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AäGsche (MzeiNW. Amts- und Anzeigeblatt für das Köniql. Gerichtsamt nnd den Stadtrats) zu Schandau und den Stadtqemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Pvstanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark vierteljährl. zu beziehen. — »cS» Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 9 Uhr, für das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh 9 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpnszcile oder deren Nanin W Pf., Inserate unter 0 Zeilen werden mit 5» Pf. berechnet, (tabellarische oder eomplicirte nach ttebereinkunft.) — Inserate für die Elbzeilung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annonccn-B»reans von Haascnstein .^Bögler, W. Saalbach, Invnlidendank und Nnd. Mosse. .HA 60, Schandau, Sonnabend, den 27. Juli 1878. O Zur Ncichstaqswahl. Jeder, der in Wahlkämpfen einigermaßen erfahren ist, weiß, wie sehr sich der Tumult der Partcifchdc gewöhnlich mir ans der Oberfläche abspielt, wie schwer die große Masse dcrBcvölkermig von derselben ergriffen wird. Diesmal ist das freilich anders. Das dcntschc Bolk wendet bis in seine untersten Schichten hinein der Wahlbcwcgung eine bisher nie beobachtete Auf merksamkeit zu. Aber cö hat keine Freude an dem tobenden Hader; ja, cs sncht vergebens nach einem überzeugenden Erklärnngögrnndc für denselben. Der alte Kampf zwischen Liberalen und Konservativen ist ihm verständlich; der erbitterte Streit zwischen Rcichö- rcgicrnng und Liberalen aber ist ihm ein unentwirr bares Nüthscl. Die Negierung vcilangt wirksame und ausreichende Mittel zur Bekämpfung der gefähr lichen Anöschrcitnngcn der Sozialdemokratie. Nun prüfe man die Reden sämmtlichcr liberaler Kandidaten, welche sich in den letzten PZochc» vor ihren Wählern haben hören lassen und man wird keine einzige fin den, in der nicht der Negierung die loyalste und ent schlossenste Unterstützung im Kampfe gegen die Sozial demokratie in Aussicht gestellt wäre. Das deutsche Bolk, — wir dürfe» das mit guter Zuversicht be haupte» — ist mit diese» offene» nnd ehrlichen Er klärungen zufrieden. Bon verschiedenen Seilen hat man cs aufgcfordcrt, dic Kandidaten vor die Frage „AnSnnhmcgcsetz oder nicht?" zu stellen, nnd Jeden rückhaltlos zu verwerfen, der sich nicht unbedingt für die Annahme eines „Ausnahmegesetzes" verpflichten würde. Das deutsche Bolk im Große» und Ganze» hat dies Spiel mit formalen Begriffen abgclehnt. Auch die Ncichsrcgierung verwahrt sich jetzt dagegen, diesen juristischen Schnlstrcit in die Wahldiskussion geworfen zn haben. Die allgemeine Ucbcrzcngnng ist, daß, wenn dic liberale Partei in der alten Stärke in den Ncichstag znrückkchrt, der letztere sich mit der Negierung über die zweckmäßigste nnd wirksamste Weise der Bekämpfung der sozialistischen Gefahr ohne Zandern verständigen wird. Ist dem aber so, wozu daun der Lärm? Gewiß, die Sozialistcufragc wird sozusagen mir eine Episode der nächsten Legislaturperiode des Reichstags bilden. Aber ist denn über dic sonstige» Aufgabe» der Gesetz gebung ein so tiefer Gegensatz zwischen den Liberalen und der Negierung hcrvorgctrctcu, daß ein weiteres Zusammenwirken derselben schier nnmöglich erscheinen müßte? Die Negierung selbst kann nicht dieser Ansicht gewesen sei», denn sonst Hütte sic mit der Anflösnng dcs Reichstages nicht bis nach dem Nobiling'schcu Attentate warte» dürfe». Sic hat sogar gcge» eine derartige Unterstellung selbst protestirt, indem sic die Behauptung, das zweite Attentat mir als Borwand zur Anflösnng bcnntzt zn haben, znrückwicS. Und dennoch sollte man nach der Haltung der sogenannten freiwillig gonvcrncmcntalen Presse fast glauben, dic Ansichten und Bestrebungen von Reichsrcgicrnug und der freisinnigen Partei ständen sich gegenüber wie Feuer und Wasser. Dic Thatsachc ist doch nicht zu lcugncu, daß eine fnndamcntale Verschiedenheit dcö Standpunktes in der letzten Rcichötagöscssiou nicht hcrvorgctrctcu ist. Die schärfsten Erörterungen haben sich auf die Frage der Steuerreform bezöge». Und dennoch herrscht