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KiilMcht EllyeitMy. Amts- «vH ANzeigeblstt für das Königl. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandan und den Stadtgemeinderath zu Die „Sachs. Elb-Zcitinig" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Posianslalten, sowie durch die Erpeditiv» dies. Al. für I Mark vicrteljährl. zu bestehen. — Inserate für daS Mittwvchsblatt werde» bis Dienstag früy i) Nhr, für daS SvuuabeudSblntt spätestens bis Freitag früh it Uhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzeile oder deren Raum 10 Pf., Inserate unter 5 Zeilen tverden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Uebereinkunft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen an in Hohnstein Herr Aürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig die Amwncen-Bürcaus von Haasenstcin L Vogler, W. Saalbach, Jnvalidendnnk und Rud. Mosse. 18. Schandau, Sonnabend, den 23. Februar U78. O Die Protestpartci der neuen Ncichs- lande. Kaiser Wilhelms Gnadenerlaß für diejenigen Elsaß- Lothringcr, welche sich der dentschcn Wehrpflicht ent zogen haben, ist sicherlich nicht allein im Ncichölandc selbst, sondern auch im übrigen Deutschland mit größ ter Befriedigung anfgcnommcu worden. Tausende junger Leute waren nach dem Kriege über die Vogc- sc» gezogen in dem Wahne, daß in wenigen Jahren die deutschen über den Rhein z»rückgctriebc» sein wür den. Längst haben diese von einer gewissenlosen Pro paganda verführten Optanten ihren schweren Jrrthnm erkannt nnd sehnen sich nach der alten Hcimath zurück, wo vielfach hilfsbedürftige Angehörige sie so sehr ent behren. Aber die dnrch die Richlachtmig der deutschen Wehrpflicht verwirkten Strafen machten ihnen die Rückkehr bisher unmöglich. Daß ihr Schicksal von der ganzen elsaß-lothringischen Bevölkerung als eine Härte empfunden wurde, erklärt sich sehr leicht und ebenso begreiflich ist cs, daß die antonomistischcu NcichötagSabgcorduclcn die günstige Position, welche sic sich gcgcnübcr dcr Rcichsrcgicruug crworbcn hat ten, znr Erlangung cincS GnadcnakteS gerade in die sem Punkte zn bcnntzcn bestrebt waren. Dcr crwähutc Anmcsticcrlaß ist dic Frucht ihrcr Bemühungen. Sofort aber ist unn auch die Protest- Partei znr Hand, nm ihre anlouvmislischcn Kollegen noch zn übertrumpfen. Sic beantragt beim Reichs tage: „den Reichskanzler nnfznfordern, dahin zn wir ken, daß den Optanten erstens dcr Aufenthalt in Elsaß-Lothringcn linter denselben Aedingnisscn wie den Angehörigen anderer fremden Staaten gestaltet werde und daß zweitens die Optanten im Alter von 23 bis 27 Jahren, welche ans dringenden Familien- vcrhältnissen znr Rückkehr in ihre frühere Hcimalh gcnölhigt sind, nicht znm aktiven Militärdienst in dcr dcntschcn Armcc angchaltcn wcrdcn, nm dic Staats angehörigkeit in Clsaß-itothringcn erlangen zn können." So sehr im Reichstage alle Parteien dem kaiser lichen Gnadenerlasse Beifall zollen, so entschieden wird dic große Majorität dem protcstlcrischeu Anträge ent gcgcutrctcn. Die Forderung u<l 1. klingt sehr hnrm- ioö, aber bei Licht besehen, bedeutet sie die Aufhebung des Art. 2 des Frankfnrtcr Friedens. Die Behand lung dcr Optanten auf dem Fuße der Angehörigen anderer fremden Staaten würde die Wirkung haben, daß dieselben ungestört in Elsaß-Lothringcn ihren Wohnsitz nehmen