Volltext Seite (XML)
AächlWt Elbzeitung. Amts- und Anzeigehlatt für das Köniql. GerichtsamL und den StadLrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Die „Sachs. Elb-Zeitnng" erscheint Mittlvoch und Sonnabend und ist durch alle Postanstalten, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark vierleljährl. zu beziehen. — IkS" Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh i) Uhr, für daS Sonnabendsblatt spätestens bis Freitag früh i) Ilhr erbeten. — Preis für die ge spaltene CorpuSzcile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter V Zeilen werden mit ü0 Pf. berechnet, ftabellarische oder cvmplicirte nach llebereinknnft.) — Inserate für die Elbzeitung nehmen au in Hohnstein Herr Bürgermslr. Hesse, in Dresden und Lripzig die Annvneen-Büreauö von Haascnstcin -^Bögler, W. Saalbach, Jnvalidendank und Nud. Mosse. 4, Schandau, Sonnabend, den 12. Januar 8878. O Die europäische Situutiou. Das türkische FricdcnSvcrmlttclnngögcsnch Hal sich, da cö eine gar zu ungenügende Basis zur Anknüpf ung ernster FricdcnSvcrhandlungcn enthielt, als er folglos erwiesen: keine einzige »cntrale Macht, nicht einmal England, hat demselben Folge gegeben. Der Krieg wird milhiu, falls die Pforte sich nicht direkt an Rußland mit der Bitte nm Frieden wenden will, für's Erste noch fortdancrn. Die Pforte hat denn auch schon den durch die militärische Lage der Diugc gebotenen Schritt gcthan, die von Suleiman Pascha befehligte Armee über den Balkan znrückznzichcn, also Bulgarien mit Ausnahme der Festungen anfzngcbcn und alle disponiblen Streitkräfte zur Bcrlhcidignng des Thales von Adrianopcl, von dessen Besitz das Schicksal Konstantinopels abhängt, zn conecntrircn. Desgleichen hat Kaiser Alexander sich schon dahin ausgesprochen, daß er unr einen ersprießlichen und ruhmreichen Frieden zu schließen gedenke, zur Erreich ung dieses Zieles aber noch viel zn thun übrig bleibe; er hat sogar eine Bcthcilignng der gegenwärtig noch in Petersburg stehenden Truppen am Kriege in Aus sicht gestellt. In der That dauern auch die russischen Trnppcnnachschübc noch immer fort. Ist somit eine baldige Beendigung des Krieges nicht zu erwarte», so bleibt doch die Hoffnung, daß eine Fortsetzung desselben die übrigen Mächte nicht zn einer bewaffneten Einmischnng veranlassen werde, nach wie vor bestehen. Alle Zweifel über Oester reichs Haltung sind beseitigt, seitdem Graf Andrassy den Delegationen erklärt hat, daß er den Bestand der Türkei keineswegs als eine Lebensfrage betrachte, für welche er cinzntrctcn habe, vielmehr darauf ansgchc, Oesterreich für den Full eines Zusammcnbrnchö des osmanischen Reiches schadlos zn halten. Italien, dessen Beziehungen zu Griechenland sich von Tag zu Tag intimer gestalten, wird einer Zerstückelung der Türkei natürlich noch weniger Schwierigkeiten bereiten. Der britische Löwe macht sich ncncrdingS freilich zn einem nichts weniger als friedlich ansschenden Sprunge bereit; bei diesem Sprunge dürfte das perfide Albion cö indessen nicht sowohl auf Rußland, als ans die unglückliche Türkei selbst abgesehen