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Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend : 02.09.1915
- Erscheinungsdatum
- 1915-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782024719-191509027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782024719-19150902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782024719-19150902
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend
-
Jahr
1915
-
Monat
1915-09
- Tag 1915-09-02
-
Monat
1915-09
-
Jahr
1915
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Teile unseres Blattes abgedruckten Veröffentlichung hervor geht, in einer Montag, den 6. September 191S abends 8 Uhr im Saale des Gasthofs zum goldenen Löwen stattfindenden Versammlung erfolgen. Zu dieser Ver sammlung werden alle Einwohner der Stadt, die bei dem edlen Werle mitzuwirken bereit sind, eingeladen. In der Versammlung wird die endgültige Festsetzung der Vereinssatzung erfolgen und die Wahl des Gesamtvorstandes des Vereins vorgenommen werden. Anmeldungen zum Ver ein werden durch Damen des Frauenvereins gesammelt und außerdem in der Ratskanzlei, sowie am Gründungstage am Saaleingange entgegengenommen. — Das Erntedankfest soll nach Beschluß des Kirchen vorstandes nächsten Sonntag in hiesiger Kirchfahrt gefeiert werden. Die Gemeindeglieder werden herzlichst gebeten, Blumen, Kränze und Früchte zum Schmücken des Gottes hauses spenden und dieselben bis spätestens nächsten Sonn abend nachmittags 2 Uhr in der Pfarre oder in der Kirche abgeben zu wollen. — Eine Bekanntmachung betreffend Vestandser- hebung von Schlafdeckeu und Pferdedecken (Woilachs) veröffentlichen die stellvertretenden Generalkommandos des XII. und XIX. Armeekorps in Nr. 200 der Sächsischen Staatszeitung. — kl. I. Ein praktisches Verfahren hat der Stadt gemeinderat in Brand-Erbisdorf eingeführt. Er schlägt wöchentlich von den wichtigsten Nahrungsmitteln die nied rigsten Preise, die auf Grund der Preisanschläge bekannt werden, und den Namen des Verkäufers im Rathause an. Kluge Hausfrauen wissen solche Anschlagstelleu schnell zu finden. — kl. I. (X. Kl.) Es ist bekannt geworden, daß in englischen Gefangenenlagern untergebrachte Zivilgefaugene Bettelbriefe unwahren Inhalts an ihnen völlig unbekannte Personen, Geschäftsunternehmungen, Vereine usw. in Deursch- land richten. Erhalten sie dann Pakete aus der Heimat gesandt, so wird der Inhalt im Lager verkauft und der Erlös verspielt. Es wird daher vor solchen Schwindlern dringend gewarnt. — Der beliebte „Buch-Roman" bringt jetzt als Fortsetzung den zweiten Band von Christine Ruhlands her vorragendem Romain „Wenn die Friedensglocken läuten". Der zweite Band führt den Untertitel: „Des Krieges Segen". Kein deutsches HauS sollte versäumen, den „Buch-Roman" zu bestellen und sich den ersten Band dieses herrlichen Ro mans nachliefern zu lassen. Täglich gehen bei der Ver fasserin Anerkennungen ihrer schönen Arbeit ein und täg lich wächst das Interesse der Leser an diesem echt deutschen, gemütstiefen nnd lebenswahren Werk. Christine Ruhland hat hier so aus dem vollen, brausenden Leben geschöpft, daß der Leser von Seite zu Seite iminer mehr mit fort gerissen wird, um zuletzt mit der Dichterin