könnten. Dagegen gewährte der genannte Art. 2 das Recht, die französische Rationa lität bciznbehaltcn, ausdrücklich mir unter der Beding ung, daß der Betreffende seinen Wohnsilz nach Frank reich verlegte und sich dort nicdcrlicß. Ohne diese Bedingung hätte die ganze clsaß lothringische Bevöl kerung für die französische Rationalität oplircn und unbehindert ans ihrcr vütcrlichcn Scholle silzcn blcibcu können. Es liegt ans dcr Hand, daß, wolltc mau dcn Op- tautcü jctzt, kaum 6 Jahre nach ihrcr Auswanderung, den dauernden Aufenthalt in ihrcr alten Hcimath gc- währcn, dies die Pacifikativn deö Landes nnr beein trächtigen könnte. Dcr Einwand, daß man gegen wirkliche Störenfriede ja stets mit AuSwcisnngS- maßrcgclu Vorgehen könne, ist nicht stichhaltig, da schon die bloße Anwesenheit der französisch Gebliebenen inmitten ihres alten Bekanntenkreises aufregend wirken und jede etwa nothwcndig werdende Ausweisung die Leidenschaften stets nnf'S Rene nufachcn würde. Mög licher Weise kann in einzelnen Fällen die Behörde eine weitgehende Rachsicht üben; eine generelle Zulass ung dcr Optantcn abcr würde im Interesse der rcichS- ländischcn Bevölkerung selbst nicht zweckmäßig sein. Wer dnrch irgend wclchc Nothwcndigkeit zur Rückkehr nach Elsaß-Lothriugeu gczwnngcu ist, dcr mag sich dic denlschc StaatSangchörigkcit crwcrbcn; wer das nicht will, muß die Folgen sciueS einmal gcthnncn Schrittes tragen. Man sagt, daß dic große Mehrheit der Optanten seinerzeit in Uulenntniß dieser Folgen gehandelt habe. Alsdann werden abcr gerade dic Protcstlcr am Bestem wissen, wen dic Schuld darau trifft. Dic deutschc Regierung hat cö damals an Warnungen und Belehr ungen nicht fehlen lasse»; die große Masse aber hörte lieber ans die Verlockung dcr französischcu Agitation, wclchc dic Unwissenden übcr dic volle Bedeutung der Option absichtlich im Unklaren erhielt. — Dic zweite Forderung deö obigen Antrags würde schon aus Ge rechtigkeit gegen die in ihrcr Hcimalh verblichenen Elsaß-Lothringcr nicht erfüllt wcrdcn könncn. Es hicße einfach, die mit dcr Option in zahlrcichen Fällen be absichtigte Umgchnug dcr Wehrpflicht nachträglich ans drücklich sanklionircn. Wie müßten Diejenigen, wclchc sich dcr harten Nothwcudigkcit loyal gefügt haben, von dcr dcntschcn Regierung denken, wenn dieselbe jenen Anderen, die dem Gesetz eine Nase drehen wollten, znr glücklichen Ausführung dieses BorhabenS noch obendrein behilflich wäre! Tagesgcschichtc. Sachfött. Schandau. Nach einer im hculi- gcu Blatte befindlichen Bekanntmachung dcr sächsisch- böhmischcn DampfschifffahrtS-Gesellschaft wcrdcn dic Führten dcr Dampfschiffe von morgen Sonntag an von Dresden aus bis Schandau, Aussig uud Leit mcritz ausgedehnt. Näheres hierüber enthält dic vor- crwähutc Bckanntmachnng. — Dic Mitglieder dcü Bczirkö-Obstbau-VercinS sür Schandau uud Umgegend wollen wir hierdurch noch besonders auf die morgen Sonntag Nachmittag stattfindcnde ÄczirkS-Bcrsammlnng im Gasthofe zum Stern iu Königsleiu aufmerksam machen. Näheres hierüber enthält die in heutiger Nummer befindliche Bekanutmachnug. — In nicht zn langer Zeil wird wicdcrnm der Tag erscheinen, an welchem dic Konfirmanden fcicr- lichst ans dcr Schille entlassen werden. Gewiß drängt sich da schon jetzt manchen Eltern die Frage auf: Waö soll ans dem Kinde, rcsp. Knaben