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MMt (MneiMZ. Amts- und Anzeigeblatt für das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Al. für i Mark vleeteljährl. zu beziehen. — Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 9 Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag frnh l) Uhr erbeten. — Preis für die gc- >878. Schandau, Sonnabend, den 7. September spaltcue Corpuszeile oder deren Nam» 10 Pf., Inserate unter ü Zeilen werden mit 60 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebereinknnft.s — Inserate für die Elbzeitnng nehme» an in Hohnstein Herr Aürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoneen-Büreans von Haasenstein L Vogler, W. Saalbach, Jnvalidendnnk und Ulnd. Mosse. o Die griechisch-türkische Frage. I» dem Berliner Fricdcnövcrtragc lautet Ar tikel 27: „In dein Falle, daß die hohe Pforte »nd Griechenland nicht dazu gelangen sollten, sich über die im 13. Protokolle des Berliner Kongresses angegebene Berichtigung der Grenze zn verständigen, behalten sich Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Frankreich, Groß britannien, Italien und Rußland vor, beiden Theilen ihre Bcriniltclnug zur Erleichterung der Vcrhandlnn- gc» anzubictcn." Zu dieser Bcrstäudiguug will cö nun aber zwischen der Türkei nud Griechenland durch aus nicht kommen nud man erwartet deshalb eine identische Note der erwähnten Mächte, worin sic den Sultan anffordern werden, den Bestimmungen des Berliner Vertrages nachzukommcn. Wenn man Grund dazu halte, heute »och nicht zu einer gänzlichen Auflösung des türkischen Reiches zu schreiten, so muß sich freilich das Königreich Griechcn- iand und die griechische Ralioualilät im osmanischen Reiche dessen bescheiden, daß ihre Forderungen voll und ganz erfüllt werden. Da von einem Ansprüche anö siegreicher Kriegführung mit der Pforte nicht die Rede ist, so ist die griechische Regierung darauf an gewiesen, die Großmächte nm Bcrwcndnng für eine Berücksichtigung ihrer Wünsche zu gewinnen nud cs wird mithin wesentlich darauf aukommeu, wie die Großmächte zur Zeit dabei iutcrcssirt sind, im Köuig- reich Griechenland für sich Stimmung z» machen. Je nachdem dieses Interesse ein größeres oder ein gerin geres ist, wird auch die Bcrwendnng für die Wünsche Griechenlands bei der Pforte eine eindringlichere oder eine oberflächlichere sein. Nou alle» Großmächte» ist Frankreich die einzige gewesen, die ans dem Kongresse mit einem den grie chischen Forderungen nahe kommenden Vorschläge we gen einer Gebietserweiterung des kleinen Königreichs hcrvorgctrcten ist. Es sollte darnach die ncnc türkisch- griechische Grenze von der Mündung des Kälamar (ThyamiS der Alten) gegenüber Korfu über Janina, die vorwiegend von Griechen bewohnte Hanpistadt von Epirns, znm Nordrandc des thessalischen Beckens und über den Olymp znr Mündung des Salamoria (Pc- ncioS der Alten) verlaufen. Die Frage ist indessen im Kongresse selber nicht znm Anstragc gelangt, da sic als cinc durch dcu russisch-türkische» Krieg nicht unmittelbar hcrvorgcrnfcuc, nicht zn der Kompetenz dcö Kongresses gehörte. Eö ist lediglich die Bereit willigkeit der Pforte ausgesprochen worden, mit Grie chenland über die „Berichtigung der Grenze", wie die geforderte Gebietsabtretung euphemistisch genannt wnrde, in Ncrhandinngc» cinzntrctcu, für deren Er- lcichtcrnng die übrigen Kongreßmächte ihre guten Dienste augebotcn haben. So sind denn die franzvsi schcn Borschläge, welchen Italien seine Unterstützung angcdcihcu ließ, von den Kougrcßbevollmächtigteu der Pforte lediglich lick rokormulum genommen worden. Es ist immerhin interessant zu scheu, wie diejeni gen beiden Mächte, die als „Miltelmcerstaaten" ein Interesse daran haben, dort nicht eine fremde Macht, England, zu ciuem Ucbcrgcwicht gelangen zu lassen, am eifrigsten darauf bedacht gewesen sind, das gleich mäßig mit ihnen daran intcrcssirte Königreich Griechen land znr Vormacht der Balknnhalbinscl zn erhöhen. Die englischen Interessen im Orient sind durch die