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Sächsische Elbzeitung : 14.09.1878
- Erscheinungsdatum
- 1878-09-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-187809141
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-18780914
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-18780914
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Elbzeitung
-
Jahr
1878
-
Monat
1878-09
- Tag 1878-09-14
-
Monat
1878-09
-
Jahr
1878
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 14.09.1878
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342 — Ich glaubte, die Nussalka, von der wir vor- hin sprachen, zu höreu, stifte ich. Dirscr l^esang, der gnuz von den loschen dcr europäische» Hnrinvnir nbweicht, wirkt durch ciueu »ubeschrcibliche» geheiiunißvotle» und bestrickcudcu siceiz geradezu überwättigeiid. Sic lächelte; inchr als je war sic dic Nussalka. Ich veriunthe, dcr Acarguiü und dcr Doctor sind bereits halb erwürgt. Ich überließ sic ihrer Bezaubcriiug lind zog wich nuf mci» Ziui incr zurück, wo ich vou Zeit zu Zeit durch dic Klage- laute gcstört werde, dic aus dcui Ziuluicr mcmcö Zöglings dringen und durch dos begütigende Zurede» der alten Bonne, dic ihn in sciucr gcwohutcu Schlaf- losiglcit zu zerstreucu sucht. I» muthwilligcu Sprüngcn werfe» dic Accordc dcs Piauoö gläuzcndc Tourakctcn bis zu unö hcrauf, dcnu die Thürcn sind uutcn gc- öffnct. Dcr Gegensatz dcr kläglichcu Lagc dcS Sohucö zu dcr lcichtfcrtigcu Sorglosigkeit der Mutter krampft mir das Herz zusammen und flößt mir gegen diese eine unbesiegbare Abneigung ein. Nur mit Mühe konnte icb mich nach einem Abend, so voll unge wohnter Eindrücke, in Gedanken zu meiucu Schub- cugeln nach Frankreich zurückvcrscbcn. Dcr Kos mopolitismus dicscs Hnuscs hat mich betäubt; aber, indem ich an Sie schreibe, senkt sich eine crguickeude R»hc auf mich nieder. Mir ist, als kehrte ich zurück in meine Hcimath, zn Ihrem tränte» Familienleben, zu Allem, was wahr, schlicht nud gut ist; mein Herz flüchtet sich zu Ihucu, wie zu einem Hafen des Friedens. Ich werde diesen Brief erst morgen schließen." (Fortsetzung folgt.) Das Serail des Sultans. Um dic Schwierigkeiten einer Reform der Türkei recht zu begreifen, mutz man sich eine Vorstellung bon dein Hofe des Sultans machen. Das prachtvolle Serail, dessen Gebäude sich iu der Länge von anderthalb englischen Meilen längs der Ufer des Bosporus erstrecken, hat mehr als 8000 Bewohner und ist eine Stadt für sich. Hier wird die Regierung des" Reichs ge handhabt, hauptsächlich durch Weiber und Sklaven. Die Ve ziere und Minister sind nur die Diener dieser ciugeschlossenen Geschöpfe, und obgleich zu Zeiten ein Staatsmann, der vou einer starken Palastkligue gestützt wird, wirtliche Macht aus- übeu kann, so dauert das doch gewöhnlich nicht sehr lange und seine Macht ist nicht sehr groß. Vou dem Augenblicke an, wo er in's Amt tritt, wird er heimlich von einer Schaar vou Feinden angegriffen, die er nicht sieht und dic er weder ent waffnen noch versöhnen kann. Alles, was er wissen kann, ist, daß, während diese Feinde gegen ihn intriguiren, die Weiber und Sklaven, deren Einfluß er seine Stellung verdankt, für ihn kämpfen, und daß er sicher ist, so lange diese die Oberhand behalten. Er kann aber jeden Augenblick