zugleich in dem herrlichen Werke gleichsam aufzugehen. „Ja, das ist Wahrheit", schreibt eine der Leserinnen. „Das ist Wahr heit und Erfahrung des gereiften Alters, eines durch Schmerzen geläuterten Menschenherzens". Und zu diesem prächtigen Inhalt noch eine passende, schön ausgesührte Einbanddecke, billiger und wohlfeiler kann man gewiß nie mals zu einer guten Romansammlung kommen. — Wer sich die Meggendorfer-Blätter beschafft, wird nicht enttäuscht sein. Die künstlerisch und literarisch wertvolle Zeitschrift behandelt die kriegerischen Ereignisse und den Ernst der Zeiten in maßvoller und würdiger Weise und versteht es dabei, uns durch ihren übrigen, nicht nur auf die gegenwärtigen Ereignisse gerichteten Inhalt, in heitere Stimmung zu bringen und in einwandfreier Weise die schlimmen Zeiten vorübergehend vergessen zu machen. Wer die Zeitschrift noch nicht kennt, der kann sich durch Bestellung eines Probebandes, der für 50 Pfennige bei den Buchhandlungen und den Zeitschrifthändlern zu haben ist und für 70 Pfennige portofrei auch direkt vom Verlag in München, Perusastraße 5, verschickt wird, mit den Meggendorfer-Blättern bekannt machen. Das Abon nement auf die Meggendorfer-Blätter kann jederzeit be gonnen werden. Der Abonnementspreis beträgt ohne Porto 3 Mark vierteljährlich,'jedes Postamt und jede Buchhandlung nehmen Bestellungen, auch auf einzelne Monate, an. Wir empfehlen unserem Leserkreise diese Zeitschrift. — Die Nachtarbeit im Bäckergewerve, welche während der Kriegszeit aufgehoben, dürfte nach dem Kriege auch nicht wieder aufleben. Wie uns W. T. B. mitteilt, ist gestern in der Budgetkommission des Reichstages ein von Ver tretern aller Parteien gestellter Antrag, das Verbot der Nachtarbeit im Bäckergewerbe auch nach dem Kriege weiter bestehen zu lassen, mit großer Mehrheit angenommen worden. Man scheint im Bäckereigewerbe auch nicht mehr für die Nachtarbeit zu schwärmen, denn in verschiedenen Versamm lungen im Reiche nahm man zustimmende Stellung dazu. So hat der Bäckermeisterobertag der Bäckerinnungen der Provinz Sachsen, Anhalt und Thüringen dieser Tage ein stimmig beschlossen, die Tagearbeit an Stelle der Nacht arbeit treten zu lassen. — Nachspiel des Lorenz-Prozesses. Der Grund stücks-Spekulant und frühere Besitzer des Weißen Schlosses in Blasewitz, des Kaiserhofes in Pirna, des Bades Hohen stein, des jetzt voni Möbelfabrikant Karl Klemm bewohnten Grundstückes in Wilsdruff und anderer großer Unter nehmungen Christian Lorenz, der am 26. Juni d. I. vom Schwurgericht Dresden wegen betrügerischen Ban- kerotts, Meineids, Verleitung zum Falscheid und Betrugs zu 12 Jahren 6 Monaten Zuchthaus verurteilt wurde, hatte gegen dieses Urteil beim Reichsgericht Revision ein gelegt. Die Revision ist jetzt vom Reichsgericht verworfen worden. Gleichzeitig wurde die Revision des Buchhalters Ferdinand Lau verworfen, der von dem gleichen Gerichts hof unter Wegfall einer ihm früher zuerkannten Strafe wegen Verleitung zum Falscheid zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus verurteilt wurde. — Die sächsische Staatsregierung gegen die hohen Wildpreise. Wie uns von zuständiger Seite mitgeteilt wird, hat das Ministerium des Innern folgende