zwischen der Ncichsrcgierung und den Liberalen über die Grundzüge, nach welchen dieselbe vorzunchmcn sein wird, im Großen und Ganzen Ucbercinstimmung. Der Streit bezog sich auf Einzelheiten der Durchführ ung, besonders auf das Tabakömouvpol. Run, daß ein für das Tabaksmonopol begeisterter Ncichs tag auf keinen Fall zn erlangen sein wird, darüber dürften die nnzweidentigen Kundgebungen der Wähler in den letzten Wochen ausreichende Gewißheit verschafft haben. Die Haltung der liberalen Fraktion dcö Reichstages in Reser Beziehung ist durch die Haltung dcö VolkcS einfach gntgehcißcn. Im übrigen harren wir der Ergebnisse der nnnmchr im Gange befind lichcn Tabakücnguütc und dcs StcncrrcformplancS über hanpt, welchen die Negierung dem Reichstage vorzn- lcgcn gedenkt. Daß ein solcher Plan an dem bösen Willen der Liberalen scheitern würde, werden auch die ärgsten Feinde derselben nicht behaupten wollen. Ebenso ist auf dem Gebiete der ganzen übrigen Gc sctzgcbnng nicht abznschcn, was ein erfolgreiches Wir kcn zwischen Negierung und der freisinnigen Partei nnmöglich mache» müßte, wenn die Ncgiernng wirk lich, wie sic angckündigt hat, an den Grundlagen der bisher geschaffenen Gesetze fcsthaltcn will. Roch einmal also: wie soll das Volk dic hcfligc Bekämpfung der Liberalen durch dic mehr oder weni ger anerkannten Organe der Ncgiernng verstehen? Mnß cs nicht ans dcn Gedanken kommen, daß dic Ncgiernng statt einer selbstständigen Neichslagsmajori- tät, mit welcher sic sicherst verständigen mnß, eine unselbstständige wünsche, die lediglich ihren Winken gehorche? Und doch sollte die Negicrnng das Aufkom men gerade dieser Meinung am eifrigsten zn ver hüten suchen. Wie jung unser Konstilntionalismus auch noch ist, so tief hat er sich in unser Voll doch bereits cingclcbt, daß dasselbe einer der Negierung beding nii gsloö folgende Parlamcntümchrhcit als einen Widersinn vcrnrthcilt. Eine Regierung, die durchaus eine solche Mehrheit erzielen wollte, würde aus der Urne eine oppositionelle Majorität hcrvorgchcu sehen. Daß cs cinc Opposition „widcr Willen" wäre, würde das Uebel mir verschlimmern. Ta.qesgeschichte. Sachsen. Schandau. Auf der Reise, welche Sc. Majestät der König Donnerstag, den 25. d. M. in die Lausitz augctrctcu hat, wurde Hochderselbc au gcuauutcm Tage von unserer Stadt und der Nachbar- gcmeiudc Krippen ehrfurchtsvollst begrüßt. Vormit tags kürz nach 9 Uhr kamen Ihre Majestäten der König nnd dic Königin, in Begleitung der Herre» Gcneraladjntaiit Gcncrallicutcnant Krug vo» Nidda, Exe. nnd des Ordv»»a»zoffizicrö Flügclndj»tn»t Haupt mann v. Kirchbach, sowie der Herren Krcishanptmann von Einsiedel nnd Amtshauptmnnn v. Ehrcnstcin mit Extrazug am hiesigen Bahnhof, dessen Portal von dcn Gcmcindcn Schandan-Krippcn festlich geschmückt worden war, an. Rach geschehener Begrüßung durch de» stellvertretende» Bürgermeister, Herr» Sladlrath Müller, »»d »ach Ucbcrrcichmig eines BongnctS an Ihre Majestät dic Königin durch Frl. Dorothea von Odclcbc» im Namen einer Anzahl weißgekleideter jun ger Damen betraten Ihre Majestäten das Perron, auf welchem dic Mitglieder der beiden städtische» Cor- porationen und des Lehrerkollegiums, der OrtSpfarrcr, das uuiformirte Bürgcrschützcncorps, der Militär- und Kricgcrvcrciu, die miiformirtc Tmmcrfeuerwchr, die Vorstände der Königl. Behörden, der Gcmcindc- vorstand und die Lehrer von strippen, sowie der Ortö- gcistliche für Krippen Aufstellung genommen hatte». Hier geruhten Ihre Majestäten, sich verschiedene der anwesenden Herren nnd einige Damen vorstcllcn zu lassen, wobei Hochdicselbcn in herzgewinnendster Weise sich mit denselben unterhielten nnd sich theilnehmcmd nnd freundlichst nach'Verschiedenem erkundigte». Unter dcn Klängcn der Sachscnhynme nnd nutcr begeisterten Hochrufen, dic im Namen der Gemeinden Schandan- Krippcn vom Hrn. Vorstand Thomas ans Krippe» ciugclcitet wordc» wäre», setzten die hohe» Hcrrschaf tcn die Weiterreise über die, von dcn Gemeinde» Scha»dan-Wcndischfähre geschmückte Kvnigin-Karola- Brückc »ach Scbmtz nnd Neustadt fort. HZ — Dic