werden? Leider wird in hiesiger Gegend diese so wichtige Frage in vielen Familien fast gar nicht erörtert, sondern es heißt einfach: „dcr Junge muß in den Stcinbrnch, weil er da, seinem Alter entsprechend, noch am meisten verdient." Mag sein! Ist cö abcr namcntlich für dic jugendliche nnd also noch im Entwickeln begriffene Brust etwa vou Vorlheil, wcuu sic Tag für Tag dc» Staub dcr Snudstciubrüchc ciuathmcu müsscu? Wäre cö nicht weit besser, wenn dcr betresfcndc Knabc sich erst einige Jahre der Laudwirlhschaft widmete, »m dcn Körper zn kräftigen, ehe er im Stciubrnche Arbeit nähme? Dazn kommt noch, daß derjenige, welcher in landwirthschaftlichcn Arbeiten nicht uner fahren ist, späterhin, wenn seine Kräfte zn schwinden aufangcn, dem Stciubrnche den Rücken kehren und zu leichtere» Bcschäftigimgc» i» der Ockonomic ver wendet werden kann. Sollten betreffende Elter» über dc» allgcregtcn P»»kt weiter »achdenkc» wolle», so wäre dcr Zwcck dieser Zeile» erfüllt. L. — Vo» allgemeinem Interesse dürfte cS sei», daß scit einiger Zeit wiederholt Zweimarkstücke vcranö- gabt, worden sind, die durch ciue ätzende Flüssigkeit (Salpetersäure) um 2 bis 3 Gramm ihres ursprüug lichcu Gewichts verringert worden sind, demnach eine» Minderwerth von 35 Pfennigen gegen vollwichtige Stücke habe». Zu erkenne» sind solche mißbrauchte Stücke darau, daß sic bcdeulcud düuuer, ctwaö kleincr und schr porös sind; de» Klang habe» sie natürlich beibehalle», sehen indessen einem cmS Alei oder Zinn gegossene» ähnlich. — Die AußerccmrSselzmig der '/v° Thalcrstücke wird wahrscheinlich im März beginne». Da diese Stücke schon scit Mitte 1877 von de» öf fentlichcn Kasse» nicht mehr anSgcgcbc» wcrdcn, so wird die Emzichuug derselben schnell vor sich gehe». - Dresden. In dem nm 2l. Februar stattgcf»»- dcucn Vcrcinignngs-Vcrfahrc» genehmigte die Erste Kammer den Ban der Linie Pirna-Berggieshübcl, lehnte abcr den Ladegnai in Pirna nnd Fortsetzung der Bahn bis Gottleuba ab. Sc. köuigl. Hoheit Prinz Georg befürwortete besonders warm die Ge nehmigung. — Die Voruntersuchung in Angelegenheiten deö crmordctcn Pnsinelli gegen die beiden Angeklagten Stebich und Georgi, ist nunmehr geschlossen; man darf deshalb in nächster Zeit die Hanptvcrhandlung erwarten. Am Nachmittag dcö 18. Fcbrnar sind in den Lieb- steiu'schcn Stcinbrnchc in Schlottwitz durch daS plötzliche Herciukommcu einer Wand drei Arbeiter tödtlich verunglückt. Dic Verunglückten sind der Maurer Legler uud die Steinbrecher Meyer und Meißner, sämmtlich ans Schlottwitz. In Meißen ist die Ehefrau eines jimgen gewcrb- trcibcndcn Bürgers mit dem 4. Hanplgewinnc der Alberts-Lotterie beglückt worden. Dieser Gewinn be steht in einem kostbaren Mcißner-Porzcllau-Tafcl- Scrviee für 24 Personen und er präsenlirt eine» Werth vou 5000 Mark. In Leipzig' stand am 18. Febr. einer der gefährlichsten Hochstapler vor dein Schöffengericht: dcr 2» Jahre alte Hein rich Hermann Warkus aus Luckau in der Riederlausitz. Sei» Sündenregister winunelt Voit Betrügereien, Betrugsversuchen, llrkundettfälschungeu u. dgl. und zuletzt verdutzte er in der preusiischen Strafanstalt Lichtenburg eine zweijährige Zucht hausstrafe. Ueber seinen letzten Aufenthalt zwischen seiner Entlassung aus der Lichtenburg und seiner Arrctur in Leipzig ist nichts Sicheres zu