Volltext Seite (XML)
Mittag entdeckte der Pirat eine englische Barke am Horizont, welche durch falsche Berechnung außer Kurs sein mochte nud die Höhe non Lnzou zu doublircw versuchte, wohl in der Meinung, die Höhe von Formosa vor sich zn haben. Es folgte die gewvhulichc Jagd nnd Besitznehmung. Die Ladung des kleinen Schiffes, welches von den Hawaii- oder Sandwich- inscln kam, bestand ans Nnm und Wein und war nach Hongkong bestimmt. Der englische Kapitän, Namens Cooke, war ein alter Bekannter von Smith, und wunderte sich nicht wenig, diesen als unfreiwilligen Untcrstcucrmann an Bord dcö Piraten zu trcffcu. Cooke fand sich mit Humor iu seine üble Lage: er schlug vor, sich mit Geld abzulöscu nud war zu zweihundert Dublonen (n 16 Mark) bereit. Der Friese machte den Vermittler; der Pirat nahm das Anerbieten an, verlangte aber noch sechs Fässer Nnm in den Kauf. So ward der Handel abgeschlossen, Geld und Nnm abgclicfcrt, nnd dann das Schiff für frei erklärt. Der Kapitän sagte dem Friesen zum Abschiede, er habe noch achthundert Dublonen an Bord, nnd drückte dem Uuterstencrmnnn für seine Mühe noch zwei Pfnnd Sterling in die Hand. Darauf lief die Barke Cookc'ö, sehr erleichtert, als wäre nichts geschehen in die Straße zwischen Luzon nnd Formosa ein. Gegen Abend umzog sich der Himmel, daö Meer wurde uuruhig und Alles verkündigte einen nahen Sturm. Der Schvoucr lief also iu eine kleine, von Felsen beschützte Bncht auf Luzon ein, ging daselbst vor Anker und brachte die Nacht sehr ruhig zu. Auf dem Meere dagegen tobte daö Unwetter furcht- bar, zugleich fiel der Negcu in Ströme» herab. Gern wäre der Steuermann einmal ans Laud gegangen, welches wie ein Garten Gottes in tropischer Herrlichkeit vor dem Ange lag, aber der Kapitän hatte Eile, wieder aufznbrcchcn nud schien offenbar nicht zn trauen, daß ihn die Spanier, denen dies Paradies der Erde untcrthan ist, trotz seiner chinesischen Handelsflagge nicht als einen Piraten erkennen und festhaltcn könnten. So ging man denn bei guter Zeit wieder unter Segel und geleitete die Küsten fahrer vollends bis Samar. Auf dieser Reise nahm daö Naubschiff eine kleine französische Brigantine, die jedoch bloö mit Ballast nach Ncn-Caledonien fuhr, gab selbe aber für vierzig Napoleons wieder frei nud kreuzte dnuu vor Samar, während der Kapitän mit den Dschonken einen Hafen und raschen Absatz für seine zusnmmcngcstohlenc Waarc suchte. Beides fand er nnd trat in bester Lannc den Rückweg an. Auf dieser ganzen Cxtrafahrt hatte der Pirat den niederländischen Kapitän, nebst seinem Stcncrmannc, und die Hälfte seiner Mannschaft — sechs Matrosen — an Bord gehabt, wahrscheinlich nnr in der Absicht, bei einem etwaigen Angriffe dcö SchooucrS durch ein Kriegsschiff Geißel» dafür au Bord zu haben, daß mau nicht nllzusummarisch mit den Piraten verfahre. Nvthigcnfallö hätte man die armen holländischen Burschen gransamcrwcisc an die Breschen gestellt, nm den Untergang dcö Schiffes durch feind liche Kanoncnkngcln nufznhaltcn. Das genommene holländische Schiff war nutcrdcssen unter Obhut dcö Obcrlootscn und zehn von dc» Lcutcn dcS Piraten auf Formosa vor Aukcr geblieben, alles den Befehlen dcö Hauptmanns gcmäß. Dieser zeigte sich mit seinem Kreuzzuge, der so schnell und glücklich verlief, sehr zufrieden nud daher ganz vortrefflich gelaunt. Er befahl Cristoval, ein köstliches Mahl zn bereiten und lud alle seine Offiziere, ncbst Kapitän Jansen und den Stcncrmann Aaron Smith dazu ein. Es wurde der Kühle wegen auf der Schanze gedeckt und der sehr geschickte Koch hatte sein Möglichstes gcthnn. Als der Wein und Rum zu wirken nnfingeu, sagte der Kapitän Jansen dem Friesen auf Holländisch, er habe einen