am 24. d. M. erschienene 16. Nummer der Bade- und Frcmdculistc weist 240 Parteien mit 623 Personen und 5585 Passanten nach. — Dic oberste Kirchcnbehördc hat sich im Ein verständnisse mit dem Ministerium dcö Innern an läßlich mehrfacher Unzntrüglichkcitc», welche bei Dissi- deittcmBegräbnisscn uiit demonstrativem Tragen rothcr Schleifen, Bravo- nnd Hnrrahrnfcn »ach Grabreden vo» Partei-Genossen vorgckommcn sind, zn verordnen veranlaßt gesehen, daß zwar den Dissi- dciitcn auch ans konfessionellen Kirchhöfen das Bc- grübniß »»ter Benutzung der »ölhigen Gcrälhschaften, soweit sic nicht kirchliche Bcdcntnng haben, eventuell gegen eine, durch Regulativ fcstzusctzcndc höhere Ge bühr, nicht zn verweigern ist, jedoch Reden am Grabe eines Dissidenten mir nnlcr Zustimmung eines Ortö- geistlichen gehalten werden dürfen nnd anch Grab- sthriftc» dem OrtSgcistlichcn znr Prüfung vorznlcgcn sind, damit sic Nichis cnthaltcn, was das christliche oder konfessionelle Gefühl der Kirchcugcmcinde oder ihrer Glieder verletzen kömttc. Bei vorkommcndcn Unordnungen oder Zuwiderhandlungen gegen die ge troffene» Bestimmungen sollen die Geistliche» nöthigcn- fallü polizeiliche Hilfe i» Anspruch nehmen. — Wege» Majestäts-Beleidigung wurden vcr nrthcilt der Strumpfwirker und Musikus Uhle zu 3 Jahre» und der Strumpfwirker Peukert, Beide aus Wittgcusdorf bei Chemnitz, zu 1 Jahr 6 Mo»., der coiiditiouölosc Kaufmau» Ochcrual aus Schaudan, derzeit i» Dresden, zn 2 Jahren Gcfänguiß. Letzterer Fakl dürfte dcö obwaltenden MolivcS und der Sclbstdcnuuciativu wegen Aufsehen erregen. Die Sache ist folgende: Am 9. d. M. erhält die könig liche Polizci-Dircction mit der Untcrschrift: „Horst Ochcrual, Kaufmann ans Schaudan, derzeit in Dres den, Amalieustraßc 24, 1.", ein Schreiben mit dem Bemerken, daß Absender, obwohl von der Härte der ihm drohenden Strafe überzeugt, sich nicht scheue, die Vcranlwortlichkcit für seine Ansicht zn übernehmen. Derselbe führt nun ans, daß ihm das Mißlingen der Kaiser- Attentate nnd zwar deshalb leid sei, weil von Beseitigung des Kaisers nicht nur der Anbruch einer besseren Zeil im Allgemeinen, sondern anch für ihn zn erhoffen gewesen wäre. Dic Annahme, mit einer Mystifikation oder einem geistig Gestörten cs zn thnn zn haben, erweist sich als hinfällig; der Schreiber wird in der bezeichneten Wohnung gefunden, bekennt sich bei der Polizei-Directio», später bei der Staats anwaltschaft und vor dem Schöffengerichte als Schreiber des Briefes und gicbt dazn »ur an, daß er Soeial- dcmokrat ebensowenig sei, wie er jemals etwas mit der Umsturz-Partei zu thuu gehabt habe; er sei seit einem halben Jahre condilionslos nnd in seiner Exi stenz von der Unterstützung der Verwandten abhängig, welcher Lage er partonl ein Ende machen wolle. Unter Ausschluß der Ocffcntlichkcit vcrnrthcilt ihn das Schöffengericht zu genannter Strafe. — Dic böhmische Schweiz. So viele Schweiz- führcr bisher erschienen sind, die sich sächsisch-böhmische nennen, so behandelt doch keiner derselben dcn böh mischen Thcil mit gleicher Ausführlichkeit, wie dcn sächsischen, waö doch nm so nothwcndigcr wäre, als der österreichische Thcil jenes schönen Gcbirgslaudcs dcm größeren Publikum nur in scünm Hnnptpnnktcn bekannt ist. Erst in dcn jüngsten Tagen Hal die VcrlagSdruckcrci von Stopp nnd Hempel in Tctschcn diesem Umstande durch die Herausgabe eines Führers durch das Elbchvchland um Dittersbach uud Tctschen abzuhclfcu versucht uud ist ihr dies in glücklicher Weise gelungen^ denn das Merkchen ist, wie kaum ciu zweites, geeignet, zum Besuche der Gegenden der böhmische» Schweiz a»zurcgcu, den» cs zählt nicht mir eine große Menge bisher nubeknnuler Punkte ans, sondern erhält mich durch interessant geschichtliche Notizen nnd reizende Sagen einen bleibenden Werth. Dresden. Am Mittwoch Mittags 12 Uhr er folgte im königliche» L-chlosse vor versammeltem Hof staate nnd den Ständcmitgliedcrii beider Kammern der feierliche Schluß dcö Landtags. Bci dem Ein tritte Sr. Maj. in den Throusaal brachte der Prä sident der Ersten Kammer, Kammcrhcrr v. Zchmcn