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^ 80, 6. April 1912. Nichtamtlicher Teil. Börs-MI-iU 1 d. Dtschn. Buchhandel. 43K5 kläglich zurzeit die deutsche Erzählungskunst hier vertreten ist, zeigt ein Blick in eine überall verbreitete Liste ausländischer Romane. Die russische Literatur weist folgende Namen auf: Andrejev, Chckov, Dostojewskh, Gogol, Gorki, Korolenko, Lermontofs, Tolstoy, Turgenjefs, d. h. unter 9 mindestens 6 Namen ersten Ranges. Die skandinavische Liste heißt: Andersen (Hans Ehr.), Björnson, Kielland, Lagerlöf, Lie. Die deutsche aber: Auerbach, Ebers, Frenssen, Frey lag, Goethe, Heyse, Marlitt (4mal), Spielhagen, Stinde, Storm (nur Immenses!), Sudermann <3mal), Zschokke. Die fran zösische Liste hat 32 Namen, darunter Balzac, Bourget, Daudet, Dumas, Erckmann-Chatrian, Fönelon, Flaubert, France, Gautier, Halövy, Hugo, Huysmans, Loti, Maupassant, Msrimee, Rousseau, St. Pierre, George Sand, Madame de Staül, Verne, Zola. Ebensoviel wie mit dem Roman wäre mit Reproduktiv- neu von Gemälden anzufangen. Jahraus, jahrein schicken große New Uorker Firmen illustrierte Kataloge der »besten Bilder der Welt« umher. Engländer und Franzosen in Masse; Deutsche 3, nämlich Dürer, Holbein und seit kurzem Böcklin. Wohl hat die Photographische Gesellschaft (Berlin) in New Dort eine Agentur aber sie kann es mit den amerikanischen Geschäften deswegen nicht aufnehmen, weil sie die Propaganda nicht in amerikanischer Art betreibt. Die geplante Vertriebs stelle müßte das Land überschwemmen mit illustrierten und beschreibenden Katalogen, sie müßte überall ihre Korrespon denten haben; und bei der unersättlichen Bilderliebe des Amerikaners müßte das Geschäft blühen. Endlich wäre ein energischer Schutz des geistigen Eigen tums deutscher Autoren eine ehr- und gewinnbringende Auf gabe der Vertriebsstelle. Freilich würde sie da vor allem mit den eigenen Landsleuten zu kämpfen haben. Noch zehren die Feuilleton-Abteilungen auch der »anständigsten« Zeitungen von gestohlenem Gut und entschuldigen sich damit, daß sie ein- gehen würden, wenn sie bezahlen müßten. Eine Kontrolle über die unerlaubten Nachdrucke ist nur hier im Lande selbst möglich. Zum Schluß ein Wunsch: Kommt die Vertriebsstellc zur Ausführung, dann möge sie uns mit Sudermännern, Marlitten und Eroticis verschonen. Nur wenn sie das Beste vom Guten den Amerikanern vermittelt, erfüllt sie ihre höchste Aufgabe: beizutragen zur Erstarkung deutscher Kultur, deutscher Ehre. Die Zeitschriften der Romantik. D°n Johannes Bobeth. Preisschrift der Knust-Stiftung in Leipzig. Leipzig 1911, H. Haessel. X, 431 S. gr. 8°. Broschiert 8 in Halbfranz gebunden 10 50 H. Unter demselben Titel wie dieses Werk ist 1V04 der 1. Band des Bibliographischen Repertoriums erschienen, das von der Deutschen Bibliographischen Gesellschaft herausgegeben wird. Der Inhalt ist aber rein bibliographischer Natur; die Bearbeiter, Houben und Walzel, haben darin die wichtigeren Arbeiten der romantischen Zeitschriften verzeichnet und zum Teil kurz analysiert. Der Verfasser des vorliegenden Werkes behandelt das Thema von der literarhistorischen Seite. Er zeigt, wie sich in den Zeitschriften der Entwicklungsgang der deutschen Romantik wider spiegelt, wie die Journale aus den Zeitverhältnissen hervorgingen und unter veränderten Anschauungen wieder verschwanden. Er gibt also eine Geschichte der Zeitschriften der Romantik, und damit füllt er eine wirkliche Lücke aus. Sein Werk bildet ein Gegenstück zu der Darstellung der Zeitschriften der französischen Romantiker: 1,3. prsgss litterairs 8vu8 1» kebtLurat-ion (1815—1830 par 6b.