Volltext Seite (XML)
nähme entwichener Kriegsgefangener aufgefordert. Jeder, der die Be ¬ hörden darin unterstützt, leistet dem Vaterland einen Dienst! Die beiden Kgl. sächs. stellv. Generalkommandos bewilligen an Privatpersonen und an Beamte der Polizeibehörden, die sich um die Wiederergreifung von Kriegsgefangenen, und zwar auch aus österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen lagern, besonders verdient gewacht haben, neben öffentlicher Belobigung auch Geldbelohnungen. — Würdeloses Verhalten weiblicher Dienstpersonen. Nach einer in voriger Nummer erlassenen amtlichen Mit teilung der Königlichen Amtsyauptmannschaft Meißen haben in einem Orte der Nachbarschaft Wilsdruff weibliche Dienst personen in ungeziemender Weise sich russischen Kriegsge fangenen, die zur Verrichtung landwirtschaftlicher Arbeiten aus einem Gefangenenlager abgegeben worden sind, genähert. Auch an dieser Stelle sei nochmals ein solches Verhalten als würdelos gebrandmarkt und darauf hingewiesen, daß dadurch der sonst gute Ruf unserer Frauen und Mädchen schwer geschädigt und bei Fortsetzung eine Veröffentlichung der Namen dieser Personen erfolgen wird. — Der Sächsische Volkskalender auf dae Jahr 1916, Verlag der Niederlage des Vereins zur Verbreitung christlicher Schriften im Königreich Sachsen, Dresden, Jo- hannesstraße 17, ist soeben erschienen und zum Preise von derMobiliar(Fahrnis)Versicherung39,96°/g0d.262 778 Mark. Hiervon entfallen auf die Kreishauptmannschaft Dresden 1 271 639 Mark 01 Pf. für Gebäude und 67924 Mark 45 Pf. für Maschinen und FahrniS. Durch Brand zerstört bezw. be schädigt wurden im ganzen Königreiche zusammen 4810 (4851) Gebäude. Die Zahl der durch Kinder verursachten Schaden fälle beträgt 188 (222) mit einem Gesamtschaden von 148752 Mark (161298 Mark), einschließlich 2330 Mark für Betriebsgegenstände. Blitzschläge waren zu entschädigen 99 zündende mit 474 214 Mark Vergütung für Gebäude und 3814 Mark Vergütung für Maschinen und 788 kalte mit 84742 Mark Vergütung für Gebäude und 1107 Mark 20 Pf. Vergütung für Maschinen und Fahrnis. Von Ge bäuden mit vorschriftsmäßigen Blitzableitungen sind 142 vom Blitze betroffen worden. Gezündet hat der Blitz da- Aus Stadt und Land Mitteilungen aus dem Leserkreise für diese Rubrik nehmen wir jederzeit dankbar entgegen. — Vom Hofe. König Friedrich August hat nach stehendes Telegramm an das Infanterie-Regiment Nr. 183 gerichtet: Nach Meldung des Kommandeurs der . . In fanterie-Division hat das Regiment sich in den schweren Kämpfen bei . . . glänzend geschlagen. Ich beglückwünsche das Regiment zu dieser ehrenvollen Feuertaufe und spreche ihm Meinen marinsten Dank aus. — Aerztlicher Sonntagsdienst von mittags 1 Uhr ab Herr Dr. med. Bartcky. — Schütze der Landwehr Schmiedemeister Otto Jentzsch aus Sachsdorfhat die Friedrich-August-Medaille in Bronze erhalten. — Der Jahresbericht und Rechnungsabschluß der Landes- und Vrandverstcherungsanstalt für das König reich Sachsen auf das Jahr 1914 enthält so viele wich tige Angaben, daß wir sie der Allgemeinheit nicht vorent- halten möchten. Die Versicherungssummen beliefen sich bei der Gebäudeversicherung Ende 1914 auf 8 