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Sine Sturmflut i« der Nordsee hat auf See, in den Häfen und in vielen Strandorten schreckliche Verwüstungen und zur Zeit noch unübersehbaren Schaden angerichtet. In Kux- Hafen überfluteten sämtliche Außendeichslände- reien, in Wilhelmshaven wurde ein Teil der Stadt überschwemmt und ein neuerbauter Bahn hof weggespült. In Hamburg stehen viele Keller unter Wasser, die Flut ist so hoch ge stiegen, daß selbst kleine Schiffe die Brücken nicht passieren können. In Blissingen mußten dreißig Kinder m der Schule übernachten, da daS SchulhauS von den Fluten umspült war und man keine Hilfe bringen konnte. Ebenso find die Kellerräume der Hafengegenden von Rotterdam und Antwerpen gänzlich unter Wasser gesetzt. Ein Teil von Brüssel steht unter Wasser, da die fürchterlichen Wellen die Hafenmauern überschlugen. Der im Noldsee gebiet durch die Sturmflut angerichtele Schaden wird auf mehrere Millionen Mk. geschätzt. «wbrnchsdiedsta-l. In Lünen an der Lippe brachen Diebe beim Uhrmacher Herrla ein und raubten außer Gold- und Silbersachen etwa 140 goldene und Werne Herren- und Damenuhreu. Der Wert beziffert sich auf mehrere tausend Mark. Bom Auge getötet. Oberhalb Benrath bei Düsseldorf wurde die Leiche des Besitzers der Schloßreftamatiou in Benrath aufgesunden. In der LkoMheit hatte sich der Herr verirrt und war Wie eine» Kölner Zuge erfaßt und sofort gellst« worden. Siu Raubmord a« einer Greisin. In Dfungstadl bei Frankfuu a. M. wurde in der Dienstag-Nacht ein Raubmord verübt. Die Sl jäbrige Witwe Rothschild, die ein kleines Häuschen allein bewohnte, wurde mit durch schnittenem Halse auiaeiunden. Vom Täter fehlt jede Spur. Unter dem Verdacht der Unterschlagung der Kautionen sämtlicher Angestellten wurden in Göttingen die Direktoren Kühne und Kühle wind deS dortigen Wach- und Schließinstituts verhaftet. Kühne unternahm auf dem Polizei bureau einen Selbstmordversuch und hat sich durck einen Revolverschuß tödlich verletzt. Tod durch Einatmen giftiger Gase. In Wluki (in der Nähe von Bromberg) find beim Graben eines Schachtes für einen Brunnen zwei Männer durch Einatmen giftiger Gase verunglückt. Die Bromberger Feuerwehr förderte die Verunglückten aus dem Schachte als Leichen zutage. Infolge Dammrutsches eutgleift ist auf der Eijenbahnstrecke Elbmg—Osterode—-Hohen stein ein ganzer Personenzug. Der Lokomotiv führer und drei Eisenbahnbeamte wurden leicht verletzt. Von den Fahrgästen ist niemand zu Schaden gekommen. Dagegen ist der Sach schaden bedeutend. Der Verkehr wird durch Umfingen aufrecht «hasten. Doch treffen die Züge mit bedeutenden Verspätungen ein. I. Der „Gäustod." Der badische Abge ordnete Frh. v. Mentfingen übersubr dieser Tage mit seinem Auwmobil in Fechingen bei Bretten ein Kind, das tot auf dem Matze blieb, v. M. !oll in der ganzen Gegend als Schnellfahrer gefürchtet sein; der Volksmund hat ihm den Spitznamen „Gänstod" beigelegt, weil schon manche Gans umer den Nädern seines Kraft wagens ihr Leben lassen mutzte. Im Sturm. In dem Dorf Tirol wurde rin Bauernhaus durch eine Windhose adge- dacht. Das Dach flog bis Meran fori. Watdschade« r« Böhme«. Die letzten Schneenülme haben besonders in den schon durch frühere Schneeftürme schwer betroffenen Waldungen auf den ÄebirgSkämmen neuen Schaden verursacht. Aus dem Erzgebirgskamm nächst dem bekannten Aussichtspunkt „Mücken- türmchen" bei Graupen brachte der Simm solche Schneemafsen, daß der Verkehr nach Sachsen unmöglich wurde. Viele Häuser find bis zum Dachfirst verwehr. Unabsichtlich zum Selbstmörder ge- worden ist in Budwets (Böhmen) der vierzehn jährige Schulknabe Karl Hules, der von seinem Vater trotz ausgesprochener Abneigung in eine Militärbildnngsanstall gebracht werden sollte und, um