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- 378 Spannung, in der die Versammlung sich befand. Die Unruhe unter den- Abgeordneten wahrte auch fort, als die Minister bald nach 11^ Uhrin grosser Uniform eintraten, und schwieg erst, als nach einer kurzen Frist, wir wissen nicht, welches Zeichen dasHcr- annahen des Königs verrieth, — denn ler trat ein ohne die sonst vorhergehende Ankündigung eines Marschalls, schritt sinter der tiefsten Stille, die sich plötzlich im Saale veshrcitet hatte, unter den Thron, bedeckte sein Haupt mit dem Helm und verlas nun folgende Thronrede: „Meine Herren Abgeordneten der Ersten und Zweiten Kammer'. Inmitten einer schweren Zeit sehe Ich Sie mit Vertrauen wieder um Meinen Thron versammelt und heiße Sie von Herzen willkommen. - Seit dem Schluffe Ihrer lebten Sitzung ist Meine Regierung mit Eiser bemüht gewesen, die mit Ihneu vereinbarten organischen Geseke ins Leben zu ruft». Iu ,alle» Theisen des Landes ist die Einführung der Ge meindeordnung begonnen worden und nur die in dem Geseke begründete Berücksichtigung der mannichfaltiqen bestehenden Verhältnisse hat ein gleichmäßiges Fortschreiten der Angelegenheit in den verschiedenen Thei len der Monarchie verhindert. .. Obgleich das Geschäft der vorläufigen Veranlagung der Grundsteuer nach Maaßgabe des Gesekes vvm 24. Februar d. I. noch nicht überall be endigt ist, so wird Meine Regierung doch dasüe Sorge tragen, daß Sie von den Resultaten der Arbeit möglichst.bajd Einsicht erlangen. Die großartigem Eisenbahnbante», zu deren Ausführung Meine Re gierung durch Ihre Zustimmung in den Stand gesetzt ist, sind mit aller Kraft und mit Erfolg in Angriff genommen worden. Auch, die sonstigen öffentlichen Arbeiten haben in befriedigender Weife Fortgang genommen und zur Verbesserung der Lage der dabei beschäftigten Klaffen wesentlich beigetragen. In Folge der fortschreitenden Befestigung des Vertrauens haben sich Handel und Gewerbe im Laufe des Jahres gehobelt und zum Theil eines lebhaften Aufschwunges erstem. Der Schifffahrtsverkehr in den Häsen des Landes ließ eine steigende Regsamkeit in den tlnsernehttmugen erkennen. ' Die einqesührten 'Verbesserungen des Postwesms, denen sich ein um fassender Postvereinsvertrag mit andern deutschen Staaten und Verhand lungen mit auswärtigen Regierungen zum Zweck ber ferneren Erleichter ung des gegenseitigen Verkehrs angereiht haben, lassen ihren ersprießlichen Einstuß bereits erkennen. Schon fingen Wir an, Uns der wiedcrkehrewdc» Sich^ freuen , als ein Mordversuch gegen Mich selbst lfns^iuen Blick in den sittlichen Abgrund eröffnete, au dem wir uns noch immer befinden. Ich rede nicht von Meinem Leben — es steht in der Hand des Allmächtigen— die Gefahr, aus der Ich wunderbar errettet worden bin, hat Mir die Ge- ypgthuuua verschafft, unzählige Beweise von Anhänglichkeit und Treue ans alle» Theilen des Landes zu empfangen; Ich rede von der tiefen Ver wirrung aller Begriffe welche zum Königsmyrd austuft, von der Mißacht ung göttlicher und menschlicher Geseke, die bei dieser traurigen Gelegen heiten bemerken gewesen ist. Die Presse des Umsturzes trägt einen nicht geringen Theil der Schuld und da es in der letzten Kammersikmig nicht möglich war, die provisorische, als unzulänglich erkannte Preßverordnung vom 30. Juni v. I. zu bc- rqthen, so hat Meine Regierung es für ihre Pflicht gehalten, auf