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Vie „Ottendorfer Zeitung- erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen t,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bi, vormittag m Uhr. Inserate werden mit io Pf fiir die Spaltzeile berechnet Tabellarischer Satz nach besonderem Tarts Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkilla Nr. 34. Sonntag, den 18. Mär; 1906 5 Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Ottendors-Vkrilla, de» ^7. März ^06 — Dem hiesigen Naturheilverein ist eS ge lungen Herrn Bohn aus Zeitz zur Abhaltung seines hochinteressanten Expermentalvortrages über „Urin-Untersuchungen und moderne Kur pfuscherei^ zu gewinnen. Dieser Vortrag ist sür jedermann von Nutzen und liegt eü im Interesse eines Jeden, sich denselben anzu hören. Näheres siehe Annonce, — Da» im Grundbuche für Lomnitz Blatt 48 aus den Namen Karl Friedrich Traugott Zumpe eingetragene Grundstück soll am Donnerstag, den 8. Mai 1906. vormittag 10 Uhr an Her GerichtSstelle im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück ist nach jdem Flurbuche 71,8 Ar groß, mit 45,98 Steuereinheiten belegt, auf 8700 M, geschätzt. Es wird gebildet durch die Flurstücke Nr. 70, 80, 308, 354 und 533 des Flurbuches für Lomnitz. Das Flurstück Nr. 80 ist mit einem Wohngebäude und Tcheunen- und Stallgebäude Nr. 56 des Brandkatasters bebaut. Die Gebäude sind zur Landesbrandversicherung nach Höhe von 8550 M eingeschätzt. Im Grundstück ist seither Bäckerei betrieben worden. — Die diesjährigen Herbstübungen des XIX. Armeekorps werden zu den nachgenannten Zeiten stattfinden- 7, 8. und 10. September Brigademanöver, 11., 12., 14. und 15. Sep tember Divisionsmanöver, 17., 18. und 19. Sep tember Korpsmanöver. Die Manöver der 24. Division werden in der Gegend von Oschatz, Dahlen, Mügeln und Strehla, die der 40. Division in der Gegend von Döbeln, Leisnig, Waldheim Roßwein und Hainichen abgehalten. — Im nächsten Monat beginnentopographische Aufnahmen durch den preußischen Generalstad auch auf sächsischen Landesgebiete und aus diesem Grunde ist regierungsseitig Fürsorge getroffen worden, daß eine möglichst schnelle Beförderung der mit den Arbeiten betrauten Offiziere und Mannschaften erfolgen kann. Dem Chef 'der Topographischen Abteilung der Königlich preußischen Landesausnahme und den ihm unterstellten Offizieren und Beamten ist gestaltet worden, während der etwa von Mitte April an beginnenden topographischen Ver- niessungSarbeiten innerhalb der Kreishaupt' Mannschaften Chemnitz, Leipzig und Zwickau fahrplanmäßige Güterzüge gegen Vorzeigung eine» Ausweise» und Zahlung des Fahrpreises Zweiter Wagenklasse zu benutzen. Dresden. Dienstag nachmittag wurde der HilfS-Paketbestellcr Glauer vom Postamt 2 auf der Canalettostraße beim Uebcrschreiten der Straßenbahngleise von einem Wagen der Straßenbahn erfaßt und zu Boden geschleudert 3n bewußtlosen Zustande und mit einer blutenden Kopfwunde wurde er durch Wohl- fahrtSpolizei nach dem Johannstädler Kranken hause übergeführt. Nach den vorläufigen Fest stellungen tnfft den Motorwagensührer kein Berschulden. — Ein sür die Pasianten der AugustuS- brücke aufregender Moment ereignete sich am Freitag nachmittag gegen einviertel fünf Uhr, als der Raddampfer Geier mit zwei Fracht- kühnen stromauf die Brücke passierte. Durch die starke Strömung hatten die Steuerleute des ersten Frachtkahnes die Gewalt über das Steuer verloren, so daß der Kahn mit seinem Hinterteil anfuhr, wobei das Steuerruder ab brach. Nur mit Mühe vermochte sich der Schleppzug sortzubewegen. Moritzburg. In der Zwangsversteigerung