Volltext Seite (XML)
MMHe Llbzeitmg. Amts- unö Anzeigeblatt für das König!. GerichLsamt und den Stadtrath zu Schandau nnd den StadLgemeinderaLH zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Pvstansinltcu, sowie durch die Expedition dies. Al. für 1 Mark dierteljührl. zu beziehen. — MV Inserate für das MittwvchSblatt werden bis Dienstag früh t) Nhr, für das Sonnabcndsblatt spätestens bis Freitag früh 8 Nhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcile oder deren Naum IO Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit üO Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirtc nach Uebercinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und ttcipzig die Annoncen-Bürcaus von Haasenstein L Vogler, W. Saalbach, Jnvalidendank und Nnd. Mosse. 71» Schandau, Mittwoch, den 3. September 1878. Politische Weltschau. Inmitten des Partcihaderö, der in wenig erbau licher Weise unsere innere Nnhc bccinträchligt, freuen wir unö einer Zeit, wo ciunial ein anderer, edlerer Hauch durch die Gcmüthcr der deutschen Nation zieht. Nachrichten auö allen Theilen unseres Vater landes verkünden, das; auch iu diesem Jahre die pa triotische Feier des 2. September auf das festlichste in Stadt und Laud begangen wird. Zumal ist auch in fast alle» Bundesstaate» des deutschen Reiches durch Verfügung der Ncgicrnngcn für eine würdige Feier des SedanfcstcS in Kirchen nnd Schulen Sorge getragen, welche Anordnungen neben den volksthümlichcn Festlichkeiten dem Tage seine rechte Weihe verleihen mögen! Unser Kaiser konnte sich die gcsamintc Woche hin durch iu der wünschcuüwcrthcn Weise den NcgicrnngS- geschäftcu widmen und nahm außerdem noch eine Anzahl persönlicher Meldungen und Vorträge, dar unter einen solchen vom Chef, der Marine, Staats- Minister von Stosch, entgegen. Der Kaiser nahm ferner mit seiner hohen Gemahlin nm letzten Mitt woch auch die Begrüßungen der Großfürsten Wladmir und Alexis, die auf einer Badereise in Deutschland begriffen sind, entgegen und folgten die Großfürsten an diesem Tage auch einer Einladung znr kaiserlichen Tafel im Schloß Babelsberg. Das Fnßlcidcn des Kronprinzen des dcnlschcn Reiches ist leider noch immer nicht beseitigt und ist cö daher fraglich geworden, ob der Kronprinz seinen kaiserlichen Vater zu den Mauövcru iu den Pro vinzen Preußen und Pommern begleiten kann. — Den Manöver» bei Kv»igsbcrg wird im Auftrage des Kaisers vo» Rußland der General Skobclcw, welcher sich bei der Belagerung von Plcwua auö- zcichnctc, beiwohnen. Außerdem glaubt mau, daß der Kaiser Wilhelm gelegentlich seines Aufenthaltes iu Königsberg, also nahe an der russischen Grenze, von einem russischen Großfürsten im Namen des Kaisers Alexander begrüßt werden wird, ähnlich wie in letzter Woche der Gcncralfcldmarschall v. Man teuffel iu Begleitung einer Anzahl Stabsoffiziere den Kaiser Alexander iu Warschau im Namen des Kaisers Wilhelm begrüßte. Der König von Sachsen wird sich bestimmt in der zweiten Hälfte des Monats September nach Metz begeben, um au der Seite des Kaisers den dort stattfindcnden Maiiöveru bcizuwohncu. In den deutschen Ncgicrungskreiscn dauert die Ruhepause noch fort. Der BnndcSrath wird wahr scheinlich erst in der Mitte dcö September wieder zusammcntrctcn, doch wird die diesbezügliche Be stimmung erst daun getroffen werden, wenn der Präsident des Ncichskanzlcramtcö, Staatömiliistcr Hofmann, von seiner Fcrienrcisc znrückgckchrt ist. Rnr iu dem ucugcgrüudetcn Ncichsschatzamt herrscht rege Thätigkcit, welche der schlcnnigcu Fertigstellung dcö amtlichen Wanrcuverzcichnisseö gilt. In Bezug auf die Agitation für die bevorstehen den preußischen LandlagSwnhlcn sind nunmehr alle cinflnßreichcu Parteien mit ihre» Wahlprogrammcn hcrvorgctrcteu; gegenüber demjenigen der Fortschritts partei ist dasjenige der Natiounllibcralcn ein maß volles zn nennen. Die Natioiiallibcralcn wolle» de» Eittflliß der liberale» Mittelpartei, wie solche in der städtischen nnd ländlichen Bevölkerung einen berech