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MMe Elb^eilmg. Amts- und Anzeigehlatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zcitung" erscheint Mittwoch und Svnnabend und ist durch alle Pvstanstalicn, svuüe durch die Erpedition dies. Al. für I Mark Vierteljahr!, zu beziehen. — >>27 Inserate für daS Mittwvchsblatt werden bis Dienstag früh st Nhr, für das SvnnabcndSblatt spätestens bis Freitag früh st Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Cvrpuszeile »der deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complieirte nach tlebereinknnft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgerinstr. Hesse, in Drcödcn und Leipzig die Nnuvuccn-BürcauS von Haasenstein L Aogler, W. Saalbach, Jn-validcndank und Nud. Masse. 15. 18?». Schandau, Mittwoch, den 19. Februar Politische Wcltschan. Die Thronrede, welche der Kaiser Wilhelm bei der Eröffnung des Reichstages am letzten Mittwoch ver lesen hat, drückte, der verflossenen Woche einen eigen artigen politischen Stempel auf. Vollauf befriedigend überblickt Dcntschland die schönen Resultate seiner äußeren Politik, doch unsere innere Politik drangt un mittelbar nach viclbcgchrtcn Reformen auf dem Gebiete der Zölle nud Stenern hin. Der größte und wichtigste Theil der Thronrede beschäftigte sich auch mit diesen Fragen, wobei der Wunsch des Kaisers kund wurde, daß durch entsprechende Zoll- und Steuergesetzgebung wenigsten« der deutsche Markt für die nationale Pro ductivn erhalten werde, soweit dies mit unseren Gc- sammtintcrcsscn verträglich ist. Es ist dies ein Ziel, über welches alle Parteien einig sind, aber im Bezug auf die Art und Weise dies Ziel zu erreichen, werden sich manche Differenzen im Reichstage hcranSstcllen. Die drei ersten Sitzungen, welche der Reichs tag am letzten Mittwoch und Donnerstag, sowie nm Montag abhielt, waren in ihrer Hauptsache der Con- stitnirnug des Hauses gewidmet. Die Wahl der Schriftführer geschah nach alter Sitte dnrch allgemeine Akklamation des Reichstages, aber bei den Wahlen der Präsidenten fanden scharfe Wahlgänge statt. Trotz dem wurde der verdienstvolle frühere Präsident des Reichstages, Herr v. Forckcubcck, wiedcrgcwählt nnd auch die Wahl des früheren ersten Viccpräsidcntcn des Reichstages Herrn v. Stanffcnbcrg wurde nach wiederholter Stimmenabgabe nnd bei der Concnrrcnz von zwei anderen Candidatcn durchgcsctzt. Die Wahl des zweiten Bicepräsidcntcn wurde durch die Abstim- muugövcrwcigcruug der Abgeordneten von der Centrumö- partci, die wegen der Zurückweisung ihres Eandidatcn bei der Wahl des erste» Picceprüsideutcu sehr verstimmt zu sei» schienen, ans unliebsame Weise hinanSgcschobcn, doch dürfte mich sie ihre Lösung wie früher dnrch die Wahl eines hervorragenden Abgeordneten der Couscr- vativcu znm zweiten Viccprüsideutcu finden. Bon den dringlichen vom Reichstage zn bcralhcndcn Vorlagen erwähnen wir den Handelsvertrag, welcher am 16. De- ccmbcr vor. Jö. zwischen Dcntschland nnd Oesterreich abgeschlossen wurde und noch der Genehmigung dcö Reichstages bedarf. Am letzten Sonnabend fand n»tcr dem Vor sitze des Reichskanzlers anch eine Plenarsitzung des BundcörathcS statt, deren Bcrathungögcgcustaud sich eng an die geplante Zoll- und Stcucrrevision anschlicßt. Auf Antrag dcö Reichskanzlers beriech der Bundes rath einen vom Generalpostmcister Stephan auügcar- bcitetcn Gesetzcntwnrf über die einheitliche Regelung der Eiscubahntarifc. Für den Fall, daß im Buudcö- rath über das betreffende Gesetz eine Einigung erzielt ,wird, dürfte dasselbe anch noch in dieser Session vom Reichstage bcrathcn werden. Zum Zwecke ciucö privaten Gedankenaustausches über die Fragen unserer inneren Politik veranstaltet auch in dieser Parlamcntssnison der Reichskanzler Zu- sammenkünftc der Mitglieder des Reichstages nnd dcö preußischen Landtages. DaS erste parlamentarische Diner fand beim Reichskanzler bereits letzten Sonn abend statt und die erste parlamentarische Soiroc soll künftigen Sonnabend abgehaltcn werden. Bei der Bcrathung der Ouotisirungöfrage der Stenern im preußischen