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Beilage zn Rr. W der Sächsischen Elh-Mtung. Schandau, Sonnabend, den 15. März 1879. lind Und ohne ' 's' 'ken, legte Weile dcö . ! 7 dcr sich mcincr auuimnit!" Sic drückte' daö reich br meistern dcö sauertöpfischen Herrn Gemahls, den ich in den zwei langen Jahren Unserer Ehe nach nicht ein einzigcömal lächeln sah; der leinen Ball, kein Conzcrt, kein Theater besucht und mit seinem Ernste Isidore/ flüsterte er und doch klaug'ö wie darum also diese Behandlung — Nun, auch gut Sic aufgcht, daß „In dcr That, Gräfin, Sic sind zu bcdaucru uied- Dcr Alles vertreibt, wenn ich einmal eine amüsante Ge sellschaft um mich habe!" ES war, als ob die wasscrblaucn Augen in ihrcm Zorne sich dunkler färbten, als sie nun ganz korrekt den Boden stampfte. — „Ach und welche Glückseligkeit in dcr Ehe hat mir Tante Nortland immer vorgcmalt," fuhr sic ich für Sie, mit Ihnen leben, und jede Stunde neuen Sonnenschein in Ihr Dasein zaubern möchte! — Kommen Sie mit mir, folgen Sie mir, und der lich, wie Sic dcS höchsten Glückes würdig sind — und ich hielt mich ferne, wenn cS mich auch oft mit Gewalt in Ihre Nähe zag. Seit ich aber klar schc, wie dies Leben Sic unmöglich bcfricdigcn kann, seufzend fort und ließ sich in einem Fauteuil nieder. „Sic hat mir geschildert, wie unendlich Uno sie be glückt, und daß Hugo sein getreues Ebenbild in an ihre freudlose Jugend, an die ciusörmig verbrachte Zeit bei dcr krankcu Tautc Nortland und dcr Zeit dcr, auf dcu Wunsch dcr Tautc ciugcgaugcueu Ehe. — Ihr ganzes Leben war eine Reihe langweiliger Tage, und sic sehntc sich doch so schr nach Freude — nach rauschender Lust! — Und jetzt, erst in dieser Stunde hatte sich ihr ein Zaubcrkrciö erschlossen, den sic betreten konnte an der Seite dcö Manncö, der allein sic verstand! — Ja, und sic wollte ihn betreten, wollte mit dem, der ihn ihr geöffnet, schwelgen in Liebe und Wonne! — Fester drückte sic ihr Haupt gegen seine Brust. — „Fliehen? — aber wann und wohin?" — Er streichelte ihre Locken, die wie Feuerringeln durch seine Finger glitten — „die Welt ist groß und schön, Isidore, Sic armcr gcfangcncr Vvgcl, haben ja noch nicht viel davon gesehen. Aber Sie sollen im reichsten Maße entschädigt werden. Wie danke ich cS nnn meinem Batcr, daß er mir, wenn auch ungern, erlaubte, noch einen Winter hier znbringcn zu dürfen und daß ich zur rechten Zeit wicdcrkam, um Sie Ihrer unerträglichen Lage zu entreißen. — Folgen Sie mir in ein neues, schönes Leben, Isidore, nud Sic werden cs nie, nie bereuen!" — Isidore blieb stumm. Sic hatte die Augen geschlossen nud nur ihr rasches Athmeu, das Bcbeu ihrer Hände vcrricth die innere Bewegung. „Sic sind ja reich," drängte Althaus weiter, „reich genug, um sich überall der Genüsse genug verschaffen zu können. Hugo besitzt des Ucbcrflüssigcn so viel, daß, wenn Sic nnch einen Theil dessen, was Ihnen von Rechtswegen zukommt, au sich nehmen, Ihnen deshalb Niemand einen Vorwurf wird machen können. Später wird die Anschaffung dieser Mittel meine Sorge sein. Auch ich bin ja ein vom Glücke Begünstigter und hätte mich reichlich genug ver sorgt, wen» ich diese Wcuduug hätte ahueu können. — Und nun, Isidore, was fürchten Sic noch?" — „Ich? — fürchten?" — rief