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404 Man erinnert sich des vielen Geredes, des noch vor Kurzem ,,die Bekenntnisse eines Soldaten" in Wien und allerwärts verursachten. AIS Verfasser wurde bekanntlich der Major Barbaezy genannt, doch be hauptet ina», daß dieser nur als Sündcubock sür eine andere Feder (Graf Grüuue) figurire. Mit Bezug darauf erhalten wir ans sehr glaubwürdiger Quelle folgende höchst interessante Mittheilung: „Der Name Barbaezy hat schon früher am Ende des Rastatter Cvn- gresses einen ominösen Auftrag tragen müssen: die Ermordung der französischen Gesandten. Oberst Barbaezy von den Szcckler Hu saren lag damals mit seinen Husaren in dem Murgthale bei Rastatt im Winterquartiere, in Gernsbach. Ein Bekannter von uns hatte ihn gerade bei Tische, als er eine Stafette aus dem Hauptquartier in Donaueschin gen erhielt, welche ihm den Befehl brachte, mit einigen Eskadronen nach Rastatt zn rücken, und dort die abreiseuden französischen Gesandten mit der Msirung ihrer Passe auszuhalten, bis die einbrechende Nacht die be fohlene Mordthat bedeckte. Barbaezy war nicht mit in Rastatt einge rückt, sondern bei einem, uns bekannten, Pfarrer abgestiegen, dem eS auf' fiel, daß der Oberst wie ein Verzweifelter sich im Zimmer auf und abtrieb' und sich mit dem Ausruf vor die Stirn schlug: „Was wird die Welt von mir sagen', wie mein Name besteckt werden!" Der Arme wurde, als Erzherzog Carl dieses grause Ereigniß erfuhr, als Gefangener ins Haupt quartier gebracht, wo er zu seiner Rechtfertigung deu Befehl des da maligen Armceministers, Gras Lehrbach, vorlegte, welcher diese Stelle kurz vor dem Schlüsse des CougresseS erhielt, wo er einer der drei österreich ischen Gesandten war. Er haßte die französischen Gesandten und man vermmhete, daß persönlicher Haß ihren Mord veranlaßt. In Wien hatte er eine hohe Stüde, welche seinen Racheplan bcgünst gte und ihn gegen den Erzherzog in Schuft nahm. Barbaezy wurde in seine Heimath ent lassen. — Ich habe schon ost wahrgenommeu, daß dieser Geschichte wah rer Grund und Hergang wenig bekannt sei. Selbst Franzosen glauben, daß die Mörder nur verkleidete, vom französischen Direktorium geschickte Franzosen waren. Ich wohnte damal' im Murgthale, war beinahe Au genzeuge und kannte alle Personen dieses traurigen Ereignisses, und ein Freund von uns wurde von einem Szeckler Offiziere mit dem Sabel und mit einem Buche (die Jungfrau von Orleans von Voltaire) besn enkt, welches sich im Wagen des ermordeten Bonnier vorfand, und dieser Tapfre an sich nahm. „Haben wir nicht recht gethan, einen Solchen, der so gottlose Bücher liest, zusammenzuhauen t" meinte er. Ueber die Flucht Kinkel's wird dem „Magdeb. Corr." geschrie ben: Außer den beiden Aufsehern des Zuchthauses zu Spandau, die in dem Verdacht stehen, gegen den Preis von 800 Thlr. den Züchtling in Freiheit gesetzt zu haben, ist jetzt noch e>n Gastwirth Krüger zur Untersuch ung gezogen, bei dem sich fremde Personen aufgehalten haben sollen, de- . nen man die Einleitung des ganzen Planes zuschreibt. Der Gastwirth behauptet, diese Personen uicht zu kennen. Kinkel ist durch mehrere Thü- ren, zu welchen mittelst WachSabdrucks Nachschlüssel angefertigt sein sollen, unter das Dach des VordergebändcS gebracht worden, durch ein kleines Dachfenster, das noch jetzt zerbrochen ist, aufs Dach gestiegen, und an einem Strick auf die Straße herabgelassen worden. Der von dem Strick angeblich herrührende Eindruck ist an der Dachrinne bemerkbar. Daß die Aufseher der Nachschlüssel bedurften, erklärt sich wohl daraus, daß zur Nacht sämmtliche Schlüssel an den Inspektor des Zuchthauses ab- geliefert werden müssen. Daß dem Letzteren nichts zur Last falle, wird von allen Seiten versichert. — Uebrigens soll Kinkel nicht, wie es An fangs hieß, in Offiziersuniform entflohen sein. Die Vorderseite des Ge bäudes wird merkwürdiger Weise des Nachts von gar keinem Posten be wacht, so daß wohl eine Verkleidung gar nicht einmal nothwendig war. Am 28. Nov. ereignete sich bei Leipzig an dem Fußweg nach Schönefeld ein bedauerlicher Uuglückssall. Es ist dort nämlich Erdreich zur neuen Verbindungsbahn abgegraben und dadurch eine steile Wand erzeugt worden, an welcher sich an jenem Tage 4 arme Tagelöhnerskinder niedergekauert hatten. Plötzlich brach eine vom Regen erweichte Scholle, de-Abhangs los und verschüttete zwei der