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Ooi»- ichst unv sdorf. Wochenblatt für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzbnrg^>md^eren Umgegend. Redigirt unter Verantwortlichkeit der Verleger E. Förster in Pulsnitz und Th» Dl. Hertel in Radeberg. Mo. AO. Freitag, den 25. Juli. 18L1. Diese Zeitschrift erscheint jeden Freitag in einem ganzen Bogen und kostet vierteljährig 7 Ngr. 5 Pf. i»i«ei>ui»er»nao. — Bestell« ungen, Inserate aller Art, welche die gespaltene Zeile mit 8 Pfennigen berechnet werden, und in Pulsnitz und Radeberg spätestens bis Diens tags Abends, in Königsbrück, Radeburg und Moritzburg bis Dienstags Nachmitt. abzugeben sind, nehmen in Pulsnitz und Radeberg die Heraus geber, in Königsbrück der Kaufmann Andreas Grahl, in Radeburg der Buchbinder Günther, in Moritzburg die Post-Expedition, in Großenhaon der Buchbinder Hohlfeldt, so wie alle Postämter an. 5 Pf. »Horn ein- i. Johann ein Witt ¬ enborn. Roch, ein Söhn.— f imergesell i Lotzdorf etini, Kirsch. Mädche». Dresden B. und Zeidler, iurg. Zeitereignisse. Leipzig, 15. Julj. Heute ist die Ssenbahnstrecke zwischen Rei chenbach und Plauen, welche die wohlbekannten Ueberbrückungen des Göltzsch- und Elsterthales in sich begreift, feierlich eröffnet und hiermit die sächsisch-bairische Siaatseisenbahn in ihrer ganzen Ausdehnung dem öffentlichen Verkehre übergeben worden. In der Geschichte der Eisen bahnen nehmen die Kunstbauten dieser Bahnstrecke unbedingt eine solche Spelle ein, daß es unter allen Umständen gerechtfertigt erscheinen wird, wenn wir üher die nunmehrige Eröffnung derselben hier etwas ausführ licher berichten, Vom k. Finanzministerium waren zu der Eröffnungsfahrt besondere Einladungskarten ansgegeben und Reichenbach als der Mittelpunkt be zeichnet worden, der die geladenen Gäste zusammenführen und von dem aus sich der eigentliche Festzug sodann in Bewegung setzen sollte. Von Dresden wäre» zux Eröffnungsfeier bereits gestern Abend hier eingerrvffen: Se. K. H. Prinz Albert, die Herren Staatsminister v Frie sen und Behr, der k. bairische Geschäftsträger Freiherr v. Gise, der Di rector der das Eisenbahn- und Pvstwesen umfassende» 3. Abtheilnng des k. Finanzniinisteriunis, Herr Geh. Rath v. Ehrenstei», eine Anzahl Räthe sämmtlicher Ministerien, einige höhere Militärs, der Director der sächs.- böhmischen und sächsisch-schlesischen StaatSbahne», Heer Rcgierungsrath v. Craushaar, die Spitzen der Dikasterien u. s. w. Von Leipzig aus schlos sen sich an: der hiesige k. k. Geiieralconsul Leg. Rath Grüner, der Consul der schweizerischen Eidgenossenschaft Kaufm. Hirzel, eine Deputation des Stadtraths, (Bürgermeister Koch, Vicebürgermeister Berger und Polizci- director Stengel), eine Anzahl höherer Rcgierungsbeamter, das Directo- rium der Lpz.-Dr. Eisenbahngesellschast, (bis auf de» d. Z. i» Schweden weilenden Harkort vollstäiidjg vertretens der Director der Verlin-Anhal- tischen und der Bevollmächtigte der Magdeburg-Leipziger Eisenbahn, so wie mehrere andere distingmrpe Persönlichkeiten, Der früh 5 Uhr von hier abgehende Zug hatte durch djese hohen und ausgezeichneten Gäste nu» allerdings schon den Charakter eines Festzuges erhalten und wurde auf secher Fahrt bis Reichenbach auch an alle» An- halteputtkten als solcher betrachte^ und festlich