fallen, wenn dic Mchrhcit in dcm gcheimcn weiblichen Parlament, welches das Land regiert, wechselt, und unter solchen Umstände» darf man nicht erwarten, daß er viel Eifer in seiner Politik entwickeln werde. Ein türkischer Minister, dem man den Rath giebt, mit Reformen vorzugchen, kann immerhin Alles versprechen, was ein Gesandter nur fordern mag, aber er Weiß recht gut, daß jede Neuerung, die er versuchen möchte, irgend ein fundirtes Interesse verletzen würde, welches vielleicht von einer zirkajsi- schen Favorite des Sultans vcrtheidigt wird oder vou einem insolente» Bediente», dem zeitweilige» Vertrauten der Sultanin Valide. Der Sultan ist in der Regel eben so sehr in ihren Händen wie seine Minister. Ein Spielzeug in der Hand von Weibern, weiß er niemals genau, Iver ihn eigentlich regiert, aber um des lieben Friedens willen muß er thmi, was seine Mutter, Schwestern, Kadims oder Favoriten befehlen. Mehrere Sultans hätten schon gern, zu Tode gelangweilt durch dic Jntriguen dcs Serails, ihren ganzen weibliche» Hof weggcjagt, aber jeder Schritt m dieser Richtung führt zu Ver schwörungen nnd Absetzung. I» einem Laude, wo das Erb- solgerccht zum Thron so verworren ist, nmß der Sultan vor sichtig sein, keine Prätendenten aufkomnum zu lassen, dic vicl. leicht ebenso gute Anrechte darauf haben könnte», wie er selbst, Die Loyalität des Volkes ist groß in Beziehung zum Padischah- abcr nicht, was das Individuum betrifft, welches gerade die Würde bekleidet, so daß, wenn nur cm Sultan da ist, das Volk sich wenig dann» kümmert, wer er ist; auch würde cs uicmals die Waffe» ergreifen für einen Padischah, der durch eine Palastverschwöruug abgesetzt worden wäre. Die beiden Serails, das neue, in welchem dcr Hof des regierenden Sul tans residirt, und das alte, wohin die Favoritinnen früherer Sultane rclegirt werden, beherbergen zusammen an 4000 Per sonen, welche die Ursache von ruinircnden Ausgaben für den Staatsschatz werden. Nicht nur sind die Haushaltung dcs Sultans, Kadims, Ikbals (Favoritinnen) nnd Gicuzdes (vor aussichtliche Favoritinnen) verschwenderisch, sondern die ganze Hofhaltung ist extravagant. Jede dcr kaiserlichen Damen hat ihre Dairn, d. h. ihr Gefolge von Gesellschafterinnen, weibliche und männliche Dienerschaft, und alle diese Leute werfen mit ungezähltem Gelde um sich, wenn sie irgend einen zeitliche» Wunsch befriedigen wollen. Die Sultane gehen keine regel mäßigen Ehen ein und die oberste Herrscherin im Serail ist niemals des Sultans Gemahlin, sondern "seine Mutter. Sie führt den Titel der Sultana Valide und alle Bewohner dcs Serails sind ihr unterthänigsten Gehorsam schuldig. Ihr Ge folge besteht aus etwa 200 Dienern und Wachen. Nächst ihr im Rang steht die Hausnadar Ousta, die Schatzmeisterin, welche gewöhnlich eine schlaue alte Frau ist, die aus den Reihen der Hausdiencrschaft emporgestiegen ist durch ihr Talent für Haus haltung und Klatsch. Wen» dic Sultan« Valide stirbt, so solgt ihr die HauSnadar als Königin im Serail und das führt ost zu seltsamen Folgen. Unter Abdul Medjid ward der Palast Jahre lang von einer Hausnadar regiert, die ursprünglich ein Waschweib ge- wesen war und deren Hauptrathgeber ein grober Baltadji (Hvlzspalter) war, der nicht lesen konnte, aber die Macht