des Kurbadhotels Moritzburg erfolgte am Freitag nachmittag der Zuschlag auf das von einem Herrn Apelt abgegebenen Gebot von 23000 M. Radeburg. Hier wird am 21. und 22. März Roß- und Vieh- sowie Kiammarkl ^gehalten. Laußnitz. Die in der Nacht vom 3. zum 4. Februar in Laußnitz stattgefundene Schlägerei und Messerstecherei stand soeben vor der Strafkammer des Landgerichtes Bautzen zur Verhandlung und zog für deren Urheber schwere Folgen nach sich. Der gefährlichen Körperverletzung waren angeklagt der 19 jährige Steinarbeiter Gustav Adolf Hoffmann aus Neugersdorf, der 21 jährige Steinarbeiter Julius Richard Berge aus Schmölln, der 26 jährige Streckenarbeiter Julius Robert Richter aus Wustung, alle drei in Laußnitz wohnhaft, und der 28 Jahre alte Steinarbeiter Joseph Friedl aus Königsbrück. Alle vier zatten in der betreffenden Nacht ohne jeden trieftigen Grund den Steinarbeiter Karl August Kliemann und dessen Bruder Wilhelm Ernst Kliemann in Laußnitz überfallen und gemißhandelt, Hoffmann hatte dabei in rohester Weise sein Messer gebraucht, dem August Kliemann 1 Stich in das rechte Schulterblatt und dem Ernst Kliemann 4 Stiche in den Kopf, Oberarm, in die Hüfte und Weichteile versetzt, die dessen Leben ge- fährteten. Das Gericht sühnte diese Roheit mit exemplarischen Strafen. Hoffmann erhielt 2 Jahr 6 Monate, Berge 1 Jahr, Richter und Friedl je 6 Monate Gefängnis. Hainsberg. Mit dem Nachlassen des Frostwettcrs ist man an die Fertigstellung der nach Inbetriebnahme der Straßenbahn noch notwendigen Verbreiterung der Straße heran- getreten. An der Weißeritzseite ist der Fußweg fertiggestellt, während gegenüber vom Bahnhof Hainsberg bis Grenze Deuben dessen Bau eifrig betrieben wird. Auch weiter nach Hainsberg hin ist die Straße vollständig her- gerichtet. Sie ist in der Hauptsache gleich, nur an den nahe dem Bahnhofe liegenden Villenvorgärten erfährt sie eine Einengung um Fußweg-Breite, wodurch natürlich der Gesamteindruck nicht unwesentlich gestört wird. Von Deuben bis Hainsberg wird die Straßen bahn eingleisig betrieben. Pirna. Nach dem Rechenschaftsberichte, welcher der am nächsten Sonntag hier statt findenden Frühjahrsversammlung der Abge ordneten des Gebirgsvereins vorliegen wird, betrugen die Jahreseinnahmen sür 1905 ins gesamt 7982 M. dargnter 6838 M. Mit gliederbeiträge, die Ausgaben 6851 M., hier von 3589 M. Kosten des Vereinsorgans, 1o13 M.jVerwaltungsaufwand 326M.für Weg- wetserwesen, 425 M. zur Verfügung der Ab- geordnetrnversammlung usw. Da» Barver mögen beträgt 6211 M, Tharandt. Die ersten Arbeiten sür die Gleisverlegung beim Bahnhofsumbau haben bereits ihren Anfang genommen. Kurz vor Beginn der Rangieranlagen wird ein Teil des die fiskalische Straße verdrückenden steilen Waldterrains abgeholzt, An dieser Stelle macht sich die Abgrabung der Waldböschung und Verlegung der Straße nach dieser Seite erforderlich. Auch das vor der Bahnhofsanlage stehende Strauchwerk ist zum teil beseitigt. Zunächst wird man an die Regulierung der Straße herantreten, um Platz für die Er weiterung des Schienenetzes zu bekommen. Großenhain. Der früher in Großenhain wohnhaft gewesene hochbetagte Agent Höhme hat sich gestern Abend 7 Uhr auf hiesigem Friedhöfe, am Grabe seiner hier verstorbenen Frau, mittelst Karbolsäure zu vergiften ver sucht, Er wurde noch lebend nach dem Stadt krankenhause verbracht, wo er alsbald seinen Geist aufgab. — Die hiesigen organisierten Maurer haben seit Dienstag früh die Arbeit niedergelegt. Sie fordern unter anderem 25prozentige Lohn erhöhung (von 28 auf 85 Pfg. pro Stunde.) Die in Frage kommenden