haben. Die Pläne Englands sind für den Weltfrieden nm so ungefähr licher, da es bei den Mittclmccrstaatcu keineswegs Entgegenkommen für seine egoistischen Absichten findet und sich dnrch Offenlegung derselben unr noch mehr isoliren würde als bisher. Frankreichs auswärtige Politik wird gegenwärtig von einem Manne geleitet, der cö trotz aller Sympathie für England begreift, daß sein Land angesichts der bevorstehenden WcltanSstcll- nng mit Nothwcndigkcit ans eine Politik der Zurück haltung angewiesen ist, und auch schon dnrch den Wech sel in der Person dcö Botschafters nm Berliner Hofe knndgcgcbcn hat, daß es ihm ernstlich nm Wahrung des Weltfriedens zu thuu ist. Nimmt mau dazu, daß auch die Politik der deutschen Reichöregicrung notorisch darauf nnSgeht, zwischen Rußland und Eng land zn vermitteln und einer Verletzung der britischen Interessen, soweit dieselben mit denen Gcsammt- Europas vereinbar sind, vorznbcngcn, so darf man dem neuen Jahre füglich ohne Besorgniß vor einer Störnng des Weltfriedens cntgcgcugchcn. Und doch kann die Aufrechterhaltung des Friedens weder durch eine friedliche Lösung der orientalischen Frage noch dnrch die erfolgte Klärnng der innercn Lage Frankreichs allein gesichert erscheinen, so lange nicht der Vatikan, dieser Friedensstörer dcr Welt, darnieder geworfen ist, oder auf die Ausführung sei ner Pläne verzichtet hat. Ans letzteres ist jedenfalls nicht zu hoffen. Daö crgicbt sich nicht bloö ans der Natnr der Prinzipien, welche daö Papstlhum vertritt, seitdem cö den modernen Staaten durch deu Sylla- buö uud die Sätze dcö vatikauischcu Coneilö den Krieg erklärt Hal, svudern auch aus deu kriegslustigen Acn- ßcrnngen, in denen sich seine pnblicistischen Organe auch jetzt noch, nach dem Umschwung der Dinge in Frankreich, ergehen. Erklärt doch daö Ecntralorgan der Curie iu Dcntschlaud offcu, daß die weltliche Herr schaft des Papstes uothwcndig und die Wiederherstell ung derselben „im Zusammenhänge großer, die ganze Welt bewegender Ereignisse," d. h. dnrch blutige Nc- volutioucu uud Kriege zu erhoffen sei. Und ein in Nom selbst erscheinendes offiziöses Organ dcö Vati kans schcnl sich sogar nicht, dic Behauptung in die Welt hincinznschrcin: „mit Dcntschlaud ist kein Waf- feustillstand, sondern mir Krieg ans Leben oder Tod möglich nnd von diesem Gesichtspunkt auö müssen die Katholiken Stellung nehmen!" Wer will cö uns Dcutschcu nntcr solchem Um- ständcn vcrdcnkcn, wenn wir das Papstthnm als dcn gcschworcncn Fcind nicht bloö dcö Königreichs Italien, sondern auch nnscrö eigenen Reiches mischen nnd cs für unsere heilige Pflicht halten, dem Frieden so lange nicht zn tränen, sondern gcwaffnct ans dcr Wacht stehen zu blcibeu, bis Roms Macht gründlich gebrochen ist? Tagesstcschi ch t c. Sachsen. Schandau. Durch deu widcr Erwarten erzielten ansehnlichen Reinertrag dcr Kindcr- Eonccrtc nm 10. und 16. Dccbr v. I. wnrde Herr Cantor Schlicke in dic glückliche Lage versetzt, dem hiesigen Christbcschccrnngövercin für arme Kinder 60 M. zn übermitteln und 60 M. für das Schul Harmonium verwenden zn