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wurden, als sic zum Lagern von den Pferden gestiegen waren und sich offenbar nicht gcmigcud hinsichtlich ihrer Umgebung sicher gestellt hatten. Ein furchtbarer Lanzcnrcgcn der Zulus überschüttete Plötzlich die Offi ziere, dasselbe geschah mit den hcrbcicilcudcn Soldaten nnd nur wenige Offiziere und Mannschaften konnten sich vor den Zulus rette». Der Prinz Napoleon wnrdc von 17 Wurfspießen durchbohrt, ciu neuer BcwciS dafür, wie gründlich die ZnluS dnö Mord- nnd Krieghandwcrk verstehen. Der Kncgsmiuistcr Stanley lhciltc officicll dem englischen Parlamente den Tod des Prinzen mit nnd Lord Sydney hat die Trauerbotschaft der Mutter des Prinzen, der Exkaiserin Engcnic, nach Chiölchnrst überbracht. Boni Leben des Prinzen Napoleon ist nicht viel zu sagen. Er wnrdc am 16. Mürz 1856, als sein Nater Loniö Napoleon noch fest auf dem prunkenden Throne der Fran zoscn saß, geboren und schon als Kind als Erbe des Kaiserreiches bezeichnet. Im Jahre 1870 wnrdc er bei Saarbrücken von seinem Vater zn der bekannten unrühmlichen Nolle gebruncht und floh dann wenige Wochen spater mit seiner Mutter nach England. In der englischen Kriegsschule zn Woolwich erhielt der Prinz dann seine militärische Ausbildung nnd wurde Lieutenant in der englischen Armee. Au seinem acht zehnten Geburtstage wurde der Prinz für großjährig erklärt und von den Vmmparlistcu in Frankreich als Thronkandidat ausgestellt. Für das Ziel, was sich der Prinz und seine Partei gesteckt hatte, besaß er offenbar ein richtiges Verständnis! nnd trachtete nach kriegerischem Nnhme, der in Frankreich so viel gilt. Deshalb richtete er mich, als cr nach Afrika ging, an den Führer der Bonapartistcn, Herrn Nouhcr, ein Schreiben, worin cr erklärte, daß man in Frankreich, wo der Partcigcist den militärischen Geist noch nicht gelödtct habe, begreifen werde, warum cr (der Prinz) an den Gefahren und Strapatzcn des englischen Feld zuges theiluchmc. Dieser Durst nach kriegerischen Lorbeeren hat nun daö Herzblut dcö Prinzen gekostet nnd der Tod desselben ist für Frankreich von einer immensen Bedeutung, denn der BonapartiSmns hat dadurch fast gänzlich seine Zuknnft verloren, da cr keinen Wahlcaudidatc» für den französischen Kaiscrthron mehr hat und sich so leicht kein anderer, passender Eandidat mehr finden wird. Es gicbt wohl noch mehrere bonapartistischc Prinzen, doch lassen sich deren Persönlichkeiten schwerlich zu bouapartistischcu Throu- präsidcutcu aufbauschcu. Von Lucian Bonaparte, einem Brndcr Napoleons I., sind noch drei Söhne da, Loniö Lucian, Peter Napoleon und Anton Bona parte. Irgend eine politische Bedeutung kennt man von diesen Personen, die Napoleon III. im Jahre 1852 mit dem Titel: „Prinzen der kaiserlichen Fa milie" schmückte, nicht, nnr hat sich der Prinz Peter Napoleon durch Erschießung des Redakteurs Victor Noir im Januar 1870 in Paris berüchtigt gemacht uud den Namen „Mordpctcr" erhalten. Etwas mehr Aussichten für den französischen Thron, rcsp. die Re gentschaft in Frankreich, habe» indessen zwei Nach- kommcu eines anderen Bruders Napoleons I., des Königs Jerome. Dieser Jerome Bonaparte hatte sich, als cr Hoch Schiffslicutcnant war, mit einer Nordamerikanerin, 'Namens Patterson, vermählt und mit dieser einen Sohu erzeugt, der sich Jerome Bo- uaparlc-Pattcrson nannte nnd wegen seiner großen Aehnlichkeit mit Napoleon I. überall großes Aufsehen erregte. Dieser Jerome Bonnpartc-Pnttcrson hinterließ zwei Söhne, Namens Jerome und Charles. Jerome ist jetzt 47 Jahre alt, diente im Krimkricgc in der französischen Armee als Officicr und seine Verwandten behaupten von ihm, daß cr nächst dem nnu verstor benen Prinzen Louis Napoleon daö erste Anrecht ans dem französischen Kaiscrthron habe, merkwürdig