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AWsche EllyMmg. Amts- «uö Anzeigeblatt für das Königs. Gerichtsamt und den SLadtrath zn Schandau und den Stadtqemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zcit»ng" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Pvstlmstalüm, sonne durch die Expedition dies. Vl. für I Mark Vierteljahr!, -n beziehen. — Inserate für das Mittwochsblatt werde» bis Dienstag früh 9 Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh 8 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CvrpuSzcilc oder deren Nanni 1» Pf., Inserate unter S Zeilen werden mit 5ü Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebereinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgcrmstr. Hesse, in Dresden nnd vripzig die Annoncen-Büreanö von Haasenstein .^Vogler, W. Saalbach, Jnvalidendank und Niid. Mosse. M 74. Schandau, Sonnabend, den 14. September Mehemcd Alis Tod. Mit der Autorität der Pfortcuregicrung in dcu tncisten europäischen und vielen asiatischen Provinzen sicht cö bekanntlich recht jämmerlich auö. Die tollste Wirtschaft scheint aber in Albanien und dcuan Altserbicn grenzenden Distrikten zu herrschen. Die Pforte hat dicö recht deutlich in dcu letzten Tagcu wahruchmcn müssen, denn ciucr ihrcr Generale, der während des letzten Krieges vielgenannte Mehcmed Ali Pascha, ein Magdeburger von Geburt, Namens Detroit, ist in Jzck auf schmähliche Weise ermordet worden. Mc- hcmcd Ali hatte von Konstantinopel aus die schwierige Mission übertragen erhalten, sich in das Centrnm der albnncsischcn Bewegung zu begeben, nm dort den Vermittler zu spielen. Er sollte die Nänmnng der an Serbien abzntretcndcn Gcbictüthcilc ans friedlichem Wege bewirken und sollte sich nach Erfüllung dieser Aufgabe nach der Südgrcnze Montenegros wenden, um dort ebenfalls beschwichtigend auf die Musel männer cinznwirken, welche Podgorizza nnd Spuz den Montenegriner» nicht übergeben wollen. Noch unter dem 2k. August schreibt man hierüber ans Skutari: Die telegraphisch angcküudigte Auknnft Mchcmed Ali -Paschas hier scheint sich zn verzögern, da er, wenn chic Mission, welche er auch in Prisrcnd erhalten hat, ernst gemeint ist, in letzterem Centrnm der alba- ncsischen Bewegung nicht wenig zn thun bekommen dürfte. Die Entwaffnung der dortigen Albanesen, die Auflösung des Comitüs, die Ucbcrgabc Gusinjcs an Montenegro und die Pazifikation der Provinz sind keine leicht zu bcwältigcudeu Aufgaben. Man zweifelt daher, daß er die ihm auch hier zugcfallcue, nicht weniger dringliche Mission rechtzeitig werde anöführcn können, cs wäre denn, daß er die Ausführung dcr ihm in Prisrcnd obliegenden Aufgabe in die Hände des Bali von Kosowo, Nasif Pascha, legen würde, was aber bei dem notorisch intriguanten Charakter dieses Letzteren mit einer Hintertreibung der Pazisi- zirung der ihm anverlrauten Provinz, zu welcher administrativ anch das Sandschak von Novibnzar ge hört, nahezu als gleichbedeutend zn erachten wäre. Nafiv Pascha, welcher vor Masar Pascha Bosnien administrirt hat, ist ganz danach angelegt, um in Altserbicn dasselbe Spiel zn treiben, wie cs die türkischen Fnuktionüre in Bosnien anfgcführt haben. Man darf von diesem Manne gewärtig sein, daß er, anstatt zu pazifizircu, vou dem Distrikte aus, zu dessen Administration er bestellt ist, den Widerstand gegen den Vormarsch der österreichischen Truppen im Distrikte vou Novibazar orgauisircu und aueifcrn werde. Im klebrigen betrachtet anch die musel männische Partei in Skutari in ihrem Widerstand gegen die Kongrcßbeschlüsse die Mission Mchcmed Ali Paschas mit feindlichen Angcn. Am 19. Angnst kam cs auf die Nachricht von seiner bevorstehenden Auknnft zu einer stürmischen Versammlung in der Moschee dcö dortigen Bazars, in welcher die tollsten Resolutionen gefaßt wurden. Man wollte Mehemcd Ali den Eintritt in die Stadt verwehren. Man drohte, den Gonvcrncnr Hussein Pascha, den General Nisa Pascha und den Medschliß von Skntari zu er morden. Indes; gelang cs doch, die wüthcnden Ex zedenten vorderhand zn beschwichtigen, indem