Kouvcntiou vom 4. Juui iu einer so ausgiebigen Weise direct gesichert worden, daß eine Begünstigung der Forderungen Griechenlands nach einer Gebietserwei terung nicht mehr unter dem Gesichtspunkte eines in- dirccten englischen Interesses als eine Aufgabe der englischen Oricntpolitik erscheinen kann. Der in Kon stantinopel znr Zeit überwiegende Einfluß Englands wird daher auch schwerlich in dem Sinuc zur Ver wendung gelangen, daß England in die Pforte drin gen wird, sich mit den durch dcu Berliner Vertrag vorgesehene» Verhandlungen wegen Berichtigung der türkisch-griechischen Grenze zu beeilen, geschweige denn mehr als die nothdürftigstc Abfindung der Forderun gen Griechenlands zn gewähren. In demselben Blaße mnß und wird zwischen Athen nud Petersburg eine Aunühcruug stallfiudcn. Die Ausführung der Ab sichten Rußlands, ans der Balkanhalbiuscl eine Kou föderativ» slavischcr Staate» »»ter russischem Pro- tcetorat zu begründe», hat gegenüber dem entschiede nen Widerstande Enropa'ö mid vor Allem der »ach dieser Richtung hin mit ihren Lcbensinteresscn gravi tirendcu österreichisch ungarischen Monarchie bis ans cinc ungewisse Zukunft hinaus vertagt werde» müsse». Demuächst werde» sich die Expansionöbestrebungen Rußlands wieder mehr in Asien gellend machen, von wo bereits Rachrichten über einen russischen Kriegü- zng bis gegen Afghanistan hin nach Europa gelangt sind. Für die nächste Zeit wird daher von russischer Seite auf der Valkauhalbiusel wieder eine der öffent lichen Meinung Europas homogcucrc Politik, als die iu dem letzten Kriege zn Tage getretene panslavistische, befolgt werden. Griechenland kann fortan wieder da rauf rechnen, von Rußland in Protection genommen zu werden nnd zwar nm so mehr, je weniger Eng land dnzn geneigt ist, sich seiner anznnchmen. Alle Welt wird aber England dafür verantwortlich machen, wenn die Pforte diese Sache in die Länge zieht nnd wohl gar zu einem Kriege mit Griechenland, daö cs als klein nud schwach leicht zu überwältigen hofft, über geht. Nach der Konvention vom 4. Juni d. I. ist England nicht mehr in der Lage, die Verantwortlich keit für die Politik der Pforte abznlchncn; der Schatz- Herr hat für die Handlungen dcS Schützlings, wie für seine eigenen cinznstchcn. Ta.qesgcschichtc. Sachfen. Schandau. Au dem am Donucrs- tag Vormittag 9 Uhr 1ü Miu. für die Mitglieder des Vcrbaudcö deutscher Ingenieure und Architekten vom böhmischen Bahnhof in Dresden über Pirna- Stolpcn-Nenstadt-Scbnitz nach Schandan abgcgangc- ncn Personencxtrazng, welchen die königl. Gencral- dircclion der Stantübahncn znr Verfügung gestellt hatte, bcthciligtcn sich 771 Personen. Bis Lohmen nahm Herr StaatSminister v. Köuncritz an der Fahrt Theil. Daö Frühstück war in Neustadt vorgesehen, während daö Diner hier in drei Hotels von 2—'^7 Uhr Nachmittags stattfand. Die Rückkehr nach Dres den erfolgte Abends 7 Uhr 10 Min. — Au dcu beiden Kirmcßfesttagcn wird unsere Curkapellc, am ersten Tage ans dem Bad nnd nm zweiten ans dem L-chützcnhaus, unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Schildbach concertircn, worauf wir das musiklicbcnde Publikum mit Bezug auf die im heutigen Blatte befindlichen Inserate besonders auf merksam machen. — Das Gcsammtcrgcbniß der Wilhelms-Spende im Königreich «sachsen beläuft sich auf 79,416 Mart 19 Pf., die von 2,700 Gemciudcu gesammelt wurden. — Die Gcsammtziffcr der auf 21 deutschen Hoch schulen immatrikulirteu deutschen Studircndeu einschließ lich ihrer fremdländischen Beimischung beläuft sich Heuer auf nahezu 18,600. Leipzig lieferte dazu 286l, Berlin 2569, München >364, Breslau 1240, Tü bingen 1137 und Bonn 1063 Studirendc. I» Pirna hat mau beim Umbau des Rathhauscs am 2. September einen interessanten Fund gemacht. Mit in die Brockenmauer gefüttert, faud mau die Figur eines aus Sandstein höchst sauber gearbeiteten Ritters mit L>chnppenpanzcr und Schild in natür licher Größe. Leider fehlen an diesem seltenen Stück Kopf nnd Füße nnd soll die Figur aus dem 14. Jahr hundert