Grund des Art. 63 der Verfaflungsurkunde eine weitere vorläufige Prcßvcrord- nung zu erlasse». Diese Verordnung sollte aber nur ein vorübergehendes Mittel zur Beseitigung offenkundiger Uebelstände sein. Es wird Ihnen deshalb zugleich mit derselben der Entwurf eines umfassenden, auf die Dauer berechneten Preßgesckes voraelegt werden. Bei der Berathung desselben werden Sie mit Meiner Regierung bemüht sein, die Ansprüche vxrnünstiger Freiheit mit den Bedingungen der Sicherheit des Staates und der Gesellschaft in Uebereinstimmung zu bringen. - Die Vvrvercitungen zur Ausführung der in der Verfassnngsurkunde enthaltenen Bestimmungen über das Verhältnis« der Kirche zum Staat, sind im unausgesetzten Betriebe und Meine Regierang wird cs sich ange legen sein lasse»,' die ihr hieri» gestellte schwere Ausgabe in gebührender Berücksichtigung aller berechtigte» Interessen möglichst bald zu lösen. Der Entwurf des Uutergerichtsgcsetzes ist seiucr Vollendung nahe. Nur der Umfang der Vorarbeiten macht es unmöglich, denselben Ihnen schon bei Eröffnung der Kammersikung vorzulegen. Ein Gesetzesentwurf über die Mediziualverfaffung wird Ihnen in nächster Zeit mitgetheilt werden. Auch -er lange vorbereitete Entwurf zum Strafrecht wartet Jhrrr Berathung. Die Vereinigung der hvhenzollernschen Länder mit Monarchie macht den Erlaß eines Wahlgesetze ' für dieselben erforderlich; Ich empfehle Ihnesi die beschieuUigle Berathung dieses Entwurfs, denn Sie werden chit Mir wünschen, die Vertreter jener Landestheile bald in Ihrer Mitte ru sehen. > Meine Herren Abgeordneten, aus dem StaatShauSkaliSctat für das Jahr 5851 werden Sie entnehmen, daß nicht nur im Allgemeiucn eine Steigerung der Staatseinnahmen eingetrete», sondern auch auf möglichste Beschränkung der.Ausgaben Bedacht genommen ist. Dennoch ist es nicht ausführbar, zu» he» gewöhnliche» EiunahMti den iu Nachwirkung der MchWerM Jahres 1,848 erhöhten Bedarf des Staats zu decken. Eine außergewöhnliche Anspammng der Stsuerkrast d'eS Landes ist des halb nicht zu vermeide». Die Prüfung der daraus gerichteten Vorschläge Meiner Regierung empfehle Ich Ihrer sorgssmstemErwägimg. lieber die Benützung des Kredits potz t8 Millionen Thalern zu mili tärischen Zwecken wird Ihnen vollständige Rechenschaft gegeben werden. Noch sind aber sie Gefahren, durch wclche Sw zu jener Bewilligung vermocht worden, nicht beseitigt. Meine friedliche» Beziehungen zu den europäische» Großmächte» sind zwar »icht «»cerbroche», aber leider war Meine Absicht, de» deutsche» Staate» eine, ihre» Bedürfnisse» piM'rech- de»e Versagung zu verschaffe», bisher »icht zu erreiche». Ich halte an dem Gedanke», der Meinen ^bisherigen Bestrebungen zum Grunde liegt, in Hoffnung auf die Zukunft fest, werde a"er dessen Verwirklichung aus neue» GruMage» erst dann wieder aufnehmen, wen» über - die künftige Gestaltzmg des gejammten deutschen Bundes entschieden sein wird. Ich hoffe, daß die hierauf bezüglichen Verhandlungen bald zu einem gedeihlichen Eüve führe» werden. Der Friede mW Dänemark ist abgeschlossen und ratificirt, hat aber noch nicht in allemPunkten ausgesührt werden können. In einem benachbarten deutschen Lande habe» Zerwürfnisse der wi- drrwärrig-en Art staUgefmihezz, . Lz» ,vop ^iPr^lje gemachter Versuch, in dieselbe» emzugreijeü, drohte dieMechtc Preußens ju verletzen und hat zu,M.