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ÄlchWe Elb)eitMtz. Amts- und Anzeigeblatt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittlvoch und Souuabcnd und ist durch alle Pvstanstalten, sotvic durch die Eichedition dies. Bl. für I Mark dierteljährl. zu beziehen. — »cK- Inserate für das AiittwvchSblatt werden bis Dienstag früh !) Uhr, für dnS Svunabendsblntt spätestens bis Freitag früh i) llhr erbeten. — Preis für die ge spaltene EorpuSzcile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirtc nach Uebereinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Aürgermstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Annoncen-Vüreaus von Haasenstcin ^Vogler, W. Saalbach, Jnvalidendank und ütud. Mosse. 18» Schandau, Sonnabend, den 2. März 8878. O Deutschlands innere Verhältnisse. Ein Blick auf den gegenwärtigen Reichstag und seine letzten Verhandlungen zeigt uns leider, daß zwi schen Regierung und Volksvertretung nicht die er wünschte Harmonie existirt. Die Session wurde dies mal ausnahmsweise mit einem vollen Hause und de reichlich vorgcfnndcncr Arbeit eröffnet. Jedoch nah men die Diskussionen schnell einen Charakter an, dnrc! welchen sich die aufrichtigsten Freunde dcS Reiches bitter enttäuscht sähe». So sehr daö Hauö mit den Eröffnungen des Reichskanzlers bezüglich des russisch-türkischen Krieges zufrieden sein konnte, so wenig angenehm verlief die Verhandlung über die Tabaksstencrvorlagc. Diese Stcnervorlagc mußte befremden schon durch ihre iso- lirtc Erscheinung, während der Reichskanzler aus drücklich ciu Jahr vorher angeführt, „er werde nicht wieder mit einer einzelnen Vorlage kommen, sondern mit einem vollen Steuersystem." Ferner mußte die Form der Vorlage befremden, welche an sich nicht den Charakter eines organischen Gesetzes trug, das einem bestimmten System angchörcud, die Sache nach einer bestimmten Richtung hin entwickeln konnte, sondern vielmehr au Stelle dcö heutige» Systems etwas setzte, was weder Monopol, noch Liccuz, noch freie Indu strie war. Diese Form hat dcuu dazu geführt, daß sümmtlichc Parteien dcö Reichstags nicht mit der Vorlage einverstanden waren, ohne sich dabei für Monopol re. etwa zu entscheiden. Die Vorlage gab nun ferner Veranlassung zu sehr cigenthümlichcn Erörterungen. Camphausen er klärte die Vorlage für daö Nichtige, wogegen er das Monopol als nicht vorthcilhnft für Deutschland er achtete, daneben aber anführtc, daß diese Vorlage die in Dcnlschlaud nnuatürlich ausgedehnte Tabaksproduc- tiou und Tabaksiudustrie in die natürlichen gesunden Grenzen zurückdrängcn solle. Im Allgemeine» Hal Niemand die Beobachtung bisher gemacht, daß Misere deutsche Tabaksiudustrie eine ungesunde und unnatür liche wäre, vielmehr deutet Alles darauf hin, daß die Tabaksiudustrie und die Tabaksproductiou in Deutsch land sehr gesund und naturwüchsig geworden. Varn- bülcr konnte daher mit Recht bemerken: „Es scheine ihm, daß der Hcrw Finauzmiuistcr selbst mit jeder Industrie im Vatcrlaudc unzufrieden sei!" Daö BnudcSrathömitglied Borchardt enthüllte indessen seine Ansicht dahin, daß ans der Vorlage als Endziel daö Monopol hcrvorgchcn könnte. Nun trat Bismarck anf und erklärte: „er wünsche das Monopol." Am andern Tage erklärte Camphau sen, er sei auch immer für daö Monopol gewesen nud habe dies vor einem Jahre protokollarisch erklärt. Nun wird klar, daß im preußischen Ministerium die Frage in der Richtung des Monopols erledigt war. Gleichzeitig aber erklärte der Reichskanzler, daß Camp hausen zunächst mit ihm einverstanden sei, — und er bisher keine Veranlassung gesehen habe, den öfter ver langten Dicustabschicd des Ministers anzmichmcn. Durch diese Erklärung mußten die Coujccturcn bezüg lich des liberale» Majoritätömi»istcri»mö i» einem sonderbaren Licht erscheine». Ma» mag über daö Tabakömcmvpol denken, wie man will, darüber wird man allgemein einverstanden sein, daß die einschlägigen Fragen »och bei Weite», nicht reiflich genug erwogen