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AälMlhe ElbMmg. Amts- «nö Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt nnd den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zcit»ng" erscheint Mittlvoch und Sonnabend und ist durch alle Pvstanstallen, sowie durch die Expedition dies. Bl. für l Mark Uierteljährl. zu beziehen. — Inserate für daS Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh t) Uhr, für das Sonnabcndsblatt spätestens bis Freitag früh 9 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeilc oder deren Naum tl> Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 5» Pf. berechnet, (tabellarische oder eomplicirte nach Itebereinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehme» an in Hohnstein Herr Aürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Slnnoncen-Büreaus von Haasenstcin .^Vogler, W. Saalbach, Jnualidendnnk und Aud. Mosse. M 81. 1878 Schandau, Mittwoch, den 9. Oktober Politische Weltschau. O Dic Kommissionöbcrathnngcn über daö So- zialistcngesctz sind niininehr znm Abschluß gelangt; ans denselben ist ein Werk hervorgcgangcn, auf Grund dcsscu eine Bcrsläudiguug mit der Negierung crmög- licht ist. Bis zu unserer nächsten Rundschau wird das Schicksal deö Gesetzes ohne Zweifel entschieden sein, und enthalten uns daher heute billig des Ver suchs, dasselbe im Voraus zn bestimmen. Dic Ent scheidung, mag sie fallen, wie sic will, wird eine schwere und folgenreiche sein! — Bezüglich der Ver Handlungen mit dem Vatikan ist die Scene durch den bekannten Brief deö Papstes Leo an seinen Staats sckrctär sehr verändert nnd das Sprichwort vom Gang nach Kanossa umgcwcndct worden. Was viel fach bezweifelt worden war, ist thatsächlich richtig: der Papst hat den Frieden gesucht und gewünscht, nicht wir! Auffallend ist cö, das; die innere Lage deö Reichs im Auslände vielfach falsch gewürdigt wird, so scheint cS namentlich, daß man im Vatikan die inneren Schwierigkeiten viel zn hoch anschlügt; man glaubt dort osfcubar, daß Fürst Bismarck nm jeden Preis dic Untcrstütznng des CcntrnmS wünscht, dies ist unmöglich. Dic Ccnlrumöpartci und dic ul tramontanc Prcssc sind dic Kürrucr, die von dem Streite zwischen Kaiser nnd Papst leben; sic fühlen deutlich, daß sic ciu „Martyrium" und „dioeletianischc Verfolgung" brauchen, nm ihr Publikum beisammen zu halten; das ihr Handwcrkzcug. Bon diesem Ge sichtspunkte ist cö ganz erklärlich, wenn einzelne Organe der nltramontnne» Partei sich auschickcu, mit Sack und Pack in daö Lager der Sozialdemokratie über- zugchcn: „Wo daö Aaö ist, da sammeln sich die Naben." Während dic österreichische Prcssc sich soeben über dic Hartnäckigkeit gewundert und geärgert hat, mit der daö Ministerium Auersperg — allen Ver sprechungen entgegen — sich an dem Ministersessel fcsthält, hat sich daö ungarische Ministcrinm beeilt, der politischen Welt das nicht mehr ungewohnte Schau spiel einer MiuisterkrisiS zu geben. Da der Finanz- Minister Szell hierzu den Anstoß gegeben, läßt cö sich mit Sicherheit annchmcn, daß cö Geldfragen sind, dic dem Ministcrinm die Demission nahcgclcgt haben. Es wird nämlich darüber gemeldet, daß mau in Wien neben dem bewilligten 60 Millioncn-Krcdit noch weitere 85 Millionen Gnldcn für dic Okkupation verlangte und deshalb dem ungarischen Ministcrinm eröffnete, cö möge in dieser Richtung seine Vorkehrungen treffen. Finanzmiuister Szell erklärte: er habe für dic Ans gaben deö Staatcö bis zum 1. Januar 1879 vorgc- sorgt, er sei der Unterstützung dcr mächtigen Fiuauz- grnppc, die bisher seine Anleihen dnrchgcsührt, gewiß, aber nnr insolange, als er nicht ungarische Schuld verschreibungen zu Schleuderpreisen begebe. Gegen über den Anforderungen aber, dic jetzt nnftretcn, würde er gezwungen sein, Geld zu den denkbar schlcch testen Bedingungen aufzulrcibcn und daö könne nnd wolle er nicht thnn. Es bliebe nnr ein Mittel, nm Dem zu entgehen, nnd dieses Mittel bestehe in der Konlrahirung einer gemeinsamen Schuld in irgend einer Form, entweder durch Ausgabe von Staatö- notcu oder durch eine Ausgabe