Verordnung an die Stadträte der größeren Städte erlassen: Der Stadt rat wird veranlaßt, seine besondere Aufmerksamkeit den Klein- haudelspreisen für Wild zuzuwenden, bevor die Jagd auf Hühner, Fasanen und Hasen aufgeht. Ls wird natürlich versucht werden, die Wildpreise mit den Preisen des zahmen Geflügels und des Fleisches in Einklang zu bringen, das heißt wesentlich zu steigern; zu einer solchen Maßnahme liegt aber schwerlich ein rechtfertigender Grund vor. Die Jagd pachten sind nicht teurer geworden, die Auslagen der Jagd pächter auch nicht. Mit der Einrede, daß dem vorhandenen Angebot eine bedeutend gesteigerte Nachfrage gegenüberstehe, sind die Beteiligten unter Verweisung auf die Bestimmungen über den Kriegswucher nicht zu hören. ES wird sich emp fehlen, die Wildhändler hiervon zu verständigen und von der Bewilligung übermäßiger Preise an die Jäger zu warnen. Uebermäßigen Preisforderungen ist durch Einleitung des Strafverfahrens zu begegnen. — Kesselsdorf. Nächsten Sonntag, den 5. September, soll in unserer Parochie das Erntedankfest gefeiert werden. Der Festgottesdienst findet nachmittag 2 Uhr statt. Um Blumen und Kränze zur Schmückung des Gotteshauses wird herzlich gebeten. Dank des in vergangener Woche eingetretenen sonnigen, warmen Wetters konnte auch der Hafer noch gut eingebracht werden, nachdem eine reiche Ernte an Korn und Weizen bereits geborgen war; so daß wir alle Ursache haben, unserem Gott für die Fülle aller Gaben zu danken. — Keilbuch bei Meißen. Von der Mangel erdrückt wurde hier der siebenjährige Sohn eines Schiffsheizers. Das Kind, dessen Vater im Felde steht, war der Mutter in die Mangelkammer gefolgt und mit dem Kopfe zwischen Mangel und Wand geraten. Der Tod trat nach kurzer Zeit ein. — Nossen, 27. August. In ihrer gestrigen Sitzung beschlossen Rat und Stadtverordnete, aus städtischen Mitteln für den „Heimatdank" 5000 Mark zu bewilligen. Von dieser Summe sollen 2000 Mark an die Landesstiftung abgeliefert, die Restsumme und die aus Privatmitteln ein laufenden Gelder aber in städtische Verwaltung genommen werden. Man empfahl dabei besonders das Zusammen arbeiten von Stadt und Land, das sich nicht nur beim Roten Kreuz, sondern auch bei dem hiesigen Lazarett be sonders bewährt habe. — Einstimmig wurde noch be schlossen, den Stadtrat zu ermächtigen, die Steuern auf Einkommen bis zu 500 Mark nicht einzuziehen und Krieger frauen gegenüber in der Steuerfrage so zu handeln, als wenn das neue Steuergesetz bereits in Kraft getreten sei. M. T. — Dresden. Die Maul- und Klauenseuche ist im städtischen Vieh- und Schiachthof unter den Rindern aus gebrochen. — Im Viktoria-Salon, der auf einige Wochen die Bezeichnung Viktoria-Theater führt, findet bekanntlich am 4. September eine Wohltätigkeits-Festvorstellung zugunsten des Roten Kreuzes (drei Einakter: Frieden im Krieg) statt, mit der die Spielzeit eröffnet wird. Man wird gut tun, sich recht bald mit Karten zu versehen. Am Sonntag dar auf finden zwei Vorstellungen des gleichen Programms statt, nnd zwar nachmittags 4 Uhr bei kleinen Eintritts preisen nnd abends 8 Uhr bei ermäßigten Preisen. Verlustliste Nr. 189 der Königlich Sächsischen Armee, ausgegeben am 30. August 1915. Dieselbe