besaß, Veziere abzusetzen. Dieser Baltadji war thatsächlich der Regent der Türkei. Nach der Hausnadar im Rang kommen des Sul tans halb legitime Frauen und Favoritinnen in folgender Ordnung: eicht kvnmien die vier Kadime, die so lange als Ge mahlinnen gelten, bis Se. Majestät sich von ihnen scheidet und sie irgend einem Pascha zur Frau giebt, was ziemlich oft ge schieht: dann die Ikbals oder Favoritinnen, gewöhnlich fünf oder sechs, und dann die Gicuzdes oder angehende Favoritinnen, deren Zahl unbeschränkt ist. Der Name ist abgeleitet von Gicuz, Auge, uud bedeutet ein Mädchen, auf welches des Herrn Ange gefallen ist. Ein Mädchen im Serail, wenn sie auch nur eine einfache Cavedji, Kasfecträgerin, ist, wird eine Gicuzde, sobald dcr Sultan eine wohlgefällige Bemerkung über sie macht. Wenn znm Beispiel Se. Majestät bei dem Besuche bei einem seiner Verwandten bemerkt: „WaS ist das für ein hüb sches Mädchen, welches den Kaffee hcreingebracht hat?" so gelangt da? Mädchen "ohne Weiteres zum Range einer Gicuzde und erhält eine Reihe von Gemächern, ein Daira und einem Anspruch aus den kaiserlichen Schatz für ihr ganzes Leben oder so lange, bis dcr Snltan ihr einen Gatten giebt. Da jedes Frauenzimmer, welches aus dem Serail heirathet, ihre Kleider, Juwelen, Möbel, Bediente, Wagen nnd eine Snmme Geldes mitnimmt, die oft Tausende von Pfunden beträgt, so ist leicht zu ermessen, wie die Eivilliste belastet wird, Iven» viele Gicuzdes vorhanden sind. Nach dcs Snltans Favori- tinncn haben dic Kadimcs-Esfcndis den nächsten Rang, dic Müttcr von Prinzen oder Prinzessinnen, dann die Sultanas, unverheirathete Prinzcssinen von kaiserlichem Geblüt, und end lich die Ammen und Milchschwcstern der Sultane oder dcr Prinzen und Prinzessinnen von Geblüt. Die Nährmütter und ihre Kinder gelten in einem türkischen Haushalt immer als Angehörige, und während mehrerer Jahre hatte Nahir Hanum, die Milchschwester von Abdul Medjid, den höchsten Einfluß an seinem Hofe. Was mm die männlichen Einwohner des ScrailS betrifft, so sind da außer dcm nothwendigen Stab von Kammerhcrrcn, Sekretären, Thürhütern, Eunuchen, Köchen und Küchenjungen ein Korps von 200 Pagen nnd Musikern nnd ein ganze Armee von Barbieren, Badern, Vorkvstcrn der kaiserlichen Speisen, Athleten, Possenreißern, Hahncnfechtmeistcr, Bockfechtmeister, Astrologen nnd Stallknechte. Die.Hahnenfechter waren ange- schnfft, um Abdul Aziz zu belustigen, aber der gegenwärtige Sultan hat sie beibehalten, weil cs fast unmöglich ist, Jcman- den zu entlassen, der" einmal ein Amt im Palast hatte, ohne eine Pension zu gebe». Dasselbe kann man von den Astrologen sagen, deren Amt eine Sinekure geworden ist, wen» sie auch manchmal bernfen werden, nm die Damen durch Wahrsagen zu unterhalten. Die Possenreißer und Zwerge sind immer zahlreich gewesen, denn die Damen in ihrer abgeschlossenen Lebensweise müssen aufgeheitert werden, wenn dic Langweile gar zu groß wird uud die Musik und die Künste der Tänzerinnen nicht mehr anziehen. Die Tänzerinnen bilden ein CorvS von 300 Mädchen, glänzend gekleidet und reichlich genährt; sie kosten mehr als ein Kavalerie-Regiment. Man braucht die Beamten und Diener für die Ställe, welche 500 Pferde ent halten, nicht aufzuzählen, noch dic für die Küche, die Bäder nnd