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Wochenblatt Pulsnitz, REverg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und deren Umgegend. Rediqui unrer DeranrworUiuikei! der L-.eic«ei E. gsorster in bal-ni!; und Th. A. Hertel in Radeberg. 18SO M». 18 Freitag, den 3. Mai. id Einzeln rft alm- und estgesetztes rftcina, 2. nc Friedr, achermstr. >em Tage« Sttumrs- allhier. — gfr. Ma- Martini. "au je. idrich Au- irsch. oth. md Herr iunde — Zeitereignisse. Dresden, 3». April. Heute Morgen fuhren die hohen Herrschaften mit einem Extrazuge der sächs.-böhmischen Eisenbahn nach Königstein, von wo sie sich nach der Bastei begeben werden. Dort empfangt sie ein Dampfschiff, das diesen Morgen um 10 Uhr hier abging. Es war mit den Wimpeln aller Nationen ge- schmückt und hatte ein Mnstkchor am Bord. Auch die Boots leute waren in festlicher Kleidung. Das Dampfschiff wird die hohen Herrschaften nach Pillnitz und nach des Königs Weinberg, dann aber nach Dresden zurückführen. Nächsten 2. Mai be- giebt sich dann — wie wir hören — Se. Masi der König und Ihre Mas. die Königin auf den Weinberg. Gleichzeitig reifen die hohen Neuvermählten nach Charlottenburg ab. Prinz und Prinzessin Johann nebst Familie werden sie bis Riesa begleiten ! und dann sich nach Jahnishausen begeben. Eben so werden die Prinzessinnen Amalie und Auguste von hier abreisen und theils nach Löschwitz, theils nach Jahnishausen gehen. Es wird aho wahrend der wiedcrkehrcnden Cchreckenstage Niemand von ter königl. Familie hier anwesend sein. Berlin, 25. April. Die österreichische Gesandtschaft hat sicherm Vernehmen nach von der preußischen Negierung die Aus lieferung und refp. Ausweisung aller sich hier aufhaltenden Un garn, die an der Jnsnrrection betheiligt gewcfen, gefordert. Die lluölieferung sollte auf Grund der Carceleonvention von 1834 rücksichtlich aller Derer erfolgen, welche der Militärpflicht in Oester reich zu genügen haben. Alle übrigen Flüchtlinge sollten ausge wiesen werden. Der ersten Forderung würde man sich nicht ha den entziehen können, zum Glück haben jedoch alle in jene Kate- ' gorie fallenden Ungarn Preußen bereits verlassen. Der zweiten Forderung hingegen hat man sich diesseit mit dem Bemerken wi derfetzt, daß keine Veranlassung vorliege, die Betheiligten, solange l sie der Ordnung im Lande nicht gefährlich seien, fortzuweisen. — 27. April. Es ist in der letzten Zeit den Soldaten auf das Strengste anbefohlcn worden, die preußischc und deutsche l Cocarde zu tragen; alle Wachen haben die Weisung erhalten, t Diejenigen, welche nicht beide Cocarden zugleich tragen, zu arre- liren, und sind in Folge dessen auch schon mehrfache Bestrafungen , zu drei Tagen Mittelarrest vorgekommen. Aus Schleswig - Holstein, 24. April. Nach Privatbrie- z? fen aus Kopenhagen ist die Absendung der Friedenscommission 1 vergeblich gewesen und wahrscheinlich kehrt sie bald zurück. Der L König wird ganz im russischen und österreichischen Interesse ge- L halten. Russland betrachtet die Herzogthümer vorzugsweise als i den Heerd, die Eifersucht Oesterreichs auf Preußen zn schüren und tertreiben. Ans beiden Seiten wird ernstlich für den Krieg gerüstet. General v. Willisen beabsichtigt gleich nach Lösung des Waffen- stillstandes über die Eider zu gehen und den Kampf mit dem ge- jammten Heere aufzunehmen, die Verthcidigung Holsteins will er dagegen den Bürgcrgarden jeder einzelnen Stadt überlassen. Schleswig, 24. April. Am gestrigen Tage wurden den glorreichen Siegern von Schleswig und Kolding zur Ehre die deutschen und schleswig - holsteinischen Fahnen durch unsere ganze Stadt aufgezogen, die Todtcnurncn und Gedenksteine der für Schleswig-Holsteins Recht gefallenen deutschen Kricgöbrüdcr wurden auf unseren Friedhöfen bekränzt. Der Tag wurde auch in anderer Weise festlich begangen. Hanan, 27. April. Nachdem gestern die Geschworenen Vormittags 11 Uhr zur Bcrathung abgetreten waren, eröffneten sie gleich nach 4 Uhr ihr Verbiet, wodurch die Hauptangeklagten Ludwig und Georg der Miturheberschaft am Morde AuerS- wald's und Lychnowsky's schuldig erachtet wurden. Auf Grund tiefes VerdictS wuroe heute Georg zu 20'jähriger Eisenstrafe zweiter Classe, Ludwig zu lebenöwieriger Eifenstrafe erster Claffe, Pflug annoch zu 5 s monatlicher Eisenstrafe zweiter Classe, Kör ber zu 6 monatlicher Zuchthausstrafe, Dietrich zu einjähriger Zucbtbausstrase, unter Aberkennung des Rechts, die kurhessische oeaewnalioiarde zu tragen, verurtheilt. Die Geschworenen ha- bm jedoch die sämmtlichen Angeklagten, wegen der Höhe der ausgesprochenen Strafen, der landesherrlichen Gnade zu em pfehlen, unc Einstimmigkeit beschloßen. Bei der Verkündigung des Urtheils zeigte Georg s Mienenspiel den furchtbarsten Kampf, weichen es ihm kostete, um den Ausbruch der Leidenschaft nieder zuhalten. Ludwig war nur aufgeregter wie sonst und rief, nach dem das Urtseil gesprochen: „Herr Präsident, lassen Sie mich lieber gleich niederschicßen, als m ewige Knechtschaft bringen. Lief bewegt, aber ohne die mindeste Störung verließ die Menge den Saal. Es mochte wohl das Gefühl über sie gekommen sein, daß eine höhere Gerechtigkeit gewaltet. Wien. 18. April. Den aus Italien im Jahr 1848 vertriebe nen Liguorianern wnrdc die Bewilligng errheilt, ihre Häuser und Coll gicn in Verona und Venedig wieder zu beziehen. (Auch in Böhmen ist den Jesuiten wieder voller Zutritt gestattet.) — Fürst Metternich kehrt nach Oeste: reich zurück, nicht etwa symbolisch, nur etwa im Geiste seiner Nachfolger (denn da eMirt er längst), sondern wirklich in staatskanzlmscher Persönlich keit. Es hat dies Gerücht manche Wahrscheinlichkeit sür sich. Der Fürst soll bereits mit dem Compronnß zwischen Oesterreich und Preußen beauftragt worden sein, und seine Tochter, die Gra-