813750350 Mark und bei der Mobiliarversicherung auf 273958050 Mark. bei nur in zwei Fällen. Der durch einen Blitzschlag ver-ursachte Brand des Rathauses in der Stadt Geyer hat eine Vergütung von 117056 Mark erfordert. Der gewitterreichste Tag mit 116 schadenverursachenden Blitz schlägen war der 22. Juni. Für Feuerlöschwesen und Zuwendungen für gemeinnützige Zwecke wurden gezahlt 625856 Mark als Beihilfen zu den Kosten der Feuerlöscheinrichtungen, 21960 Mark als Belohnungen für Spritzenmannschaften und einzelne Personen, 56380 Mark als unverzinsliche Darlehen, 17 789 Mark als Beihilfen zur Ausrüstung von Feuerwehren und 46054 Mark als Unterstützungen von Feuerwehrleuten und deren Ange hörigen aus dem Feuerwehrfonds. Der Verwaltungsaufwand betrug bei der Abteilung für Gebäudeversicherung 1337085 Mark 85 Pf. — 32,2 »/» der Beiträge und bei der Abteilung für Mobiliar- (Fahrnis) Versicherung 213331 Mark 55 Pfg. — 26,99 »/„ der Beiträge. Nach Abzug der uner hobenen Schädenvergütungen usw. von 2570280 Mark ergibt sich für Ge bäudeversicherung ein wirklicher Vermögenszustand von 15047263 Mark 96 Pfg. und für Mobiliar- (Fahrnis) Versicherung nach Abzug der noch zu gewährenden Feuerlöschkassenbeiträge u. s. w. von 1348 Mark 53 Pfg. in wirklicher Vermögensbestand von 4740318 Mark 41 Pfg. — lVl. I. Die Besatzung des Hilfskreuzers „Cap Trafalgar". Nach einer Mitteilung des Reichs-MarineAmts wird die Besatzung S. M. Hilfskreuzer „Cap Trafalgar" zum größten Teil auf der Insel Martin Garcia (Argentinien), einige Leute in Bahia (Brasilien) zurückgehalten. Ueber die Art der Unterbringung und der Verpflegung der Besatzung hat sich der Kais, deutsche Gesandte in Buenos Aires in seinem Bericht sehr günstig ausgesprochen. Das für die Zurückgehaltenen eingerichtete System der Selbstverwaltung, in gleicher Weise, wie es in der Heimat an Bord der Kriegsschiffe gehandhabt wird, bewährt sich nach jeder Richtung. Post sendungen an die Besatzung (offene Briefe bis 50 § frei, Pakete, keine schrift lichen Mitteilungen enthaltend, bis 250 10 Pfennige, bis 500 A 20 Pfennige Porto) werden durch das Marine-Postbüro in Berlin C ver mittelt. Dasselbe gilt auch für Postsendungen an die übrigen im neutralen Ausland zurückgehaltenen Besatzungen deutscher Kriegsschiffe. Zur genauen Feststellung einzelener Adressen empfiehlt sich eine Anfrage an die Oeffent- liche Auskunftsstelle für Auswanderer in Dresden, Kanzleigäßchen. — Der Verein Heimatdank der Königlichen Amtshauptmannschaft Meißen hält laut Bekanntmachung im Inseratenteile der vorigen Nummer Sonntag, den 10. Oktober 1915, nachmittags 3ft2 Uhr im Saale des Hotels Alberthof in Meißen die öffentliche Gründungsversammlung des Vereins ab, zu der alle männlichen und weiblichen Personen über 18 Jahre eingeladen sind. — Die türkische Fahne. Es ist von Interesse zu wissen, daß die türkische Kriegsflagge rot ist mit weißem zunehmenden Mond und Stern. Der zunehmende Mond — nach links offen — gilt als Wahrzeichen der wachsenden Macht des Reiches. Meist steht man aber fälschlicherweise die abnehmende Mondsichel — also nach rechts offen — auf den Fahnen an ¬ gebracht. — Erstattung des Fahrgeldes an