ßverständmuen geführt, m weiche wir unmittelbar verwickelt sind. Uiijere, auf die Bedinglmge» unserer geographischen und militärischen Lage gegründeten-EinwSndüiigen haben bei dem Landesherrn und bei sei nen Verbündeten b-Sher nicht die gehörige Beachtung gefunden. Außer dem haben auch in Gegenden, welche fern von dem Schauplätze jener Verwickelungen liegen, in der Nähe unserer Grenze», Truppen-Zusam menziehungen stattgeMde», d»rch welche hie Sicherheit der Monarchie bedroht ward. Da habe auch Ich das lange Beanstandete nicht länger ausschieben dürfen, Ich habe die volle Kriegskraft des Landes aüsgerufen, mit Stolz und Freude sehg Ich, daß Mein wahrhaftes,Volk sich allent halben erhebt, wje Ein Mmm, und sich Meinem in Tapferkeit und Treue bewährte» Heere anschließt. I» kürzester Zen werde» wjr stärker gerüstet dastehen .als jemals in alte» oder'je m neuen Zeiten. Wir suche» nicht de» Krieg,, wir wolle» Niemandes Rechte schmälern, Niemandem unsere Vorschläge nufzwingen, aber wir fordern eine Einrichtung des GesammtvaterlaudeS, die unserer gegenwärtigen Stellung in Deutschland und Europa angemessen ist, und der Summe der Rcchre entspricht, welche Gott in unsere Hand gelegt hat. Wie. haben ein gures Recht, dgs wollen wir vertheidige» und so langer in kräftiger Rüstung unter den Waffe» bleiben, bis mir der Geltung dieses Rechts gewiß sind. DaS sind wir Preußem das sind wir Deutschland schuldig. Ich hoffe, daß unsere Erhebung genügen wird, unser Recht zu wah ren, sie ist, wenn dies; erreicht wird, gefahrlos für die Ruhe von Europa, denn Mein Volk ist in demselben Maaße besonnen, wie es kräftig ist. An Ihnen, Meine Herren, ist es, Mir die Mittel zu gewähren, durch welche die Erreichung des Zweckes bedingt ist. "Ich beklage die Opfer, welche deshalb der Nation auferlegt werde» müsse», aber Ich weiß, Ihr Eiser, Meine Herren Abgeordneten, wird Himer dem des gesammte» Vol kes nicht zurückbleiben. Sie werden de» Beweis liefern, -aß unsere Ver fassung, an der Ich unverbrüchlich festhalte, ein kräftiges Handeln Preu ßens nicht lähmt, sondern fördert. lind, wie in dem Aufschwung des Momentes alle Parteien im Volke verschwunden sind, wie Volk und Heer sich mit Mir und untereinander Eins fühlen, so werden auch Sie, die Vertreter dieses herrlichen Volkes einmüthig und fest zu Mir stehe» i» den Gefahren der Gegenwart. Wohlan denn, unsere Losung sei: „Eintracht, in Treue, Gottver- tramm iu Einem Geiste — im alten ächten preußische» Geiste. Damit hat uns Gott oft und weit geholfen, und wird uns noch weiter helfen. Das ist meine Zuversicht'. Die Abgeordneten, die dem Throne gegenüber einen Halb kreis gebildet hatten, hörten sie unbeweglich und lantloS an, bis >hr Inhalt auf die äußere Angelegenheit sich wendete, denn alle Erwartnng concentrirte sich ans len Punkt, welcher Vie deutsche Frage und die Rüstungen Preußens berühren werde. Auch er hob sich der Vortrag der Rede selbst erst bei diesem letzten Ab- chnitt zu Worte hin daß die Tr der Ruf d Es geschal fassung u die Preuß; König un „Eintracht preußische! Satze wv schrift, so verficht g' Nach v. Ladenb Lebehoch i s find auch Schwebe, lich gcrau fürst sein vention P Etappenst Regierum ein gegen den Durc Bei Nal) spre bürg ein daß in I kommen jetzt über den, die dem Prin und Oes- Na< Widerstw klarung f Be ein Komi Bestätig! diesen T< geht na; die köni zu halte nach sil Depesche daß die nimmt, gen Oe