dem zu entgehen, sich zum Krüppel schießen wollte. Hierbei traf er sich unglück licherweise tödlich. Für 1V Milliou« Briefmarke«. Die bedeutendste und umfassendste Markensammlung, die je zusammengebracht worden ist, wird auf der internationalen Briefmarkeuausstelluug in London im Mai zu sehen sein. Die bis jetzt zur Ausstellung angemeldeten Marken find für 5 Mill. Mk. versichert, und man nimmt an, daß die Versicherungssumme bis zur Eröffnung der Ausstellung 10 Millionen übersteigen wird. Sammler aus allen Ländern der Erde beteiligen sich an dem Unternehmen. Viele seltene Marken werden auch der Prinz von Wales und sein Sohn, dis beide leidenschaftliche der von einer leichten Erderschütterung begleitet war, zahlreiche Gebäude beschädigt. Hotelgäste, die silberne Löffel stehle«. Die New Imker Hotels sehen sich genötigt, energische Vorkehrungen gegen die feinen Gäste zu treffen, die ihnen für einen angenehm ver lebten Abend nicht bester zu danken wissen, als indem sie silbernes Tischgerät und andre Dinge als „Erinnerungen" einstecksn und triumphierend abziehen. DaS große Waldorf- Afioria-Hotel schätzt die Verluste, die es all jährlich auf diese Weise erleidet, auf etwa 100 LOO Mk.! Die Hotels haben jetzt Vertreter angestellt, die die Geschäfte zu beobachten haben, in denen silberne Gegenstände auf galvanischem Wege vergoldet werden. Das 6. Batterie deS 83. Feld-Art.-RegtS. ist der Un gehorsams angeklaxt. Er hatte u. a. den Befehl eines Wachtmeisters, den Reitbahndienst zu verseben, mit der Bemerkung abgelehnt, er habe zerrissene Stiefel und werde sich dabei erkälten. Der An geklagte erhielt von seinem Hauptmann ein sehr schlechtes Zeugnis ausgestellt. Auch wurde er als geistig minderwertig von demselben bezeichnet. DaS Gericht verurteilte ihn zu 6 Monat Gefängnis. Stettin. Der Anstreicher Ernst Juchs und der Lederarbeiter Emil Steinweg, die am 21. November v. den fünfjährigen Sohn deS Leder- Händlers Georg Rosenberger entführten, um von dem Vater eine grötzere Geldsumme zu erpressen, wurden zu 31/2 Jahr Zuchthaus bezw. 4 Jahr Ge fängnis verurteilt. Über äss schreckliche Gruben- GericktskaUe Sammler find, zur Ausstellung befeuern. In den verschiedenen Abteilungen werden goldene und silberne Medaillen zuerkannt werden, und auch für jugendliche Sammler ist ein Wett bewerb ausgeschrieben, für den besondere Medaillen gestiftet find. Orkan t« JtaUe«. In dem kaiabrischen Stäotcheu Catanzaro wurden durch einen Orkan, Ausweg. Hutmacher. »Ihr Kopf ist so dick, daß keiner meiner Hüte auf ihn paßt/ — Bauer: „Da werd' ich halt zweie nehmen erste Opfer dieses Systems war eine sehr ele gante Dame, die einen silbernen Dessertlöffel aus einem Hotel zum Vergolden brachte. Kuntes Allerlei. Die reiche Witwe. Herr: „Was würden Sie mir antworten, wenn ich Ihnen mein Her zu Füßen legte?" — Witwe: »Ihnen raten, eS in einen Korb zu tun, den ich Ihnen dann geben würde." Mainz. Der geisteSbeschränkte Kanonier Wil- Bauer: Helm Kaufmann aus Mülheim am Rhein von der ! müssen. »»—--WM»- 8iläer von äer dnglücksitätce in Oomneres. Unglück von Courriöre (Nordsrankreich) werden immer mehr grauenvolle Einzelheiten bekannt. Man vermutet, daß die Zahl der in den Liennevoen Schächten 2, 3, 4 und 11 umgelommcnen Bergleute nahezu zweitausend beträgt. hat sich erst jetzt bei der Zählung der Bewohner von Leus herausgestellt, daß etwa 600 Mann mehr angefahren find, als ursprünglich an genommen wurde. Die Rettungsarbeiten, die von deutscher Seite unternommen worden find, schreiten jetzt rüstig vorwärts. Der Mut, die Entschlossenheit und die Ausdauer der Dev-schon erregen überall laute Bewunderung. Ein von den mit Rauchhelmen ausgestatieieu deutschen Rettungsmannschaften gemachter Ver- such hat zu einem sehr günstigen Ergebnis ge