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Wilsdruffer Tageblatt L Blatt zu Nr. 15Ü / Sonnabend, den 29. Juni 1940 „Hohe Kraft will Ewigkeit" Deutschland lebt in uns, wir stellen es dar, mögen wir wollen oder nicht, in jedem Land, dahin wir uns verfügen, unter jeder Zone. Wir beruhen darauf von Anfang an und können uns nicht emazipieren. Dieses geheime Etwas, das den Geringsten erfüllt wie den Vornehmsten — diese geistige Luft, die wir aus- und einatmen —, geht aller Verfassung vorher, belebt und erfüllt alle ihre Formen. Ranke. Jahrhundert um Jahrhundert sind Deutsche über die Grenzen des Reiches hinausgezogen in alle Welt. Sie haben fremdes Volkstum befruchtet, den Kern zu neuen Völkern gebildet. Viele sind dabei aufgerieben, viele aber auch haben ihre Eigenart rein erhalten bis auf den heu tigen Tag. Und nun geschieht es, daß Deutsche, deren Ahnen vor 200 und 400 Jahren sich anschickten, polnische Sümpfe urbar zu machen, heimkehren ins Welch ein Wandelt Ein alter Hauländer Spricht aus diesem vom Otto Engelhardt-Kyffhäuser gezeichneten Gesicht nicht die wägende Entschlossenheit des Niederdeutschen? Vor 440 Jahren, zur Zeit der spanischen Kriege, zogen Holländer aus, di« polnischen Sumpfe zu kultivieren. Er bekennt sich stolz zu fernen Ahnen und zum deutschen Volk. Photo: Berndt — DMD (M) Noch kein Jahrzehnt ist vergangen, da kannten wir es nicht anders, als daß innerdeutsche Rot die Menschen in die Fremde trieb. Und nun kehren mit einem Male Ü30 000 aus dem Osten ins Reich zurück. Wie einst ihre Ahnen verlassen sie Hof und Herd und folgen wie andere dem Ruf, der an sie ergeht. Da will ein altes Mütterchen nicht fehlen, wenn es heimgeht ins Reich, da bitten Sieche und Kranke, ja nicht zurückgelassen zu werden- Da schirren Greise die Pferde und nehmen den Jungen die Zügel aus der Hand. Und erhebend ist es, zu erleben, wie zwei Kin der, zehn und zwölf Jahre alt, den zehn Kilometer langen Weg auf sich nehmen, um die Umsiedlungskommission zu bitten, daß auch sie nicht vergessen werden. Der Vater ist ihnen gestorben, die Mutter hat einen Ukrainer geheiratet. Was kann sie noch halten in fremdem Land? Drüben aber, da, wo eben die Sonne zur Rüste geht, wartet das Reichs Sie haben es nicht gesehen, sie sprechen seine Sprache kaum, aber sie kennen es vom Erzählen der Mutter, von den Gesprächn der Alten, und sie lieben es. So mächtig ist in den Siedlern allen das deutsche Blut, daß sie kaum die Männer von der Umsiedlungskommission erwarten kön nen! Und dann bewegt sich durch die grimmige Kälte des östlichen Winters, der schier endlose Zug der Schlitten, mit hoffnungsfrohen Menschen und nötigster Habe darauf. Viele von uns haben sie in den Lagern gesehen, haben gehört von Not und Drangsal, deren sie sich erwehren ! mutzten, haben die Freude auf das Kommende in ihnen gespürt. Und immer wieder mutzten wir empfinden, daß in diesen Menschen voll Hoffnung und Dank bestes deutsches Blut lebendig ist, deutsches Blut, das sich durch die Jahrhunderte rein erhalten hat. Wie spricht das aus den (jetzt in Zittau ausgestellten) Gemälden und Skizzen, die der Görutzer Maler Otto Engelhardt-Kyff häuser aus tiefster Verbundenheit zum Schicksal dieser Volksdeutschen gestaltet hat. Voll Liebreiz ein Mädchen So habe« sie gelogen Fsindpeopsganda und -vropheSie unter der Lupe Wir setzen heute die gestern begonnene Liste mit den durch sichtigen Zwecklügen der feindlichen Reklamemaschine mit den Gegenüberstellungen der Tatsachen aus dem deutschen Wehr machtsbericht fort. Punkt für Punkt entkräften die militärisch kurz gefaßten Meldungen des Oberkommandos der Wehrmacht die Faseleien der Gegner: OKW. vom 10. 