Baumeister erklärten jetzt (nach Abschluß der Bauten) auf diese Forderungen nicht eingehen zu können, nachdem von ihnen den Arbeitern im vorigen Jahre ge gebene Ratschläge, sie möchten im Herbst 1905 um Lohnaufbesserungen für 1906 bei der Innung der Baumeister einkommen, nicht be- olgt worden sind. Ruhland. Zwischen Guteborn und Grüne wald im Walde wurde vom Förster Kopietz ein Luftballon aufgefunden. Der Ballon, der die Aufschrift „Ernst" trägt, befand sich in Bitterfeld und war bereits mit Gas gefüllt, aber noch nicht am Korbe befestigt, als plötzlich die Befestigungen rissen. Die gasgefüllte Hülle, die einen Wert von 5000 M. darstellt, 'lieg ohne Korb in die Lüfte. Senftenberg. Der frühere Malermeister Schreiber von hier, wurde am Dienstag früh von Arbeitern in der Nähe des Bahnhofs mit vom Leibe gerissenen Kleidern tot aufgefunden. Man glaubte anfangs, daß eS sich um ein Verbrechen, daß an dem Toten ausgeführt worden, handele, es stellte sich aber bald heraus daß der Aufgefundene, ein nicht mehr geistig zurechnungsfähiger und durch vielen Alkohol- gcnuß arbeitsunfähig gewordener Mensch, in einem Anfalle von Tobsucht sich die Kleider selbst Heruntergenffen hatte, dann gestürzt und erfroren war. — Am 18. d. M. wird es ein Jahr daß die Oeffentlichkeit durch den furchtbaren Mord an dem 15 jährigen Arbestsburschen Paul Scadock aus Arnsdorf bei Ruhland aufge schreckt wurde. Leider ist das Verbrechen, daß sich unter so geheimnisvollen Umständen zugetragen hat, noch immer nicht gesühnt, und ob der wegen Verdachts der Täterschaft hinter Schloß und Riegel sitzende Feilenhauer Sahre wirklich zu überführen sein wird, muß sich ja hoffentlich recht bald erweisen. Zum an dauernden Gedächtnis an das unselige Ereignis und an das bedauernswerte Opfer soll nun aus Anlaß des Jahrestages ein Stein mit Erinnerungstafel an der Mordstelle errichtet werden. Die Tafel soll von dem Lauch hammer-Werk, der Arbeitsstätte des Ermordeten gestiftet werden. Scheergrund bei Döbeln. Der elfjährige Schulknabe Keupitzsch hatte in Gemeinschaft mit einem jüngeren Schulknaben im nahen Staatsforste durch Spielen mit Streichhölzern eine Fläche Gras in Brand gesteckt. Wiewohl das Feuer sofort durch hinzugekommene Wald arbeiter gelöscht wurde, sodaß weiterer Schaden nicht entstanden ist, hat sich der genannte Knabe in der elterlischen Wohnung vermutlich aus Furcht vor der zu erwartender Strafe, erhängt. § (Waldheim. Der Firma Kübler und Niet hammer in Kriebstein wurde aus Anlaß ihres 50 jährigen Jubiläums von der Handelskammer zu Chemnitz ein Glückwunschschreiben übersandt Ein Jubiläumsgeschenk für Kübler und Niet hammer ist in dem Leipziger Bildhaueratelier Herm. Schöne und H, Strunz vollendet und seiner Bestimmung zugeführt worden. Es stellt, 130 Zentimeter lang, 90 Zentimeter breit das im Verhältnis von 1 : 100 bis in die feinsten Einzelheiten ausgearbeitete Modell der gesamten Anlage der Papierfabrik in Kriebstein dar und gibt in der wohlgelungenen Ausführung ein plastisches Bild des weit ausgedehnten Etablissements. Mittweida. Hier ist vor kurzem ein Rabattsparverein in» Leben gerufen worden. Chemnitz. Der abends gegen einvierte zehn von Elsterwerda — Riesa eintreffende Güterzug streifte am Donnerstag bei der Ein fahrt in den Bahnhof Chemnitz-Hilbersdor einen Rangierzug. Hierbei wurde die Lokomotive des Güterzuges leicht beschädigt, außerdem entgleisten zwei Wagen des Rangierzuges. Leipzig. Wieder wird ein Stück Alt- Leipzig fallen durch den Abbruch der Häuser Nr. 2, 3 und 4 der Wächterstraße. Diese Grundstücke haben ein besonderes Interesse da durch, daß