Gärten, noch auch den Stab der Hofprediger, und nach den, Vvrgesagten kann man wohl behaupten, daß des Sultans Hof der kostspieligste und faulste in der Welt ist. Vcr ill i s ch t e s. — Der diesjährige Hcringsfang liefert ein außerordentlich günstiges Resultat. Von Norwegen sind große Massen ein- gesührt, und Preise in Hamburg und Stettin sehr gewichen, Schottland hat nach der Fangstatistik in manchen Hauptorten den größte:! Fang, welcher seit 30 Jahren vorgckommcn ist. Die Verschiffung nach dem Kontinente wird mit Beendigung des Fanges (am 10. bis 15. September) je nach Wetter erst in größerem Maßstabe vorgeuvmmcn. Preise können alsdann auch erst für den Winterkonsum sixirt werden. Aber jetzt schon sind solche so gewichen, daß von den .Hambnrg-Stettiuer Jm- pvrthäuscrn oder Maklern Fullbrand-Hcringe zu 38 Mark franco versteuert loko zu beziehen ist. — An der Tablc-d'hnte eines Hotels in einer deutschen Provinzialstadt saßen zusammen: Geschäftsleute, Beamte, Gelehrte u. s. w. und weiter ziemlich zahlreich die Mitglieder eines Jagd klubs, sogenannte Sonntagsjäger. AlS die Unterhaltung in Fluß kam, gab auch ein Jäger eines seiner Jagdabenteuer zum besten, welches beifällig ausgenommen wurde. Das gab den andern Jägern Muth und jeder kam nach und nach an die Reihe, seine „Abenteuer" zu erzählen, dic an „Jägerlatein" nichts zu wüuschcn übrig ließen. Da erbat sich einer der an wesenden Commis-Voyageurs das Wort, um auch seinerseits ein Jagdabenteuer zum besten zu gebe». „Ich wurde, so er zählte er, „von einem Freunde, der in Norwegen bedeutende Waldungen besitzt, eingeladen, an einer von ihm und mehreren Nachbarn arrangirten Bärenjagd theilzunchmen. Ich nahm Urlaub und reiste dorthin. Man hatte ein mächtiges Bären paar aufgespürt uud ein Treibjagen veranstaltet. Mit einem Jagdmesser und einer Büchse bewaffnet erhielt ich meinen Posten. Zu meinem Unglück wurde ich von Gefährten und den Treibern getrennt nnd sah mich plötzlich allein am Rande eines schwindelnden Abgrundes, der nur durch einen darüber- gelcgtcn Baumstamm überbrückt war. Aus einmal höre ich ein furchtbares Gebrüll hinter mir und sehe das Bärenmännchen direkt ans mich zukonnnen. Mir blieb keine andere Wahl, als die gegenüberliegende Seite zu erreichen. Ich nahm das Messer in den Mnnd, die Büchse in die Hand und trat den gefährlichen Weg kriechend über den Baumstamm an. Als ich dic Mitte desselben glücklich erreicht hatte, sehe ich zu meinem Entsetzen, daß das Bärenweibchen auf der andern Seite des Abgrundes meiner harrt. Ich war wie gelähmt — die Büchse entfällt meiner Hand und rollt ill die Tiefe, und als ich nach meinen Freunden rufe, entfällt das Messer meinen Zähnen! Meili Hülferuf verhallte ungehört, denn die Gefährten waren zu weit entfernt, um meine Stimme zn vernehmen. Vor und hinter mir eine wnthcnde Bestie, müer mir dcr schnuerlichc Abgrnnd, über mir dcr Himmel, dcm ich meine arme Seele empfahl!" Erschöpft nahm unser Erzähler seil, gefülltes GlaS und leerte cs auf einen Zug, damit dic entsetzlichen Erinner- nngen zu bannen suchend. Die Gesellschaft, welche in athem- lvser Spannung der Erzählung gefolgt war, erholte sich nach nnd nach von ihrem Schrecken, und einer der Sonntagsjäger wagte endlich die bange Frage: „Und was