Vorschlag zu thun. Smith vcrdottmctschtc, um kein Mißtrauen zu erregen, diese Worte dem Piraten, und bat nm die Erlaubniß, darauf ciuzngchcn. Diese ward augenblicklich zugcstanden nnd mit der Versicherung der bestimmten Annahme des Vor schlags obendrein. Mynherr Jansen sagte also zu Smith: „Ich habe cö mm satt, hier liegen zu blcibcu nnd als Ge fangener noch dazu. Eö scheint sich nichts zu ereignen, waö uns Auslösung bringt, und deshalb müssen wir uns selbst zu ranzionircn suchen. Ich habe noch eine schwere goldene klhr mit ächten Topasen und zwei schöne Diamantenringc versteckt. Daö Ganze zu sammen ist gewiß über zweihundert Dublonen wcrth. Ich trage die Kostbarkeiten ans meinem Leibe, will sic indcß opfern, doch nur unter der leicht zu er füllenden Bedingung, daß der Kapitän mein Schiff frei gicbt, mich mit Lebensmitteln auf vierzehn Tage verficht und dann abscgcln läßt". Aaron sagte dies dem Kapitän. Dieser überlegte. „Wohin gedenkt Ihr Enrcu Kurs zu richten? Doch nur nur nach Canto» oder Hongkong, vicllcicht 223 auch nach Singapore, um mir die Kreuzer auf de» Hals zu Hetzen?" versetzte er mißtrauisch. Jauscu auwortctc: „Kciucswcgö. Ich habe die Absicht, nach den holläudischcn Baudainsclu zu scgclu, dort wohut ciu Verwandter von mir, der mir fort helfen kann". Smith übersetzte dies dem Piraten so treu als möglich, nnd dessen Gesicht erheiterte sich bis zur mildeste» Frcnndlichkcit. „Sagt dem Holländer", antwortete er sauft, „ich nähme seinen Vorschlag an. Er soll die Sachen hcr- gcben nnd zwar noch in diesem Augenblicke. Daun gelobe ich ihm bei Allah und dem Propheten, daß er morgen früh auf zwanzig Tage Lebensmittel er halten sott, nnd segeln kann, wohin cö ihm beliebt". Aaron sagte daö dem Kapitän Jansen und dieser war hoch darüber erfreut. Sogleich begab er sich in die Kajüte, nm sich zn entkleiden, kam in acht biö zehn Minuten mit den Kostbarkeiten zurück uud legte sic vor dcm Piraten ans die Tafel hin. (Fortsetzung folgt.) Kann der Mensch, wie er ist, auf der Sonne cxistircn? Nachdruck uutersagt. Eö hat zu allen Zeiten engherzige Menschen, ganze Seelen gegeben, welche selbstsüchtig genug, iu ihrem Wahne glaubten, der liebe Herrgott habe nnr um ihret willen das Weltall geschaffen; die winzige Erde sei der Mittelpunkt, um dcu sich daö Universum bewege, mir sic sci vou vernünftige» uud dcnkcudcu Wcscu erfüllt; alle anderen Wcltkörpcr, die Planeten, die LcbcnspcudcriuSonnc und allcdicMhrindcu gigantischer Gestirne der Fixstcruwclt, der Milchstraße und der Wcltcuncbcl seien lcbenlos, nur geschaffen, dem Erdc»- sohn als Leuchten zn dienen, seine, um des Glaubens willen, verheißene Glückseligkeit zu erhöhen. Solchen Egoisten gegenüber sind aber auch von nüchternen und bescheidene» Dcnkcrn von jeher Meinungen laut ge worden, welche alle Welten von athmcudcu, fühlenden und erkennenden Geschöpfen bewohnt sein lasse» wol le», vo» einer weisen Vorsehung bestimmt, zu immer vollkommeneren Gestalten, zn immer tieferer und end lich zur höchsten Erkenntnis; sich zu entwickeln. Be deutende Astronomen hielten an solcher Ansicht fest, die entschiede» eine edlere u»d einem Schöpfnugöplanc zweckentsprechendere ist, als die erstangcführtc. Frei lich ist in der Art nnd Weise, wie man sich diese Leben-Wesen ans anderen Himmclswcscn dachte, viel geirrt worden. Weil man zn wenig bedachte imd tanntc, wie der Mensch, in erster Reihe sei» physi scher Körper, Erde von Erde sci, wic sein Gcist mir unter Vorauösctznng dieses Körpers arbeiten könne, vermenschlichte man zu sehr diese Stcrucubcwohncr, glaubte sic von glcichcr Gestalt uud gleichem Treiben, wie mau leider scincn Gott ja auch nnthropomorphi- sirtc. Wir