von Banknoten, für die dcr Bank Sicherheiten geboten würden, oder endlich durch Emittirung eines gemeinsamen Anlehcus, für welches gleichzeitig Oesterreich und Ungarn haft bar wären. Darauf hin erfolgte in Wien die An frage, wie sich der österreichische Fiuanzministcr, Frei herr von Prctiö, zn dem Gedanken dcr Kontrahirnng einer gemeinsamen Schuld stelle? Diese Anfrage wurde ablehnend beantwortet, worauf zunächst Szell seine Demission cinrcichtc, welchem Schritt sich dann die übrigen Minister anschlosscn. Dies die Ent- stchnngögcschichtc dcr Krisis. Ucber die Okknpation in Bosnien, die einen rnhigeu Fortgang nimmt, liegen belangreiche Nach richten nicht vor. Während in Zwornik und Serajcwo dic weiteren Dispositionen für dic Okkupation des südöstlichen Nestes von Boönicn getroffen werden, scheint ui Wien noch keinerlei Klarheit darüber zn bestehen, ob die Operationen ans daö Sandschak von Rovibazar ausgedehnt werden sollen oder nicht. Den militärischen Anschauungen, welche diese Frage nnbc dingt bejahen, stchcn finanzielle gegenüber, welche dic Beendigung der Aktion und dic möglichste Reduktion dcr mobilcn Armee fordern. Wie ans Konstantinopel gemeldet wird, betreibt Graf Zichy lebhaft den Ab schluß einer Konvention für daö Sandschak Rovibazar. Oesterreich nimmt dic von dcr Pforlc ursprünglich ausgestellten Punkte an bis ans den letzten, dcr dic Zeit dcr Besetzung betrifft, deren Begrenzung cö auch abwcist. Bezüglich Bosniens und der Herzegowina macht Oesterreich das Recht des Eroberers geltend, hat den Abschluß einer Konvention fallen gelassen. Oie Pforte bestreitet die Richtigkeit dcr österreichischen Auffassung. Die Situation, in welcher sich Montenegro be findet, nimmt zusehends einen immer ernsteren Eharak- lcr au. Alle bisher vom Fürsten Nikolaus dircct iu Konstantinopel gemachten Mahunugcn und Vorstell ungen sind fruchtlos geblieben. Dic letzte Hoffnung hat man auf ciuc russische Intervention gesetzt, die bei dem Einflüsse dcr rnssischcn Diplomatie iu Kon- stantiuopcl allerdings zu cjucm befriedigenden Resul tate hätte führen können. Fürst Nikolaus hatte cS zweckmäßig gesunden, alle Bataillone vollzählig ciu- zuberufcn, welche etwa dic Zahl von 26000 Kombat tanten geben dürften. In Italien sträubt mau sich jetzt gegen die lang ersehnte nnd vom Ministerium jetzt wirtlich beabsich tigte Abschaffung der ehedem bekanntlich äußerst ver haßten Mahlstcuer. So haben gegen den betreffenden Entwurf, welcher den neuen Kammern vorgclcgl wer den soll, namentlich eine größere Anzahl von Gemein den dcr sizilischcu Provinz Katania dem Scnatsprüsi- dcntcn eine Petition cingcsandt, dcr Aufhebung seine Zustimmung zu versage». Daö Land — so heißt cs in dem Schriftstück — habe nachgcradc angcfangen, sich an dic Mahlstcner zu gewöhucu; ihrc Beibehalt ung sei jedenfalls ciu gcringcreö Ucbel, als die Eiu- führuug neuer Steuern in dem durch den Wegfall nothwcndig gewordenen Betrage von 30 Millionen im nächsten nnd gar 70 Millionen im nächstfolgenden Jahre. Man würde gezwungen sein, die Gcbäudc- und Grundsteuer zu erhöhen, welche den Wohlstand des Landes viel eher ruinircn würde, als die Mahl- steucr. Eö verlautet, daß ähnliche Petitionen anch in anderen Provinzen vorbereitet werden. Auö Frankreich cireuliren jetzt wieder, wie ge wöhnlich beim Herannahcn der nenen Knmmcrsession, Gerüchte von einer Miuisterkrisiö, obwohl vor einigen Tagen daö „Journal des Dcbatö" ebenso kompetent als bestimmt erklärt hat, daß im Schooßc deö Kabi- nctü vollständige Uebereinstimmnng herrsche nnd kei nerlei Personenwechsel zn gewärtigen sei. Ans dcr einen Seite weiß daö „Paris-Journal" von einem nach rechtö neigenden Ministerium Jules Simou-Dn- faurc, auf dcr andern die „Assemblüc Nationale" von einer Schwenkung nach links und von einem Ministe rium zu berichten, in welchem Frcyeinct daö Präsi dium, Löou Renault daö Innere, Mnrcvre dic Justiz, Fouruier daö Acußcrc, Waddington den Unterricht und Germain die Finanzen übernehmen sollten. Als ein Beweis, daß die Regierung daö Bestreben der Kon