empfange». Nur dis Stadt Crimmitschau machte hierin eine widrige Ausnahme, und bsieb auch wäh rend der Rückfahrt des Zuges der einzige Ort, welcher kein Zeichen freund licher Theilnahme sichtbar werden ließ. In Altenburg, wo der Zug früh 6 Uhr unter heftigem Regen an langte, wurde Se. K. H. Prinz Albert auf dem mit Flaggen, Guirlanden und Blumen geschmückten Bahnhofe von dem herzoglich altenburgischen Minister Grafen v. Beust und dem Commandanten der dasigen Truppen begrüßt, die Beide sich sodann mit noch einigen anderen Notabilitäten dem Zuge anschlosten. In Werdau hatte sich die Schützencompagnie an der Bahn in Parade ausgestellt und der Zug wurde mit Musik und Böllerschüssen empsangen. Hier hatte wohl namentlich der Umstand, daß ein Glied unseres hohen Königshauses sich bei dem Zuge befand, ein überaus zahlreiches Publikum herbeigeführt, und als Se. K. H. Prinz Albert den Perron jbetrat, wurde derselbe von der Menge sofort so dicht umschlossen, daß seine Person für Die ans Zwickau eingetroffenen Vertreter der dasigen königlichen Behör den, die sich hier dem Zuge anschlosseu, in, eigentlichsten Sjnne unzugäng lich gemacht wurde. Se. K. Hoheit wurde sodann von dem dasigen Herrn Superintendenten Bärensprung mit einer Rede begrüßt, in welcher der Sprecher zuvörderst den Dank der Stadt Werdau für die ihr heute durch de» Besuch Sr. K. Hoheit zu Theil gewordene Ehre aussprgch und Hiera» die beste» Wünsche in Bezug auf Desseil für Sachsen so bedeut ungsvolle Zukunft anschloß, „ auf daß diese sich so groß und schön erheben Und einst so ruhmvoll gekrönt sehen möge, wie der stolze Bau, dessen feier- licher Weihe der allverehrte König!. Prinz heute beizuwohnen im Begriff sei." In Hinblick auf die Geschichte der letzten Jahre auf die Stadt Werdau übergehend, schloß sodann der Sprecher ungefähr mit den Wor ten : „Möge der Name Werdau immer reiner» und Hellern Klang gewin nen, damit er auch wieder gern gehört werde bei imser'm allverehrten König und dem königlichen Hause. DaS walte Gott!" — Se. K. H. Prinz Albert erwiderte auf diese Rede, wie es ihn gefreut habe, die Ge sinnungen Werdaus durch deuMnnd des Herrn Superintendenten so schön ausspreche» zu hören, und er nicht ermangeln werden, Sr. Majestät dem König bei dessen Rückkunft hiervon Mittheilung zu machen, auch nicht zweifle, daß, wen» die von dem Sprecher am Schlüsse seiner Rede geheg ten Hoffnungen sich verwirklichten, „Werdau" i» dem königlichen Hause ein lieber und gern gehörter Naine sein werde. Hierauf nahm S. K. H. noch die Begrüßung der städtischen Behörden entgegen und schied »»ter den Hochs der stattlichen Schützencompagnie, worauf sich der Z»g unter Musik und unter den fortwährende» Freudenbe;eigu»ge» der Menge in Bewegung setzte, Seit der Abfahrt von Altenburg war günstiges Wetter eingetreken und bei völlig klarem Himmel wurde nach 8 Uhr Reichenbach erreicht. Hier war Alles in festlicher Bewegung. Das Musikchor der pargdirenden Bürgerschützencompagnie ließ seine Klänge ertönen, der Bahnhof war aufs freundlichste geschmückt, allen Anwesenden strahlte Freude aus den Zügen und die umliegendeij Berge ertönten von zahlreichen Völlerschfisscn. In Reichenbach waren die durch den Hofer Zug beförderten Gäste bereits angekommen. Se. K. H. Prinz Albert wurde hier von Sr. Durchlaucht