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MMe Elßjeilmg. Amts- unö Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtqemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalteu, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark Vierteljahr!, zu beziehe». — Inserate für das Mittwochsblatt werden biö Dienstag frust 9 Uhr, für das SvnnabeudSblatt spätestens bis Freitag frnst U Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit k>0 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebercinlunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Anuoncen-Büreaus von Haascnstein L Vogler, W. Saalbach, Jnvalidendank und Nud. Mosse. l)2. Schandau, Sonnabend, den 3. August >878. O Nom und Berlin. Es unterliegt gegenwärtig keinem Zweifel mehr, daß zwischen Nom und Berlin vertrauliche Verhand lungen über Beilegung des bisherigen Konflikts zwi schen Staat und Kirche schweben: die nstramontancn Blätter selbst gestehen jetzt die früher anf's lebhafteste von ihnen bestrittene Thalsache zn. Der „Germania" hält es sogar für nöthig, zur Beruhigung der von ihr bccinflnßtcu Seelen in Deutschland eine direkt nus Nom kommende Epistel zn veröffentlichen, worin versichert wird, die von der Kurie eventuell Anzn- gchcudcu Abmachungen würden „zum wahren Heile Deutschlands gereichen, selbst wenn sic uns auf den ersten Blick als zn weit gehende Konzessionen erschei nen sollten." Wir gestehen, daß uns für alle derartigen Friedens botschaften bisher der Glaube fehlt. Unseres Er achtens ist ein wahrer, dauernder Friede zwischen zwei Mächten, die sich prinzipiell so feindlich gcgcuüber- stchcn, wie die römische Kurie und das neue deutsche Reich, ebenso unmöglich wie zwischen Fcncr nnd Wasser, zwischen Licht und Finsternis;. Bei den Un terhandlungen könnte also nur ein fauler Friede hcr- auökommen, der Deutschland nicht znm Heile gereichen würde. Unter diesen Umständen halten wir es für angemessen, zur Charaklerisiruug der wahren Gesinn ungen der röinischcn Kurie auf die neuesten Kundge bungen derjenigen Blätter hinznwciscn, welche als die antorisirtcslcn Organe ihrer eigentlichen Gedanken in Deutschland nud iu Italien gelten. Die „Germania," das Ecnlralorgan des dentschen UltramonlaniSmus, brachte jüngst unter der Uebcr- schrift „Katholische Wähler!" an leitender Stelle einen Wahlaufruf, welcher einen glühenden Haß gegen daö deutsche Reich und seine» protestantischen Kaiser nthmcl. Die Katholiken werden darin anf'S Dringendste zu mög lichst zahlreicher Bctheiliguug au dcu bevorstehenden Wahlen und znr Wiederwahl der bisherigen Ccntrnmö- uiitglicdcr aufgcforoert, nm dadurch zu beweisen, daß man den Kaiser falsch berichtet habe, wenn er in seinem Briefe an den Papst erklärte, die Mehrzahl der Katholiken sei mit den Bestrebungen der Centrnmö- fraktion nicht einverstanden; es wird ferner znm Be weis der Rolhwcndigkcit des Fortbestehens einer be sonderen Ccutrumöfraktio» mit dreister Stirn behauptet: das, was mau in Preußen während der letzten Jahre er lebt, in Verbindung mit der ganzen brandcnbnrgisch- prcußischcn Geschichte seit Einführung der Reformation habe nichts anderes gelehrt, als „die unbedingte Noth- wcndigkcil, daß die Katholiken des Landes fort und fort auf ihrer Hut seien", um ihre religiösen Interes sen zu schützen. Das in Rom erscheinende Organ des Vatikans, die „Civilta cattolica", zieht aber iu gehässiger Weise direkt gegen dcu dcntschcu Ncichskanzlcr zn Felde. DicscS selbe Blatt, welches seiner Leit die Lüge in die Welt hinanSposaunt hat, Fürst Biöuiarck habe sich das Attentat Kollmanns selbst bestellt, um da durch dcu uüldcn Kaiser zu Gcwaltmaßrcgclu gegen die Ultramontancu zn drängen, bringt in seinem Hefte vom 20. Jnli einen Leitartikel über „die At tentate gegen daö Leben des Kaisers Wilhelm," in welchem cö geradezu heißt: Fürst Bismarck sei da durch, daß er mit der allgemeinen Revolution gc- mcinsaiuc Sache machte nnd den KatholiciSniuS, der die