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413 Mit diesen Worten gab er ihr einen Ducaten und sie eilte von der Bühne durch eine Seitenpsorte auf die Strafe. Der König folgte ihr rasch, blickte ihr lachend nach, wie sie die belebt Gasse, die rom Tages lichte noch erhellt war, hinausflog, von allen Menschen angestannt, weiche sich die seltsame Erscheinung nicht erklären konnten, und er fühlte wirklich eine so lebhafte Theilnahme für sie, daß er ihr einen seiner Offiziere nach- schiekte, nm sie vor Beleidigungen des Pöbels zu schützen. Schon nach wenigen Minuten kehrte sie im Fluge zurück und trug eine Flasche Cham pagner lind zwei Gläser untern. Arme. „Bravo!" rief ihr der König entgegen, nahm sie in eine kleine vergitterte Loge und hielt sein Wort, indem er wirklich die Flasche mit ihr leerte. Am anderen Tage besuchte sie der König ineognito in ihrer Wohnung,/erklärte sie zu Zeiner Geliebten und vier Wochen später zog sic in's königliche Sa.loß. Aus Heidelberg meldet man ein ruchloses Attentat auf die Si cherheit der Main-Neckar-Eisenbahn, das an den Abenden des l. und 2. Dee. verübt worden ist. Am Sonnabend wurden auf Friedrichsfelder Gemarkung die Globen einer Schiene mit Brecheisen abgebogen, was am Sonntag such glücklicher Weise vor dem ersten Zuge entdeckt wurde, und am Abend dieses Tages, kurz vor dein letzten Zuge, nachdem der Bahn wärter seine Strecke begangen und auf seinem Posten zurückgckchrt war, wurden auf Neckarhänser Gemarkung im Schutz der Dunkelheit in Ab ständen von 200 bis 000 Fuß 4 Barrikaden von Granit und Sandsteinen von verruchter Hand quer über die Schienen gebaut, offenbar in der Ab sicht, den letzten Zug verunglücken zu machen. — In der That kam der letzte Persone -zug und nach ihm ein leerer Militärzug mit zwei Maschinen um 7 Uhr im vollen kauf an dieser Stelle vorbei; aber mit wunderbarer Kraft wurden die Steine durch die Lokomotive auf die Seite geschleudert, und theü.veise auch durchschnitten und zertrümmert. Einen heftigen Stoß empfing jedoch die erste Maschine, ein 10 Pfund schwerer Stein flog in deren Aschenkasten und wurde in Heidelberg dort entdeckt. — Sowohl der Thater, als die Motive dieser Uuthat sind bis jetzt mit Gewißheit noch nicht entdeckt; cs läßt sich aber unzweifelhaft vcrmuthen, daß die Urheber davon dieselben sind, weiche vor drei Monaten einen ähnlichen Angriff auf die Bahn begangen, und vor Kurzem, unmittelbar nach Abzug der Preußen aus Ladenburg, deren beide Schilderhäuser über die Brücke in den Neckar gestürzt hatten. Es sind Nachrichten von der Mädchen-Auswanderung nach Au stralien cingetroffen. Das Schiff „Culloden" ist m.t 38 Mädchen i > Port Philipp am 6. Zuli gelandet; das Schiff „Herzog von Portland" kam am 2. August Mit Ob Mädchen in Adelaide an. Unter den Mädchen hat während der Uebersahrt ein vortrefflicher Gesundheitszustand geherrscht und dem Benehmen der mit der Sorge für sie Betrauten, so wie den be treffenden Anordnungen des dortigen Comites wird vollkommene Aner kennung gezollt. Den Colonisten ist diese Einwanderung sehr erwünscht gekommen. Von den zu Port Philipp ans Land gesetzten waren binnen 2 Lagen 31 ,n Dienst genommen Mit einem Lohne, der von >2 bis 20 Pfund jährlich variirt. In Adelaide waren in vier Tagen die sämmlüchen Mädchen engagirt. Das Dame» Comite, welches sich zu ihrer Empfang nahme >n Port Philipp gebildet hatte, hat sich sehr günstig über das ,Ve' nehmen der hwübergeHndten Mädchen ausgesprochen. »*« Der Vergiftungs-Pro eeß gegen den Pfarrer Gothland von St.