sie ausstehend und stieß ein kurzes, silberhelles Lachen zwischen dcu Zähncn hervor, und durch die Augen ging'ö wie Wetterleuchten, — „fürchten? — Nichts, wo cö gilt, meinem Peiniger zu cutriuuc», dies erbärmliche Dasein von mir zu werfen und volles Glück dafür cinzutauschen! — Wo" — Plötzlich brach sic ab, und cS kam wie eine gute Regung über sic. — „Aber Elsc?" sagte sie leise wie zu sich selbst. — „Else," entgegnete Althaus eindringlich — „nun, ich denke, cü liegt klar vor Ihnen. Lassen Sic Alles zurück, was Sic an ihu, au dic Zeit Ihrer Ehe erinnern könnte! Schließen Sic ab mit dcr Ver gangenheit! — Sic sind jung, Isidore, vor Ihnen liegen noch Jahre der Freude! — Schaue» Sie nicht zurück — lassen Sic mich diese beiden Hände fassen" — er ergriff sic und drückte sic heftig — „und heute noch werde ich ^ie hinübcrführcn in ein neues Leben, — ein Leben dcö Glücks und dcr Liebe!" — Isidore vermochte nicht zu widerstehen — sie gab sich dem ungewohnten Zauber dieser Worte hin, und wie wenn ein reißender Strom, Alles übcrfluthcnd, seinen Damm durchbricht, so durchbrach die nuu er wachte Leidenschaft alle Schranken. „Ja, Eduard," rief sic wic im Rausche und legte beide Arme um seinen Hals — „führen Sic mich fort aus dicscr bccugcndcu Luft — dorthin, wo mir Freiheit, Freude und Liebe wiukt!" — Am andern Morgen herrschte im Hause des Herrn von Stcttau-Nortland eine ungeheure Auf regung nnd doch eine drückende Stille. Die Diener schaft flüsterte unter einander und am Bette seiner Mutter saß Hugo, finster brütend, dic kleine Elsc ans dcn Kniccu. — Am Abcnd vorher war Althaus, wic schon oft, augcfnhren und hattc Gräfin Isidore zur Oper abgc- holt. Das war mau im Hause gewohnt. Als es aber nahe an Mitternacht war und die Oper längst vorbei sein mußte, da erfaßte die wartende Susette „Ich bitte, Gräfin, diesen guten Gedanken an mich stets z» bewahren, Sie machen mich dadurch un aussprechlich glücklich! Althaus berührte mit dcu Lippen die feine Hand, die noch immer in dcr seiüigcn lag. „Abcr warum sind Sic dcun so auf geregt, Gräfin?" fuhr er fort, „Ihre Wangen glühen, nnd auch in dcn sonst so ruhigen Augen lese ich eine ungewöhnliche Bewegung. Hat dcr tyrannischc Herr Gemahl —" „Ja," rief Isidore, „ja tyrannisch, dies ist daö rechte Wort! O, er ist heute wieder entsetzlich nnd ich begreife nicht, wie ich die Verhältnisse schon zwei Jahre ertrug!" so! — nein, desto besser! Dann soll er eö auch nicht wagen, mir einen Vorwurf daraus zu mache», wenn etwa auch mein Herz sciucu eigenen Weg geht! — WaS soll ich thun, Eduard?" — „Fliehen, Isidore! fliehen Sie auö diesem Hanse, in welchem Sie nie Ihres Lebens froh werden G c s ü h n t. Nclginal-ilsuük iwu Scrw Alicnmnm-ljasüachcr. Nachdruck verboten. (Fortsetzung). Er drückte auf dcn silbernen Klingclknopf Susette erschien. „Wo ist Lena mit Elöchcn?" „Drüben, bei dcr gnädigen Großmama." „Sehen Sie mal nach ihr, Susette!" können! — Vertrauen Sic sich mir an, dcun ich fühl's, daß ich Ihnen augehörcn, Ihnen folgen muß! — Haben Sie noch nie in meinen Augen ge lesen, Isidore? — Hütten Sie cs gcthnn, dann wüßten Sic längst, daß mcin gnuzcö Sciu nud Dcnkcu in namenloser Liebe für erste Tag schon soll Sie die zwei laugen Jahre Ihrer Qual