worden sind, nm eine de finitive Entscheidung znzulasscu, und daß das Monopol nicht auf solchem Wege vor dcu Reichstag gebracht werde» durfte. Es begreift sich deshalb auch, daß anf dem Boden einer solchen Situation eine Neform- arbcit, wie sic in den letzten Monaten erörtert wor den ist, nicht unternommen werden kann. Die Füh rer der imtiouallibcralcn Partei sind entschlossen und haben dies auch, wie mau hört, in Uebcrciustimmuug mit der gcsammtcu Fraktion bereits kund gegeben: so lange die von ihnen für nöthig gehaltenen konsti tutionellen Garantien nicht ausdrücklich zugcstaudcu sind, sich weder auf persönliche noch anf sachliche En gagements ciuzulnsscu. Es ist ganz deutlich, daß die Verhandlungen dcö Kanzlcrö mit Herrn von Bennigsen, von Forckeubcck, von Stauffcnbcrg rc., welche selbstredend zunächst mir informatorischen Charakter haben konnten, eine Reihe Grundsätze erwiesen haben, in denen keine oder keine volle Ucbcrcinstimmnng dieser Herren mit dem Kanz lcr erzielt werden konnten. Damit ist aber nicht gc sagt, daß diese Grundzügc als absolute Konditionen hingcstcllt waren; im Gcgcnthcil, cö ist keinerlei end gültige Diskussion gefallen und cS ist in der Lage, bezüglich dcö sogcuanntcn cvcntncllcu Majorstütö- ministcrium faktisch nichts geändert. Der schwaukcndc Zustand der heutigen NcichSorganisatiou ist bedauer lich nud alle Vorgänge der letzten NcichstagSvcrhaud- limgeu haben anf'ö Neue bewiesen, daß die Zuknuft bald eine ernstere Lösung bringen muß, soll nicht daö Reich ernsten Schaden leiden. T a g c s g c sch i ch t e. Sachfett. Schaiida». Auf daö heute Sonn abend Abend stattfindcndc Abendessen in der Restau ration zur Erholung, bei welchem sich namentlich die Mitglieder dcö Licdcrkranzcö bcthciligcn wcrdcn, ma- chcn wir au dieser Stelle »och besonders aufmerksam, indem dasselbe gcmüthlich zu wcrdcn verspricht; im klebrigen verweisen wir noch auf daö in heutiger Nummer befindliche Inserat, woraus daö Nähere zu ersehen ist. — Die königl. Amtöhauptmannschaft zu Pirna erläßt nntcrm 21. Febr. im „P. A." nachstehende Bctanntmachmig: Die unterzeichnete Königliche Amts- hauptmaunschafl bringt hiermit zur Kenntnis; dcö Be zirks, daß von ihr Montag, den 4. März 1878, von Vormittags 9 Uhr an, in der Schiiltz'schcn Restau ration zn Schandau, Freitag, dcu 8. Mürz 1878, von Vormittags 11 Uhr an, im Gasthof zum Steru in Königstein, Mittwoch, den 13. Mürz 1878, von Mittags 1 Uhr an, im Gasthof znm süchsischcn Hof in Sebnitz, Montag, den 18. Mürz 1878, von Vor mittags 10 Uhr an, im Gasthof zum schwarzen Klee blatt in Liebstadt, Donnerstag, den 21. Mürz 1878, von Nachmittags 2 Uhr au, im Gasthof zum Steru iu Neustadt, und Montag, den 25. März 1878, von Vormittags 10 Uhr an, im Gasthof zum Löwen in Stolpen, Amtötag abgchaltcn wcrdcn wird. Die Amtöhauptmannschaft muß cö für erwünscht halten, daß die Herren Gcmcindcvorständc möglichst vollstän dig bei den Amtötagcu bez. zu dcu stattfindcndcu Bc- sprcchuugcu sich ciufiudcn und weist gleichzeitig darauf hi», daß die Amtötage insbesondere auch dem mit der Amtshauptmannschaft im Geschäftsverkehr stehenden Publikum Gelegenheit biclcu, geschäftliche Angelegen heiten mit möglichster Zeit- und Kostenersparnis; zu erledigen. — Daö Ministerin!» des Jmicr» macht bekannt, daß über die Mittel der unter seiner Verwaltung stehenden, nur für königlich sächsische Staatsangehörige iestimmtcn „Sächsischen Stiftung zum 26. Juli 1811" zur Unterstützung armer Kranker zum Gebrauche böh mischer uud sächsischer Bäder Ende dcö Monats März verfügt wcrdcn wird, so daß Untcrstützuugögcsnchcn, welche nach dem 20. März cingchcu, keine Aussicht auf Berücksichtigung eröffnet werden kann. Die be treffende» UutcrstütznugSgcsnche sind durch motivirte ärztliche Zcuguissc über die Kurbcdürftigkcit, sowie durch zuverlässige Zeugnisse über die Mittellosigkeit der Kranken unter Angabe ihres Alters zu begründen. Bezüglich solcher Uutcrstützlmgsgcsnchc, welche auf Bad