können, für welches bcrcitö im Jahre 1876/77 90 M. verausgabt worden sind. Anßcrdcm ist immer noch ein Ucberschnß von 120 M. vorhanden, der, wie mau uns mittheilt, zur An schaffung von Mänteln oder Nöcken für die Chor knaben verwendet werden soll. Dem Herrn Cantor Schlicke, welcher diese Couccrte veranstaltet und anch dirigirtc, gebührt für seine hierbei an den Tag ge legte unermüdliche Thätigkcit nnd Liebe zn den Kin dern großer Dank. — Wenn dcr Wiutcr sich anschickt, die Fluren mit Schnee nnd Eis zu bedecken nnd dic Vögel zwingt, in dic Nähe menschlicher Wohnnngcn zn kommen, so wird manches Vogclfrcnndcö Stimme lant nnd den Bitten kommen Viele nach nud streuen dcn armen Vögelchen Krnmen auf dic Straßc, in dcn Hof, auf das Fcusterbret. Doch in dcr Stadt macht sich dcr Spatz brcit nnd allc Licbcögabcn kommcn hier fast ausschließlich nur diesem zu, die sieben Singvögel aber füttert der Städter nicht, nnd darum wird vogcl- frcnudlichen Sadtbcwohucr Folgendes auö Herz gelegt. Nach einem Schneefalle sind die Fahrwege gewöhnlich die einzigen möglichen Promenaden. Hier finden wir aber draußen im Freien bei jedem Häuflein Pfcrdc- dnug Lerchen, Ammern, Meisen nnd Finken, welche die wenigen nnvcrdanten Hafcrköruchen mühselig aus- lcscn. Das sind nun die rechten Plätze, nm unsere Taschen voller Abfälle auö dcn Vogelkäfigen, Küchen- abfällc nnd Ucbcrblcibsel aller Art zu entleeren; jeder solche naturgemäße Futtcrplatz werde bedacht! Ohne Scheu siud die Vögelchen bald nach unsrer Entfern ung von dcn nahen Chaussecbünmen nnd Grnbcn- ründern wieder zurückgekehrt uud wie freudig neh men sic dic nnvcrhofftc Bcschccrnng jetzt ans. Kein Nanbzcug stört sic, kein Stadtspatz geizt hier mit ihnen, kein nichtsnutziger Bube sucht au solche» Fntter- stcllc» mit Gar» und LcimrMhc Beute zu erlangen, selten mir nimmt sich eine Krähe ihren Theil vorweg. Und wenn wir ans dem Rückwege die betreffenden gut.bedachten Plätze wieder berühren, dann finden wir allc gcstrcntcn Bisscn wohl geborgen in dcn Ma gen der schmibclwctzcndcn Fcdcrknänlchcn ans dcn näch sten Bänmcn nnd Namen. Im Vergleich mit groß artig oder wenigstens vorschrifcömäßig angelegten nnd bewachten Futtcrplätzen ist dic Befolgung dieses Vor schlags zwar nur ciu Nothbchclf, aber nach gemachten Erfahrnngcn einer, dcr gewiß viel GntcS wirkt. Am Montag ist das neue Gcfangencnhanö in Dresden hinter dem noch im Ban bcgrisfcncn Jnstizpalast dnrch die in aller Stille erfolgende Ucber- führnug von Strafgefangenen anö dein GcrichtSgc- fäugniß, LandhanSstraßc Nr. 9, bezogen worden. In dem letzteren befanden sich, wie das Amtsblatt dcö königlichen Bezirksgerichtes berichtet, am hohen Neu jahr nicht weniger als 618 Gefangene, von denen 176 Slrafvcrbüßcndc nnd 142 UiitersnchnngSgefangclie waren. An das neue Gefängnis; werden allc Straf gefangene ans dem Bezirksgericht, dem GcrichISanitc imd dcr Amlöhanptmannschaft abgegeben, welche Strafe nicht über 5 Monate zn verbüßen haben. Dem Gc- richtSgcfängniß, welches 267 Einzclstcllcn besitzt nnd anßcrdcm für 160 Personen Schlafranm hat, die