beurlaubte Mannschaften. Mannschaften, denen nach den Erlassen vom 20. Juni und 1. September freie Eisenbahnfahrt bei Beurlaubungen zusteht, und die in der Zeit vom 1. bis 20. Juli diese Fahrten selber bezahlt haben, sind die Fahrkosten in Höhe des Militärtarifs — einschl. etwaigen Schnellzugszuschlages — von ihren Truppenteilen zu ersetzen. — Ick. I. Belohnungen für Ergreifung flüchtiger Kriegsgefangener. Um den sich mehrenden Entweichungenvon Kriegsgefangenen zu begegnen, wird die Bevölkerung zur Beteiligung an der Ermittelung und Fest- Der Zuwachs auf erstere betrug innerhalb der letzten fünf Jahre 18,24»/» oder 1359 624790'Mark und auf die letztere 68,10»/» oder 110986970 Mark. Vereinnahmt wurden an Versicherungsbeiträgen bei der Gebäudeversicherung 4151879 Mark 98 Pf. und bei der Mobiliarversicherung 790405 Mark 07 Pf. Schadenvergütungen sind bewilligt worden bei der Abteilung für Gebäudeversicherung 108,63»/» der gezahlten Beiträge oder 4 510222 Mark 01 Pf. und bei Zn cler Zäria Ortginalroman von H. A. Revel. Ms (Nachdruck verboten.) Melitta kämpfte einen Augenblick mit sich. Dann reichte sie ihm kurz entschlossen die Hand. „Gut. Ab gemacht." . Mit ängstlichem, hilflosem Kinderblick — mit einemmal wieder die hilflose Frau — sah sie nach Gentile, dem sie ihre Arme um den Hals schlang. „Nicola! Nicht wahr? Du verlassest mich nicht? Ich habe niemand mehr alS dich allein! Wenn auch du mich im Stich lassen solltest ?" In einer Anwandlung grenzenloser Liebe riß er die Frau an sich und blickte ihr tief in die Augen. „Fasse Mut, meine Litta! Du hast es mir schwer gemacht. Du und ich — wir spielten ein gewagtes Spiel, wir beide vielleicht einen und denselben Zweck verfolgend. Dir und mir waren keine Mittel gewagt genug, um unser Ziel zu erreichen, das wir — ohne diesen sonderbaren Widerspruch, der in dir lebt und der uns stets bisher getrennt — schon längst erreicht haben konnten!" Ihre Lippen fanden sich in langen, glühenden Küssen. Wie betäubt ruhte sie in seinen Armen. Dann richtete sie sich empor: „Geh jetzt! Also in wenigen Stunden! Beim Wegeinräumerhaus!" „Beim Wegeinräumerhai! " Melitta, nach kurzen Anweisungen an Fiammetta, der sie riet, mit dem nächsten Dampfer Cattaro zu verlassen, und nachdem sie ihr Geld gegeben hatte, verließ das Haus — ihr bisheriges Heim, das sie nicht wieder be treten sollte. So sehr sie sich auch bemühte, sich den Anschein zu geben, als unternähme sie nichts weiter als einen harm losen Spaziergang, strafte sie doch ihr Aussehen Lüge. Je näher sie dem Vorberg kam, auf dem die Festung Pestingrad lag, desto eiliger, fliehender wurde ihr Schritt. Abends — wie ein gehetztes Wild — langte sie oben an und verlangte vom wachthabenden Unteroffizier den stell vertretenden Kommandanten Loeper zu sprechen. Der Unteroffizier jedoch durfte sie nicht einlassen. Er wollte den Oberleutnant benachrichtigen. Von Osten zog ein schweres Gewitter auf. Eine pechschwarze Wolkenwand schob sich immer höher und höher über die Berge; schon klatschten die ersten Regen tropfen auf den Karststeinen nieder und blaue Blitze zer rissen den dunklen Hintergrund. Nach einer ziemlich geraumen Zeit erschien