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Di- „Tächs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Vl. fiir I Mark vicrtcljährl. zu beziehen. — >>«» Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 1) Nhr, für das Sonnabcndsblatt spätestens bis Freitag früh 9 Uhr erbeten. — Preis fiir die ge spaltene CorpuSzcile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter ü Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder cvmplicirtc nach ttcbereinkunst.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-BüreauS von Haasenstein L Vogler, W. Saalbach, Jnvalidcndank und Nud. Moss«. 22. Schandau, Sonnabend, den 15. März jäM, Bekanntmachung. Zu einem am Gebartsfeste Sr. Majestät des Kaisers am 22. d. M. Nachmittags 2 Uhr im Forsthause abzuhal- tenden ladet der unterzeichnete Stadtrath im Einverständnisse mit dem Stadtverordneten-Eollegium ergebenst nnd mit dem Bemerken ein, das; Zeichnnngslisten bis znm 20. d. M. im Fvrsthause und in der Nathserpedition ausliegeiu Der Preis des Couverts ist 3 Mark, Musik nicht inbegriffen. Specielle Einladungen an Behörden oder Private ergehen nicht. Schandau, am 13. März 1879. Der Stadt rath. limmel, Bürgermstr. Die Anfänge zu einer Zerbröckelung der französischen Republik. Die primitivste Aufgabe einer jeden Negierung ist die Erhaltung einer dauernden Ruhe nud Ordnung, ohne welche sich numöglich ein Volk wohl fühlen kann, selbst wenn cs die quecksilbernen Franzosen oder besser gesagt die Pariser wären, als deren Grundcharaktcr schon vor fast 2000 Jahren der Imperator Eäsar die Sucht nach Neuerungen bezeichnete. Die Aufgabe, dem Lande eine dauernde Ruhe zn verleihen, hat nun die französische Republik, den» nur die befriedigende Lösnng dieser Aufgabe kann die Republik existenz fähig machen, wie cs auch der größte Staatsmann des neueren Frankreichs, Alphonse Thierö, seiner Zeit versichert hat, indem er sagte, entweder die französische Republik wird cvnscrvativ d. h. gemüßigt und Nnhe und Ordnung erhaltend sein oder sic wird nicht sein, d. h. nicht bcstchcn könucn. Von dieser ihrer Gcncralaufgabc haben sich die französischen Re publikaner in den letzten Wochen jcdoch ziemlich ent fernt und zwar in sehr verdächtiger Weise seit der sogenannten definitiven Gründung der französischen Republik, seit der Marschall Mac Mahon dem un eigennützigsten aller französischen Republikaner, Jules Grovy, dcu Präsidentcustuhl räumte. Während in der Zeit, wo die Republikaner noch keine Mehrheit in dem Senate besaßen, also die Negierung Frank reichs noch nicht vollständig in ihren Händen hatten, dieselben in ihren sünnntlichcn Parteigruppen eine fcstgc- slhlosscnc Phalanx bildeten und die monarchischen Par- tcicu ans ihren sämmtlichcn Positionen zurückdrüngtcn, zeigen die französischen Republikaner seit dem jüngsten Präsidcutcnwcchscl und Ministcrschnb, nach welchem alle Welt für Frankreich eine Aera der ruhigen Ent wickelung Heraufziehen sah, daß sic die große Römer- lugend, echte Republikaner zu sein, überhaupt nicht ansznüben verstehen. Anstatt jedes Partciintcrcsse, jcdcm persönlichen Ehrgeiz dem Wohle des Ganzen zu uulerordncn, zerstören die Republikaner durch ihren eigenen Partcihaß, ihre Zersplitterung und Un einigkeit das kaum mühsam errungene Werk einer definitiven französischen Republik. Drei schwere Fälle liegen bereits für diese bedauerliche Sachlage vor. Als unter JulcS Grövh die Republik befestigt schien, fanden die Parteien der Linken und Radikalen, daß dies keine