in acht ArbeitSrünmcn Tags über beschäftigt sind, steht als Dircctor dcr bis jetzt in Zwickan angcstcllt ge wesene Inspektor Bnrkhardt vor. Außer diesem sind 1 Wirthschaftöinspeclor, 1 Obcranfschcr, 1 Obcranf- fchcrin, 10 Anfschcr, 2 Aufseherinnen nnd 1 Maschinen wärter nebst 2 Heizern daselbst angcstelsi. Die Ae- amtcu tragen dic Uniform dcr Laudcöstrafanstaltcn. In Freiberg hat man am Sonnabend, dem Beispiel anderer Städte folgend, einen Fleischbc- schancr verpflichtet. Seine erstmalige Amlirnng schon machte ihn mit einem trichinösen Schweine bekannt. Dcr Stall, in wclchcm dasselbe gelebt, enthält sehr viel Natteii nnd jedenfalls hat es solche gefressen und ist dadurch, da die Nulte als Träger dcr Trichinen gilt, trichinös geworden. Natürlich ist das Schwein sofort vergrabe» wordc»; »nr die Fcttthcilc sind davon genommen imd in eine Seifensiederei znm Einschmelzen gewandert. In Leipzig wnrde am 8. d. in der Schöffen gerichts-Sitzung der frühere Postschaffner Johann Karl Franz Pilz ans Breslau, welcher bekanntlich gegen Ansgang dcö Octobcr v. I. ein Gcldpacket mit 11,209 M. anö dem kaiscrl. Postamtc 1. sich zugc- cignet nud damit dic Flucht ergriffen hatte, zu 2 Jah ren und 6 Monaten, sowie zn 2jährigcm Ehrverlust vcrurthcilt. Mau hatte, als man ihn ergriff, noch dcn weitaus größten Theil des Geldes bei ihm ge funden. Wie dem „F. A." geschrieben wird, lebt das älteste Ehepaar Sachsens in Greifen dorf bei Noßwciu. Es ist dies der GntöanSzüglcr I. Gottlieb Richter, welcher am 4. Mai 1810 in der Kirche zn Grcifcu- dorf getraut ist, am 4. Mai 1860 in derselben dic goldene Hochzeit beging, 1870 daö 60jährigc Ehc- Jnbiläum feierte nnd heute noch gesund nnd rüstig ist. Richter fungirt noch alö Gcrichtsschöffe. Am 2. Januar wurde im Walde bei Gerings walde eine Handelöfrau von einem nnbekantcu Maune räuberisch augcfallen nud zur Herausgabe ihrer Baar- chaft gezwungen. Der Geistesgegenwart nnd List dcr Angefallcucn gelang eö jedoch, nntcr Versprechungen dcn Ränder bis in die Nähc der Zschuu'schen Gärtnerei zu locken, woselbst derselbe festgchaltcn und von dcr hcrbcigcrnfcncn Polizci arrctirt werden konnte. Die Persönlichkeit dcö Räubcrö konnte noch au demselben Abende fcstgcstcllt werden: cs war der 64 Jahre alte Maurer Wcrncr aus Altgcringöwalde. Italien. Nom. König Vietor Emanuel ist am 9. Januar Nachmittag 2^ Uhr verstorben, nach dem er noch knrz vorher mit de» Sterbesakramente» versehe» wordc» war. Victor Ema»ncl 11., geboren 14. März 1820, ist somit nahe 58 Jahre alt geworden, bestieg dcn Thron deö Königreichs Sardinien im März 1849 nnd nahm am 17. März 1861 den Titel „König von Italien" an, nachdem er dnrch Annexion der italienische» Länder daö Königreich Italien be gründet hatte. 1870 verleibte er demselben del, letzten Nest dcö Kirchenstaats cin nnd rcsidirtc seit 1871 in dcr Hauptstadt Nom. Sciue Vcrdicnstc nm dic Einheit Italiens sind bekannt. Zweimal vermählt lllid zweimal Wittwer geworden, heirathctc cr im Jahre. 1856 Rosina, die Tochter cincö Tambonr- Majorö, mit dcr cr in morganatischer Ehe lebte,