stammen, ebenso hat mau schon öfter gut er haltene Stücken von 'Thür- nnd Fensterfassungcn, welche der frühgothischcn Periode entstammen, mit vermauert gefunden. Ein nettes Früchtchen wurde m der Nacht vom Souutng zum Montag in Leipzig eingesteckt. Ein Handluugökommis kam betrunken nach Hanse nnd erhielt hierüber voll seiner Mutter Vorwürfe. Dies hatte ihn aber so verletzt, daß er ohne Weiteres auf seine Mittler lvsschlug. Als der Vater der bedrängten Mittler zur Hilfe kommen wollle, wurde auch dieser von dem uugcratheneu Sohne in der brutalsten Weise behandelt, so daß Nichts weiter übrig blieb, als Polizei zur Hilfe zn rnfcn. Zwei Schutzmänner waren aber kaum im Staude, den Wülhcrich zu bündigen, indem er fortwährend nm sich herum schlug, die Beamten mit Füßen trat und denselben die Kleider vom Leibe riß. Mit Aufbietung aller Kräfte wurde er schließ lich gefesselt. Anö Chemnitz schreibt man: Seit einigen Tagen werden hier öffentlich nnd im Stillen Aufrufe ver breitet, wodurch alle „Freisinnigen" (soll heißen alle Ncichsfcindc) aufgcfordcrt werden, ihre Lebensbedürf nisse: Fleisch, Brod, Butter, Kleider re. nur von den jenigen Händlern zn entnehmen, welche ans vorheriges Befragen sich offen zur Partei der Sozialdemokratie bekennen. Man macht also auch den kommerziellen Verkehr znr Parlcisachc nnd hofft ans diese Weise einem großen Theile des Chemnitzer Bürgcrstandcö Furcht cinznjagcn. Da gerade in Chemnitz das Ge- schüftswcsen außerordentlich darnicdcrlicgt, glaubt man durch einen geschickt angelegte» Eonp die Kleinbürger in die Falle locken zu können. Dem gegenüber hat sich aber sofort die auch iu weiteren Kreisen rühmlichst bekannte „Vcrcinignng rcichstrcncr Männer" erhoben und den Beschluß gefaßt, — wie iu früheren Fällen, so anch diesmal — die Gewalt durch eine größere Gewalt nicdcrzuhaltcn. Die „Vereinigung rcichStrencr Männer" in Chemnitz, welche znr Zeit 2000 Mit glieder zählt, wird cö ihren Mitgliedern zur Pflicht machcu, alle diejenigen Wirthschaftslokale, Vcrgnüg- ungöorte und VcrkanfSlädcn zn meiden, welche daö sozialdemokratische Organ halten oder in demselben inscrircn. Der versuchte Schachzug wird daher sehr zu Uuguustcn der Umstürzler ausfallcu." Daö Glauchauer Bezirksgericht vcrurtheiltc am 4. September den Haudelsschuldircktor Klemich aus Dresden, 32 Jahre alt (wegen Erprcssungö-Vcrsnchs, Verletzung der Sittlichkeit, Vcrlctznng amtlicher Vcr- schlnßmiltcl nnd wegen Selbsthilfe bereits je 1 Mal bestraft) in Sachen der Artikel-Serie: „Die sinnlose Phrase" in den „Glauchancr Nachrichten" zu 4 Mo- uateu Gcfüuguiß. Iu der Nacht zum Souutag bräunte an der Pan- sacr Chaussee bei Planen i. V. eine zum städtischen Forsthansc gehörige Schcnnc nieder. Von dem bcnach- barten Haselbrnnn war der größte Theil der Ein wohner herbcigecilt und als die Leute bei dem Feuer thcils helfend, thcils zuscheud standen, da ging in Haselbrnnn selbst ein mächtiges Feuer auf, welches 4 Häuser vernichtete. Beide Brände sind wahrschein lich böswillig veranlaßt. — Am 3. September Abend 7 Uhr wurde iu Plaue» i. V. ei» gläiizendeö Meteor am nördliche» Himmel beobachtet. Dasselbe halte die scheinbare Richtung Ost-West. Es strahlte trotz der noch ziemlich bedeu tenden Tagcöhelle in intensiv grünem Lichte, eine» kurzen rochen schweif nach sich ziehend. Eine Deto nation wurde nicht wahrgenommen. Der frühere Kassirer des Harten st ein er Spar- und VorschußvercinS, C. F. Förster, ist am 31. Ang. ans der Untersuchungshaft entlassen worden, da die bei der Staatsanwaltschaft erhobenen Anklagen keinen Grund zu einer längeren Jnhaftirung boten. AuS Ciba u wird der „O. B." berichtet, daß bei dem nm 3. September veranstalteten Freischießeu der Auweiser, der Weber Carl August Manitz in Alt-Eiban, durch vorzeitiges Entladen eines Gewehres erschossen worden ist. Die Kngel ging dem Verun glückten, der gerade vor der Scheibe stand, nm cm Loch zu verkleben, durch die rechte Schulter nach der linken und verursachte seinen eine halbe Stunde später