Republik für sic sci und fingen an, das Ministerium Waddington für zu lau-rcpnblikanisch zu. erklären. Unglücklicherweise für die conscrvcttivc Republik hatte das Ministerium Waddington auch einen administrativen Schwächling in der Person des Ministers dcö Innern de Marcorc, den die halb und ganz radikalen Republikaner sofort als Prügel knaben packten und damit das ganze Ministerium be drohte», doch entging dasselbe der Gefahr dadurch, indem Marcore rechtzeitig durch den Minister Lcpstre ersetzt wurde. Daun bestanden die Rocheforts, LouiS Blaues und Clcmcnecaux, wie die radikalen Gestirne heißen, auf eine vollständige nnd ausnahmslose Be gnadigung der Commnnistc», unter denen sich doch eine gute Anzahl Mordbrenner befinden, nnd kaum waren sie mit dieser Forderung abgcwiesen, so setzten sie cS in der Deputirtcnkammcr durch, daß eine Lommissivn die Frage prüfe, ob mau die Ministerien Broglic und Nochcbonct nicht in Anklagcznstand ver setzen solle, ein Akt, welcher in ganz Frankreich den wüthcndsten Partcihaß nufrührcn müßte, wenn cr zur Ausführung gelangte. In der Commissiousbcrathnng ist auch richtig der Antrag dnrchgcgangcn, di Ministerien Broglic und Nochcbonct vor dem Senate in Anklagcznstand zu versetzen, wenn auch begründete Hoffnung vorhanden ist, daß dieser Antrag in der DepMirtcnkammcr verworfen wird, da alle gemäßigten Rcpnblikauer nud die monarchischen Parteien gegen den am 13. März znr Entscheidung kommenden An trag stimmen werden. Ans allen diesen Umständen geht jcdoch zweifellos hervor, daß nntcr den Repu blikanern keine Einigkeit mehr herrscht, also angesichts der vielen Feinde der französischen Republik derselben ihre vornchmlichstc Stütze geraubt wurde. Bricht auch deshalb die couscrvative französische Republik nicht gleich zusammen, so kann sic doch auch zu keiner Entfaltung gelangen, Frankreich bleibt in Unruhe und Aufregung und stürzt schließlich einer extremen Partei von rechts oder links in die Arme. Es wäre dann wirklich ein trauriges Schauspiel, wenn cs den Commnnistcn oder Bonapartistcn gelingen sollte, die Negierung Frankreichs wieder in ihre vcrhängniß- vollcu Hände zu nehmen. Ta.qesgcschichte. Serchfett. Schandau. Die vor einige» Tagen znr Vertheilnng gekommenen Hanslistcn sind nunmehr heute gehörig ansgcfüllt in hiesiger Nathsexpedition wieder abzugcbcn. Für den Fall, daß die Listen nach Ablauf des heutigen Tages abgcholt werden müßten, ist vorbehältlich einer Geldstrafe von 3 M. eine Ab- holnngögcbühr von 13 Pf. für das Exemplar zu ent richten. — Heute Sonnabend abends "8 Uhr findet ans dem Bade das sechste nnd letzte Abonncmcnt-Conzcrl statt, worauf wir alle Musikfreunde mit Hindentnng ans das Inserat in heutiger Nummer d. Bl. beson ders aufmerksam machen. — Abermals ist der hiesigen'Voltsbibliothck nnd zwar durch die Güte des Herrn Bürgermeister Timmel ein wcrthvollcs Geschenk znthcil geworden; cs ist das ganz neu erschienene „Charakterbild Johanns, König von Sachsen" von Or. Johan» Paul von Falkenstein, und wird nnn den geehrten Lesern zu recht fleißiger Benutzung bestens empfohlen. Zu den vielen recht wcrthvoUcn Büchern dieser Sammlung, die dem Publikum immer nnd zwar, wie schon ver öffentlicht worden, für nnr drei Pf. pr. Woche zn Gebote stehen, sind in mmcster Zeit namhafte Nach bestellungen erfolgt, auch wird in kürzester Frist mit dem Drnekc eines Katalogs vorgcgangcu werden, wo durch mau der Leser längst gehegten Wunsch in Er- füllnng zu bringen gedenkt und ein recht eifriges