tigten Anhang haben, zu Gunsten der bestehenden Ver fassung aufrecht erhalten und nach der Erhöhung der indirekten Stenern eine Ermäßigung der direkten Steuern für die mittleren und untere» Volköllasscn in Preußen anstrebcn. Dein kirchlichen Frieden wollen die Nationallibcralcn sich nicht widersetzen, aber es sollen zn diesem Zwecke die Maigcsetzc nicht bei Seite geschoben, sondern nnr revidirt werden. Ein dem nationallibcralcn Wahlprogramm ähnliches Programm, habe» die Ncncvuservativc» ausgestellt. Das konservative Wahlprogramm verlangt eine ent sprechende Regelung der dircctcn Stenern für Preußen als eine nothweiidige Folge der Erhöhung der i»- dircctcu Steuern. Die Erwerbung von Staatöbahiicn soll vollzogen werden, so weit cö die fi»a»sicllcn Ver hältnisse gestatte» und i» der kirchcupolitischcn Frage soll »ach dem Wunsche der Ncucouscrvativcu der Staat die Hand zum Frieden bieten, aber keines seiner unveräußerlichen Rechte prcisgcbcn. Die auswärtige Politik war die letzte Woche hin durch voll von Coujuuetnrett, dic mau an dic Bc- zichungcn DcntschlaiidS nnd Rußlands cincrseitö und Deutschlands und Oesterreichs andererseits knüpfte. Den unmittelbaren Anlaß hierzu gab die Reise dcö Gc- ucralfeldmarschalls v. Manteuffel nach Warschau zur Begrüßung des Kaisers von Rußland im Namen dcö deutschen Kaisers und die Begegnung des bisherigen österreichischen Kanzlers Graf Andrassy mit dem Fürsten Bismarck in Gastein. Der gleise dcö Gc- ncralfcldmarschallS v. Mantcusfcl nach Warschau lag unstreitig eine politische Mission zu Grunde, dic sich auf die deutsch-russische Verstimmung bezieht, denn unmittelbar vor seiner Abreise nach Warschau empfing der Gcneralfcldmarschall v. Manteuffel verschiedene Depeschen vom Fürsten Bismarck. Es kann indessen auch keinem Zweifel unterliegen, daß dic Sendung dcö Gencralfcldmarschallö Mantcnffcl zum Kaiser von Rußland cincn guten Thcil dcö obwaltende» Miß verständnisses zwischen Rußland und Deutschland be seitigt hatte, denn der russische Ncgicrnugöbotc behandelt jetzt selbst diese Angelegenheit als eine maßlose Zcitungshctzc. Eine ungleich größere Bedeutung als die deutsch- russische Verstimmung hat offenbar dic Annäherung Deutschland nnd Oesterreich, da eine solche, wie sich auö der Begegnung der Kaiser Wilhelm und Franz Josef und nun auch der Kanzler beider Staaten in Gastein ersehen läßt, eine reelle Basis hat nnd nicht zur Hälfte ans Combinationcn beruht. Eigcuthümlich bleibt dabei allerdings der Umstand, daß der öster reichische Kanzler, Graf Andrassy, angesichts seiner Begegnung mit dem Fürsten Bismarck officicll seine Entlassung beim Kaiser Franz Josef cingcreicht hat. Auö Audienzen, die indessen Graf Andrassy vor seiner Abreise von Wien nach Gastein beim Kaiser Franz Josef und bei dem Erzherzoge Albrecht hatte, geht hervor, daß der Graf Andrassy noch vollkommen daö Vertrauen der habsburgischen Krone besitzt und dem gemäß auch in Gastein mit dem Fürsten Bismarck unterhandeln konnte, als wenn er seine Entlassnng noch nicht cingcreicht Hütte. Gerüchtweise verlautet auch, daß der Graf Andrassy sein Eutlassuugögcsnch znrückgcnommcu habe, doch ist diese Nachricht wohl dahin zn berichtigen, daß der Graf Andrassy versprochen hat, so lange im Amte zu bleiben, bis sich ein Nach folger für de» schwierige» Posten gcfniidc» hat. Zar Zeit ist der österreichische Botschafter am italienischen Hofe, Baron Haymcrlc, derjenige, mit dem man wegen der Ucbcrnahmc dcö Kanzlerpostens unter handelt. Die Anwesenheit dcö russischen Großfürstcu-Thron- folgcrö iu Schwede» ist mit »»gewöhnlichem Pompe gefeiert worden. Zu Ehren des Großfürsten-Thron folgers wurde iu Stockholm der malerische Mälarscc am Abende dcö 26. August beleuchtet nud der König von Schweden verlieh seinem hohen Gaste anch daö Großkrcuz dcö St. Olaf-Ordcnö. Dic Zcitnngcn in Frankreich enthalten nur spärliche Berichte über die Verhandlungen der gegenwärtig versammelten Gciicralrüthe. Hiernach muß man an- uchmcu, daß