in ihnen im Jahre 1874 oder 1875 jener „Pleißengaffen-Krawall" ausbrach, der ins Werk gesetzt wurde, weil während der Manöver in hiesiger Gegend Mannschaften des Dresdner Jäger-Bataillons durch Zu hälter in den Bordellen mißhandelt worden varen, Am Tage nach letzterem Vorfälle drangen die Jäger in die Häuser ein, schlugen alles kurz und klein, warfen Bordellwirte und Frauenzimmer aus den Häusern und rächten ich so nach Möglichkeit. Auch an den olgenden Abenden fanden starke Ansammlungen in der Pleißengaffe und auf dem KönigSplatze tatt, sodaß 107 er zur Zerstreuung der Menschenmaffen requiriert werden mußten und Generalleutnant Nehrhoff v. Holderberg durch Maueranschlag die stärksten Strafen an drohte, um nettere Ruhestörungen zu ver hüten, - Wegen Duldung von Glücksspielen ver urteilte das Schöffengericht einen Restaurateur zu 150 M., vier der Spieler zu je 20 M. Geldstrafe. — Ein einspänniges Geschirr mit der Schildbezeichnung „Max Möbius, Wagenbauer in Mölbis" ist vom Brühl aus gestohlen worden. Das Pferd, ein Rapp-Wallach, war mit dem Stempel „18. Ulanen" bezeichnet. Stollberg. Die Stadtverordneten nahmen den Antrag an, betreffs den sofortigen Bau eines König Albert-DenkmalS. Die Mittel sollen von den Ueberschüffen der Spar- und Stadtkaffe genommen werden. Stollberg. Einer Brandstiftung kamen hier Passanten auf die Spur, sie hatten auf dem Dachboden des dem Hutmachermeister Oskar Trommer gehörigen Hauses einen ver dächtigen Lichtschein bemerkt, worauf man bet der sofort angestellten Untersuchung eine von einem Haufen Wolle umgebene brennende Stearinkerze dort aufgesteckt vorfand. Adorf. Von dem abens 7 Uhr 41 Min. von Chemnitz—Aue hier eintreffenden Per sonenzuge ist am Donnerstag bei der Einfahrt in den hiesigen Bahnhof die Lokomotive auf der Drehscheibe mit einer Achse entgleist. Der Betrieb wurde nicht gestört. Eckersdorf-CoßmannSdorf. In einem hier gelegenen Steinbruch verunglückten beim Sprengen von Steinen drei Arbeiter. Plauen i. V. In dem auf dem oberen Bahnhofe zu Plauen i. V. tödlich verletzt auf gefundenen Mann hat man den Maurer August Thumstädter aus Brockau bei Netzschkau ermittelt. Es handelt sich offenbar nicht um einen Selbstmord, sondern um einen gräßlichen Unglücksfall. Thumstädter wollte mit dem von Eger kommenden Zuge nach Crockau zu seiner Familie fahren. Wahrscheinlich hat der Arbeiter, der etwas kurzsichtig war, die Schienen in demselben Augenblick betreten, als der Zug heranbrauste. Den Paffagieren bot sich ein entsetzlicher Anblick dar. Die Beine der Leiche waren vom Rumpfe getrennt, während der Oberkörper von der Lokomotive eine Strecke mit fortgeschleift wurde. Körper teile lagen zerstreut auf den Schienen. — Die schwere, nur wenig Hoffnung auf Genehsung lassende Erkrankung des sozial demokratischen Reichstagsabgeordneten Grünberg macht eine Reichstagersatzwahl im 16. sächsischen Wahlkreise (Döbeln) über kurz oder , lang wahrscheinlich. Wie aus einer Zuschrift an den Vogtl. Anz. hervorgeht, hofft man auf Erfolg der bürgerlichen Parteien. Grünberg ist durchaus Revisionist. Nur diesem Um stande hatte er weit über tausend Mitläufer und damit seinen Sieg gleich im ersten Wahl gange mit 2000 Stimmen Mehrheit zu ver danken. Ein für alle Nichtsozialdemokranten annehmbarer Kandidat würde tatsächlich wenigstens bei der zu erwartenden Stichwahl Chancen haben, wenn alle jene Mitläufer für ihn einträten. Plauen i. V. Die zwölfjährige Tochter der Witwe Böhm in Reißig bei Plauen i. V. die mittags ihrer Schwester das Essen gebracht hatte, machte sich an der Elster zu schaffen und ist dabei ertrunken.