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sich zu befinden; an ihrer Spitze jedoch steht ein auch in Deutsch land bekannter Name Theodor Wheaton. Die Berichte aus Hayti melden Näheres über die Schlacht zwischen dem Kaiser Faustin I. und den Truppen der dominika nischen Republik. Die Letztere scheint in geordneterem Zustande zu sein, als das benachbarte Kaiserreich, wenigstens ist der Inhalt einer Botschaft des Präsidenten Baez an die gesetzgebende Ver sammlung befriedigend. Auf Jamaica dauert die Cholera neben der Klage über Mangel an Arbeitskräften fort; ein Uebel, welchem man in Cuba dadurch abzuhelfen weiß, daß man in den letzten 14 Monaten von Afrika 16,500 Negersklaven eingcführt hat. Auch der MoSquito-König muß sich in Geldverlegenheit befinden, denn er hat, gegen die Grundsätze einer guten Forst- wirthschaft, das Umhauen aller auf seinem Grund und Boden befindlichen Mahagoni-Bäume angeordnet. In Copiapo hat am 26. Mai ein Erdbeben stattgcfunden, welches eben so viel Schaden angerichtet haben soll, als das kurz zuvor in Valparaiso gewesene. Auch aus Peru vom 9. Juni berichtet man, daß der außer ordentliche Congreß sowohl Veränderungen im Tarif, als Ver besserungen der Handelsgesetzgebung bcrathe. Während in Deutschland Agenten für die europäische Einwanderung nach Peru thätig sind, hat die Regierung beschlossen, vorzugsweise die Ein fuhr von Colonisten aus Asten zu begünstigen. DaS kanadische Parlament scheint etwas unruhig zu wer den; denn nicht nur haben die Minister einige kleinere Niederla gen erlebt, sondern zwei Häupter der Opposition Baldwin und Lafontaine sind ausgetreten, waö zu beweisen scheint, daß diesel ben auf andern! Wege ihre Plane zu verfolgen beabsichtigen. Radeberg und Pulsnitz, den 8. August. Zurückgckehrt von der am 5. und 6. dicf. Mon. in Dippoldiswalda gehaltenen Jah resversammlung des Dresdner Hauptvereins der Evang. Gustav- Adolf-Stiftung gnügcn wir unseren Herzen, wenn wir unseren Auftraggebern hiermit berichten, daß wir von den Brüdern in gedachter Stadt auf das Freundlichste ja Uebcrraschendste ausge nommen worden sind, und daß der Ccntralverein im vorigen Jahre 4488 Thaler an hülfsbcdürftigc protestantische Gemeinden in katholischen Ländern gesendet, dafür aber heiße Thränen unver gänglicher Dankbarkeit ihren Augen entlockt hat; so wie endlich, daß die Zinsen des Vereins-Capitalö über 3000 Thlr. jährlich betragen. Aber noch ist die Noth groß und daS Bedürfniß fast unüber sehbar, noch harren Hunderte von zerstreuten Protest. Gemeinden unserer brüderlichen Hülfe und segnen unsern hülfreichen Verein. Darum laßt uns nicht müde werden, Gutes zu thun auch an unsern bedrängten Glaubensgenossen. Möchten wir den neuen Eifer, den wir für die heiligen Zwecke des Gust.«Adolf-Vereins durch die Versammlung in Dippoldis walda gewonnen haben in die Herzen aller unserer Brüder hau chen können, damit der fröhlichen Geber immer mehr werden. Superint. Martini. Weißenborn. Vermischtes. * Man schreibt dem „M. H." auö dem Viharer Comitate folgendes interessante, wenn auch bei dem Aberglauben deS Vol kes eben nicht seltene Ercigniß: „Vor einigen Wochen liefen in dem Orte Vajda in der Abenddämmerung alle ^Einwohner, jung und alt, zusammen und erzählten einander, auf der Wiese in der Nähe des Castells des Hrn. D. hätte sich ein feuriger Drache niedergelassen. Der Schrecken war allgemein. Das Volk be waffnete sich mit Heugabeln, nahm Laternen und zog hinaus, das Ungeheuer zu suchen. Denselben Tag ließ man nämlich in dem drei Meilen entfernten Großwardein einen Luftballon auf- steigcn, der, aus ökonomischen Rücksichten, mit wenigem Taffet, aber desto mehr Papier, alten Zeitungen, u. a. auch mit einem Kossuth-Hirlap beklebt war. Leise nahte das kampflustige Volk dem Ungethüme, und als der Muthigste dem Luftschiffe nahe kam, sah er bei dem bescheidenen Lichte der Stalllaterne den Na men Kossuth's. „Nachbarni" ruft er aus, „das ist kein Drache, sondern ein Brief, gewiß aus Asien oder England." Sie traten näher, lasen auf dem Papier den erwähnten Namen mit einigen Phrasen aus der Revolutionszeit, staunten Anfangs, bis es sich endlich zeigte, daß der Brief weder in England noch in Kleinasien, sondern Zin Großwardein auf die Post gegeben wurde. Mit gro ßem Gelächter zerstreute sich das Volk, fest entschlossen, nie wieder gegen feurige Drachen inS Feld zu ziehen." * Ueber die von d'Arville in Paris mit einer neu erfundenen Flugmafchine ausgeführte Probefahrt bringen die französischen Blätter einige interessante Details. Es kam darauf an, durch thatsächlichen Versuch die Erfindung des Herrn d'Arville gegen über mit derjenigen des Herrn Diego in Salamanca zu verglei chen. Der erstere veranstaltete einen solchen bei Neuilly, und eine Menge Schriftsteller, Techniker und Mechaniker wurden dazu ein geladen. Nachdem Herr d'Arville seine Maschine mit ihren Flü geln zusammengesetzt und sich auf seinen Sitz niedergesetzt hatte, rief er: „Ich bin daran!" stützte seine Füße auf die Pedale und erhob sich in einer perpenticulären Richtung in die Lüfte; in zwei Minuten ließ er einen 100 Metres langen Bindfaden mit einer Bleikugel herab und bewies, daß er sich in einer Höhe von 300 Fuß über den Köpfen der Zuschauer befinde. Das unbeschreib liche Erstaunen, welches sich Aller bemächtigte, war mit der Furcht vor einem unglücklichen Ausgange gepaart; ein unwill kürlicher Aufschrei folgte dem Fluge. Mittelst eines kleinen Sprachrohrs rief Herr d'Arville, daß er jetzt einen schiefen und ununterbrochenen Flug beginnen werde, und in der That dirigirte er sich durch eine kleine Veränderung der Pedale wohin er wollte, ohne Erschütterung und wie es schien auch ohne Gefahr. Nach dem Herr d'Arville einen dem Vierecke des Marsfeldes gleichen Raum durchflogen, senkte er sich nieder, wie ein Blatt Papier, das bei ruhigem Wetter aus einer Höhe herabfällt. Nach die sem Resultate ward der Vorzug der Maschine d'ArvilleS vor jener von Diego, deren genaue Beschreibung vorlag, mit Ueberzeugung anerkannt. Gegen Ende August wird Herr d'Arville auf dem Marsfelde einen öffentlichen Versuch veranstalten.