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, Tu steche schichte. Sachsen. Gcbirgövcrcin für dic sächsisch-böhm. Schweiz: Scctioii S ch anda ». I» dcr am 16. d. 4N. abgchallcncn, von ea. 40 4Nilglicdcrn und Gästen — von denen 2 aus Neinhardsdorf — bcsnchlcu Mona!S- vcrsammlung lagen wunderhübsche Sachen anö, dic, van Herrn Ad. Gcnckc in Dresden freundlichst gc liehen, Borbildcr gaben, welche Gegenstände inan leicht und vorthcilhaft durch Hausindustrie Herstellen könnte. Uni der Frage der Hausindustrie näher tre ten zu können, wird eine Commission erwählt, bc stehend ans den Herren Ncntnmtmann Gretschel, Fabrik besitzer Hasse 8oii. und Buchbinder Lcwnhu zu»., dic bis zur nächste» MonatSvcrsammlnng einen Bericht darüber erstatten soll, in welcher Weise die Bestreb ungen, die in dicscr Beziehung Seitens dcö Bercins gcmacht werden, in der hiesigen Section unterstützt werden sollen. Herrn Gcnckc wird für seine Bereit willigkeit und Frenndlichkcit, mit welcher er die rei zenden und instrncliven Sachen, ebenso den Markir- nngöapparat zur Ansicht gesandt hatte, der Dank aus gesprochen und lebhaft bedauert, daß er nicht selb anwesend. Dic Anwendung dcS MarkirnngSapparai wird crläntcrt und zur Anfstcllnng eines Systems, nach welchem cr angcwendet werden soll, eine Com mission, bestehend ans den Herren Forstinspcctvr Fnnkc, Strumpfwirker Herrmann, Gvldarbeiter (schwenke ge wählt, mit dem Auftrage, in nächster Bcrsannnlnng Bericht zn erstatten. Hierauf wurde» die Statute» definitiv fcstgcstcM »nd deren Druck beschlossen, sie sol len gleichzeitig mit den Mitgliedskarten znr Vcrthcil- ung kommen. Herr Direktor Nolffö hielt den ersten Theil eines Bortragcö über Gcvgnosic und sagt den zweiten, speziell unsere Gegend berührenden, für die nächste Versammlung zu. Besondere Crwähnnng fand »och eine Karte, dic Hcrr Forstinspcctor Fnnkc für dic »ächstc hiesige Umgegend nnznfcrtigcn gedenkt und die nach den gemachten Angaben höchst nutzbar sciu wird; man bat, die Karte recht bald fertig zn stellen. — Dic Dircction dcr sächs.-böhm. Dampfschiff fahrlS-Gcscllschnft Hal am Montag ihre Fahrten niid zwar bis auf Weiteres uur zwischen Pirna und Dres den eröffnet. Bei günstigen SlromvcrlMnisscn findet demnächst eine Erweiterung statt. — Dcr blutige Krieg im Orient hat anch dem Albcrtvercin ein Opfer anfcrlegt. Eine seiner ältesten treuen Pflegerinnen, Laura Peschel, welche am 24.Scpt. vor. Jü. mit 4 anderen Albertinermncu nach Bukarest cutsandt wurde, starb iu Ausfüllung ihres schweren Berufes am 8. d. M. im Lazarett) zn Cvtroccni. — Es ist früher schon in diesem Blatte ans die Mittel znr Vertilgung der Nanpcn bczw. znr Ver folgung des gerade jeweilig nnftrclcndcu Ungeziefers hingcwicscn worden. Cs ist nun gegenwärtig die höchste nnd beste Zeit, die in dcr Nähe von Gärten und Frnchtbälimcu stehenden Gebäude und Mauern von Nanpcnncstcru und dergleichen Geschmeiße zn rei nigen, um das Ansschlüpfen des schädlichen Ungeziefers zu verhindern. Eö ist diese Maßregel anch gesetzlich vorgcschricbcn und wird deren Unterlassung bei ge schehener Anzeige strafgesctzlich mit Strafe bis zn 60 M. in Geld oder 14 Tagen Haft bedroht. Besonders wird aber darauf aufmerksam gemacht, die kleinen gelblichen oder weißlichen Gcspinnstc zn schonen, welche in länglichen Hänschen au Bäumen und Mauern zn fmden sind nnd deren einzelne CoeonS, um diesen Ausdruck zu brauche», etwa die Größe cincö halbe» Noggcnkornö, oder dic Gcstalt cineö sogenannten Amcisencicö dcr kleine», rothc» Gartenameisc» habe». Diese sind die