stchcu heute auf einem gchobcucrcn Stand punkte der Wissenschaft, und die Ansichten über die Frage nach der Bewohnbarkeit der Gestirne nud über die Beschaffenheit der Bewohner haben sich geklärt. Erstere, die Bewohnbarkeit, ist biö heute noch nicht be wiesen worden, weil sich eine dahingehende Beobacht ung unsern Hilfsmittel» »och entzieht, und die Be hauptung eines Phantasten, er habe Mondmcnschen beobachtet, gehört inö Reich des Fabulircns; ebenso wenig aber crkcckt sich der Astronom unserer Tage, zu behaupten: Der Glaube an die Bclebnug der Wcltcnkörpcr ist ein Nonsens. Die Antwort auf die erste Frage ist für unsere Tage noch eine rciu spekulative. Anders gestaltet sich die Sache, wenn wir über den Satz philosophircn: Wic müßten diese Stcrncnwcscn beschaffen sein? Denken wir uns diese mit physischen Körpern (Gcist ohnc Körper ist ein Unsinn!), so können diese nnr aus dcu Stoffen n»f- gcbaut werden, aus dcncu das betreffende Gestirn selbst zusammengesetzt ist; sie können nur unter den Verhältnissen in Bezug auf Licht, Wärme, Schwere, Elcetricität, Luft rc. existircn, unter dcncu sic gcwor- dcu — daö ist doch klar! Iu erster Reihe siud cö vor allen Dingen unsere Tageslcuchte, die Sonne und der Nachtwandler, Mond, über deren Bewohner man, seit man diese Gestirne anschantc, grübelte. Der große Astronom Keppler hielt den Mond mit ähnlichen Geschöpfen bevölkert, wic auf dcr Erdc, die Kratcrwälle auf dcu; Moudc für künstliche Bauten: ja, dcr SternenforschcrBraudcs schlägt sogar Mittel vor, mit den Mcmdmcnschcn in Verkehr zu treten. Auf diese Phantastereien ist genügend geantwortet. Um nur ein Kurzes zu bringen: Unser Erdtrabant hat erwiesenermaßen keine Luft nnd kein Wasser; nun denke mau sich ohnc diese beiden HnnptkebcnS- bedingnngcn für uns Erdensöhne diesen gleiche Kin der dcr Luna. Wic stcht cs aber mm mit unscrcr Mnttcr, dcr Sonne? Es hat religiöse Sectircr ge geben, welche unser TageSgcstirn als den Wohnort der Seligen anuahmeu (die Spiritisten thun eö »och heute!); den seligen Geistern schrieb und schreibt mau auch Hülle», Leiber zu; wie müßte» diese nun be ¬ schaffe» sein? Ich antworte gleich hier: Anders, gänzlich verschieden als Misere Erdcnlciber! Der Mensch, wie er hier athmct, kann auf der Souuc iu gleicher Weise nicht cxistireu. Hier die kurze» Beweise für die Behauptung. Die Ansicht Herschel« und seiner Schnle, daß die Sonne, welche gegen 20 Millionen Meilen vou der Erdc cutfcrnt ist und ei- ucu Dnrchmcsscr von 18i>,000 Mcilcu hat, aus ei nem feste» Ker» mit mehrere» Lichthüttcn bcstchc, ist, namentlich durch die Ergebnisse dcr Spcctralanalysc, gcuügcnd widcrlcgt; mau wciß hcutc, daß uuscr Fix- stcr» ciu wcißglühcudcr, flüssigcr Körpcr ist, dcr von ciucr Gaöhülle nmgcbcu ist, dic vorzugswcisc Wasscr- dampf cuthält; dic Temperatur dcr flüssigem Masse und dcr Dampf-GaSntmoöphäre wird auf so uud so vicl Tausend Grad geschätzt. Auf diesen Körpcr und iu dicsc Atmoöphärc, dichtcr nlö unsre Luft, denke man sich den Menschen, der so gern feste» Bode» unter seinen Füßen hat und der bei einer Tempera tur vou 30 Grad Eelsius schon den Eiskeller anf- sncht; nstenglcich müßte der Mensch in der glühen den Flnth schwimmen nnd pältschcrn! Wir gebe» hierbei noch zn, daß der Svnucnmcnschcnlcib ans den selben Stoffen besteht wie der irdische, weil wir n»-- nchmen können, daß alle Elemente dcr Erde auch auf dcr Souuc vorkommcu, vou dcr jcuc sie ja empfan gen, obwohl diese Grundstoffe in Miseren Fixstcr»- körpern bis heute noch nicht alle unchgcwicstm sind. So sind durch alle Spccroscop'c noch nicht die Haupt- bcstandtheilc unsrer atmosphärischen Lnft, Sauer- uud Stickstoff, gcschcu worden. Die Kraft