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8056 Börsenblatt s d. Dtschir Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. ^ 154, 7. Juli ISIS. originelle und wirksame Kindcrfriese mit Tierfiguren hat G. Pfeiffer - Kohrt geschaffen, auf dem einen, »Große Toilette-, ist dargestellt, wie der Katze und einem Hündchen das Fell geglättet, auf dem andern, wie dem treuen Spitz »Ein Geheimnis« anvertraut wird, um von dem> danebensitzenden Staarmatz natürlich sofort aus geplaudert zu werden. Ein auf der Bildfläche erscheinen des Mäuslein erregt bei dem es zuerst gewahrenden Kinde starkes Entsetzen. Vier durch schöne Linienführung und harmonische Farbengebung sich auszeichnende Wandsriese hat G. Hessel im Kunstverlag von Theodor Beyer in Dresden erscheinen lassen. Die Bilder tragen durchweg eine klare Gliederung der Gruppen, sowie eine kräftige satte Farbengebung und zeigen als Vorwürfe ihrer lebendig er faßten Darstellungent »Heimkehrende Köhler und Wald arbeiter», »In der Ernte», »Am Kai» und »Eisengießerei». Bei den Bildern für den Anschauungsunterricht, die im Verlag von Friedrich Andreas Perthes in Gotha erschienen find, tritt der künstlerische Charakter gegen den pädagogischen Zweck ganz in den Hintergrund. Wenn aber bei diesen mit sichtlichem Fleiß gezeichneten Blättern das künstlerische Moment auch weniger hervortritt, so soll damit nicht gesagt sein, daß die von Kuhr - Pfeiffer - Kull gegebenen Darstellungen den Zweck, dem sie dienen sollen, nicht erfüllen könnten. Der Verlag von A. Müller-FröbelhauS in Leipzig und Dresden gibt eine Serie »Steinzeichnungen für die Sächsische Volkskunde» heraus, von deren Wert die von Merseburg gezeichnete »Alt- sächsische Kirche in Großrückerswalde» ein vortreffliches Zeugnis ablegt. Der Schulbilderverlag von F. E. Wachs- muth in Leipzig hat eine neue Serie vorzüglich gelungener »Wandbilder für den geschichtlichen Unterricht» herausgegeben, die die »Apfelschußszene aus Wilhelm Teil», den »Sängerkrieg auf der Wartburg», den »Überfall eines Kaufmannszuges durch Raubritter» und »Kolumbus' erste Landung in Amerika veranschaulichen. Zu diesen farbigen Steinzeichnungen gesellt sich noch eine Reproduktion in Farbenlichtdruck, den »Verlorenen Sohn« von Eduard von Gebhardt darstellend, die wegen ihrer außergewöhnlichen Tonfeinheit beachtenswert ist. Zu den Verlagsfirmen, die sich mit der Herausgabe von Künstler-Steinzeichnungen, beziehungsweise Wandschmuck blättern befassen, ist neuerdings auch die Firma Merfeld L Donner in Leipzig hinzugetreten und hat eine Serie farbiger Steinzeichnungen veröffentlicht, in der zwar keine Blätter großen Formats zu finden sind, an deren Ausführung sich jedoch eine Anzahl äußerst tüchtiger Künstler beteiligt hat. Unter den bis jetzt erschienenen Blättern hat Robert von Haug mit seiner Steinzeichnung »Rechberg und Hohenstaufen-, mit verhältnismäßig wenigen Farben- platten zweifellos das stimmungsvollste und tonschönfte Bild geschaffen. Es liegt ein eigener Reiz in diesem in silbriger Tönung gehaltenen Bilde, in dessen Mittelgrund die alte Feste Hohenstaufen, von massigen Baumgruppen umgeben, ausragt. Fritz Beckert bietet zwei malerische idyllische Kleinstadtbilder: »Am Stadttor» und »Vor dem Tore». Das erstere ein anheimelndes Straßenbild eines Landstädtchens, das andere ein Blick auf eine alter tümliche Stadt mit davorliegender Gänseweide. Von weiteren wohlgelungenen künstlerischen Blättern sind noch hervorzuheben von R. A. Jaumann, -Elegie«, »Abend frieden» und -Helle Nacht«, von Max Loose »Hessische Mühle», von Reinhold Carl »Capri», von Wilhelm Schacht »Auf dem Acker», »Heimkehr» und »Auf der Weide», von Fritz Geyer »Märkischer See», »Herbst im Gebirge-und Frühlings tag in der Mark». Eifrig bemüht, sein