dic Dcpartcmeutalvcrtretungcu kcincöwcgö so zahlreich und so entschieden, wie die Organe dcr Republikaner gewünscht hatten, den Untcrrichtövorlagen Jnlcö Ferry'ö und insbesondere dem Artikel 7 dcö Entwurfes über dic Freiheit des höheren Unterrichtes zustimmcn. I» der That wird denn auch gemeldet,! daß die Gcucralräthe der Departements Landes,! Hautc-Garmme, Hautc-Saone, der Enrc, der Seinc- Jufvricurc nnd der Hautcö-Pyronnceö, sich gegen dic Regierungsvorlage feindselig geäußert haben. — Von der bonapartislischcn Partei in Frankreich erfährt man auch wieder einige charakteristische Einzelheiten. Der Prinz Jerome Napoleon ist mit einem Programme vorgerückt, in welchem er als Ziel des Bonapartiömuö dic Vcrcinignng des AdclS und dcr Demokratie hin- stcllt. Jules Amiguos, ein Bonapartist vom Schlage Cassaguac's, hat darauf erklärt, dcr Prinz Jerome solle zu Gunsten seines Sohneö Victor abdankcn, da dcr Prinz nicht zum Kaiser passe. Die in Constantinopel tagende türkisch grieaMhc Eommissimi kommt nur langsam mit ihren "Arbeiten vorwärts, cö kommt daö hauptsächlich daher, weil dic türkischen Commissärc nicht mit genanci'. „»d wohl- bestimmten Jiistruktionen in die Confcrcnz^n cingctrctcn sind. In dcr ersten Sitzung hatte Griechenland eine Anfrage bezüglich dcr Grundlagen E Verhandlung gestellt, worauf die Pforte cinigg Tage später ant worten ließ, daß sie die vom Berliner Eongrcssc vor- gcnommcne Linie dcr Grcnzrcgnsstlmg als Grundlage dcr Verhandlungen acccptirc, d>aß sic' aber gleichzeitig alle ihre früher ausgesprochenen Vorbehalte und Er klärungen bezüglich dcö Charakters dcr dic griechische Grcnzfrage behandelnden Berliner Congrcß-Protokollc erneuern werde. Auf den König Alf^nö von Spanien hat seine Braut, die Erzherzogin Marie Christine von Oester reich, dic er, beiläufig gesagt, seit drei Jahren nicht gesehen hatte, bei ,vcr Begegnung im französischen Sccbade Arcachon cincn so guten Eindruck gemacht, daß die Hochzeit schon am 25. September stattfindcu soll. Vorher wird sich dcr König Alfons abcr wahr scheinlich »och Linmal an den österreichischen Hof begcbcu. lieber Egyptm ist außer der fiuanzicllcu Bedrüng- »iß mm auch noch KricgSnoth gekommen. Dcr König Johann, von Abessinien hat den im Jahre 1877 mit ^ühplcu geschlossenen Fricdcnövcrtrag gebrochen und ist Mit cmcm großen Heere in Ober-Egypten cingc- faljcu. Dcr Vicckönig hat sich bcrcitö an dic Groß mächte nm Nath und Beistand gewandt. Ta.qesgeschichtc. Sachsen. Schandau. Dic nm 80. August erschienene 28. Nummcr dcr Bade- und Frcmdculistc weist 658 Parteien mit 1540 Personen und 13801 Pas santen ans. — Donnerstag, den 28. August hielt dcr hiesige Kindergarten sein diesjähriges Sommcrfest ab. Leider gestaltete sich das Wetter so ungünstig, daß anstatt dcö schönen freien SchützenhauSplatzcö meist dcr Saal zum Spielplätze nnd fröhlichem Aufenthalte benutzt werden mußte. Nach dem festlichen Auszüge fand die Bcwirthung dcr Kleine» mit Kaffe mid Kiichc» statt. Bald darauf bcgcmucn allerlei Marschir- mid Smgübuugcii und sinnige Fröbcl'schc Spiele, deren auch drei neue „die große Wüsche, Rathespicl, und Hirtcnrnf" hier zum erstenmal znr Vorführung gelaugten, welche de» allgemeinste» Beifall fände». Herr Laue ließ inzwischen einige Luftballons steigen und so ging dcr Nachmittag vergnügt dahin. Nachdem die kleine glückliche Gesellschaft gegen Abend ihr Fest essen nnd ihr Fcstbicr genossen, die Gewinne in Empfang genommen und den „Hirtcnrnf" noch cin- mal vorgcführt hatte», ertönte daö Signal anfznbrechc» und hcimznkchrcn. Herr Schildbach war so frcnndlich gewesen nnd hatte sein Chor cntgcgc» geschickt, »m während des Einzuges voranzliblnscn, welche Uebcr- raschung von der Tante Deutsch uud allen Aclhci- thciligtcn sehr dankcnswcrth anerkannt ward. Sicht man das Thun nnd Treiben eines so ge leiteten Kindergarten, so muß man wahrhaftig seine Lust und Freude daran haben, und man wird cs be greifen, warn»! solche jetzt in Stadt und Land immer-