vergessen machen!" Mit weitgeöffueten Augen und stockendem Athen: hatte Isidore gelauscht. WaS waren daö nur für Worte — so voll Feuer und Leidenschaft! — Noch .... , „ nie hatte Jemand so zn ihr geredet, und doch war Wie ganz anders dachte ich mir im Anfänge das cS so schön, solche Worte zu hören, die mit mächtigem setzte Spitzcnluch au dic Ange». — Althaus, der viclersahrcue Nouv, wußte erst nicht, waö er ans diesen Auöbruch antworten sollte, und er schwieg. Plötzlich abcr, wic von einem freudigen Gedanken erfaßt, leuchtete cü iu seinem Angesichte auf — cr mußte zu einem Entschlnß gekommen sein. „Isidore," sagte er theilnchmcnd und zog ihr die Hand mit dem Tuche sauft zurück. „Isidore, um Gottes willen seien Sic ruhig, ich kauu nicht wcincn schcn. Diesem Augen sollen keine andern Thräucn, als Thräncn der Fremde entfließen! Wie tief schneidet mir Ihr Weh in die Seele! glauben Sie mir, Isidore, ich leide mit Ihnen!" Er sprach so weich, so saust und dic Stimmc klaug so schmerzlich, wic cr vou ihrem Leiden und seiner Thcilnahmc sprach. „Ich weiß," antwortete sic nickend, „Sic sind mcin Frcnnd, Eduard, ich fühlc daö an mciucm cigcncn Hcrzcn." „O, würden Sic mir noch mehr vcrtrancn, Isidore — würden Sic dcn Nath und Beistand dieses Freundes nicht verschmähen, dcr Ihnen dcu einzigem Weg zeigen möchte, auf dem Sie allein Erlösung auö dem traurigen Verhältnisse finden!" „Erlösung? für mich? — O, reden Sie, Eduard, waö soll ich thuu? Nathcu Sie mir, dcuu eö muß anders werden, mit jeder Stunde wird mir dicö Leben verhaßter!" Er beugte sich herüber, zog ihr Haupt gegen seine Brust und näherte seinen Mund ihrem Ohre. Z kauu ich Ihnen meine vollste Thcilnahme nicht vcr- sogen, und eö treibt mich, Sic dic Gleichgültigkeit EHugo'S nicht so schr fühlen zu lassen!" „Wofür ich Ihnen herzlich danke!" — Sie saßen nebcuciunudcr auf dem Divan, und wieder hatte sic ihm bci dcn letzten Worten dic Hand gereicht. „Erst seitdem ich Sic näher kenne, seit ich öfters f Gelegenheit hatte, zwischen Männern zu vergleichen, lwciß ich, waü mir fehlt, weiß ich, daß ich ein Her; k iu mir trage, daö ungestüm seine Rechte fordert! — O, eö ist schrecklich für mich, an einen Mann gefesselt !zn sein, sür den ich nicht daö geringste Verständnis;, Einige Minuten später brachte Lena ein lichcs Mädchen von nahezu einem Jahre, schwarze, niedliche Lockcnkopf mit dcn großen, dunkeln Augen und dcr frischen Gesichtsfarbe war reizend. „Kcmun Else, mein rUnd, mein geringste Sympathie habe, dcr, mehr komm, gicb j.mpa c^ c 7,77'7*7als Gatte, mich am Gäugclbandc leiten zciucö Amtes zu warten. Er setzte dae Kind auf- und der mich am liebsten arbeiten sehe, wie eine Kmc und schaukelte cö cm paarmal hm und j^ähnlichste Bürgcröfrau!" lmtt und cm paar allen-j c," AMI, waren mm wirklich Thräucn dcö lwbste Mübc^ gctrctcu, nud um dcn zuckenden Mund lcgte 7'7 77" 77' v -MH ein trotziger Zug. — „Muthete cr mir nicht Abcr Elze streckte die rnuocu Acrmchcu nach chui§M,„ vorhin zu, selbst Wartcfrau bci Else zu mache», "l-wpamu, mit. . die sic ganz sein Abbild und darum daö Einzige ist, Herr vem St^ druckte einen langen.^ Veiuige Ausmerksamkeit schenkt! - Aber er Kuß mif die Helle um gmg. ksM verrechnen! — Nic wird cr iu mir die Elüchcu wicccr uuluchmc», Ü'w^gH.