Fortschritte des Sozialismus allein hindern könne, unterdrückte, „der eigentliche Urheber des Mordes seines Herrn" geworden. „Wer die fanatische Wnth dieses Menschen gegen die Kirche kenne," werde leicht glauben, was gesagt werde, daß er vom Parlament anßcrordcntlichc Vollmachten wolle, um sic nicht so wohl gegcn die Socialdcuwkralcn als gegen die Katholiken zu gebrauchen. Aber letztere würden sich „durch kein Band mehr gebnndcn erachten, an eine Negierung, welche sic so grausam nüßhandlc in dem, was ihnen das Thcncrstc sei." Der Gedanke, daß cö erlaubt sci, ciuc thranuischc Ncgicruug zu stürzen, brcchc sich in dem Maße Bahn, als die Verfolgung der Kirche fortdanre. Ludet» habe sich Bismarck i» der Annexion von Elsaß-Lothriugcn einen namis dolli in Permanenz geschaffen. Nach diesem Hinweis auf daö Bündnis; Noms mit der Revolution und Frankreich schließt der ganze giftige Artikel mit dem höhnischen Ansruf: „Das ist die Befestigung des deutschen Reiches; imd der eö so geschickt befestigt hat, muß der nicht ei» politischer Kopf ersten Ranges genannt werden?" Der dcntschc Ncichskanzlcr ist nnzwcifclhaft ein zn klngcr politischer Kopf, als daß er sich von irgend einem Abgesandten des Vatikans im Geheimen mit Schmeicheleien und schön klingenden Versprechungen bcthörcn lassen sollte, während die notorischen Preß organe der Kurie ihn öffentlich mit Hoh» nud Spott überschütten nnd ihrem Haß gegen das dcntschc Ncich nnd dcssen protestantischen Kaiser in so eyuischcr Weise Ausdruck geben. Tagcsgeschichte. Sachsen. Schandan. Unsere Stadt wird künftigen Montag über acht Tage, dcu k2. August, cincn festlichen Tag seltener Art begehen. Sie wird die Schützengilden von Königstein, Wehlen, Sebnitz, Neustadt, Hohnstein nnd Schandan, welche auf Grund der Beschlüsse der Dclcgirlcnvcrsammlnug vom 26. Akai d. I. zu einem Verbände, dem „Schützcnbnnde der sächsischen Schweiz" znsammcngctrctcu sind, in ihren Manern vereint sehen, da die genannten Gesellschaften an jenem Tage das erste BuudcSschicßcn abhaltcn wollen. Scho» i» der Sitzung, welche der größere Aus schuß der hiesigen Schützcngcscllschaft ain 1!). April d. I. abgchaltcn hat, einigte man sich dahin, daß man znr Zeit und biö ans Weiteres von einem An schluß an den sächsischen Schützcnbnnd abschcu wolle, daß man dagegen die Errichtung eines, die obenge nannte» Städte »mfasscudc» BmidcS in Anregung bringen nnd an die Vorsteher nnd Commandantcn der beircffcndcn Schützcngcscllschaftcn Einladnngcn znr Gründung eines Schützcnbundcs ergehen lassen wolle. Am 5. Mai fanden die diesbezüglichen Bcrathuugcn der Vertreter gcnauntcr Schützengilden iiu hiesigen Schützcnhanse statt nnd cö erklärten sich dieselben mit den, von dem hiesigen SchützcncorpS gemachten Vorschlägen vorbehältlich der Znstimmnng der durch sic vcrtrctcucn Gildcu ciuvcrstaudcu. Mau crkannlc, wic die Schützcugesellschaftcu jener 6 Städte hinsichtlich der Uniformirnng nud der localen Verhältnisse einander so nahe stehen, wic zweckmäßig und förderlich cö sein müsse, wenn für die Bcralhmig gemeinsamer Ange legenheiten auch ein gemeinsamer Boden geschaffen nnd wenn in kameradschaftlicher Beziehung größere Fühl ung nnd Annäherung hcrgestellt würde; man crkannlc an, daß cö Aufgabe des Bundes sein müsse, an der Hebung nnd Förderung des Lebens iu den Schützcn- corporationeu gemeinsam zn arbeiten, hic nud da bc stehende Mängel in den Statuten zu beseitigen, ein einheitliches Commando, sowie ein für die aktiven Mit glieder giltigeö Ncglcnicnt cinziiführcn, Platzwachcn zn errichten, etwaige Differenzen der dem Bunde nngc- hörcndcn Schützcngcscllschaftcn znm Ausgleich zn brin gen u. s. w. Eö wnrdc beschlossen, einer Dclegirlcn- vcrsammlung, für welche jede Schützeugildc 3 Ver treter abzusendcn hat, die Bcrathung nnd Beschluß fassung über die weiteren Modalitäten, welche die Gründung eines solchen Vcrbandcö erfordern, zn überlassen. 