Puppen der Schlupfwespen, der natür lichen Feinde der Nanpe». — Dic Frühlüigslnft, welche seit einigen Tagen anch unsere sächsische Schweiz durchströmt, hat und die gefiederten Frühlingsboten mitgebracht, denn dic Staarc suchen bereits ihre alten Wohnungen ans. Mögen die lieblichen Sänger sich keiner Täuschnng hingcgcbcu haben. Nach den „Blättern für Geflügel zucht" treffen die Lerche gewöhnlich am 11. Februar, der Staar am 14. Februar, die graue Bachstelze am 8. März, die wilde Taube am 10. März, das Nvth- schwäuzchcn am 26. März, die Schwalbe am 14. April, der Kukuk am 26. April, der Pirol am 7. Alai ciu. Natürlich sind diese Daten nicht für alle Jahre zu treffend, doch sind sie langjährigen Bcobachtnngcn zufolge meist als richtige anznschcn. Dresden. Die Erste Kammer lehnte in ihrer Sitzung am Montag den Ban der Eisenbahn Pirua- Bcrggieöhübel mit 24 gegen 15 Stimmen ab. Erd- mannödorf, Graf Nex, Stübcl und dcr Finanzminister plaidirten für Ansführung dieser Linie, während Hem pel, Seiler und Graf Köuucritz dagegen sprachen. Eö hat nun »ach diesen» Ergebnis; das Vereinigungs- Verfahren zwischen Erster und Zweiter Kammer stntt- znfindeu. — Der „Verein Dresdner Uhrmacher" rathct dem Publikum dringend an, bei dem Ankauf von Uhren ans sogen. „Waudlagcrn" dic größte Vorsicht zu beachte», da diese Uhren nnr zu oft, trotz aller 60 Anpreisungen, von schlechter Onalstät sind, diese Wan dcrlagcr anch nicht selten von Leuten gehalten werden, die von der Uhrmachcrci soviel wie nichts verstehen. In Lichtenberg wurde am 16. Februar eine Vaucrnfängeriu bei Ausübung ihrer Gcschüftöthälig- kcit ertappt nnd nrrctirt. Dieselbe borgte beim Fleischer- meister Z. 8 Pfnnd Rindfleisch für Herrn B . . ., da aber letzterer nnr knrzc Zeit zuvor schon Fleisch hatte holen lasse», kam eö de»! Flcischcrmcister ver dächtig vor »»d verfolgte deshalb die Frau. Statt dcu bckauutcu Weg zu Herrn B . . .'s Wohnung cinznschlagcu, ging sic mit rüstigen Schritten und keuchender Brust bei sehr schwer bepacktem Tragkorb direkt nach dem Bahnhof, nm Lichtenberg per Bahn zu verlasse» (jedenfalls nm einer etwaige» Verfolgung falsche Spnr zn geben,) wurde aber durch dcu Fleischer- meister dingfest gemacht und mnßtc in Begleitung nach dem OrtSgcrichte marschircn. Dcr Tragkarb war außer dem Fleisch noch ganz leidlich mit verschiedene» Spezereien nnd Nahrungsmitteln gefüllt, z. B. Zncker, Kaffee nnd Zimmct, 20 Pfd. Mehl, 4 Brote ». s. w. Alles dieses »nn war in Lichtenberg ans Ncchnmig dcö Hcrr» B . . . geborgt mit dem Vorgcbc», der selbe hätte für Sonntag viel Gäste zu erwarte», waö auch ganz glaubhaft war, indem bei Ausschreibung der dortigen Lehrcrstcllc ziemlich viel fremde Lehrer sich darum beworben und persönlich dem Schulvorstand vorstclltcn, wobei sic es d ch anch nicht unterlassen konnten, ihren Kollegen Herrn A . . . mit zn besuchen. Beim Verhör im OrtSgcrichte sagte die Hvchstablcrin ans, sic hcißc 4t. 4t. und wvhnc in Nandcck, wie sich aber durch nugestclltc Recherchen herauöstclltc, hatte sic einen falsche» Name» ge»a»»t »»d wohnte auc nicht in Nandcck, sondern in WcigmannSdorf. Trotzdem, daß keine Epidemie in Zwickau herrscht, ist das dortige Stndlkrankcnhanö mit Kraulen so stark belegt, wie dies noch nie dcr Fall war. Diese Ucbcr- füllnng hat in dcr Hanplsachc ihren Grund in dem massenhaften Zuströmen armer Kranker, deren cS bei den dcrmaligen ErwcrbSvcrhältnisscn leider nnvcrhält- nißmäßig viele gicbt. Anch das ArmenarbeitshanS ist in einer Weise überfüllt, wie dies bisher kaum noch dngcwcscn sein dürfte