Elster sich beziehen, wird besondere Bekanntmach ung erlassen wcrdcn. Noch ist darauf aufmerksam zu machen, daß den sehr zahlreich eingehenden Gcsnchcu gegenüber die Mittel der Süchsischcn Stiftung nicht genügen, nm auch solche Bittsteller zn berücksichtigen, welche schon zu wiederholten Malen Unterstützungen ans derselben Stiftung empfangen haben. Aus Hohustciu schreibt mau dem „P. A.": Unserer freiwilligen Turncrfcncrwehr ist von der kgl. Brandvcrsichcruugö Commission eine Unterstützung vou 1200 Mk. zu Theil geworden. Vou diesem Gclde wurden 900 M. zur Anschaffung einer zwcirüdrigcn Karrcnspritzc bestimmt, wührcud die übrigbleibcnde Summe zum Anlauf vou AusrüstuugSgcgcnstüudcu uud Fcucrlöschgcrüthcn verwendet werden soll. Am vergangenen Sonntag wurde von der Feuerwehr die Spritze ciugcholt. Obwohl die Straße mit einem ungarischen Wege zur Regenzeit wetteifern konulc, begab sich die erfreute Mannschaft Wohlgemuth auf dcu Bahnhof Wcndischführc, wo sogleich eine Probe vorgcnommcn wnrdc. Mit Saug uud Klang wnrdc dann die rcichbckrünztc Spritze ihrem Bestimmungsort zngcführt. Auf dem Markte augclangt, übergab Bürger meister Hesse dieselbe dem Corps, weiches nach einer kurzen Ansprache durch den Vorstand den neuen Freund erprobte. Der müchtig cmporstcigcndc nud weitreichende Strahl überzeugte die zahlreich Anwc- scudcn von der vortrefflichen, soliden Bauart dcö FcucrbczwiugcrS uud lcgtc zugleich daö beste Zcuguiß ab für seinen Erbauer, dcu Fabrikanten Flader in Jöhstadt. Der herzlichste Wmisch eines Jeden ist aber trotzdem, das; die Zeit noch fern liege, wo die Spritze in ernste Thütigieit zn treten hat. Nüchste Woche dürfte in Pirna die Hauptver- handlnng wider dcu Mühlcubcsitzcr Ernst Hanisch in Lohmen wegen Wcchselfülschnng stattfindeii nud sieht er einer um so hürtercu Strafe entgegen, als er die Betrügereien seit Jahre» mit Ucbcrlegnug »nd großer Naffinirtheit ansführte. Ein in Folge seiner bös artige» vcrlänmdcrischc» Anssage» gefünglich cingczo- gc»cr Drcöducr Gctrcidckanfma»» a»ö achtbarster Fa milie ist nach einer vierwöchcntlichcn Untersuchungshaft entlassen worden, nachdem seine Unschuld durch die königliche Staatsanwaltschaft vollständig fcstgcstellt war. Wer entschädigt Letzteren weniger für seine occuniürcn Verluste, als für dcu gehabten Kummer? „Dr. Nachr." Das Taubstummcucomltv zur Süchsischcn Heinickc- Stiftnng, welches am nüchsten 14. April die 100jührigc Gedenkfeier der Leipziger Taubstummenanstalt, der ersten in Deutschland, begehen will und dem Gründer derselben zu Ehren eben jene Heinicke-Stiftung zu stmdiren beabsichtigt, anö welcher arme Taubstumme unterstützt wcrdcn sollen, hat bereits 4582 M. 26 Pf. vereinnahmt. Weitere Beitrüge für diesen edlen Zweck wcrdcn vou der Taubstummcnaustalt Leipzig entgcgen- gcuommcu. — Die dicsjührige Leipziger Ostermesse beginnt am 6. Mai und endigt mit dem 25. Mai. Daö Auspackcil der Waarcn ist den Inhabern der Meß- lokalitütcn in der Vorwoche vor der Böttchcrwoche gestattet. Aus Glauchau meldet man: Der Vertragöab- chluß über die Abtretung der Gerichte an den sächsischen Staat ist mit dem Fürstlichen und Gräflichen Gcsammt- hanse Schönbnrg, bis anf Gcnchmignng der Stünde, welche wegen Abwesenheit des Herrn Ministers des Innern in Gcschüftcn dcö Reichstags vor deren jüngst erfolgter Vertagung nicht nachgesncht wcrdcn konnte, uniimehr cndgiltig zn Staude gebracht worden. Die Schönburgschcn Gerichte werden von der kvuigt. Staatörcgicrung mit sammt den Gcrichlsgcbündcn, ausschließlich derselben in Waldenburg uud Lichtcn- tciu, uüchslküuftigcn 1. Oktober übcruommcu. Auch ue Snbnltcrubcamtcn fiudcu hierbei Allfuahme iu den Staatsdienst. In der Nacht znm 25. vor. M. hat in einer Gastwirthschaft zu Quohren bei Kreischa ein Berg arbeiter einen gewisse» Hofmann beim Billardspiclcu mit einem Qucne auf den Kopf gestoßen und sodann mit einem Stuhle derart geschlagen, daß er andern Tages von scmcn suchenden Kinderchen iu dem Lust-