und wichtig ist cö indessen, daß dieser Jerome Bonaparte ein strenger Republikaner ist, von dynastischen Guust- bczeiguugeu nie etwas wissen wollte und daher schwer lich der Präsident der Bouaparlistcn werden dürfte. Achulich verhält cö sich mit einem anderen 'Nachkom men Jerome Bonapartc'S, dcö rühmlosen Königs von Westphalen. Dieser mußte auf Geheiß seines Bruders seine Gemahlin die Amerikanerin Patterson ver stoßen Kud vermählte sich mit der Prinzessin Ka tharina von Württemberg. Ans dieser Ehe sproßte ein Sohn, der am kl. September 1822 in Triest geborene Napoleon Bonaparte, welcher jetzt — kurz nur immer „Prinz Napoleon" genannt wird. Dieser hat sich 1848 au der Pariser Revolution bcthci- ligt nnd war einer der rolhcstcu Republikaner. Napoleon III. machte ihn 1852 znm Prinzen mit dem allenfallsigcn Thronfolgcrecht, der Prinz Napoleon blieb aber stets seiner republikanischen Gesinnnng treu, cr untcrstütztc jcdoch die auf den Besitz dcö franzö sischen Thrones gerichteten bonapartistischcu Fnmilicu- traditioucn. 1876 wurde der Prinz von der Stadt Ajaccio in die französische Deputirtcukammcr gewählt, doch nahm cr seinen Platz nicht uutcr den Bonapar tistcn, sondern unter den Republikanern, nnd im No vember desselben Jahres erklärte der Prinz Napoleon in der Deputirtcukammer, daß der mit den Jcsnitcn 256 verbündete BonapartiSmns alles Unglück Frankreichs verschuldet hätte. Der Prinz Napoleon wird daher sehr schwer von der gegenwärtigen Bonapnrlistcnparlci adoptirt werden können. Tagcsgeschichtc. Wachsen. Schandau. Wiederum ist unserem frcnndlichcn Städtchen die Ehre zn Theil geworden, wie am 8. nnd !>. Juli 1870 die Männer hier ver sammelt zn sehen, welche seit Dcccnuicu im volkö- wirthschafllichcn Interesse in Spar- und Crcdilvcrcincu arbeiten, nm ihre 20. Jahresversammlung abzuhaltcn. Dieser VcrbaudStag der Sächs. Crcdilgcnvsscuschaftcn tagte den 23. und 24. Juni a. a. allhier in Hcgcu- barth's Etablissement unter Thcilnahmc dcö Herrn Parisiuö als Vertreter der Anwaltschaft. Am 23. d. Abend nach 8 Uhr eröffnete der Herr Vcr- bandödircctor Bauer ans Chemnitz die Vorvcrsamm- lnug, Herr Sladlrath Müller, Direktor dcö hiesigen Vorschnßvcrcinö cingclr. Gen., ergriff das Wort, be grüßte die erschienenen Fremden nnd Einheimischen auf'ö freundschaftlichste, knüpfte an die vor kl Jahren hier in gleichem Interesse tagende Versammlung au und sprach die Hoffnung nuö, daß auch die bevor stehende» Sitzungen zum Segen imd Gedeihen dcö Gcuosscnschaflswcscnö beitragen werde». Darnach vcr- schritt man znr Bildung dcö Bureau für die Haupt versammlung. Nach mehrfachen Vorschlägen wurden Max Müller-Schandau als Präsident, nnd Zclle-Lcip- zig als Stellvertreter einstimmig per Acclamntio» ge wählt. I» die Eommission der Rcchmingöprüfnng gelangte» einhellig Stecher-Leipzig, Höfner-Chem nitz und Zahn-Lindemnn-Plagwitz. 'Nachdem auch die Präsciizlistc nnd die Tagesordnung für die Haupt versammlung fcstgcstcllt uud die Geschäftsordnung in hergebrachter Weise stattzuhabcn beschlossen worden war, ward das von Herrn E. Schmidt geführte Protokoll verlesen, genehmigt und vollzogen nnd die Vorversammlnug nach 10 Uhr geschlossen. Zu ciucm weiteren gcmülhlichcn Beisammensein versammelte man sich im Hütet znm Bad. (Fortsetzung in nächster Nr.) — Die am 21. d. M. erschienene 4. Nummer der Bade- mid Frcmdculistc weist 96 Parteien mit 184 Personen nach. — Unserer heutigen Nummer liegt ein Prospekt bei, betreffend „Gichltctten mit Flnßablcituug" von E. Winter, Berlin, Bcrnburgcrstr. 