^müthigc Magd scheu, die cr gerne anö mir machen Hwau. fragte r cna. ! möchte, nie werde ich mir ein Jota von dem nehmen ,-^a, geh. Ich habe Kopsschulerz nnd^möchte vcr-f^-^, ich durch meine Geburt etwa vornuö suchen, zu schlafen, bringe sic zn Maina. Und ohne ^bc! — O, wüßte ich diesem untrüglichen Zustand dem Kinde die grnngste Zartlichln Linken, legte (v„hc z» machen — abcr ich habc ja Niemand, sic sich wieder zuruck. Nach cmcr klcmcu Werle dcö" - - - -- - A. - - Alleinseins schnellte sic aber wieder empor und begann cinigcmale das Zimmer zn durchschreiten. ES mochten unangenehme Gedanken sein, die da hinter der krausen Stirne dnrchcinandcrwogtcu. Die kleine Gestalt setzte ihre, in elegante Pclzslicfclchcn gekleideten Füßchen so krüftig ans dcn Fußboden, daß sie sich tief in dcn dichten Teppich vergruben. Die Schleppe deö schwarzen SammtklcideS hatte ans dcr schnellen Fahrt dcn zierlichen Fußschemel umgcworfcu, und verfing sich bei einer Wendung eben wieder in daö reiche Geflecht deö Blumentisches nnd drohte ein Unheil anznrichten — da blieb sic plötzlich stehcu. Dic blaßgrüue Schleife am Busen hob nud scuktc sich rasch. „Nein," sagte sic dauu, dic gekreuzten Arme fester zusammenpressend und schüttelte energisch dic rothen Locken — „nein, cs ist nicht zum Aushalteu! — dicö eintönige, langweilige Leben! — Hütte ich mich doch lieber in ein Kloster vergraben. — lind dann diese ewige Bevormundung, dicö ewige Hof- glnc t, und daß Hugo sein getreues Ebcnbi d m ^enschaft M frechen Sie mit Gewalt die Baude, Person nnd Charai er. Die Beiden haben sich ge- 7 den ungeliebten Mann fesseln, dcr ich ücbt - rch abcr hatte Liebe noch me kcmwn gelernt ,jn anderes Bild als daö Jh i c in: Herzen und Hugo that mchtö, gar nichts, sic zn weckcn und . M o zn erringen. — Welch cin ganz anderer Mensch ritt m mit n,sau^ dagegen ist Ednard -" und wie um ihren Gedanken „ "7^ l Zo' - 7 Gestaltung zu geben, wnrdc in diesem Augenblicke - Eie. Ab, Besuch gemeldet. Isidore trat ihm rasch entgegen. „Wie schön von Ihnen, daß Sie kommen, mich Mcinc Langeweile vergessen zu machen, dies nnerträg- liche Alleinsein mit mir zu thcilcn. Ich habe doch wcuigstenö eine» wahren Freund, der sich aufrichtig um mich kümmert!" nud sic bot ihm beide Hüude zum Gruß. eine schreckliche Angst. Schon seit zehn Uhr hatte sie die Minuten gczühlt, und auf daö Rollen ciueö jeden vorübcrfahrcnden Wagen geachtet — die Gräfin kam nicht. Dnrch alte Gemächer wanderte die geängstigte Dienerin, nirgends aber stieß ihr daö geringste Auffallende auf. Iu dcu Gemächern der Herrin war Alles iu bester Ordnung und Susette hattc nicht dcn Math, Frau Nortland oder den Herrn zu benachrichtigen; immer noch hoffte sic mit jcder Viertelstunde auf die Ankunft dcr Erwarteten. — Endlich, gegen Morgen stieg ihre Unruhe auf'ö Höchste, und sie unterrichtete Herrn von Stcttau von dcm Ausbleiben seiner Gemahlin. — Wohl starrte Hugo mit erschrockenen Augen in daö Gesicht Suscttcnö. Im nächsten Augenblicke abcr hattc er „» zu eue inie sich ermannt und schickte nach Lena nud der kleinen Resultat dicscr Verbindung! Ich glaubte Sie glück-1 Echo in ihrem Herzen wicderhnlltcu! — Sie dachte! Else; und nuu cr diese in seinen Armen hielt, war