Loeper mit dem Ausdruck der Erstaunens und Schreckens. Er ließ sich die eine Tür öffnen und trat ins Freie. Ein wolkenbruchartiger Regen rauschte hernieder, und das inzwischen ausgebrochene Gewitter machte jede Unter haltung beinahe unverständlich. „Um GotteS willen, gnädige Frau! Sie? Bei diesem Wetter?" „Was ist das Wetter gegen die brutale Behandlung eines Mannes! Loeper! Ich kenne Sie als einen Ehren mann! Retten Sie mich vor Luigino! Ich kann —, ich will nicht mehr zurückkehren. Ich habe meinem Vater depeschiert — Ich weiß nicht, wohin ich mich wenden soll „Aber gnädige Frau! Bedenken Sie doch! Ich darf Sie doch nicht einlassen!" rief der junge Offizier in Ver zweiflung. „Und Sie können doch bei diesem Unwetter nicht hier draußen bleiben!" Melitta begann mit Tränen: „Dann will ich lieber vom Blitz hier auf der Stelle erschlagen werden —" Loeper, der sich des Benehmens feines Freundes damals, als er das letztemal Frau Melitta gesehen hatte, entsann und schon längst eine leidenschaftliche Liebe zu der schönen Frau gefaßt hatte, war in aufrichtiger Ver zweiflung. Er wußte von früher her, daß mit einer Frau in solchem Zustande nicht vernünftig zu reden war. Ungeachtet der Regenströme, die von den Felsen herab gurgelten, warf sie sich auf den Karst nieder und spielte die Verzweifelte. „Gehen Sie! Gehen Sie! Lassen Sie mich nur! Was liegt an mir? Ich will nicht Ihr Unglück. Ich weiß, Sie dürfen mich nicht einlassen. Also lasten Sie mich nur hier!" Krachend schlug der Blitz in der Nähe irgendwo im Berge ein, Melitta und Loeper in eine Feuergarbe ein hüllend. Loeper riß die zu Boden liegende Frau an sich. „Sie dürfen hier nicht bleiben. Es ist gefährlich hier im Karst." Sie aber Ztieß ihn zurück. „Lassen Sie mich. Und gehen Sie!" Sie versuchte sich zu entfernen. Doch Loeper eilte ihr nach. „Frau Melitta! Gehen Sie hier um die Mauer herum. Dort wo Lie Mauer senkrecht wie in einen Abgrund abfällt — vielleicht vierzig Meter hoch — ist eine kleine Pforte. Dort erwarten Sie mich." Er ließ sich rasch aufschließen und verschwand im Innern der Festung. Ein triumphierendes Leuchten zuckte aus ihren Augen. Sie dachte in diesem Augenblick gar nicht an das ver heerende Unwetter, das sie umtobte. Sie sah nur vor sich: die Freiheit. Mühsam tastete sie sich längs der Mauer, von der sie mit kleinen Sturzbächen überflutet wurde. Endlich hatte sie die ihr angegebene Pforte erreicht. Sie stand halb offen. Eine Hand kam zum Vorschein, die die ihre ergriff und sie rasch in das Gemäuer hineinzog. 14. Kapitel. Joseph saß inzwischen mit Franziska und der erst vor kurzem eingetroffenen Wera Winscheff in seinem Zimmer und besprach mit ihnen die letzten Ereignisse und Ver öffentlichungen der „La Voce". Ein Kellner meldete, daß Herr Jovo Jovacic das gnädige Fräulein Franziska zu sprechen wünschte. „Mich?" fragte Franziska überrascht. „Das wird wohl ein Irrtum sein." — „Laß ihn doch hereinkommen", sagte Joseph. „Wenn er vielleicht mich durch dich zu sprechen wünscht, dann hat er doch mich gleich bei der Hand. — Übrigens eine Unverschämtheit, daß er es noch wagt, nach dem Vor« gefallenen mein Hotel zu betreten." (Fortsetzung folgt-