scrvativeu, von denen dic Bemühungen, daö Publikum in seinem Vertrauen ans den Bestand dcr Negicruug zu erschüttern, jedenfalls auögehen, ernst nimmt, kann ein in dem offiziösen Organ des Herrn von Marccwc, dem „National" veröffentlichten Artikel dienen, worin zuvörderst alle diese in Umlauf gesetzten Gerüchte ans daö Entschiedenste demcntirt nnd sodann die Verbreiter derselben benachrichtigt werden, daß die Negierung entschlossen sei, gegen dic monarchischen Verschwörer energisch vorzngchcn. In England steht ciu Kabiuctörath zur Bcrath- uug der afghanische» Frage vor. Uebcr dic Beweg ung in Indien wird einem Londoner Blatte berichtet: General NobcrtS, General Biddulph und General Donald Stewart werden Oberkommandos erhalten. Wem der Oberbefehl übertragen werden wird, ist noch unentschieden. Alle Vorbereitungen werden mit dcr größten Eile gefördert. Mehrere Ncgimcntcr sind be reits mobilisirt, aber dic Eomplctirnng deö Vcrpflcg- nngö-Dcpartcmcntö erheischt noch eine angcmcsscm: Zeit. Dic Armee ist begeistert durch dic Aussicht auf baldige' Beschäftigung nnd dic Slimmung nnlcr den eingeborenen Truppen ist bewunderungswürdig. Eö hat allgemeine Befriedigung hcrvorgcrnfeu, daß dic heimische Presse den Entschluß deö KabiuclS un terstützt, dcr indischen Negicruug, dic sich hier dcS vollsten Vertrauens erfreut, freie Hand zn lassen. Dic Angabe dcr „Times", daß das indische auswär tige Amt von dcr Amiähcrnng dcr rnssischcn Gesandt schaft nach Kabul nichts wußte, ist unrichtig. Die erste "Nachricht von diesem Ercigniß wurde dcr briti- schcu Negierung am 7. Ium mitgetheilt nnd das wci- tcrc Vordringen wurde von Station zn Station ge meldet. Tngesgeschichte. Sachse». Schandau. Dic vom 10. bis mit 13. d. M. slallfindeudc Obstauöstcllung im „Hotel zum dcmschcn Hause" hier scheint nicht ganz unbe deutend werden zu wollen, denn bis jetzt sind bereits, wie wir erfahren haben, über 800 Nnmmcrn zur Ein sendung gelangt; im Ucbrigcn verweist» wir »och ganz besonders auf dic im heutigen Blatte befindliche hier auf bezügliche Bekanntmachung. — Am 5. Oelobcr verunglückte der in den fünf ziger Jahren stehende Steinbrecher Angnst Friebel ans Ostrau nnf eine recht traurige Weist. Derselbe war.in dem, dem Steiubruchsbcs. Sonntag in Dresden gehörenden Stcinbrnche in Postelwitz damit beschäftigt, in dcr Ntthc dcr Elbc Steine hinwcgznrämncn, als oben vom Bruch auö ciu großer Stcinblock hcruntcr- rollt, dcr aber während scincö Hcrabrollens eine falsche Richtung nimmt nnd den im Ausweichen be griffenen Mann unglücklicherweise derartig erfaßt, daß derselbe von der Stciumassc vollständig zermalmt wurde. Der Bcdaucrnöwcrthe hinterläßt eine Wittwe mit 7 Kindern nnd soll derselbe unglücklicher Weise nicht Mitglied der so zweckmäßigen Stcinbrccher- Unlcrstütznngükassc gewesen sein. — Wir machen darauf aufmerksam, daß bis zum 1. Januar 1879 sämmtliche Spielkarten, auch die im Privatbesitz befindlichen, mit dem deutschen Neichs- stempcl versehen werden müssen. Die Abstempelung erfolgt uuentgeldlich, mau möge dieselbe also nicht versäumen, da später hohe Strafen die Folge davon sein würden, wenn ein Spielen mit nicht nencrdings abgestempelten Karten bekannt würde. — Daö Postwcsen in Sachsen, seiner Begründung nach eine dcr ältesten Einrichtnugcu dieser Art in Deutschland nnd früher von bedeutsamer Ausdehnung, bietet deshalb für den Eutwiekclimgögang nuferes Verkehrs ein besonderes knltnrgcsthichtlicheö Interesse. Aber nur Einzelnes darüber ist bisher bekannt gewor den. Eö muß daher als ciu erfrculichcr Beitrag zur Geschichte nuferer Gcsammtbildung crkauut werden, daß der Obcrpostsckretär Gustav Schäfer iu Dresden eine „Geschichte der sächsischen Post vom Ursprünge bis znm Uebergaugc auf die Verwaltung deö nord deutschen Bundes" bearbeitet hat nnd zwar ans Grund archivalischer, noch unbenutzter Quellen. Das Werk wird etwa 20 Druckbogen umfassen nnd soll auf dem Wege dcr Subskription in Ji. von Zahn's Verlag er scheinen. Für Subskribenten ist der Preis auf 7 Mk. 50 Pf. ermäßigt. Dcr reiche Inhalt, welchen ein