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Sächsische Ellyeitnng. Amts- «nö AnzeLgeblatt für das Künigl. Gerichtsamt nnd den Stadtrath zu Schandau und den Stadt^emeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalte», sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark Vierteljahr!, zn beziehen. — trcS" Inserate für das Mittwvchöblatt werden bis Dienstag früh i) Uhr, siir das Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh 0 Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene Corpuszeilc oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, stabellarische oder complicirte nach llebereinkunft.s — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Bürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Büreaus von Haaseustciu Vogler, W. Saalbach, Jnvalidendank und !>iud. Mosse. .M A4. Schandau, Sonnabend, den 27. April O Die Wünsche der Jesuitcupartci. Mit einer Offenheit, die nichts zn wünsche» übrig läßt, hat die Jcsnitcupartci der Welt zn Ostern ihre Wünsche ans dem Gebiet der europäischen Politik knndgcgcbcn. Die Enthüllung ist in einem Leitartikel nicdcrgclegt, welchen das ncncstc Heft der „Eivilla cattolica," des offiziösen Organs der römischen Eurie, an hervorragendster Stelle unter der Ucbcrschrifl „Die gegenwärtige Krisis Europas" veröffentlicht. In einem Augenblick, wo Leo XIU. Preußen gegen über die Nolle des Friedliebenden spielt, hat es einen besonderen Reiz, die eigentlichen Absichten Noms kenne» zn lerne». Daö heutige Europa mit scüic» Staaten „ohne Religion, ohne Gerechtigkeit nnd ohne gegenseitiges Vertrauen" wird in jenem Artikel als schwer krau! bezeichnet. Durch die gewaltigen Siege Rußlands se diese Krankheit aber an eine» jener Wendepunkte ge langt, welche zur Genesung oder zmn Tode führten. England, für welches cS sich in Folge des Vertrages von San Stefano nm Tod und Leben handle, sei die einzige Macht, welche entschlossen sei, der russischen Gier energisch Widerstand zu leisten nnd die Erfüllung der napoleonischen Prophezeiung, daß Europa nächstens kosakisch werden würde, zu verhindern. Der Krieg zwischen beide» Mächte» sei »»vermeidlich. > Welchen Anögang werde nnn aber dieser Krieg haben? Wenn England mit Oesterreich verbündet wäre, würde die Sache keinem Zweifel unterliegen. „Aber Oesterreich vermag sich nicht zu entschließen, weil cs fürchtet, daß Prcnßcn nur de» Augenblick, wo Oesterreichs Kräfte in irgend einem Kriege zer splittert sind, abwartct, nm dasselbe anzngrcifcn." England werde mithin gezwungen sein, allein zn kämpfen, nnd habe dabei durchaus keine sichere Anü- sicht auf Sieg, da Rußland von Prcnße» im Ge heime», vo» der Türkei aller Wahrscheinlichkeit »ach offen unterstützt werden würde. Und mm schüttel das Jcsuitcnblatt das ganze Gift seines Hasses über Preußen ans, — (das dcntschc Reich iguorirt es ge flissentlich!) — indem cö folgendermaßen fortführt: „Der Knoten dieser Verwicklung ist von Preußen geknüpft und Preußen allein könnte ihn, wenn co wollte, löse». Aber Preuße» hat znvicl Interesse daran, ihn zn erhalten. Nachdem cö Rußland ans wohl übcrdachtcn Absichtcn znm Kricgc mit dcr Tür kei anfgchctzt, wird es diese nicht ans halbem Wege aufgcbcn. Das einzige Mittel, nm cö zn zwingen, andere Saiten anfznzichen, wäre ein Büudniß Frank reichs mit England nnd Oesterreich. Der dritte Theil dcr östcrrcichischcn Macht würde hinrcichc», im Bunde mit der englischen, dem rnssischcu Koloß cimm Stoß zu geben, der ihn zu Bodcu würfe. Der Rest dcr österreichische» Macht würde vereint mit dem schon wieder organisirte» französische» Heer mehr als gc- nügcad sei», Prcnßcn in Schach zn halten. Dieses Bündnis; würde zugleich mächtig genug sein, vo» Frankreich nnd Oesterreich das Damoklesschwert zu entfernen, welches über ihrem Haupte hängt. Denn Preußen trachtet — mau darf sich darüber nicht tänschcn — nach zwei Dingen: 1) sich die dcntschcn Provinzen Oesterreichs zn amicktircn, um daö deutsche Reich zu vollenden, nnd 