29, worauf wir hiermit besonders aufmerksam machen. Ain Morgen dcö 23. d. M. kehrten II. MM. der König nnd die Königin von Regensburg nach Dresden zurück uud habcu sofort daö Hoflagcr iu Pillnitz bezogen. — Der Wirbelwind oder richtiger Wirbelsturm, der am Sonntag Nachmittag nur eine Stunde lang ganz Sachsen, namentlich aber das Elbthal von Meißen bis Schandau durch tobte und Erde und Wasser in nndnrchdringlichc Staubwolken hüllte, kam so urplötzlich, daß selbst die Schisser, welche sonst aufs Wetter ein scharfes Auge haben, überrascht wurden. Momentan waren die Ueberfahrten über die Elbe gefährlich und manche Plane, manches Segel mußte dran glauben nnd flatterten zerrissen im Winde. Laternen, Fenster und Dächer haben an unzählbaren Orten Schaden gelitten nnd starke Bäume hat der Orkan wie Nohr gebogen. Von der brausenden Schnellig keit des Wirbels zeugt die Beobachtung der Dampfschisfbeamten, nach welcher die Staubsäule von Meißen bis Schandau nur '5 Stunde Zeit bedurfte und einen jähen Fall deS Thermo meters von 25 auf 17 Grad herbeiführte. Im Großen Garten hat der Sturm nicht minder gewüthet; da lagen auf den Wegen dicke und dichtbelaubte Neste nnd än einzelnen Stellen ganze Haufen kleinerer Zweige. Dicht an der Kaitzbach, hinter der Großen Wirthschast, hat die Gewalt des Windes einen schönen, ziemjich starken Banm an der Wurzel abgebrochen und auch weiter hinten, in den weniger begangenen Theilen, wurden Zweige, Aestc und Stämme dem Sturme zum Raube. Auch in der Stadt zeigte er sich grimmig genug, warf Fenster ent zwei, Blumentöpfe herunter, versetzte zahllose Männer in bar häuptigen Znstand u. s. w. Leider ward in der Frühlings- straße durch einen Blumentopf, der vom S. Stock herabkam, der Zinabc eines Eisenbahnschasfncrs nicht unerheblich verletzt. Auf der Nadebcrgcrslraße ward ein Kastanicubaum, dessen Stamm M3 Emir. Umfang hatte, umgebrochen, dasselbe geschah der hohen Pappel, die im Garten zur „Säugerciche," an der Jägerstraße, stand. Diese Pappel kam quer über die Jäger- straße zu liegen, wodurch der Verkehr momentan vollständig gehemmt ward. Sehr arg auch spielte der Wirbelsturm den Milchglasglocken auf der Terrasse der Waldschlößchenbrauerei mit, die massenhaft zerbrochen wurden. Auf der neuen Vogel wiese bei Antons, sowie in Vvlkersdorf bei Moritzburg sind mit Heu beladene Wagen, denen bereits Pferde vorgespannt waren, nmgcschleudert nnd das Heu von vielen Wiesen massen haft davon geführt worden. Auf der Johanncsstrasie hat der Sturm in einer Weinhandlung die große Spicgeltafel der Ladenthür und in einer Restauration auf der Großenhainer Straße einen ganzen Glasvorban zertrümmert. Die Früchte der Obstbäume wurden millionenfach zur Erde geschleudert und Tausende von Bänmen ganz umgebrochen. — Auf dci» Böhmische» Bahnhöfe mußten cn» vorigen Sonntag in Snmma 19 Personcn-Extrazügc eingelegt werden. Anch auf dem Leipziger Bahnhöfe herrschte ein außergewöhnlicher Verkehr. Auf dem Wochcnmarktc in Meißen gab cs am Mittwoch die ersten vaterländischen neuen Kartoffeln und Kirschen. Seit länger als 30 Jahren können sich Lcntc, die sich mit dem Vertriebe von Erdbeeren be fassen, keiner so reichen Ernte erinnern, wie dieses Jahr. Die Treibhanöwitternng befördert deren Reife außerordentlich und der Zufluß auf dem Markle überschreitet alles bis jetzt Dagcwcscnc. Iu Kötzschm- broda wurde gestern daö Liter mit 30 bis 35 Pf. bezahlt; der Höhepunkt der Erdbccrzcit ist nnn erreicht. Die Knnslgcwcrbcauöstcllnng in Leipzig war am verflossenen Sonntag kolossal bcsncht, auch von Vcrciucn ans Meißen, Lommatzsch, Dresden (Handwcrkcrvcrciu) und der Verkehr ans den Bahnhöfen früh von Dres den und Abends von Leipzig machte je drei vollbesetzte Exlrazügc uöthig. Am 19. d. M. früh hat sich in der Strafanstalt zu Zwickau ein recht bcllagcuöwcrlhcr Vorfall zngc- lragcu. Als der allgemein geachtete Anstaltöaufschcr Karl Friedrich Angnst Bernstein eine Jsolirzcllc, in welcher cr dicustlich beschäftigt gewesen und in welcher sich der