das dasigc Zwcigcomitv der Prisrendcr Liga die schriftliche Erklärnng abgab, daß die Abtretung von Podgoritza an Montenegro mit Waffengewalt verhindert werden würde. Gleichzeitig wurden Eilboten an daö Pris- rcndcr Comitu mit der dringenden Bitte um sofortige Unterstützung durch Hitfötrnppcn abgcscndet. Mittler weile hat anch das Comito von Podgoritza seinen Entschluß bekannt gegeben, jede Commission, welche eventuell mit der Ucbcrgabc dcs Platzes an Montenegro betraut werden sollte, feindlich behandeln zn wollen. Gleichzeitig verlangt cs Hilfe gegen die Montene griner. Ans diesem Schreiben ersieht man, welche Hinder nisse sich der Mission Mehcmed Ali's cntgcgcnstclltcn. Diese scheinen aber immer mehr gewachsen zn sein, denn unter dem 5). September meldete er nach Kon stantinopel, daß er, nachdem die Ucbcrgabe von Gnssinjc an Montenegro bewerkstelligt sei, seine Pa- zifikatlonsmission in Altserbicn als gcschcitcrt anschcn müsse nnd daß er im Begriffe stehe, von Djakovo anö, wo sein Leben in Gefahr gekommen ist, nach Skntari abzurciscn. Er glaube, scinc Mission in Albanien habe gleichfalls wenig Aussicht auf Erfolg. Wenige Tage darauf ist die ausständige Bevölker ung zu ciucr förmlichen Ncvvltc gegen ihn vcrschritten. Bei Jalowa wurde er von einer Jnsnrgentcubandc überfallen und mußte schleunigst die Flucht nach Ipek (südwestlich von Novi-Bazar gelegen) ergreifen. Aber auch dort war er vor den ihm nachsetzcuden Mördern nicht sicher, denn nach bestätigten Berichten wurde er in seiner Wohnung in Ipek mit seiner auö l Offizier und 20 Soldaten bestehenden Eskorte er mordet nnd das HauS sodann mit Petroleum in Braud gesteckt. — Ein weiteres Telegramm meldet, daß anch der Mutessarif von Ipek, Abdullah Pascha, nebst lO höheren Beamten massakrirt wurde. Es ist dies ei» sehr trauriges Ereignis;, welches wohl geeignet erscheint, die Pforte daran zn mahnen, ernst liche Anstalten znr Unterdrückung der aufständischen Bewegung zn unternehmen. Die Revolte in Albanien nnd dem Bezirke Novi-Bazar richtet sich eben nicht mehr gegen die „Fremden", sondern gegen die Autorität der türkischen Negierung. Die Beamten treiben thcilö aus Furcht vor den Insurgenten, thcilS anö FanatiS- mnS ein vcrräthcrisches Doppelspiel und arbeiten dem Aufstand in die Hände. Anö diesem Vorfall erblickt man wieder recht deutlich die Ohnmacht der Türkei; wir glauben, daß cs ihr nicht gelingen wird, den Aufstand zu bewältigen. Man sieht, eS geht mit der Pfortcnhcrrschaft zn Ende nnd cö wäre besser gewesen, daö klebet gleich an der Wurzel anznfassen nnd mit einem Mal ans znrottcn, was doch keine Lebensfähigkeit mehr besitzt nnd, so lange cs noch fortvcgctirt, nur noch schaden kann. Es ist in der That betrübend, das; der tapfere, anch vom Feind hochgeachtete Feldherr, Mehemcd Ali Pascha, ein solches Ende finden mußte. Sein Name wird in den Annalen der Weltgeschichte unvergessen sein. Ta.qesgeschichte. Sachse». Schandau. Kaum sind die Fest- klängc des SchützcubuudeS verhallt, da prangte unsere Stadt am vergangenen Sonntag und Montag wieder im Schmnckc von Fahnen, Kränzen und Guirlanden. Cö galt diesmal der Fahnenweihe des Arbeilcruuter- stützungsvereinS, dessen Zweck cö ist, scinc Mitglieder und deren Familien bei Krankhcitö nnd Todesfällen zn unterstützen. Dreizehn Vereine mit 8 Musilchöreu und Fahnen und über 1000 Fcstgenossen zogen dnrch die Süadt auf den Markt, wo auf dem in der Milte desselben errichteten, mit Grün und hohen Tanncu- büllmen geschmückten und erhöhten Podium die am Festzugc sich bcthciligcndcn städtischen Behörden, Stndt- rath nnd Stadtverordnete, die Fest-Jungfrauen, die Vorstände dcö Vereins und der erwählte Fahnenträger Aufstellung nahmen. Nach der Begrüßungsrede dcö VorstaudSmilglicdcs und VcrciuSschriflführcrö Herrn Glasermstr. Licbcruickcl betrat der Herr Pastor Schult hcis die Ncducrbühuc, hielt mit feierlichen Worten die Festrede und weihcte hierauf die Fahue. Dieselbe ist in der Königl. Hofstickcrei und Fahucnfabrik vou I. A. Hictcl in Leipzig gefertigt nud zeigt in Gold gestickt anf