- Germain in Paris und die Frau du Sablin äst am 5. Dee. vor dem Assi- senhose zu Anaouleme nach beinahe achttägigen Verhandlungen beendet worden. Der Prozeß erregte in Angonleme eine namenlose Aufregung: die Geistlichkeit scheint Alles aufgeboten zu haben, um den angeklagten Priester zu retten, und wie bei dem Prozeß Leotade hatte die Justiz fort während gegen ein eombinirtes System der Entlastungszeugen anzu- kämpfeu. Die Anklage beruhte, kurz gefaßt, auf folgenden Ereignissen: . Am 20. Dec. 1849 starb die Magd des Psarr>rs Gothland? nach einer Krankheit von.8 Tagen, während welcher sie an furchtbaren Erbrechungen gelitten hatte, und ward auf Betreiben des Pfarrers, angeblich des uner träglichen Geruchs wegen, schon Tags daraus in aller Stille Frühe beer digt. Der Pfarrer theiltc den Todesfall dem Sohne der Verstorbenen schriftlich mit, gab aber einen falschen Tag des Ablebens an. Der Sohn hatte früher von seiner Mutter gehört, ihr Herr lebe in ehebrecherischem Umgänge mit Madame du.Sablon; sie habe das schuldige Paar belauscht und habe dem Pfarrer in der Hitze eines Wortwechsels zu verstehen gege ben, sic wisse Ecwas, was ihn ruiniren könne. Drei Wochen nachher er hielt er die ganz plötzliche Nachricht von ih em Tode; nicht einmal, daß sie schwer erkrankt sei, hatte man ihm angezeigt, den Tag ihres Ablebens aber, wie er bald inne ward, falsch angegeben. Dieß machte ihn arg wöhnisch; er drang auf Untersuchung, und die nun vorgenommene Lei chenschau ergab allerdings die unzweideutigsten Spuren einer Arsenikver giftung, und zwar einer langsamen, suecesiven, wie die Sachverständigen erklärten. Auf die erste Nachricht von diesen gerichtlichen Proceduren und von der darauf folgenden Verhaftung Gothland's machte Herr Sab- lon den schon erzählten Versuch sich, seine Frau und seinen Sohn durch Kvhlendampf zu ersti 'en. Der unerwartete frühe Besuch einer Freundin vereitelte diesen Versuch und Frau du Sablon ward nun auch eingezogen. Ihr Mann ist Arzt; er hatte einen Vorrath Arsenik, über den er genau Buch führte, im Hause, und man fand bei der Haussuchung, daß an die sem Vorratbe ein bedeutendes Quantum fehlte. Es wurde ferner durch Zeugenaussagen festgesteilt, daß der Psarrer und Frau du Sablon die Sterbende gepflegt und daß namentlich Ersterer ihr mehrmals weißen Wein mit „gestoßenen Zucker" zu trinken gegeben hatte. Dem Pfarrer wurden verschiedene frühere Verhältnisse mit Frauenzimmern nachge- wicsen »ud der Fran du-Sablon einige leichtsinnige Agaccrien gegen junge Leute, welche wenigstens ihrem Umgänge mit Gothland den Ein wand der Unwahrscheinlichkeit nahmen. Die Vertheidigung stützte sich vornehmlich aus den Umstand, daß die Magd lebcnsuberdrüssig gewesen sei und sich wahrscheinlich selbst umgebracht habe, allein, obgleich die Ent lastungszeugen zum Theil erster» Umstand bekräftigte», so sprach doch na mentlich das Gutachten der Techniker und der Umstand, daß Niemand Nachweise» konnte, woher die Verstorbene das Arsenik bärte nehmen sol len, entschieden gegen diese Annahme, der außerdem alle unverdächtigen Zeugen lebhaft widersprachen. Oie Geschworene» haben vorgestern den Pfarrer schuldig gefunden, Frau du Siblon dagegen freigesproche». Er sterer, der übrigens feierlich seine Unschuld bethcuerte, ward vom Gerichts höfe zu lebenslänglicher Kettenstrafe vcrm theilt. Getreide-Preise in Radeburg. den 18. December 1850. Weitzen 4 Thlr. 2 Ngr. auch 4 Thlr. 9 Ngr. Korn 2 - 24 - - 3 - - , Gerste 2 - 2 - - 2 - 0 , Hafer 1 - 10 - - I - t7 , Erbsen 3 - 15- -3- 2H» Heidekorn 1 - 22 - - 2 - - , Eingega ngen: 1283 Scheffel, Bäcker-Tare. Das 3er Brod wiegt — Pfund 9 Loth. — Qtch. - Die Oer Semmel - - - 13 - 2 - Das 1 Ngr. Brod 1 - 22 - — - I Das 5 - - 8 - 14 , g» . Radeburg, am 4. December >8)0. Der StadtraH das.