2) die frmizösische Macht so zu vernichten, daß cS dieselbe in Znknnft nie mehr zn fürchten braucht. Um beide Ziele zu erreiche», wartet cö nur a»f cine günstige Gelegenheit, die ihm zugleich cmcu Wink gäbe, mit welchen von beiden Plänen cö de» Anfang zn machen Hütte. Frankreich, welches gcgcnwürtig zu zittern scheint bei dein Ge danken, sich von Neuem mit den prciißischcu Waffen messen zu müssen, würde einen ganz anderen Math fühlen, wenn cs sich für dcn Fall cincö Konfliktes ans die Untcrstütznug Oesterreichs nnd Englands Hoffnung machen könnte. Die Gelegenheit im Kampfe gegen ihre natürlichen Feinde für daö eigene Wohl in dauernder Weise zu sorgen, könnte für Oesterreich nnd Frankreich nicht günstiger sein. Sic wird schwer lich wicdcrkehrcn." Merkwürdiger Weise hült die „Civilta" cö trotzdcm für gewiß, daß beide Mächte sich die schöne Gelegen heit entgehen lasse» werde»: beide seien nämlich gcgcu- würtig von dem — Frcimanrcrthmn beherrscht, welches bekanntlich darauf ausgche, die katholische» Mächte zu zerstöre» »»d die Herrschaft über die Welt zwischen dem schiömatischcn Rußland imd dem ketzerischen Prcnßcn zn lhcilcn. „Frankreich nnd Oesterreich werden neutral blcibcu und beide, eine nach dcr andern, seiner Zcit von Preußen zertrümmert werden. So will cö daö Frcimnnrcrthnm, und Golt allein kann diesen ungerechten Plan vereiteln." Eines Commcntars bedürfen diese Auslassungen, denen sich eine Korrespondenz auö Prcnßcn in dcmscl- bcn Hcft dcr „Civilta" mit dcr Behauptung, Bismarck beabsichtige, Holland und Belgien zn anncktircn, wür dig anreiht, wohl nicht. Znm Schluß nur noch die Bemerkung, daß die Anklage gegen das Frcimaurcr- lhnm ein nuonhmcr Angriff auf Kaiser Wilhelm, dem bckamitcu Protektor dieses Ordens, ist nnd daß die Hinweisung auf das bevorstehende Eingreifen Gottes in bedenklicher Weise an das Steinchen erinnert, von welchem Pinö IX. einst den Koloß des dcntschcn Reiches im Geiste zerstört sah. Zur Förderung des gcgcnwürtig scheinbar von Papst Leo verfolgten Zweckes, den Friedens zwischen dem preußischen Staat nnd dcr Kurie hcrzustcllcn, können die Enthüllungen über die geheimen Hoffnungen und Herzenswünsche der Jcsnitcn partci nicht dienen. Wahrscheinlich sind sic anch da rin» jetzt gerade in die Welt hinanögcsandt worden! Tagcsgeschichte. Sachsen. Schandan. Dcr 50. Geburtstag Sr. Majestät nnserö allvcrchrtcn Königs Albert wurde auch diesmal wieder in gewohnter Weise hier festlich begangen. In den schönen klare» Lenzesmorgen, i» dessen milder belebender Luft bunter Flaggcuschmuck wehte, tönte» die Klänge der Mnsikchörc des Krieger- Vereins nnd dcr Knrkapcllc hincin, nm dcn Bcwoh- iicr» dic Bcdcntnng dcS TagcS anzudcnten; dcm Mit tags statlfmdcndcn Fcstgcläutc nnd der Musik cmf dem Marktplätze schloß sich ein Festessen in Scndig'ö Hotel Königin Carola an, daö mu 4 Uhr seine» Anfang nahm, an dem sich anßcr den königlichen nnd städti schen Behörden noch viele Bewohner hiesige» Orts betheiligtc». Am Abend waren auch dic Mitglieder dcö Militärvcrcinö zur Würdigung dieser Feier in ihrem Vcrciuölokale versammelt. — Bei der am 23., 24. nnd 25. April im hiesigen Schützcnhause stattgefnudcne» Stellung kamen auö den ländlichen Ortschaften dcS Gcrichtsamlöbezirkö Königstein 17 Mann anö dem Jahrgang 1876, 24 Manu ans dcm Jahrgang 1877 und 82 Manu aus dcm Jahrgang 18 8, in Summa 123 Man» zur Musterung; Resultat: 34 Mauu tauglich, 13 Mami untauglich, 16 Mann Ersatzrcscrvc 1. Classc, 1 Mami Ersatzrcscrvc 2. Classc und 50 Manu zurückgcstellt; am zweiten Tage käme» aus den lüiidlichc» Ort schaften dcö GcrichtöamtöbczirkS Schandan zur Muster ung: 26 Mann auö dcm Jahrgang 1876, 58 Manu auö dcm Jahrgang 1877 und 85 Manu auö dem Jahrgang 1878, in Summa 160 Mami, von denen 47 Alaun tauglich, 13 Manu mitanglich, 26 Mauu Ersatzrcscrvc 1. Classc, 1 Alaun Ersatzrcscrvc 2. Classc md 82 Alaun zurückgcstcllt wurden; nm 3. Tage Pmcn auö dcu Städten Schandau, Hohnstein nnd Königstein