Lesen dieser verzeichneten Werke zn erzielen hofft. II. — Ein originelles Unternehmen wird in nächster Zeit ans der Elbe in'ö Leben gcrnfcn, und zwar ein Kauffahrteischiff cm miniature. Dasselbe wird auf der Oberclbe zwischen Schandau und der Landeögrenzc verkehren nnd hat den Zweck, die Schifffahrt mit allerlei Viktnalieu re. zu versorgen. Es rcpräscntirt also gewissermaßen ein schwimmendes Prodnktcngeschäft bcz. Matcrialwaarcn-Lagcr. Das Schiff ist ein Schranbcndampfcr von 18 M. Länge; cö ist von Anders u. Co. in Löbtau auf der Werft zu Uckügan gebaut. Die Dampfmaschinc mit Kessel und Schraube hat Herr Türck geliefert. Die Uutcrnchmcr dieses schwimmenden Geschäfts, welches sich gewiß über Wasser halte» wird, sind die Herren Hering und Mucke in Schandau. — Wie der „Pirn. Auz." erfährt, sind durch den Sturm in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag auch zwei Fahrzeuge auf dcr Elbe in den Grund ge schlagen worden; cs sind dies dcr mit Brettern bela- dcnc Schleppkahn von Schwagcrowskh in Randnitz, welcher unterhalb Nicdcrvvgelgesang havarirte, und dcr mit Kohlen beladene Gnmdmanu'schc Schleppkahn von Zadel, welcher unterhalb dem Heidenauer Chaus- scchansc sank. Am Montag Vormittag fand in Riesa die Er öffnung der ucucrbautcn Elbquaibahn statt, nachdem bereits seit einigen Tagen Bauzüge auf derselben ver kehrt hatten. Die Eröffnung erfolgte im Beisein der Herre» Bczirksingcnicur PetcrS, Betricbsinspector Krause, Vahuhofsinspcktor Abendroth und den Inge nieuren Bartholomäus, Poppe, Homilius und Pilz und war zugleich mit einer Probe dcr neuerbauten zwei eisernen. Brücken verbunden. Nachdem zuerst die leichte Maschine Ane mit ca. 10 Wagen nach dem Onni gefahren war, fuhr eine schwere Lastzugsmnschiuc dahin. Die Probe ergab ein ünßcrst günstiges Ne- snltat, so daß in Folge dessen dcr Verkehr von und nach der Elbe wieder eröffnet worden ist. Dcr LnndcS-Ansschnß der sächsischen Feuerwehren hat am Sountag in Freiberg eine Sitzung zu dem Zwecke abgehaltcn, um mit den Vertretern der Stadt Freiberg die wegen des im Laufe des Jahres daselbst statlfiudcudcu sächsischen Fcuerwchrtagcs nöthige» Arran gements zn vereinbare». Dcr Fcucrwchrtag soll vom 9. bis 11. Angust in Frcibcrg abgehaltcn werde» und cS wird damit wieder eine größere Ausstellung von Requisiten des FcucrlöschwcscuS verbunden sein. Mau hofft, daß die sächsischen Fencrwchrcu sich sehr zahl reich am Fcncrwehring betheiligen werden. — Vom tvnigl. Staatsanwalt zn Frcibcrg ist eine Bekanntmachung erlassen, in welcher derselbe darauf hinwcist, daß Demjenigen <900 Mark Belohnung zn- gcsichcrt werden, welcher die Ermittelung des Näubcrö bewerkstelligt, dcr am Abend des 5. Dec. v. I. die Bahnpost zwischen Tharandt und Klingenberg beraubte. Es ist dcr Bekanntmachung ein SignalcmcntdesRäubers und cin Verzeichnis; dcr geranbtc» Werthslücke w. bci- gcfügt, inhaltö dessen dcr Näubcr eigentlich nur in zwei Posten Bnarschaflcn vorgcfnndcu hat, nnd zwar etwa 86 Mark nnd 15 Mark 40 Pf., sowie für etwa 180 Mark Pretiosen, während der Inhalt dcr übrigen deklarirten Briefe ausschließlich in Wechseln oder in (für den Ränder wcrthloscn) Urkunde» bestand. Cö ergicbt sich mithin ans dieser neuesten Bekanntmachung des Staatsanwaltes, daß cö doch noch nicht hat ge lingen wollen, den Urheber jenes beispiellos frechen Ueberfallcs zu ermitteln, obschon die zngcsicherte Be lohnung, welche die kaiserliche Oberpost-Direktion zu Dresden verspricht, keine geringe genannt werden darf.