weißem Felde daö Symbol der Arbeit, dcu von grünem Eichenlaub umgebenen Bienenkorb mit fliegenden, arbeitenden Bienen anf blauem Feld, daö in Gold und Silber mit der goldncn Bürgcr- krouc gezierte Stadlwappcn nud ciu weißes Wappenschild mit drcimastigcm Segelschiff. Nachdem das geweihte Banner von den hiesigen und auswärtigen Vereinen mit Schildern und Fahucnbändcrn geschmückt war, bewegte sich der Festzng nach dem Schützenhausc, wo sich ein reges, geselliges Leben entwickelte nud von dem Mnsikchor des kgl. Feldartillcric-Ncgimcnts Nr. 28 unter Leitung seines Kapellmeisters Hrn. L. Nan- Hardt ein Concert mit anSgcwähltem Programm mei sterhaft unter größtem Beifall der Zuhörer anöge- führt wurde. Der Festball wurde im Schützcuhansc und in den Sälen dcs Hcgenbarlh'schcn Etablissements abgehaltcn. Montag früh 6 Uhr wccklcn die Klänge des Musikchorcö vom hiesigen Kricgcrbnnd die müden Schläfer und versammelten sich hierauf die Mitglie der aller hiesigen Vereine in den VormittagSstnndcn im Garten des Elb-Salon zn einem gcmüthlichcn Commers, dessen Lebendigkeit noch dadurch erhöht wurde, das; das Frcihaudschützcucorps anö Neukirchen mit Mnsilchor, welches auf einer Vergnügungsreise begriffen, sich hierbei bclhciligte. Nachmittags 2 Uhr wurde von dem Hcgcnbnrlh'schen Etablissement aus der Zug durch die Stadt nach dem Schützcuhansc nnd dort noch ein gcmüthlicheö Tänzchen ansgcführt. Beim Einznge, welcher Abends in der achten Stunde bei Fackelschein, Illumination und bengalischer Beleucht ung erfolgte, hatte dcr Verein noch die besondere Ehre, den geliebten Landcövatcr, unsern allvcrchrtcu König Albert, welcher einige Tage in unsern Bergen weilt, begrüßen nnd ihm scinc unterthänigstc Devotion dar- briugcn zn können. Es crhiclt dadurch die Schluß- scicr dcs Ehrenfestes des Vereins noch einen besonde ren Werth nnd hohe Bedeutung nnd wird wohl die selbe seinen Mitgliedern in stctcr Erinnerung verblei ben. Wir rufen aber dem Vereine noch ein herzliches „Frisch vorwärts" zn und wünschen ihm bei steter Einigkeit ein fröhliches Gedeihen. —V. — Die am I I. Seplbr. erschienene 27. Nummer dcr Badc- nud Fremdculiste wcist 468 Parteien mit 11.52 Personen und 10664 Passanten nach. In Folge der noch nachträglich ciugegangeucn Frcmdcnanmeld- nngcn wird im Laufe nächster Woche noch eine nud zwar die letzte Nummer erscheinen. — Sc. Mas. der König erlegte bei dcr am ver gangenen Montag abgehaltencn Jagd anf Postclwitzcr Revier einen recht braven Hirsch von vierzehn Enden. — Vom nächsten Montag an tritt wegen dcr vorgc- schriltcnen Jahreszeit ein veränderter, rcsp. beschränkter Fahrplan dcr Dampfschiffe in Kraft, worüber die in heutiger Nummer befindliche Annonce das Nähere besagt. — Zur Nachachtung für Solche, welche geneigt sind, aus Gntmüthigkeit schlechten Dienstboten gute Zeugnisse zn ertheileu, bringt die Tribüne den nach stehenden Fall, welcher sich in Berlin ereignete, znr Kenntnis;. Ein Kaufmann in einer Provinzialhaupt- stadt hat die eben verflossene Badcsaison mit seiner Familie in Wiesbaden verlebt und seine Wohnung dem erst am 1. Juni d. I. zugczogcneu Dienstmäd chen überlassen. Bei dcr Zurückknnft dcr Familie war das Mädchen nicht mehr anwesend, vielmehr wnrde kvustntirt, daß sie mit einem Geliebten davon- gcgangcn und Alles, was wcrthvoll und nicht beschwer lich beim Transport, aus dem Vermögen der Herr schaft hatte mitgcheu heißen. Die letztere klagte den etwa 1600 M. betragenden Schaden gegen die frühere Herrschaft dcö Mädchens ein, weil dieselbe, obwohl der Grund der Entlassung Unehrlichkeit gewesen war, dem Mädchen dennoch iuö Zeugnis; geschrieben hatte: „Treu und zuverlässig". Daö Gericht hat angenom men, das; diese Ausdrücke gleichbedeutend seien mit „ehrlich", nud da cö glaubwürdig erscheinen mnß, daß dieses Zeuguiß hauptsächlich die zweite Herrschaft be wogen habe, den Dienstboten zu cngagireu, wurde die erste Herrschaft zum vollen Ersatz des zugefügteil Schadens verurthcilt. — Das kaiserliche General-Postamt bringt Fol gendes zur Veröffentlichung: Vom 1. Oktober ab