geschah mit Ihnen?" „Ich" erwiderte mit dumpfer Stimme der Bärenjäger, „ich wurde von den Bestien vollständig aufgefrcssen!!" Seit jenem Tage hat dcr „Jagdklnb" seinen Mitgliedern verboten, in fremder Gesellschaft wieder Jagdabenteuer zu erzähle». KttridwirthschaftlicheS. Blindheit der Pferde. Es ist gewiß schon Vielen ausgefallen, daß unter allen Hausthieren das Pferd am hänfigsten al, Augenfehlern leidet und am häufigsten erblindet. Nament lich sind es 4 Ursachen, welche die Augenkrankheiten der Pferde verschulden; die erste dieser Ursache ist in den hohen Raufen zu suchen. In den gewöhnlichen Pferdcställen sind dieselben oberhalb dcr Krippe so angebracht, daß daS Thier mit empor- gcrichtetcm Kops nnd ausgestrecktem Halse das Heu zwischen de» Sprossen hervorziehen muß. Hierbei kommt cs gar oft vor, daß cinc Achrcnspitze :c., welchc bekanntlich mit Wider häkchen versehen ist, dem Thiere in'S Auge fällt und sich da so festsetzt, daß sie das natürliche Spülwasser dcr Thränen- drüsen nicht mchr zn cntfcrncn vcrmag. ES muß also eine Ent zündung eintreten, in deren Folge sehr häufig das Auge verloren geht, zumal da das Thier dabei gewöhnlich gar nicht geschont oder falsch, sogar barbarisch behandelt wird. Eine zweite Ursache ist der scharfe, beißende Dunst in den Ställen, verbunden mit dem den letzteren zukommenden Lichte. Gewöhnlich wird cin- gewcndet, das Pferd sei an den Gernch deS scharfen Ammoniak gases gewöhnt; das ist jedoch falsch. Das Pferd, obgleich geradsichtiger als die meisten Thiere, ist es doch lange nicht so wie der Mensch, bedars daher einer ganz andern Lichtzn- theilnng in seiner Wohnung. Giebt man ihm das Licht von der Seite, so kehrt cs dcmsclbcn mir ein Ange zu, während das andere im Schatten ist; diese Ungleichheit schwächt beide Augen. Stellt man cs dem Lichte abgekehrt gegen die Waud, so blickt cs immer in'S Dunkle, was seiner Natnr zuwider und ihm durch den grellen Wechsel nachtheilig ist, wenn es herausgebracht wird. Gegen das Licht gestellt, wirkt dieses blendend, also ebenfalls schädlich auf sein Ange. Der Pferdc- stall erhält deshalb immer am besten sein Licht von oben, wenn nicht mittels Glasdaches, so doch durch in der Höhe angebrachte Fenster, gegen welche die Thiere mit den Köpfen gerichtet stehen. Immer aber soll cs möglichst hcll nnd zwar voll- lommcn taghell sein, denn daS Pferd ist kein Thier der Nacht und dcr Dämmerung; der beißende Dunst der Ställe, den Mancher für eine nicht wegznbringcnde Eigenthümlichkeit hält, kann sehr gut weggebracht werden durch Reinlichkeit und sorg fältige Behandlung. Man braucht nicht einmal Dcsinfectivns- mittel, wie Gyps, Eisenvitriol rc., anzuwenden. Dic Reinlich? keit thut es vollkommen allein; freilich darf dann aber der Fußboden nicht so angelegt fein, daß er die Abgangsflüssig- lcitcn einsaugt und so fortwährend einen Herd von üblen Ge rüchen bildet. Die dritte und Hauptnrsache sind aber die Scheuleder oder Augenklappen an den Kvpfgeschirren der Pferde. Die Ange» liegen bekanntlich in spitzem Winkel gegen daS Nasenbein dcr Pferde; sie sehen also in gerader Stellung seitwärts und umfassen einen weit größeren Gesichtskreis als diejenigen des Menschen. Uni nun den im Wagen ange spannten Thiere» das Scheuen oder Erschrecken vor