enthält aus der Stadt Wilsdruff und deren näheren Umgebung folgende Namen: Kühne, Arthur, Unteroffizier, Kaufbach — vermißt. Schulze, Alfred, Klipphausen — leicht verwundet, Arm. Rost, Rudolf, Rothschönberg — schwer verwundet, Brust. Marktberichte. Dresdner Schlachtviehmarkt am 30. August. Auftrieb: 100 Ochsen, 199 Bullen, 310 Kalben und Kühe, 296 Kälber, 595 Schafe, 1058 Schweine, zusammen 2558 Tiere. Bezahlt in Mark für 50 Kilo gramm Lebend- rcsp. Schlachtgewicht, i. Rinder. Ochsen: 1. vollfleischige, ausgemästete höchsten Schlachtwertes bis zu sechs Jahren 74—78 resp. 127—132,2. junge fleischige, nicht ausgemästete, altere ausgemästete 58—64 resp. 121—127, 3. mäßig genährte junge, gut genährte ältern 50—55 resp. 111—119, 4. gering genährte jeden Alters 40—47 resp. 101—108. L. Bullen: 1. vollfleischige, ausge wachsene höchsten Schlachtwertes 68—73 resp. 115—120, 2. voll fleischige jüngere 57—64 resp. 106—114, 3. mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 44—52 resp. 96—105,4. gering genährte 40—43 resp. 89—95. c. Kalben und Kühe: 1. vollfleischige, ausge mästete Kalben höchsten Schlachtwertes 71—76 resp. 126—131, 2. vollfleischige, ausgemästete Kühe höchsten Schlachtwertes bis zu 7 Jahren 62—68 resp. 125—131, 3. ältere ausgemästete Kühe und gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 49—59 resp. 106—117, 4. gut genährte Kühe und mäßig genährte Kalben 37—44 resp. 92—104, 5. mäßig und gering genährte Kühe und gering genährte Kalben 25—32 resp. 81—91. II. Kälber: 1. Doppellender 95—110 resp. 130—145, 2. beste Mast- und Saugkälber 80—83 resp. 125 -128, 3. mittlere Mast- und gute Saugkälber 71—75 resp. 116—120, 4. geringe Kälber 63-88 resp. 108—113. III. Schafe: I. Mast lämmer und jüngere Masthammel 72—74 resp. 145—150, 2. ältere Masthammel 66—69 resp. 136—142, 3. mäßig genährte Hammel und Schafe(Merzschafe)60—64 resp. 125—135. IV. Schweine:!, vollfleisch, d. feineren Rassen und deren Kreuzungen im Alter b. zu I^Jahr 135—140 resp. 170—175, 2. Fettschweine 145—150 resp. 180—185, 3. fleischige 125—130 resp. 160—165,4. gering entwickelte 100—115 resp. 135 bis 150, 5. Sauen und Eber 120—140 resp. 155—175. Ausnahmepreise über Notiz. Geschäftsgang in Rindern gut, in Kälbern und Schafen langsam, in Schweinen mitttel. Ueberstand: 1 Kuh. Dresdner Produktenbörse, 30. August 1915. Wetter: Regnerisch. Stimmung: Fester. Um 2 Uhr wurde amt lich notiert: Weizen, pro 1000 bx netto, inländischer 260,00 M-, gesetzlicher Höchstpreis, Ernte 1914 beschlagnahmt. Roggen, pro 1000 LZ netto, inländischer 220,00 M-, gesetzlicher Höchstpreis, Ernte 1914 beschlagnahmt. Gerste, pro 1000 1-5 netto, sächs., schles. und pos. 300,00 M-, gesetzliche Höchstpreis, Ernte 1914 beschlagn., Gerste ausländische 700—710, beschlagnahmefreie 50»/„. Hafer, pro 1000 l-g netto, inländischer 305,00 M., gesetzlicher Höchstpreis, Ernte 1914 beschlagnahmt. MaiS, Cinquantine 605—620, Rund mais, gesund und trocken, 595—610 M. Oelsaaten, Winterraps, 600 M., gesetzlicher Höchstpreis, Ernte 1915 beschlagnahmt, Raps kuchen, (Dresdener Marken), lange Leinkuchen pro 100 1-5 (Dres dener Marken) —,—, andere Marken pro 1000 1-5 340—385. Malz pro 100 1-5 netto ohne Sack —,—, Weizenmehl, pro 100 1-5 netto ohne Sack (Dresdner Marken) Kaiserauszug aus fremdem und in ländischem Weizen (80°/g mit Roggenmehlzusatz) 48,50—49,50. Bäckermundmehl aus fremdem und inländischem Weizen (80°/g mit Roggenmehlzusatzi 42,50—43. Kriegsmehl: Kaiserauszug aus in ländischem Weizen (mit 80«/g Roggenmehlzusatz) 45,00—46,00, Kaiserauszug mit 80°/g Roggenmehlzusatz 40,00—40,50. Roggen mehl (pro 100 Irx netto ohne Sack) durchgemahlenes (82o/») 37,50 bis 38. Wsizenkleie und Roggenkleie pro 100 1-5 netto ohne Sack, (gesetzlicher Höchstpreis) für den Hersteller: Großhandelspreis 13 (beschlagnahmt), für inländische Kleie 15 (beschlagnahmt), Klein handelspreis bis 10001-815,50 M-, ausländische Kleie 49,00—50,00 M. An äer Zäria Originalroman von H. A. Revel. 36) (Nachdruck verboten.) „Glaubst du, — weil sie weint, — daß sie — daß sie — was — für mich — übrig hat?" stotterte er mühsam. Fiammetta lachte gemein. -Übrig — ist gut! Mehr als das. Ich habe schon lange bemerkt, daß sie ein Auge auf dich geworfen bat. Zwei sogar. „Pietro hin und Pietro her!" Na, ich habe ja nie gefragt, wie ihr beide miteinander steht. Es geht mich ja auch schließlich nichts an —" „Fiamma." Er war bleich wie die Wand geworben und war auf Lem Sprunge, sich auf das Weib zu stürzen. Statt dessen fiel ex auf einen Küchenstuhl und fing an bitterlich zu weinen. Das weibliche Faktotum Melittas klopfte ihm be ruhigend auf die Schulter. „Na, sei man wieder gut, mein Junge! Das gibt sich alles wieder. Ist ja auch ganz gut so. Unsereiner weiß mit den feinm Leuten doch nicht so recht umzugehen. Wir sind ihnen zu brutal. Und sie lieben den feinen Ton. Gerade deine schweigende Ver ehrung ist ihr so recht nahe gegangen. Aber ich will nichts gesagt haben." Der arme Pietro war wie imWeber. Alles tat er verkehrt. Er hatte vollständig den Kopf verloren, „Der Bengel ist wie verwandelt, seitdem er von seiner Ablösung erfahren bat", sagt» Luigino zu seiner Frau. „Hast du gesehen, wie er dich immer aufrecht? So wie em treuer, guter Jagdhund." „Goth alles Interesse", erwiderte sie kühl. „Er weiß eben, daß er es anderswo nicht so gut haben wirb wie hier. Gegen Abend unternahm Luigino mit Franziska, auf die Melitta einen ebensowenig günstigen Eindruck gemacht hatte als auf Frau Sömnes, einen Spaziergang, um ihr vyr allem den wundervollen Rektorenpalast zu zeigen. Ihnen hatte sich auch Wer« Winscheff angeschlossen, dis mit Franziska nach dem Süden gefahren war, um die wirtschaftlichen Verhältnisse und die politischen Sympathien Dalmatiens kennen zu lernen und eingehender zu studieren. Zufällig begegnete ihnen Frau von Köster. Die Begrüßung Ler Majorin durch Luigino war eine so herzliche, daß ihr die Tränen in die Augen traten, Sie war durch das Unglück, das sie betroffen, so eingeschüchtert, daß sie es vermied, mit irgend jemand vom Regiment zusammenzu« kommen. Sie wollte der Möglichkeit aus dem Wege gehen, von gewissen Leuten, die sich ihr Urteil bildeten, ehe noch der Ehrenrat gesprochen, mit einer mildtätigen Geringschätzung behandelt zu werden, Um so wohler tat ihr das herzliche Benehmen Luiginos. „Ich habe fast Sehnsucht nach Ihrer lieben, lieben Frau Gemahlin", sagte sie mit feuchten