ermittel» gewesen; kurz u»d gut, er waudte der Reichsmetropole de» Nücke», wie er sagte, weil er gefürch tet, i» eine preusiische Cvrreetio»Sanstalt gesteckt zu werden, der gegenüber er der Dctentio» in einer sächsischen Strafanstalt den Vorzug geben zu müssen geglaubt. WarkuS hatte, wahr scheinlich auf dem Trödelwcgc, sich eine Uniform, ähnlich der für einen preußische» Offizier, zu verschaffe» gewußt uud schlug seine» Weg nach Leipzig über Weißenfels ein. Dort miethete er sich bei einem ehrsamen Schuhmacher eiu, dem er sein Ver langen, leihweise einen Degen zu besitzen, nüttheilte und einen solchen auch in der Caserne der dortigen Unteroffiziersschule erhielt. Es gelang ihm dies unter dcr falschen Vorspiegelung, daß er eine Dienstreise anzutreten habe — von der er natür lich nicht wieder zurückkehrte. Jedenfalls hatte er viel von Leipzig gehört, den» unmittelbar, nachdem er Weißenfels ver lassen, tauchte er hier auf. Zunächst suchte er ei» Gar<:oulogiS zu miethcn uud stellte sich dcr Wirthin desselben, einer Bahu- bcamtcnsehefrau auf der Humboldtstraße, als „königl. Ingenieur Hobusch" vor, dcr vonKassel nach Leipzig versctzt worden sei. Wirth uud Wirthm waren so freundlich, dein neuen Miether >en Aufenthalt möglichst angenehm zu mache»; dcr Wirth be tritt auch herzlich gern die Auslagen für ein Paar Filzpan- osfel re. Andern Tags trat dcr „königl. Jngcnicur", für den er sich auch hier und in den nachfolgenden Fälle» ausgegeben, in den Laden eines Schneidermeisters, suchte sich eiue» Anzug aus, gab auch »och die Bestellung für andere Garderobe auf, deren er zur Hochzeit seiner Schwester bedürfe, und wünschte, daß man ihm die Rechnung am 21. Deecmber (die Vorfälle trugen sich gegen Mitte Dccembcr zu) zuschicke und das Geld dafür in seiner Wohnung in Empfang nehmen solle. Von hier rus ging der Pseudviugeuieur in eine Restauration. Hier'gc- icl ihm ein Elavicrspieler, den er zum Sachverständigen bei 'incm Pianinokauf auSerkor und mit dem er in daS W.'sche Pianofortemagazin ging. Es wurde ein Pianino für 000 M. gehandelt, auch ein zufällig in dcr Stube liegendes englisches Windspiel, das dem Hrn. Ingenieur gefiel, für 75 M. mitgc- nommeu und die Bezahlung des Kaufpreises für beide Objecte gleichfalls für de» 24. December i» Aussicht gestellt. Endlich olltc noch Wei» eingekauft werde», weil dcr Herr Jugeiücur 'remden Offizieren cm Diner geben wolltc. Bei dem Weiu- -ändler V. gingen jedoch die weltmännischen Erfahrungen des Hochstaplers in die Brüche. Der vorsichtige Geschäftsmann glaubte bei der Weinprobc in dem Benehme» des angebliche» Gentleman nicht das eines solchen erblickt zu habe»; erforschte nach und war dic Ursache, daß der königl. Ingenieur noch vor der von ihn, vorgcschwindelte» Abreise nach seinem Gute bei Torgau noch einstweilen zum unfreiwilligen Aufenthalte in Leipzig ersucht und an Polizeiamtsstelle in ihm ein rassinirtcr Betrüger der aller-schlimmsten Kategorie, jener rc. Warkus ent larvt wurde, den das Schöffengericht zu 5 Jahren Zuchthaus, 1750 M. Geldstrafe und 5 Jahre» Ehrenvcrlust verurtheiltc. Am vorigem Sommbrmd früh ließ der Fleischer- meister Aßymö n»ö Schönefeld bei Leipzig durch 'eine» Lehrling nnd den Viehkreiber Richter »nö Wur- M eine Knh in Körlitz nbholen, welche mis dem Staatöbnhnhofe i» W»rzc» vcrlnde» werde» sollte.