plötzlich anftauchendcn Gegenständen zn benehmen, oder vielmehr, um diese ihren Blicken zu entziehen, hat man die Scheuklappen er funden, viereckige Schirme, welche dem Ange de» Seilwärts- blick wehren und es zwingen, bloS nach vorn zu schauen. Darauf ist aber das Pferdcauge nicht eingerichtet, befindet sich also in einem steten Zwange. Das Pferd wird dadurch gezwungen, seinen Augapfel gewaltsam nach vorn zu richten; der Mensch denke sich den Reiz und die Qnal, tagelang ein Brett ganz dicht vor dein Auge zu haben! Ist es da zn ver wundern, wenn daS letztere sich trübt, krank wird oder abstirbt? Und das ganz ohne Zweck. Denn crfahrungsmäßig haben die Scheuklappen einen solchen nicht. Man probire einmal, sie wegzulassen, nnd man wird sich bald überzeugen, daß sie nicht von dem geringsten Nutzen sind. Jedenfalls darf mit aller Berechtigung ausgesprochen werden, daß dic Scheulcdcr eine Thierguälcrci sind, gcgcn dic sich schon früher dcr vormalige Director der Thicrarzncischule i» Stuttgart mit aller Schürfe ausgesprochen hat. Der vierte Grund dcr Blindheit der Pfcrde ist die Peitsche. Wie häufig trifft selbst der spielende Schmiß deS feinen Endes der Schnur unversehens das Auge und bringt in demselben das Bersten eines Blutgefäßes oder eine Entzündung hervor, deren Folge dcr Verlust dcr Sehkraft ist. DaS geschicht ganz widcr Wille», n»d zwar auch von solche» Kutscher», welche ihre Pferde gut halte», sie nicht eigentlich schlagen, sondern sic nur von Zeit zu Zeit durch einen kleinen Fitz aufmuntern und lebendig erhalten wolle»; um wie vicl mehr aber vo» jenen rohe» Geselle», welche den Hafer durch Peitschenhiebe ersetzen zu müssen glauben, unbarmherzig nicht blos auf das Kreuz, sondern mit Vorsatz auf Halö uud Kopf schlagen, um ja dcm armcn Thiere recht weh zu thun. Daß dabei dem oft wehrlosen Geschöpfe im vollen Wortsinn ein Ange aus dem Kopf geschlagen wird, weiß Jedermann. Reisegelcgenh eiten. K. S. S t a a t s b a h n e n. Von kolmiulnn nach lwo.-nlan. Von »ramlan nach 8olmmbui. Von 8olmnä»,i nach limloulmcbl'otüaba» früh 2 34 «) - 6 36 Vorm. 8 25 ch) - 9 10 *) - 11 20 Nachm. 1 —") - 1 24 - 4 1 - 5 40 - 8 54 — ») Courierzug m Von 8clmiulnu nach Niuitzon. früh 6 — - 9 35 Mitt. 12 — Stachm. 1 — ") - 2 — - 4 — Abds. 6 55 - 7 45 ch) Nachts II 15 - I 10») t 3. El. ch) ohne 3. El. Von Knutren nach 8 früh 7 27 *) - II 5 Nachm. 1 26 - 2 1") - 3 28 Abds. 5 29 - 8 44 *) - 8 34 ch) Nachts 12 40 - 2 5») *) Anhalt, in Krippen. olmitx u. 8elmnänu. früh 6 35 Vorm. 11 20 Nachm. 4 5 AbdS. 9 — (Sämm S ä ch s i s Vou iüämmllin nach Iwemlmi. I nc früh 7 55 5 39 6 12 Ank. Mitt. 12 25 10 10 10 43 Nachm. 2 15 2 41 3 23 - 4 40 7 25 87 lich Personenzüge 1.—4. Classc. h - Böh m. Dampfschifffahrt. ALS-.! früh 6 — Vorm. 10 30 Nachm. 2 50 - 5 — A vom Han! früh 6 15 7 10 8 10 8 50 10 — 10 50 Nachm. 12 45 1 12 1 45 früh 6 — - 8 - Vorm. 10 — Nachm. 2 — bfahrt des »Zollamt: Nachm. 3 10 3 40 5 10 5 35 6 50 8 — 8 20 8 42 D- 10 35 nach Leitmeritz. 12 45 - Aussig. 2 45 - Herrnskretscheu. impfbvotcs vom Bahnhof: früh 6 35 Nachm. 3 28 7 30 4 — 8 25 5 28 9 10 5 45 10 15 7 — 11 10 8 10 Nachm. 1 — 8 30 I 30 8 53 2 5 Ncdaction, Druck und Verlag von Th. Legler L H. Zeuner in Schandau.
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