und hat man sich dcöhclb ent schlossen, einen Anbau an dasselbe anSsührcn zn lasse». I» Untcrhainsdorf bei Reichenbach gab dcr Bauer Harlmaim seiucm erwachsene» Soh»c, der sich i» Reichenbach, wohin cr ihn in dc» ersten Tagen der verflossenen Woche geschickt, nach seiner Meinung etwas zu lang verweilt hatte, bei dcr Heimkehr mehrere Schellen. Dcr Sohn erzürnt darüber, geht auf dcu Dachboden nnd erhängt sich!! Sein Baten kommt kurze Zeit nach der That dahin, schneidet den Erhäng ten los und cs gelingt, den Sohn wieder ins Leber znrückzurnfcu. Der Vorgang hatte die weitere schreck liche Folge, daß dcr dem Leben wiedergcgcbene Sohn wahnsinnig wurde uud dcr Jrrcuaustalt übergeben werden muß. Desterrcich. Wien, lieber die Confcrenz ist eine Verständigung erzielt. Dic Mächte, auch Nuß laud, habe» den Zusammentritt eines CongrcsscS, nicht einer Confcrenz, in Baden-Baden vereinbart. GttgslNid. London, 18. Fcbr. Dic „Times," die „Daily Ncwö" nnd dcr „Standard" betrachten Sie Situation viel friedlicher nnd glauben, daß dic Kricgsgcfahr vorläufig abgcwnudt sci. — Dcr „Stan dard" ist dcr Ansicht, daß man die Nückbcwcgnng dcr britischcn Flvttc nach dcr Bai von Mndnnia dcr Bereitwilligkeit Rußlands, von einer Besetzung Kon stantinopels abznstchcn, znschrcibcn könne. — Dic englische Flotte, welche die Prinzcninscln wieder verlassen hat, ist am 17. Fcbr. vor Gcmlik in dcr Bai von Mndania (bei Brnssa, ctwa 40 Mcilcn von Konstaminvpcl entfernt) cingclroffcn. Dic Nnsscn haben infolge des erzielten Einvernehmens die neu trale Zone nicht überschritten. Bürker. Konstantinopel. Infolge eines zwischen dem Zaren nnd dem Sultan staltgcfnndcncn OcpeschenwechsclS sollen die Nnsscn nicht in Kou- "tantinvpcl cinrücken, wic sic wegen dcr Anknnst der cnglischcn Flotte beabsichtigten; sic werden jedoch vor- rückcu, nm als Frcnudc einzelne strategische Punkte in der Nähe von Konstantinopel zn besetzen. — Von dcntschcn Kriegsschiffen befinden sich gegen wärtig fünf in den türkischen Gewässern. Drei dcr- clbcn, die gedeckten Korvetten „Hcrtha", „Gazelle", ,Freya" sind im Aegüischcn Meer stalionirt mit der Hanptstation Smyrna. Der Aviso „Ponuucrania" nnd das Kanonenboot „Komet" sind in Konstantinopel vor Anker nnd stehen daselbst znr Verfügung dcö dcntschcn Botschafters. Feuilleton. Der neue Frack. Süddeutsche Humoreske von Bertha Akermaun-Haßlachcr. (S ch l u p.) 4. Mnrgrcth van: Eichcnhof war rüstig fürbaß ge schritten. Der Morgen war schön und sie eine tüch ¬ tige Fußgängerin und so hatte sie den Weg eine halbe Stande eher, als sic rechnete, gemacht. Eö war nnr noch ein Heines Gehölz zn durchschreiten nnd dann lag die Stadl Schopenheim in geringer Entfernung vor ihr. Sie war zwar erhitzt nnd etwas müde, aber das that nichts, sie konnte sich nun bald gehörig rcstan- riren. Sic nahm das Tuch vom Kopfe, das sic sich zum Schutze gegen dic Sonne wieder nmgebnndcn hatte, strich mit dcr flachen Hand über dcu glänzenden Schcitel, zupfte die Schleife au den Zöpfe» uud das Schürzeubaud zurecht uud trocknete sich dann dic tric- fcudc Stirn. „Gntcii Morgen Jungfer, auch schon dcö Wegs?" sagte da eine kräftige Stimme, daß Margrcth crschrack. Ein junger Bursche war nuö einem Seitenweg getre ten, in Hemdärmcln, die Seuse über dic Schulter uud schritt mm ucbcu ihr her. „Guten Morgen, danke," crwicdcrtc sic. „Woher kommt denn dic Jungfer schon so bald? Sic will gcwiß »ach Schopcnheim z»m Markte?" „Ja," sagte sie, „ich hatte mich verspätet, sonst wär ich mit Bastian von Gründorf hcrübcrgcfahren. „Dann wäre die Jungfer