führt. Sie tonnten besser als die Pariser Rettungsmannschaften in die engen Schächte eindringen. Auch beleuchteten die Lampen der Deutschen eine größere Strecke als Lie der Pariser. Sie find bereit? bis 800 Meter vor- gedrungen und haben große Haufen von Leiche» gefunden, die in ihrer Mehrzahl bereits in Ver wesung übergegangen waren. So oft die Deutschen, um Luft zu schöpfen, ans Tageslicht kamen, veranstaltete das Publikum ihnen große begeisterte Kundgebungen. In ganz kurzer Zett wurden 50 Leichen zutage gefördert. Am Dienstag wurden die ersten 38 Opfer des Unglücks in Lilly-Montigny bestattet. Die Trauerfeier vollzog der Bischof von Arras. Den Särgen folgten die Angehörigen der Ver- unglückcen, auch mehrere Deputierte nahmen an der Feier teil. — In Möricourt fand die Be erdigung von nicht erkenntlichen Leichen statt. Der vom Bischof geleiteten Trauerfeier wohnten der Minister der öffentlichen Arbeiten Dubief sowie die Senatoren und Deputierten des Be zirks bei. In mehreren andern Gemeinden wurden bei den Trauerfeieru sehr scharfe Reden von Vertretern der Arbeiter gehalten, nament lich in Fouqmöres, wo man einen Ingenieur, der die BergwerkSgesellschaft vrttrat, nicht zu Worte kommen ließ. Man hat ungefähr berechnet, daß 6000 Waisen zu versorgen sein werden. Von den kinderlosen Bergarbeiterfamilien sowohl Frank reichs als auch des Auslands liegen schon Anerbietungen zur Aufnahme der Kinder vor, aber noch nicht in ausreichender Anzabl. In materieller Beziehung wird für die Ärmsten jedenfalls gejorgt werden. Was zu wünschen bleibt, ist ein bescheidener häuslicher Herd und verläßliche Erziehung, damit die Kinder nicht Spekulanten anheimsallen. Aus allen Teilen der Welt und von saft allen Regierungen find Beileidstelegramme und Unterstützungszusagen eingeiroffen. Die Höhe der Unterstützungsgelder beträgt augenblicklich */< Mill. Mk. Ler Hauptmann machte ein bedenkliches Gesicht und rang sichtlich nach entsprechender Haltung. „Exzellenz," brachte er nur ruckweise her vor, „das dürfte doch die Rachficht zu west ge trieben heißen, wenn wirklich jemand, ohne da zu auch nur den Schein von Berechtigung für sich zu haben, das Geld mit fortgenommen hätte. Bei dem Diener ließ sich ein solcher allenfalls als vorhanden annehmen, wenn er in nächster Zeit die Entfernung des Briefes ein- räumte, obgleich Irrtum, Zerstreutheit oder Scherz ebenfalls nicht als Em,Huldigung für sein bisheriges Schweigen dienen könnten. Noch weniger als der Diener dürfte sich da mit jedoch —* Der Hauptmann brach, plötzlich verlegen werdend, ab. „Verstehe, lieber Lillgeuheim," sagte der General mtt dem Kopfe mckend, »wir sprechen m Vertrauen. Was gesagt ist, bleibt unter uns. Handelle eS sich nicht um schnelle Wieder erlangung d«8 Geldes, so würde ich unsern Erörterungen jetzt ein Ende machen. Lassen wir die Möglichkeit einer Handlung, an welche ich so wenig glauben mag wie Sie, gänzlich außer Betracht. Es steht mir jedoch zu, mich jeden Augenblick über die Führung eines Unter gebenen, gleichviel zu welchem Zwecke, zu unter- Achten. Ich möchte dies gern in betreff des Herrn, der sich heute so auffallend dankbar «egen mich bewiesen hat, tun. Was wissen Ae über den Leutnant von Weilmann von den Kumberlarck-Dragonern, Herr Hauptmann?" »Kaum mehr, Exzellenz," antwortete der Adjutant, sowu eine dienstttche Haltung ein nehmend, »als aus den Papieren hervorgeht, die dem Generalkommando kürzlich Vorgelegen haben; man rühmt ihm nach, ein tüchtiger Reiterofstzier, ein kenntnisreicher Mann und ein guter Kamerad zu sein." „Nun, das ist nicht so übel," erklärte der General, „doch möchte ich gern etwas über seine außerdienstlichen Verhältnisse, seine per sönlichen Neigungen und Liebhabereien — seine Passionen, seine pekuniäre und