groß angelegtes Lieferungswerk »Meister der Farbe» immer weiter auszubauen, hat E. A. Seemann in Leipzig jetzt wieder eine größere Serie farbcnschöner Reproduktionen nach Werken alter Meister und solcher der neueren Zeit erscheinen lassen. Daß diese Blätter nicht bloß in Mappen ausliegen, sondern auch ge rahmt an der Wand in Erscheinung treten, läßt zugleich er kennen, daß diese Wiedergaben nach hervorragenden Schöpfungen der Malerei ein ebenso schätzenswertes Studien material wie auch schöne, auf hoher künstlerischer Stufe stehende Wandschmuckblätter sind. Der farbige Zu sammenklang der ausgestellten Bilder zeigt zugleich, welche glückliche Hand bei Auswahl dieser köstlichen Darbietungen tätig gewesen ist. Die technische Durchführung der Blätter zeigt eine solche Vollendung, daß die ver schiedenen individuellen Züge in der Malweise jedes einzelnen Künstlers zu charakteristischem Ausdruck kommen. Wie treffend ist die tiefe, satte Farbenglut in Rembrandts »Schaarwache» und dagegen der feine, kühle Silberton in Vermeer van Delfts wundervollem Interieur »Im Atelier des Malers» wiedergegeben, und wie überraschend sind die mannigfachen Tonwerte nach Menzels reizvoller Gouache »Blick in den Palaisgarten des Prinzen Albrecht-, im Gegen satz zu der poestevollen Farbenstimmung in Paul Chabas' »Zwielicht« mit dem von der Abendsonne beschienenen, in einem Gebirgssee badenden Mädchen, herausgearbcitet! Daß die Eigenart jedes Meisters zu ihrem vollen Rechte gelangt, verleiht diesen Reproduktionen ihren seltenen Wert, wie unter anderen Darbietungen Grützners humorvolle und delikat behandelte Kellerszene »Freunde» — ein Mönch und ein Forstmann bei einem guten Tropfen edlen Rebensaftes —, Andreas Achenbachs »Westfälische Mühle«, Sperls intime »Landschaft am Ammersee», Modersohns farbenfreudiges Herbstbild -Spätsommer-, Klamroths reizendes »Lottchen», Hamachers wirkungsreichss »Riviera« - Motiv und Hans am Endes idyllisches Gactenbild »Frühlingsblüten- auf weisen. Mit ausnehmend schönen farbigen Kunstblättern hat sich auch die allbekannte und geschätzte Kunst- und Verlagsanstalt Trowitzsch L Sohn in Frankfurt a. d. Oder beteiligt. Erregen die Darbietungen dieser Firma nicht allein durch die gewählten Sujets lebhaftes Interesse, so nehmen sie auch durch die aus hoher Stufe stehende technische Ausführung für sich ein. Dies ist besonders aus einer Wiedergabe nach dem Gemälde -Novembertag in der Normandie» von Fritz Thaulow zu ersehen. Der freie, flotte Vortrag und die ge sunde, durch große Leuchtkraft sich auszeichnende Farben gebung Thaulows sind hier mit überraschender Treue wieder gegeben. So gelangt das ungemein reizvolle Motiv, ein zwischen herbstlich gefärbten Baumgruppen liegendes Gehöft, das in dem vorüberfließenden Fluß sich spiegelt, zu voller malerischer Geltung. Ist es bei dem Bilde Thaulows die reiche Farbigkeit, die hauptsächlich den malerischen Eindruck bestimmt, so ist es bei dem »Waldsee» von Müller-Kurzwelly und der »Abendstille» von Karl Kllstner die Kraft der Darstellung, die den Ausschlag für die Gesamtwirkung der beiden Bilder gibt. Der stille »Waldsee» von Müller-Kurz welly, ein Motiv aus der Mark, lichtgrüne Birkengruppen, die sich leuchtend von der dahinter sichtbaren düsteren Kiefer waldung abheben, und glänzendes, durch Wolken brechendes abendliches Sonnenlicht, das von dem klaren Wasser des Weihers reflektiert wird, bietet ein Stück echter und fesselnder Naturpoeste. Dieses macht sich auch in dem Küstnerschen Bilde »Abendstille« geltend: hinter einem blumenreichen Wiesenplan ein von Bäumen eingerahmtes Dörfchen, über dem im blauen Äther leuchtende Wolkenzüge hin ziehen. Außer den vorzüglich gelungenen Reproduktionen nach modernen Kunstschöpsungen bietet die Anstalt von Tro-