Augen. „Sie hat wohl zu viele gesellschaftliche Verpflichtungen, als daß sie Zeit fände, mich zu besuchen? Und ich wollte nicht stören." „Aber warum denn nicht, verehrte gnädige Frau? Sie wissen, daß wir Sie mit offenen Armen empfangen, jederzeit. Machen Sie uns doch bald die Freude." „Aw, Sie sind ja so lieb, Wehnsdorf", sagte die Majorin, um deren Lippen es verdächtig zuckte. „Wenn jeder so dächte wie Siel" ,,Jch bin auch nicht all und jeder", entgegnete Louis unwillkürlich etwas schroffer. — „Ich wollte Sie nicht beleidigen, Wehnsdorf", bat bis Frau Majorin in hilfloser Bangigkeit. Sein herzlicher Handkuß und der treue Blick seiner blauen Augen beruhigten sie vollständig darüber, baß er Ihr nicht zürnte. „Also —, wenn ich darf, komme ich." Inzwischen hatte Melitta für das Abendbrot Sorge getragen. Pietro, der den Tisch Leckte, wich ihrem Blick aus. Melitta warf sich auf die Ottomans und stützte ihr schönes Haupt in die Hand. So betrachtete sie den Burschen. Plötzlich rief sie ihn zu sich. Pietro hatte davor instinktiv gezittert. „Pietro! Komm her, mein Junge! Was ist dir?" Erst stand er schluckend und würgend vor ihr, seine Hände öffneten unü schlossen sich krampfhaft: dann auf einmal warf er sich — gleich einem Tier — laut auf brüllend vor ihr nieder und vergrub sein glühendes Gesicht in den duftigen Falten ihres Gewandes. Leise strich Melitta mit ihren zarten Fingern durch .seine schwarzen Naturlocken und bemühte sich trotz ihres 'Ekels vor diesem gewöhnlichen Soldaten im weichsten Ton, der ihr zu Gebote stand, zu sagen: „Mein armer, armer, lieber Junge! Ich weiß, daß du mich liebst. Auch ich habe dich lieb. Aber was hilft das alles? Wir müssen eben scheiden. Der Dienst und bis Pflicht vor allem." Er zerrte an dem Halskragen seiner Bluse, als müßte er ersticken. „Ich desertier'. Mir ist alles egal. Sollen sie mich erschießen. Ich kann's nicht aushalten. Ich muß Lei der gnädigen Frau bleiben!" „Armer Junge!" lächelte sie wehmütig. „Und dann? Du vergißt den Herrn Leutnant. Wenn er dich auch sehr gern hat, so muß er dich dann doch verhaften lassen. Du wirst vor Las Kriegsgericht gestellt, erschossen, Nein, nein! Den Schmerz wirst du mir nicht antun. Weißt du was? Wir wollen gute Freunde bleiben. Kein Mensch soll etwas davon wissen. Und ich werde dich im Fort Imperial besuchen kommen, wenn du hübsch artig und vernünftig bist." „Aber — aber — Las kann ich ja gar nicht ver langen", stammelte der Überglückliche, ms Hand seiner Herrin mit glühenden Küssen bedeckend. Doch plötzlich breitete sich über seine Züge eine bleierne Schwere. „Ich vergaß ja: Aufs Fort dürfen doch keine Frauen," Melitta entschlüpfte ein kleiner Schrei der Über raschung und des Schreckens, „Ach ja — daS hatte ich ganz vergessen. Aber, weißt Lu was? Verschaffe mir bis Uniform eines Artilleristen, so wie du sie trägst. Ich wette, daß mich keiner erkennt, wenn ich sie anziehe. Meine Gestalt ist schlank und geschmeidig. — Ich will ja auch gar nicht in Las Fort hinein. Sondern Lu schreibst mal an Fiammetta, wenn du Außenposteu stehst — Und dann will ich dich aufsuchen. — Geh. Ich höre den Herrn Leutnant." (Fortsetzung folgt.)
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