ökonomische Lage wissen —" „Über Beziehungen dieser Art vermag ich nicht die geeignete Auskunft zu geben, Exzellenz," erwiderte der Hauptmann. „Ich weiß nur, daß kein Offizier der Kumberland-Dragoner reich, oder auch nm vermögend genannt werden darf. Der Leutnant von Weilmann ist der dritte Sohn eines Oberstleutnants außer Dienst, welcher in einer kleinen Stadt von seiner Pension lebt; daS sagt wohl in der Horcht- fache genug." „Freilich!" brummte der General. „Er innere mich Übrigens jetzt — der alte Weil mann wm ein Querkopf und mußie deshalb früher aus dem Dienste scheiden, als es sonst wohl der Fall gewesen wäre. Die Söhne werden wohl alle im Heere dienen, können daher nur knapp gestellt sein. Ob dieser junge Herr Wohl Schulden haben mag H" Der Adjutant zog die Schultern empor und legte den Kopf aus die Selle. Das war eine Frage, mit oeren Entscheidung er offenbar nichts zu schaffen haben mochte. Der General bestand auch mcht auf einer solchen. „Aber er soll ja eine reiche Herrat machen", fuhr er fort, „und in diesem Falle hat es mit den geringen Schulden eines sonst nicht ver- schwenderischen Offiziers wenig auf sich. Da fitzen wir wieder fest. Es ist keine Möglichkeit vorhanden, «ine Richtschnur zu finden. Was meinen Sie, wenn ich mich schleunigst an den Kommandeur des Leutnants wenden würde, um genaue Auskunft über denselben zu er halten ?" Die letzte Hälfte der Rede des Generals wurde bedeutend lauter als der erste Teil der selben gesprochen. Der Adjutant machte eine schnelle Bewegung und zeigte mit dem Daumen der Unken Hand über seine Schulter fort, nach dem Diener hin. „Nh — so," brummte der alte Herr ver drießlich, „aber ich denke, er weiß noch immer nicht, wovon die Rede ist." „Exzellenz haben den rechten Weg an- gedeutet," erklärte der Hauptmann: „eine solche Erkundigung auf dem Diensllvege hat nichts Auffallendes — bleibt auch ein Dienstgeheim nis und erklärt die Sachlage vielleicht am besten." Der General stieß einen schweren Seufzer hervor. „Und mit meiner schnellen Wiedererlangung des Geldes ist es vorbei," sagte er betrübt, „wenn es sich nicht noch finden lassen sollte. Ich werde in den sauren Äpfel beiße« müssen. Erlassen Sie ein Schreiben an den Obersten der Dragoner, mir in den nächsten Tagen persönlich die Ehre zu schenken. Ich habe außerdem noch mit ihm zu sprechen. Vielleicht macht ihm der keine Ausflug von reiner Gar nison nach der Residenz Vergnügen." Der Hauptmann verbeugte sich und beche Herren traten aus der Fensternische heraus. Sobald der Diener Heinrich dies bemerkte, packte er eilig seine ficken Sachen zusammen und ent fernte sich schleunigst, als habe er keinen Augen blick Zell zu verlieren. „Also reinen Mund!" sagte der General aufs neue zu dem Hauptmann. Noch Halle ich die ganze Sache für weniger schlimm als sie scheint. Übrigens möchte ich doch lieber einigen Verlust erleiden, als erleben, daß aus dem widerlichen Handel ein wirkliches Ärgernis ent stünde." Der Adjutant verbeugte sich und verließ nach einem freundlichen Gmße des Generals das Zimmer. Draußen im Korridor angelangt, machte der Hauptmann eine Bewegung, als schüttele er eine schwere Last von seinen Schul tern. Ein tiefer Seufzer folgte und hiernach erst schritt er wieder dem Bureau zu. Noch hatte der Hauptmann die Tür zu jenem nicht erreicht, als ein jüngerer Herr in Zivil eilig den Korridor entlang kam. Der jung« Mann war mit körperlichen Vorzügen reichlich ausgestaltet und bildete daher eine vornehme Erscheinung. Auf seinem regelmäßig schönen Antlitz lag jedoch Stolz und Anmaßung aus geprägt. Als der junge Herr sich dem Adjutant«« näherte, glaubte er wohl, daß dieser ihn be grüßen werde. Er traf weuigsteuS bemerkbare Vorbereitungen, den Gruß zu erwidern. D« s (Fortsetzung folgt.)