mit Festung Königstein zur Musterung: 1 Mann anö dem Jahrgang 1872, 23 Mann ans dem Jahrgang 1876, 45 Alan» auö dem Jahrgang 1877 und 72 Mann anö dcm Jahrgang 1878, in Summa 141 Manu, von dcucn 30 Alaun tauglich, 10 Manu untauglich, 22 Mann Ersatzrcscrvc 1. Cl., 4 Mann Ersatzrcscrvc 2. Cl. und 75 Mann zurück- gestellt wnrdcm — Dcr Vcrkchr ans dcn sächsischcn Stnatöbahncu war diese Ostern ein sehr guter und bedeutend besser als der vorjährige. Ans dem böhmischen Bahnhöfe in Dresden sind überhaupt 25 Extrazügc abgclasscn wor den, davon entfallen auf die Bodenbacher Linie 10 nnd 15 auf die Tharandt-Chemnitzer Linie. Auf dem böhmischen Bahnhofc in Dresden liefen exclusive den Zügen von dcr Verbindungsbahn 2603 Personenwagen ans nnd ein, von denen 1768 auf dcm Fcsttagövcr- kchr zu rechnen sind. — Während dcr bcidcn Ostcrfcicrlagc sind von dcr Sächsisch-Böhmischen Dampfschifffahrt auf dcu Elbstrcckcn oberhalb und unterhalb Dresden zusammen 116 Personcu-Dampfsclstfffahrwn anögeführt worden. Es ist dies ein Ostcrvcrkehr, wie er noch nie erlebt worden, nnd trug dazu im Vergleich zn andere» Jahren wesentlich daö günstige Welter bei, welches dennoch durch den stark wehenden Ostwmd cimgcrmaßcu bcciil- lrüchtigt wurde. Am erste» Feiertage srüh ist i» Rathen am rechten Elbufcr ein mibckauntcr, weiblicher Leichnam aiigc- schwommc» imd polizeilich aiifgehobc» worden. Die Todtc dürfte höchstens 3 bis 4 Woche» im Wasser gelegen haben, ist ungefähr 20 Jahr alt und hat an scheinend dem Dicnstbolcnstandc angehört. — Ein jähes nnd schlimmes Ende bereitete sich am Dienstag in Pirna eine Kuh. Vom Güterschup pen dcö dortigen Bahnhofs auö uahm sic Rcißanö und jagte so schleunigst, daß sic Niemand cinholcu konntc, immer dcn Bahndamm entlang bis Obcrvogcl- gcsang, woselbst sic gcradc in cinc» nach Pirna fahren den Zug hincinramitc. Daö arme Thier ward so fort gclödtct nnd völlig zerfahren; noch in Pirna hin gen Flcischstückcn in den Nädern dcr Maschine. Zur Feier des 50. Gcbnrtötagcö Sr. Majestät dcö Königs prangte Dresden in einem ganz reizen den Festgcwande, nnd in allen Gesellschaftskreisen war man bemüht, der hohen Bedeutung des Tages in dieser oder jener Weise gerecht zn werden. Einen guten Eindruck machte cö besonders, daß nicht nur dcr größte Theil der Häuser Flaggcnsehmnck angelegt hatte, sondern daß anch zahlreiche Geschäftsleute durch sinnige Dekoration ihrer Schaufenster ihre» patriotischen Ge fühlen Ausdruck gäbe». Die offizielle Gratulationü- kour Seitens dcö Staatönünistcrinm, dcr Spitzen dcr königlichen nnd städtischen Behörde», sowie dcr Gcnc- ralität und Gcistlichkcit fand Mittags 11 Uhr im kö niglichen Ncsidcnzschlosse statt. Nach dcr Konr begaben sich dic Majestäten in das priuzlichc Palais auf dcr Langcstraßc, wo Familicntafel stattfaiid. Dcr Sergeant Pchlkc, welcher dcn EiubrnchSdieb- stahl in Schloß Plcißcnburg in Leipzig verübt halte, ist, wie anö Leipzig geschrieben wird, zu 8 Jahre» Zuchthaus »»d der wachthabende Unteroffizier wegen Beihilfe z» jenem Diebstähle zu 5 Jahre» Zuchthaus vcrurthcilt wordem Am Morgen des 23. wurde das 24 Jahre alte Dienstmädchen Maric Zcrchc, welches in Mittweida diente, während der Ostcrscicrtagc in SchwcickcrS- haiu bei seiner Mnttcr ans Besuch war nud wie der nach dcm Dicnstortc zurückreise» wollte, abseits von dem vom Dorfe nach der Haltestelle führende» Wege im Pfarrbnsche von mehreren, vom Urlaub zu- rückkchreudc» Soldaten ermordet aufgcfuudcn. In der Nacht znm 10. April hat sich in Crim mitschau im Sahupark dcr Agent Moritz Knorr erschossen. Derselbe war zugleich Secrctär und Jn- cassobcamtcr der dortigen Schützcngescllschaft und sollte als solcher am Ostersonnabend Rechnung ab- legen, wozu cr nicht im «Ltandc war. Bis jetzt hat man ei» Deficit von ca. 2000 AU. cntdcckt. Knorr war ei» ausschwcifcndcr Mciisch. Oesterreich. Wien. Ein HaudclSagcut mi mens Bernhard Wild führte am 22. d. Nachmittags wenige Minute» nach 5 Uhr in dcr Hauptallec des