagen. — Statistik dcö sächsischen Fcncrwchrvcrbandcö nach dcm Bestände vom 31. Dcccmbcr 1878: Dein sächsischen Landcövcrbandc gehören 304 Orte an mit 1557 613 Einwohnern. (Daö Königreich Sachsen zählt 3782 Orte mit einer Scclcnzahl von 2760505). Die genannten 304 Orte besitzen 384 Feuerwehren mit 34207 Feuerwehrmännern; darnntcr gicbt cö 356 freiwillige Fcucrwchrcu mit 23 001 Mann. Dic Gemeinden mit Fcncrwchrcu besitzen 1147 Spritzen nnd 133 541 Schläuche. Seit dem 1. Januar 1877 weist dic Statistik cinc» Zuwachs an 75 Orten mit 64 Fcncrwchrcu nud 2808 freiwilligcu Fcucrwchrleutcu auf. Dic Gcsammtfeucrwchr dcö sächsischem Laudcö- vcrbandcö bcdicnt 328 zwei- uud 438 vierrädrige Spritzen, 006 ein- uud 770 zweiholmigc Steigleitern; Slcighäuscr besitzen 188 Feuerwehren. Dic „Fcucr- pritzc" wird iu 286 Ortschaften gelesen. 1877 fanden 1246, 1878 7400 Uclmngen statt. 15 Fencr- und 172 Gcwitterwachcn hatten die verschiedenen Korps zu stellen. Der Wohlthat einer Wasserleitung erfreuen ich 66 Orte. 1877 waren die Feuerwehren bci 1081, 1878 bci 1118 Arändcn thätig. 136 Fcucr- wchrlcutc trugen in diesen beiden Jahren während des Fencrö mehr odcr minder schwere Vcrletznngcu davon, einige mit tödtlichcm Ausgange. Während dcr Ucbnngcn kamen 60 Mann zu Schaden. — Sonntag den 3. August wird vou Berlin ein Extrazug nach Dresden - Schandan abgelasscn, zu welchem Billets auf I4tägigc, 21- und 30tägige Dauer für 5 Mark 50 Pfg. uud 7 Mart 50 Pfg. verkauft werden. Dcr Andrang dazu ist gewaltig. Gcgcu daö Vagabunden- und Landstreicher-Heer ist in Pirna und Umgegend ein ganz energischer