'Nachdem von sämmtlichen Schützcngcscllschaftcn dic znstinuncndc» Erklärnngcii zu diesen Beschlüssen bei denn hiesigen Eommandauten, Herrn Stadtrath 'Röhr, Angegangen waren, wnrde in der obcngcdaehtcn Dclcgirtenvcrsammlnug vom 26. Alai nach geschehener Bcrathlmg nnd Amiahinc eines Statutclientwnrfs, in welchem der angcdcnlelc Zweck fixirt worden ist, der „Schützcnbnnd der sächsischen Schweiz" für eonsiituirt erllärt. Alljährlich findet eilte Dclc- girtcnversammlnng mid ein Schützcntag statt, während ein für jedes Jahr zu besiinuueuder Vorort die Gc- schüftöleilnng in den BundcSangclcgcnhcitcu zu übcr- nchuicu hat. Unsere Stadt, welche für dieses Jahr zum Vor ort gewählt worden ist nnd welche schon so manches mal Gäste, die sich znm Zwecke gemeinsamer Bc- rathnngen oder zu Vcrgnügnngözwccken iu ihr An- gcfundcn haben, gastfreundlich empfangen hat, wird cs durch Bekundung allgemeiner Theilnahmc nicht daran fehlen lassen, ihren Gästen, dic sich gewiß zahl reich cinstellcn werden, den Anfenthalt so angenehm als möglich zu machen; sic wird mit einem frcnud- lichcn nnd herzlichen Willkommen die Bürger unserer Nachbarslädte begrüßen; auch die Spitzen der Behörde» nnd die sonst hierzu geladenen Gäste werden das Bestreben der hiesigen Sehützengildc mit ihrem tüch tigen Eommandantcn nnd ihrem wackeren Officicr- corpS durch ihre Thcilnahmc anerkennen nnd fördern; der Verlauf des ersten BundcSschicßcns wird — diese Erwartnug ist eine berechtigte — den Beweis liefern, daß daö Werk, zu dessen Ausführung alle bcthciligtcu Kreise willig nnd freudig die Hand geboten haben, als ein gelungenes sich darstellen wird. Hj — Dic am 3I. d. M. erschienene 18. Nummer der Bade- und Frcmdculislc weist 260 Parteien mit 676 Personen und 6264 Passanten nach. — Bei der am 30. Jnli slatlgefnndcncii Wahl citicS Abgeordneten zum Ncichstag erhielt iu hiesiger Stadt Herr AmtShanptmnnu von Ehrcilsteiu 187 und Herr Advocat Eysoldt 100 Stimmen. Wie unn der „P. A." schreibt, wird nach dein biö jetzt Angegangene» Wahlrcsnltat in unserem 8. Wahlkreis jedenfalls ciuc Stichwahl zwischen den beiden vorgenannten Herren staltfindcn. — Noch läßt sich daö Gcsannntrcsnltnt der Wahlen im ganzen deutschen NAchc nicht überblicken, aber zwei charakteristische Thatsachcu treten ans den noch lücken haften Berichten bereits erkennbar hervor: cö wcrdcu sehr viele Stichwahlen staltfindcn müssen, in denen fast überall die liberale Partei mit der Sozialdemo kratie nm den Sieg zn ringen hat. — Ihre Majestäten der König und die Königin werden Sich am Sonnabend, den 3. dsö. Mtö., von Pillnitz über Bodenbach begeben, mn Sr. Majestät dein Deutschen Kaiser nnd König von Preußen daselbst einen Besuch abzuslattcn. — Voll Tcplitz werden Ihre königl. Majestäten Sich nach dem königl. Jagd schlösse Nehcfeld begeben und daselbst einen mehrtägigen Aufenthalt nehmen. —> Lant einer erschienenen Ministcrialvcrordnung soll den Wirlhschaftöbcsitzcrn innerhalb der au das Königreich Böhmen angrenzenden Amtöhanptmannschaf- tcn Öclönitz, Ancrbach, Schwarzenberg, Aimabcrg, Marienberg, Freiberg, Dippoldiswalde, Pirna,Bantzen, Löbau nud Zittau unter gewissen Bedingungen und Beschränkungen vom I. August er. gestattet sein, ihren eigenen Bedarf von 'Nutz- nnd Zuchtvieh än Rindern, Schafen nnd Ziegen ans Böhmen zn beziehen und nach Sachsen Anznführcu. — Einer am 27. dss. M. von Ministerium des Innern veröffentlichten Ucbcrsicht über die, bei den 168 Sparkassen deö Landes in den ersten 6 Monaten d. I. erfolgten Ein- und Rückzahlungen zufolge be trugen dic Einzahluugc» 40,463,372,„ Mark, die Rückzahlungen 38,959,105,z-, M., in dcm gleichem ZAtranmc des vor. I. die crstcru 44,391,635,-,» M., die letzter» 38,995,288,»« M., wonach im ersten Halb jahre 1878 928,162,»» M. weniger ein- lind 36,183,^ 'M. weniger anögczahlt wurden, alö im ersten Halb jahre 1877. — Wegen Beleidigungen deö deutschen Kaisers ans Anlaß der wider dcnsclbcu verübten Attentate sind in daö Landeögcfängmß Zwickau biö jetzt 20 Personell,