6. 1940: Durch das Heldentum deutscher Truppen wurden die alliierten Land-, See- und Luftstreitkräfte gezwungen, die Ge biete von Narvik und Harsiad zu räumen. Die Kapitulations verhandlungen sind im Gange. s. Westlicher Kriegsschauplatz Pariser Rundfunk am 10. 5. 1940: Der Vormarsch der deutschen Truppen ist vor den bel gischen Abwehrstellungen zum Stehen gebracht worden. OKW. am 11. 5. 1940: Das deutsche Westheer hat die feindlichen Grenztruppen in Holland und Belgien überall geworfen und ist in rasch fortschreitendem Angrisf. Sender Daventry am 12. 5. 1940: Der holländische Oberbefehlshaber, General Winkelmann, hat erklärt, daß der deutsche Einfall in Holland bis jetzt ge scheitert sei. OKW. am 14. 5. 1940: Der Oberbefehlshaber der holländischen Truppen hat unter dem Eindruck der Kapitulation von Rotterdam sowie der be vorstehenden Einnahme von Utrecht und Den Haag für die gesamte holländische Armee die Niederlegung der Wassen beioblen. aus ver Pfalz, gerade als sei es aus einer mittelalter lichen Holzplastik zum Leben erwacht. Und dort, als sei eine Madonna Riemenschneiders aus der Gesellschaft der ins Jenseits entrückten Gestalten, noch den herben Zug im Antlitz, ins Heute gesprungen. Erinnerung an Hans Wit ten, den Meister des Bornaer Altars, der Freiberger Tul penkanzel steigt in uns auf vor jener Gestalt aus dem nahen Egerland. Und Meister Bertram von Mindens würdiger Alter scheint sinnend uns anzublicken in einem alter Hauländer, dessen Ahn vor 440 Jahren aus Hol land kam und ihre ganze Erfahrung zur Kultivierung des ostwärttgen Landes einsetzten. Und nun zieht er, zie hen sie alle zurück. Otto Engelhardt-Kyffhäusers Werk, so wie er als politischer Mensch es erlebte, ist Kunst, aus unseren Tagen geboren, durch das Thema der Vergangenheit verpflichtet und der Zukunft gehörend; es ist Zeugnis der deutschen Volkwerdung. Der Wolhyniendeutschen Bekenntnis zur deutschen Gemeinschaft ist Aeußerung der Liebe und des Glaubens, die mächtig sich entzündet haben. Es ist hohe Kraft unse res Volkes — „und hohe Kraft will Ewigkeit". Helmut Auener. semsches Ahnenerbe liegt in diesem Antlitz Dor Jahrhunderten wanderten die Ahnen dieses Mädchens aus der Pfalz gen Osten. Heute kehrt die Enkelin im Zug der Wolhyniendeutschsn ins Reich zurück. — Zeichnung von Otto Engelhardt-Kyffhäuser. Photo: Berndt — DMV (Mj Londoner und Pariser Rundfunk am 12. 5. 1940: Der Einsatz von Fallschirmtruppen ist von DeutschlanS vorbereitet gewesen, er hat sich jedoch als ein vollkommener Mißerfolg erwiesen. Der Führer an die in Holland kämpfenden Soldaten am 15. 5. 1940: „Nur durch eure vorbildliche Zusammenarbeit, durch die ebenso entschlossene Führung wie die Tapferkeit der Soldaten, besonders aber durch den heroischen Einsatz der todesmutigen Fallschirm- und Lustlandetruppen, ist dieser Erfolg möglich geworden." Havas am 14. 5. 1940: Oberstleutnant Tasnier hat erklärt: „Ich gebe mein Ehren wort, daß ick soeben eine ganze Stunde mit Generalleutnant Denis zusammen war, der mir erklärt hat, Brüssel sei keines falls bedroht." OKW. am 17. 