Abgcordnetcnhansc machte der Fiuauzministcr Hobrccht auch eine königliche Ca- binctsordrc bekannt, wonach sich die Regierung Preu ßens damit einverstanden erklärt, daß die sich durch Bewilligung von ncncn Stenern für das Reich erge bende» Ucbcrschüssc z»r Hcrabmi»dcru»g der direkte» StaatSabgabc» verwendet werde» sollen, soweit dieselben nicht mit Zustimmung dcö Landtages anderweitig ver- wcrthet werden. Sonst beschäftigte sich daö Abgeord netenhaus mit der nochmaligen Durchbcrathnng der vom Herrenhaus bcrathcuc» 'Gesetze, wobei zu cousta- tircu ist, daß die Acrathungcu dcö Herrenhauses einen ungestörten Verlauf nehmen. Anch im Königreiche Baiern machte sich während der Bndgetbcrathnugcn eine Minderung der Einnahmen bemerkbar und hat deshalb der baicrischc Reichüralh einer Ercditanfnnhmc von 28 Millionen Mark seine Zustimmung crthcilt. Gleichzeitig wnrdc aber auch im baicrischcu Ncichörathc ein Antrag hin sichtlich der Verminderung der Militärlast gestellt nnd trotz der Gegenreden dcö Ministerpräsidenten v. Pfretzschner, des Kricgsministcrö nnd dcö Generals v. Fries mit 23 gegen 20 Slimmcu angenommen. Ferner wurde in der RcichörathSkammcr über „den Antrag Crämer gegen das Rcichütagsdisciplinargcsctz" abgcslimmt nnd derselbe mit bedeutender Stimmen mehrheit, wie schon in der Abgeordnetenkammer ge schehen, angcnommcn. Bezüglich der Lösung der österreichischen MinistcrkrisiS, welche abermals in ein neues Stadium getreten ist, läßt sich »och kei» bestimmter Anhalt finden, da die Wiederherstellung dcö gegenwärtigen Cabinetö mit dem Baron von Scremayr als Minister präsidenten nnd dem Grafen Taaffe alö Minister dcö Innern, welche bereits als gewiß angcnoiumcn wnrdc, wic die Presse meldet, vorläufig gescheitert ist. Gc spannt darf man sein, welches der endliche Auögang dieser langwierigen Krisis sein wird. Im dänischen Folke thing scheinen die beiden Linkcnpartcicn die bekannten Vorgänge bei der Hochzeit der Prinzessin Thyra und die Aufhebung dcö Artikels V dcö Pragcr Friedens zu einem Sturm gcgcu daö Ministerium Estrup benützcu zu wollen. Sie ver langen von der Negierung Aufschluß über Artikel V und Dänemarkö Stellung zum Auölandc, sowie übcr die Gründe der von ihr znletzt befolgten dcutschfcind- lichcn Politik. Die Folgen dcö PräsidentschaftöwcchselS in Frailkreich habcu sich nnnmchr anch in dcssc» innc- rcr Verwaltung bemerkbar gemacht, dcnn 19 Gencral- procnralorcn sind ihres Amtes entsetzt worden und neue, der Republik ergebene Beamte sind an ihre Stellen getreten. Ebenso wnrdcn die alö monarchisch geltenden Corpöcommandcnrc Herzog von Aumalc, Dcligny, Donah, Montandon, Bataille, du Barail, Bourbaki nud Larlignc zur Disposition gestellt, rcsp. in andere Stellen versetzt und alö Nachfolger in ihren Stellen die Generäle Clinchant, Wolff, Cam- briclö, Äclcwre, Carteret, Cornat, Dontrclaine und Galliffet ernannt. In der französische» Dcputirtcn- kammer brachte der Münster dcö Innern Marcürc auch die vielbesprochene Amnesticvorlagc ein, nach welcher allen am Commnncanfstand bcthciligtcn nnd 1871 vcrnrtheiltc» Personen Begnadigung gewährt wird, wenn sic nicht vor 1871 schon wegen Verbrechen mit mehr alö 1 Jahr Gefängnis; bestraft worden sind. Die Versuche der russische» Behörden, die Pest alö erloschen hinzustcllcn, habcu der Thntsachc, daß sic noch cxistirt, nun doch weichen müssen. Eö wird jetzt officicll zugcstnndc», daß die Pest keines wegs erloschen ist, daß vielmehr wieder am 12. d. M. in dem innerhalb des abgeschlossenen Kreise« gelegenen Dorfe Kamennyjar zwei Todesfälle durch die Pest vorgekommcn sind. Es sollen dies aber in der,That die einzigen Fälle im ganzen Pcstbczirk sein. Die schärfsten Jsolirnngömaßrcgcln sind sofort getroffen worden nnd sticht die Regierung anch durch Lcbcnö- und Arzneimittel die Gcsnudhcitovcrhältmsse der von der Pest bedrohten Bevölkerung ferner zu heben. Den immer so sicgcögcwiß anflretcndcn Eng länder» ist die ziemlich bcdcutc»dc Niederlage, die sic in Südafrika im Kampfe gegen die Zuluknffcrn er litten, recht in die Nase gefahren nnd sie senden