-N. Des 6ran^68 (?ari8, Llsrours cke Uranos, 1907). In Literaturgeschichten und in Werken über die Romantik werden meist nur einzelne der wichtigsten Zeitschriften, wie das »Athenäum« und die »Zeitung für Einsiedler«, erwähnt, aber es hatte bisher niemand versucht, die deutschen romantischen Zeit- schriften zum Gegenstand einer zusammenhängenden Darstellung Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. zu machen. Diese Aufgabe hat jetzt Bobeth in glücklichster Weise gelöst, und man muß ihm umsomehr dankbar dafür sein, als die romantischen Zeitschriften nur in wenigen Exemplaren in den Bibliotheken zerstreut sind, und es eine gewaltige Arbeit bedeutet, den umfangreichen Stoff in einer so sorgfältigen Zusammenfassung und einer so eleganten Darstellung weiten Kreisen zugänglich zu machen. Der Verfasser gibt zuerst einen Überblick über die Zeit der Vorbereitung, in der die Romantiker noch als Gäste Zutritt zu fremden Zeitschriften hatten. Dann behandelt er die Zeitschriften der Frühromantik: Athenäum, Kritische Jahrbücher der deutschen Literatur, Poetisches Journal, Kynosarges, Zeitung für die elegante Welt, Europa, Polychorda und Prometheus; die Zeitschriften der jüngeren Romantik: Phöbus, Zeitung für Einsiedler, Pantheon, Vaterländisches Museum, Kleists politische Zeitschriften (Germania, Berliner Abendblätter), den Rheinischen Merkur, Deutsches Museum, Concordia, und nachdem er die Tendenzen der Verfallzeit nach gewiesen, kennzeichnet er noch die Zeitschriften dieser Perioder Wünschelrute, Salina, Die Musen, Für müßige Stunden, die Zeitschriften der Dresdner (Abendzeitung, Die Harfe, Die Muse, Die Hesperiden, Wintermonate), Morgenröte und Orpheus, Ber linische Blätter für deutsche Frauen. Natürlich sind hierbei auch Zeitschriften, die nicht als speziell romantische betrachtet werden können, aber sie vervollständigen doch das Bild der damaligen Journalliteratur. - Die einzelnen Zeitschriften sind monographisch behandelt. Dadurch ist die Darstellung übersichtlich geworden, da jedes Kapitel gewissermaßen den zusammengedrängten wichtigsten Inhalt eines einzelnen Organs bietet. Das Buch ist sehr inter essant zu lesen, und man gewinnt darin einen Überblick über die romantische Periode. Der Verfasser hat das Material sehr geschickt verarbeitet und mit seinem Werk einen sehr schätzens werten Beitrag zur Literaturgeschichte geliefert. Daß er sich auf die Zeitschriften selbst und ihren Inhalt beschränkt hat, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen. Den Hintergrund zu seiner Darstellung bilden die Literaturgeschichten, die Werke über die Romantik und die einschlägigen Kapitel von Salomons Geschichte des deutschen Zeitungswesens. Zu Bobeths Buche werden doch nur solche Literaturfreunde greifen, die die romantische Bewegung in ihren Hauptzügen bereits kennen. Den Buchhändlern, die sich über die romantischen Zeitschriften orientieren wollen, wird das Werk die besten Dienste leisten. Sie werden darin das fortwährende Werden und Vergehen von Journalen in jener Zeit kennen lernen und auch einen Einblick in die Sorgen der Herausgeber und Verleger jener Zeitschriften gewinnen, die damals meist nur wenig Abnehmer fanden und heute zu den gesuchtesten Seltenheiten auf dem Büchermarkt gehören. Besonderen Dank verdient der Verlag von Haessel nicht bloß für die schöne Ausstattung, die er dem Buche gegeben hat, sondern auch für die 17 Faksimilebeilagen, die ein anschauliches Bild von dem Äußern der romantischen Zeitschriften vermitteln. Bredeney an der Ruhr. Tony Kellen. Kleine Mitteilungen. KnnphaUe P. H. «eher L Loh», Leipzig. — In der April-Ausstellung sind Gemäldesammlungen von I. P. Jung- Hanns-Düsseldorf, vorwiegend Tierstücke, Erich Erler- Samaden, Hans Licht-Charlottenburg, H. von Heider- Stuttgart, Walter Püttner-München, sowie Einzelwerke von Leo Putz, Fritz Erler, R. Kaiser, A. Jank, M. Feldbauer u. a. vertreten. In der Schwarz - Weiß - Abteilung sind Original- Radierungen von M. von Lerch-Wien, Kurt Kluge-Leipzig, Arthur Michaelis-Leipzig, K. Stauffer-Bern, Chs. Meryon, Francis Dodd, Steinlen-Paris, Henri Boutet de Monvel u. a. zu sehen. Neu ausgestellt ist von Max Klinger ein Gemälde »Homer«. Deutsche Gchillerstiftuug. — Die Generalkonferenz des Verwaltungsrates der Deutschen Schillerstiftung tritt am 12. April in Weimar zusammen. Unter anderem wird sie auch zu den in den letzten Monaten gegen die Stiftung erhobenen Angriffen Stellung nehmen. 669