5. 1940: Nach dem Zusammenbruch der südlich Löwen gelegenen englisch-französischen Stellung sind Freitag gegen Abend die deutschen Truppen in Brüssel einmarschiert. * Reuter am 15. 5. 1940: Die Lage in Nordbelgien ist günstig. An der Maas halten die französischen Truppen stand. Nach der Kapitulation Hol lands hält der Gegenschlag der Alliierten gegen den deutschen Vormarsch mit ungeminderter Gewalt an. OKW. am 15. 5. 1940: In Belgien haben unsere dem weichenden Gegner scharf nachdrängenden Divisionen die Dyle-Stellung erreicht. Zwi schen Namur und Givet ist der Uebergang über die Maas in breiter Front erzwungen. Londoner Stefani-Material am 20. 5. 1940: Gut unterrichtete Londoner Kreise behaupteten: Die Tat sache, daß das belgische Heer noch im Besitz von Lüttich und Namur sei, durch die alle wichtigen Eisenbahnverbindungen zwischen der Front und Deutschland hindurch müßten, sei für die Alliierten ungeheuer wertvoll. OKW. am 20. 5. 1940: Der gesamte innere Fortgürtel von Lüttich sowie alle Forts von Namur sind bis auf eins in^unserer Hand. Reuter am 24. 5.1940: Die Scheldefront hat sich inzwischen solide gefestigt OKW. am 24. 5. 1940: In Flandern durchbrachen unsere Divisionen Ne befestigte Schelde-Stellung und stießen bis auf das Westufer der Lys vor. , Pariser Rundfunk am 23. 5.: Die Verteidigung von Calais ist trotz der gegenteiligen Behauptung des deutschen Rundfunks sichergestellt. OKW. am 27. 5.: Wie bereits durch Sondermitteiluna bekanntgegeben, fiel Calais, das hinter der Front umschlossen war, nach hartem Kampf in unsere Hand. „Petit Parisien" am 1. 6.: Der Rückzug in Flandern war ein großartiges Manöver/ das an Tollkühnheit grenzt. OKW. am 1. 6.: Reste des geschlagene« britischen Expeditionsheeres ver suchten am heutigen Tage, mit kleineren Fahrzeugen aller Art auf die vor der Reede von Dünkirchen liegenden Kriegs- und Transportschiffe zu entkommen. Die deutsche Luftwaffe ver eitelte diese Versuche durch laufende Angriffe. * Pariser Rundfunk am 3. 6.: Das Wunder hat begonnen. Der Rückzug in Flandern entwickelt sich zum Sieg. OKW. am 2. k.t Die Luftwaffe bekämpfte am 1. 6. Versuche von Resten des geschlagenen britischen Expeditionsheeres, auf die vor Dün kirchen liegenden Schiffe zu entkommen. * „Daily Telegraph" am 3. 6.: Es besteht die Möglichkeit, daß Dünkirchen weiterhin als befestigtes Lager permanent gehalten werden solle. OKW. am 4. 6.: Der Kampf um Dünkirchen steht vor dem Abschluß. Unser«! Truppen sind in die Stadt eingedrungen. Sender Paris am 5. 6.: Die Moral der Truppe ist ausgezeichnet. Die FestigkeU der Linie Weygand ist unbestritten. OKW. am 5. 6.: Der Ueberaana über die Somme zwischen der Mündunq Franzosen marschieren in die schweizerischen Jnternierungs- l — Unser Bild zeigt französische Soldaten, die iudlich der Der Rhcinübergang bei Breisach. lager. j Jura-Grenze in die Schweiz übertraten und m der Nahe von Noch sind die Brücken nicht wieder hergerichtet eine Fähre ist '>0 000 Angehörige der französischen Armee überschritten die I Les Verricres in die Internierungslager unter schweizerischer eingesetzt. (PK.-Pongrab-Atlaniic-Wagenbora-AO schweizerische Grenze. Sie wurden entwafsnet und interniert, l militärischer Bedeckung übergemürt werden.