Kinder, das Mädchen von 1l Jahren, Namens Wilhelmine, und die jüngere Schwester von 4 Jahren, Namens Henriette, völlig. Die älteste dagegen, Auguste, welche den kleinen Bruder Adolf auf dem Rücken trug, war dem Verhängnisse ent gangen. Von wem das Unglück zuerst wahrgenommeu werde» ist, hat sich bis jetzt nicht ergeben; es scheint uicht, als ob durch das älteste Mäd chen Jemand zur Hülfe herbeigerufen worden sei. Das jüngere verschüt tete Mädchen, Henriette, hatte den Kopf frei und ihr Wimmern scheint einen Vorübergehenden herbeigerufcn zu haben! Durch denselben wurde von dem Bahnwärter an der Verbindungsbahn das nöthige Werkzeug ge holt, er selbst legte thätig und hülfreich Hand an. Die Kleine war bald befreit, und durch die Maurer Hering und Eiermann, beide aus Schöne feld, wurde sie nach Schönefeld getragen. Entseelt wurde dagegen die elfjährige Wilhelmine herausgegrabcn. Augenblicklich war auch die nöthige Hülfe da und in der Thoreinnahme des SchützenhauseS wurde sie genau untersucht. An eine Rettung war uicht zu denke», da einer oder einige der Halswirbel gebrochen waren, sie mithin wahrscheinlich augen blicklich den Tod gefunden hatte. Die aus der Stadt zurückkehreude Mutter fand ihr Kind hier todt wieder, über das Schicksal der Uebrigen noch in völliger Ungewißheit. ES fand eine Untersuchung an Ort und Stelle des Unglücks statt und bei der Nachgrabung sand man noch ein Paar Holzpantoffeln, einen Strickbeutel und ein Tuch. Der Leichnam wurde nach Schönefeld in die Wohnung der Mutter gebracht; die kleine Henriette befindet sich soweit wohl. Ueber das Schicksal der andern bei den Kinder, Auguste und Adolf, war man am 30. Nov. noch in Ungewiß heit; sie hatten sich die Nacht über hinter eiiiem Feime auf freiem Felde aufgehalten. Wahrscheinlich hält Furcht das Mädchen an der Rückkehr nach Hause zurück. Vor wenigen Tagen hat sich in Buchwald, am Fuß der Schnee koppe, folgende Vergiftungsgeschichte zugetragen. An einem Abende, als eS bereits dunkel geworden war, erschien vor dem Häuschen einer armen Wittwe ein derselben unbekannter Mensch und verlangte Einlaß, um ihr ein Geschenk zu überreichen. Als die Wittwe die Thür öffnete, schob ihr der Unbekannte ein Stück Kuchen in die Hand und entfernte sich schnell, ohne zu sage», wer er oder der Geschenkgeber sei. — Erfreut über die unverhoffte Gabe, setzte sich die Arme sofort an den Tisch und verzehrte mit ihren Kindern den Kuchen. Kaum aber war das sür sie köstliche Mahl vollendet, als sich bei Allen fürchterliches Brennen und Schneiden in deu Eingeweide» und zugleich Erbrechen einstellte, unverkennbare Symptome einer Vergiftung. Da außer der unglückliche» Familie sonst Niemand im Hause wohnte, so war dieselbe so lange ohne alle Hilfe, bis ein Vorübergehender das Jammergeschrei hörte, sich nach der Ursache des selben erkundigte, und bei der OrtSbehörde die nöthige Anzeige machte, die so schnell als möglich ärztliche Hilfe herbeischaffte. Der k. Kreis- physikus zu Hirschberg, dessen Aussage wir vorstehende Mittheilung ent nehmen, vermuthete, daß das Attentat wahrscheinlich nur ein Versuch für eine anderweit beabsichtigte Vergiftung sei. Es möge indeß eine hinrei chend starke Dosis Gift im Kuchen nicht vorhanden gewesen sein, und werde wahrscheinlich die unglückliche Familie gerettet werden, Bei der großen Industrie-Ausstellung in London wollen sich unter Andern auch einige ostindische Fürsten betheiligen. Der Beherrscher von Kaschemir Goolab Singh, wird eine Partie ShawlS eiusenden, deren Werth auf 187,500 Fr. angegeben wird. Der Raja von Pattiale hat eine mit Gold eingelegte Rüstung von großem Werthe zugesagt. — Sämmt liche englische Eisenbahnen sind übercingekommen, während der Gewerbe- Ausstellung die Arbeiter Englands um einen halben Penny (5 Pfennige) pr. Meile hin und zurück zu befördern. Die Arbeiter der Fabrikstädte treten zusammen und erhalten besondere Züge. Ein HandlungShauS in Manchester läßt für die Industrie-Ausstellung ein Pfund Baumwollengarn spinnen, welches eine Länge von mehr als 238 (englischen) Meilen ha ben wird. In London wurden die Musikalie» und Instrumente des verstor benen Herzogs von Cambridge versteigert. Eine Violine von Straduari, das Lieblingsinstrument des Herzogs, ging für 755 Thaler, eine -weite von demselben Meister sür 956 Thaler weg. Ei» Boge» für die erste Geige wurde mit 49 Thalern bezahlt-