wegen Diebstahl schon früher bestrafte und gegenwärtig wegen desselben Vergehens in dasigcr Strafanstalt eine mehrjährige Gcfüngnißstrafc ver büßende 18 jährige Handarbeiter Karl Friedrich August Lchmauu auö Liebenau bei Laucuslciu befand, verließ, versetzte ihm Letzterer mit einem Beile einen so hef tige» Schlag auf den Hiutcrkopf, daß cr sofort zu Boden stürzte, worauf ihm Lchmauu noch mit ciucm Taschenmesser, daö cr dem Erschlagenen ans der Tasche genommen, mehrere Stiche am Halse bcigcbracht hat. Der ganze Vorfall ist so rasch nnd still vor sich ge gangen, daß der erst infolge dcö durch den Fall dcö Körpers dcö Erschlagcucn verursachten Geränschcö anfmcrksam gewordene, ans der Station Wache hal tende Aufseher zu spät zu einer Hilfeleistung kam. Der Platz vor dem Eingänge der Anstalt war während des ganzen Vormittags nnd eines Thcilcü dcö Nach mittags von Menschen, die über die That Näheres zn erfahren hofften, förmlich belagert, und als der Verbrecher in daö GcrichtSgcfängniß übcrgeführt wnrdc, warcu die Straßen, durch welche cr gebracht werden mußte, namentlich in der Nähe dcö Gcrichlö- gcbäudcö, von einer dichten Menschenmenge, die, wen» anch hin nnd wieder einige, den Abscheu gegen die That nnd den Verbrecher auödrückcnde Acnßcrnngen fielen, doch im Ucbrigcn sich durchaus austäudig und ruhig verhielt, besetzt. lieber die noch nicht aufge klärten Einzelheiten des Verbrechens wird jedenfalls die gerichtliche Untcrsnchnug Aufschluß geben. Der Zimmermann Wohnig, der seine Geliebte in deren Wohnung in Olbersdorf bei Zittan ermordete uud sich bei dem versuchten «Selbstmorde verwundete, ist von den Verletzungen soweit hcrgcstellt, daß er am 9. d. M. in daö Äezirkögcrichlö-Gcfängniß zu Zittau überführt werden konnte. Mreußeu. Daö bekannte Privatthcatcr „Urania" in Berlin ist in der Nacht znm Freitag abgebrannt. Das Feuer brach wahrscheinlich ans dem Schnürboden ans, zerstörte das Gebäude von Grund ans nnd ver nichtete sämmtliche Thcatcrrcquisitcn, die kanm zum 3. Theil versichert waren, ferner sämmtliche Urkunde» nnd daö Mitglicdcralbum deö Theaters, das bis znm Jahre 1797 zurückrcichte. Viele bedeutende Schau spieler verdanken der Urania ihre Bildung, z. B. Theodor Döring nnd der pcnsionirte kgl. sächs. Hof- schanspicler Winger. Rußland. Aus Odessa ging am 19. Juni der russische Kreuzer „Nizua" mit 920 zur Depor tation Vernrthciltcn nach der ehemals japanesischcn, gänzlich unbewohnten Insel Shigalin nm Amur ab. Das Schiff darf während der 82tägige» Ucbcrfahrt iiigc»ds anlcgcn; cö führt Lebensmittel bis zur nächst jährige» Er»lc, Getreidesollten und alle znm Ackerbau nothwcndigcn Werkzeuge mit. Ein zweites Schiff mit vcrnrlhciltcn Franc» sojl dcumächst folge». Friedhof und Johannistag. Heilte Stille wohnt im Todtenhaine, Selben Frieden weht sein Blättcrgrün, Und der Schläfer modernde Gebeine Rnhcn ans von ihrer Wand'rnng Müh'n. Welch ein Tempel, hoch vom Hinunelsbogcn Und vom glanzcrfülltcn Sternenzelt Für die still Vereinten überzogen, Und gehütet Iren vom Herrn der Welt! Die getrennt deS Lebens Unterschiede, Alle, alle nahm der Tempel ans, Und ihr Erbtheil ist derselbe Friede, Da vollendet ihrer Wallfahrt Lanf. Diese Stätten werden nimmer fragen: Schmückte deine Brnst ein OrdcnSstcrn? Oder hast dn Lumpen nnr getragen? Hier ist alles gleich vor Gott, dein Herrn. Wer im Leben immer sie gewesen, Wenn ihr Erdensein nnr Liebe war, Ist ans Marmor eS nach nicht zu lesen, Ihre Schlnnnnerstatt wird znm Altar. Wie sich füllen diese Tempelhallen! Wie an jedem Ruhestatt-Altar Flornmhüllte Beter nicderfalleu! Eiue solcher Stätte würd'ge Schaar! Und eS blieb nicht leer ans den Altären; Liebe, theure Opfer zieren sic: Blumen mit dem HimmelSthau der Zähren, Drauf gelegt schon in des Tages Früh'. —