mit möglichster Schnelligkeit weitere Truppen nach dem Caplande. Ans Beschluß dcö englischen Minislcr- rathcö sind 6 Bataillone Infanterie, 2 Regimenter Cavalcrie, 2 Batterien Artillerie und einige Com pagnien vom Train-, Genie-, nnd Sauitätöcorps die Verstärkung, welche nach Südafrika unterwegs ist. Anch sollen von Indien anö Truppe» »ach dem Cap- la»dc gesandt werden. Im englischen Parlament war die 'Niederlage Lord Chelmsfords nach bereits Gegen stand der Bcralhungcn. Graf Beaconsfield sprach sein Bedauern über dieselbe ans, erklärte aber, die Negierung sei entschlossen, die Scharte auSzuwetzcu. Die Orientfragc ist durch die Unterzeichnung dcö russisch-türkischen Friedenövertrages und die Aus lieferung dcö an Montenegro seitens der Türkei abzn- lrctcndc» Gebiets in ein rnhigcö und befriedigendes Stadium gelangt und cs handelt sich jetzt nur uoch darum, die russische» Truppe» möglichst rasch ans der Türkei znrückznzichcn nud die Tcrmüie fcstzusctzeu, au welchen die Türkei ihre 300 Millionen Papicr- rnbcl betragende KricgSkostencntschädigung au Ruß land zahlen soll. Einige Schwicrigkcitcn macht noch die Ncgnlirnng der türkisch-griechischen Grenze, doch werden die Großmächte wohl auch hier die ihnen genehme Lösung der Frage durchsetzen. Gespannt ist jetzt das Verhältnis; Rußlands und Rumäniens wegen des Acsitzrcchtö ans das Fort Arab-Tnbia, doch wird anch hier das Schiedsgericht der Großmächte entscheiden. Uebcr die Katastrophe in Teplitz berichten die Blätter Folgendes: Ani Freitag Abciid erstattete in einer Sitzung dcö Magistrats Professor I)r. Laube über daö Ergebnis; seiner Begehung der Thermalgcbicte bis znm Döllinger-Schacht Bericht. Derselbe erklärte, daß dnrch die Zunahme der Tem peratur des znströmcndcn Wassers der Zutritt von Thermalwüsscrn koustatirt werde, daß indes; die That- sachc, daß die Temperatur in den letzten 24 Stunden nicht mehr gestiegen sei, zn der Annahme berechtige, daß ein weiteres Hinzutrctcn warmen Wassers nicht weiter stattfindc. Anch gewährten die am Nachmittag in der Urgucllc hcrvorgctrctcncii Flnktnationöcrschcin- nugen die beruhigende Ucbcrzcugung, daß daö Was ser dort keinesfalls tief gesunken sein könne. Auch eine Kommission, au deren Spitze der Bürgermeister Uhcrr steht, sncht die Bürgerschaft möglichst zu be ruhigen nnd bittet sic, dcn Muth nicht zn vcrlicrcn. In cincr Proklamation heißt cS: „Selbst in dem kaum denkbaren Fall, daß die Quelle dnrch die cingc- lcitctc» Maßnahmen nicht wieder zum Ausflüsse an« dcu „Löwenköpfcn" kommen sollte, wird Teplitz immer hin der Wcltkurort bleiben, der es bisher war, da die Quelle tiefer gefaßt nud mittelst Pumpvorrichtungcu, wic cö in de» meisten Kurorten der Fall ist, au die Oberfläche gebracht werden kann, so zwar, daß die Bäder ohne Anstand mit Thermalwasser gespeist wer den können." Der deutsche Kaiser Wilhelm, vorige« Jahr bekanntlich Kurgast iu Teplitz, läßt sich über de» Sachbestaud fortwährend telegraphisch berichten. Oie Dnx-Bodenbacher Bahn verliert jetzt bereit« täg lich 250 Waggons Kohlcn-Fördcrmig. 900 Berg« arbeitet- sind brodloö, 500 wnrdc» a» anderen Gru ben angestellt. Die Katastrophe hat eine erschütternde Wirkung auf die Bevölkerung anögcübt, die wirth- chaftlichcn Verhältnisse erscheinen in ihrem bisherigen Werlhc gefährdet, nnd da die Sparkasse gerade ans diesen Realitäten zum großen Theile ihre Kapitalien ocirt hat, so hat daö Pnbliknm seine Einlagen zn- rückznzichcn begonnen, so das; cin plötzliche« Kündigen der meisten Spareinlagen befürchtet wird. Karlsbad, da« ans cincr ganz andcrcn geologischen Formation (Granit) ruht, gilt al« nicht gefährdet, esämmtliche Tcplitzcr Quellen befinden sich iu einem tiefabstcigen- dcn Porphyrgaug, nud c« scheint, daß die Stadtgnclle alö tiefste zunächst ihr Wasser in die Schächte bei Qsscgg abgegeben hat. Die Schönauer Quelle alö die höher liegende fließt noch; nachdem aber da« Waf er in den Schächten immer höher steigt, so dürften auch die Flnthcn dieser Quelle sich bald iu die Schächte ergieße». Während die Temperatur dcö Wasser« in