des Menschen, dic scincr Muökcln vor nllcn Dingcn, stcht im pas senden Verhältnisse znr Schwerkraft dcr Erdc. Würde dieses Verhältnis; gestört, hörte alle normale Beweg ung und Thäligkeit des Menschcnkörpcrö auf. Nu» ist aber das Volumen der Sonne 1,200,000 Mal, die Masse 320,000 Mal größer als Erdinhalt und Erdmasse. Die Dichte der Sonne ist also nur '/» dcr Erddichte, etwa derjenigen des Ebenholzes gleich; die Schwerkraft ist aber 28 Mal stärker als die un seres Planeten. Waö folgt nun daraus? Fiele mir, eine feste Sonucuoberfläche augcuommcu, eine gebra tene Gans von 10 Kilogramm Gewicht zu Bodc», ich müßte die Kraft von 280 Kilogramm oder nahe zu 6 Ccutuer auwcnde», in» dcu Braten wieder auf die Tafel bringe» zu köuuc». Eiuc Bergwanderung, falls eine solche möglich wäre, erfordert kolossale Kraftnnstrcngnng; kaum wäre es mir möglich, mein gesundes, kräftige« Menschenbeiil in die Höhe zu brin gen, so sehr hielt dic Souuc cö fcst! Ein Körpcr fällt auf lctztcrcr in dcr erstem Sekunde gegen 120 m. Wehe, wenn da eine Wallnns; vo» einem Ricscmmß- bnnmc auf dich fiele; sie würde deine» Schädel zer schmettern, nnd wen» dn der stärkste Dickkopf wärst. Hast du scho» in die Sonncnscheibc geblickt? Dein Ange wandte sich geblendet weg, oder eö wäre erblin det! Ans dcr Sonnc wärst d» an dcr Lichtquelle. Daö Sonnenlicht ist 618,000 Mal stärker als daö Moudlicht; orgo müßten deine Angcn ganz anders constrnirt sein, um dicsc Lichtintcnsität zu crtragcn. Wic stcht cö mit dcm Schall, da die Sonucuathmos- phärc aüdcrS zusammengesetzt ist als unsere Luft, dic die zu Gchörcmpsindimgc» als Medium uothwendig ist? Noch Vieles könnte man bringen, waö »nö znr Genüge darlcgte, das; dcr Mcnsch, wie er hier ist und wirkt, ans der Sonne nicht bestehen kann. Als Curiosum diene nur noch Folgendes: Wenn dcr Sonncubcwohncr in dcmsclbc» Verhältnisse größer ist, als die Sonnc, gcmcsse» mit dcr Erdc, dann übertrifft seine Größe diejenige des ErdenwurmcS „Mcnsch" um daö Millionenfache. Der Montblanc, als Mctcor auf dic Souuc gestürzt, würde von ei nem Souncnprofcssor in die Tasche gesteckt, fände dann in einem Schächtclchc» - scincr Mineraliensammlung Platz, und dcr Mcnsch, dic Krone dcr Schöpfung, könutc auf diesem Gestein mir unter dcm Mikroskope erkannt werden! B c r ltt ischtes. — Ein betrübendes Vorkommnis! wird aus Bamberg ge meldet: Der dreizehnjährige Sohn deS dort garnisonirenden Obersten Freiherr« v. F. war in schlechte Gesellschaft gcrathen nnd hatte mit derselben Abends ein WirthShaus besucht. Der hiervon in Kenntnis! gesetzte Vater wollte seinen Sohn zur Heimkehr zwingen, allein nicht nur, dass der Knabe seinem Vater den Gehorsam verweigerte, zog derselbe einen Revolver hervor und fencrre drei Schüsse auf den eigenen Vater ab. Glücklicher Weise verfehlten die Kugeln ihr Ziel; der empörte Vater zog seinen Säbel und brachte dem Knaben am Kopf eine solche Verwundung bei, daß dieser nach zwei Tagen verschied. Eine Person von Wichtigkeit und von Bedeutung für das Staatslcbeu Frankreichs ist dieser Tage ernannt. Es ist der Nachfolger des Herrn Roch, der nxüontvur cwi, buutosoculvros, der neue Scharfrichter von Paris, der zugleich alle Hinrichtungen in Frankreich zu vollzieheu hat. Er heißt Deibler uud war früher erster Scharfrichter-Gehilfe in Algier. In seinem „Be rufe" ist er schon seit dem Jahre 1858 thätig. Seine Stellung ist keine schlecht dotirte. Als erster Gehilfe bekam er vier tansend Franks, jetzt erhält er sechstausend Franks und außer dem zwölf Franks für jeden Tag, den er in seinem Berufe außerhalb Paris zubriugt. Der neue Scharfrichter vou Paris ist ebenso wie der verstorbene Noch, glücklicher Gatte und