freilich schon lang in dic Stadt. Ich sah dcn Bastian vor einer guten Stunde des Wegs fahren nnd er trieb die Gäule an, nnd hieb ans sic cin, als ob cr dcn Gottscibcinuö zu fangen hätte. Also dic Jungfer ist von Gründorf?" „Nicht grade. Ich bin vom Eichcnhof, dic Mar- grcth vom Eichcnhof." „Und ich der Dreher-Anton vom Schopcnhcim. Da wär nnn schon wieder eine Bekanntschaft gemacht." „Und waö für eine!" lachte Margret!). „Ich hätte aber gedacht, heut wär jeder Barsche von Schopenhcim mit seiner Liebsten auf dem Markt oder beim Tauz." „Erst haben," meinte dcr Drchcr-Anton," nnd von der Geschieht heut kann ich noch genug bekommen. Erst dic Arbeit nnd daun dnö Vergnügen. Meine Mnttcr nnd ich wirthschaftcn allein ans nuscrm kleinen Gut uud da darf man nicht fanllcnzcn. Heute früh gabö tüchtig zn mähen. „Dann würde ich mich eben nach einer Fran Um sehen, dic cin gut Thcil mitschaffcn könnte," sagte Margrcth. „Das sagt meine Mnttcr tagtäglich anch zu mir, aber ich habe bis jetzt noch keine gefunden, dic mir znm Hcirathen anstchen würde. Ich bin cin bißcl kurioö, Juugfcr Margrcth. — Aber — wenn Sic nm Ende noch zu habcn wäre, — Sic hat mir auf dcn ersten Blick gefallen!" „Ah geh!" zürnte Margrcth, da sicht man wicdcr die Männcrlcnt. Kein gcschcidtcö Wort wissen dic mit einem Mädel zn reden, gleich in dcr crstcn Vier- tclstnnd kommt Larifari oder Gespött!" „Wahrscheinlich werd ich schon versehen sein!" Anton sah daö Mädchen von der Seite nn. War dnö Ernst oder Spaß? Er wurde nuö dem Gesichte nicht klug. Aber hübsch war die Margrcth, das mußte wahr sein. Er vertiefte sich in alle möglichen Neben gedanken nnd schrnck fast zusammen, als sie mit ihrer tiefen Stimme nnf einmal sagte: „Nnn da sind wir ja, und ich will nur gleich da hinüber. Adjcs Dreher-Anton!" „Adjcö Jungfer! Vielleicht treffen wir später wicdcr einmal zusammen!" „'S ist schon möglich," crwicdcrtc Margret!) nnd wandle sich znm Bahnhof, wo Bastian dcn Postwagen cinstclltc. Von dort ging sie nach dcr Traube, da war cr schon seit einer halben Stunde fort. „Er ist im schwarzen Bären," sagte einer der An wesenden, „nnd tanzt mit dcr schwarzen Liefe — ich komme eben von dort." Dic schwarze Liese? — Hm! —Margrcth dachte nach. Und nnn stand sie schon seit mehr denn einer Stunde im schwarzen Büren, lehnte nm Thürpfosten des Tanzbodens und sah mit blitzenden Angen dem Treiben Bastians zn. Sie sah, wie cr sein Geld ver- chlcudcrtc, wie cr die schwarze Liese nach jedem Tanze gl ihrem Platz führte, den Arm nm sic legte und o schön mit ihr that. Sic sah, wic dcr Wein übcr dcn Tisch hernntcr floß, und ihr war, als ob ihr kal tes Wasser unter das Brusttuch gegossen würde. Am liebsten wäre sic vor ihn getreten nnd hätte ihm eine Kraftprobe ihrer Hände anf'ö Ohr gegeben — aber ic bezwang sich, obwohl der Zorn hell in ihr nnflo- >crte nnd blieb rnhig am Thürpfostcn stehen. Bastian ah nach dcr Uhr, denn cs hatte ihn Jemand ans dic Zeit aufmerksam gcmacht. Er hatte noch eine Vier telstunde Zeit. „Platz da!" rief er in höchster Wcinlannc — „Platz da für mich und meine Liese! — Wir wollen noch Einen hcrnntcrreißcn! — Musikanten, ans!!" Er legte dcn rechten Arm fester nm Liesens Taille uud schlug mit der Linken gegen die Hosentasche. Aber so sehr cr auch draufschlagcu mochte, da klimperte uud klingelte nichts mehr. — Dic Taschc war lcer, — dic harten Thaler, wofür er den iiencn Frack anfcn wollte, — Alles — fatsch! — Dic Mnsikantcn Kelten, Bastian drehte die schwarze Liese — die An- >crn johlten — noch cin verfehlter Lnftsprung — cin