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Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. 63, 18. März 1914. Zeitschriften) den Schutz nicht übernehmen kann. Zugleich mit den Satzungen ist eine Neubearbeitung des Verzeichnisses der buch händlerischen Auslieferung?- und Sam melst e l l e n in Hamburg-Altona herausgegeben worden. Unsere Wiederberkäufer-Ordnung bewährt sich nach wie vor gut, die nicht geringe Arbeit der Wiederverkäufer- Kommission verdient den besonderen Dank des Vereins. Unser seit drei Jahren in erweiterter Form herausgegebener Weihnachts-Katalog hat seine Existenz-Berechtigung vollauf bewiesen, sein Erscheinen ist auch für einen Zeitraum von weiteren drei Jahren gesichert; möge ihm die Gunst von Verlag und Sortiment erhalten bleiben! Den verdienten Mitgliedern des Ausschusses und der Kommission, sowie dem Verleger danken wir herzlich für ihre mühevolle Tätigkeit. — Die Bespre chungen von Weihnachts-Neuigkeiten in den Oktober- resp. November-Sitzungen brachten unfern Mitgliedern wieder mannigfache Anregung. Der Weihnachtskatalog führt uns zum Weihnachtsgeschäft und damit zu der brennenden Frage der Warenhäuser und der modernen Antiquariate, von deren starker Kon kurrenz auch das Hamburger Sortiment nicht verschont geblieben ist. Wenn trotzdem das letztjährige Weihnachtsgeschäft im allge meinen als ein befriedigendes bezeichnet werden kann, so ist das nicht zum geringsten der Leistungsfähigkeit des Hamburger Buch handels und dem gesunden Sinn seiner Kundschaft zu danken, die immer noch in der »Buchhandlung« die beste Bezugsquelle für geistige Nahrung sieht. Solange der Sortimenter auf dem Posten ist und es versieht, durch ein gewähltes Lager, durch gute Fachkenntnisse und vor allem durch seine Persönlichkeit das Ver trauen des Publikums zu gewinnen, ist doch zu hoffen, daß er, geschützt von der starken Hand des Börsenvereins, sich gegen das unpersönliche Warenhaus wird halten können, was natürlich nicht ausschlietzt, daß man dieser Konkurrenz stets die aller schärfste Aufmerksamkeit zu widmen haben wird. In diesem Sinne ist jetzt auch die Bekanntmachung des Börsenbereins-Vor- standes erfolgt, laut welcher der Ladenpreis als aufgehoben gilt bei den vom Warenhaus unterm Preis verkauften neuen Bü chern, die der Verleger an letzteres geliefert hat, ohne für den Schutz des Ladenpreises zu sorgen. Auch letzte Weihnachten wurde wieder über den geringen Umsatz in I u g e n d s ch r i ft e n und Bilderbüchern geklagt, und es läßt sich nicht leugnen, daß auf diesem Gebiete Warenhaus, modernes Antiquariat und Auch-Buchhandel vom Sortiment offenbar ein großes Feld er obert haben. Anlaß zu energischem Eingreifen hat uns die billige Ausbietung verschiedener neuer gangbarer Werke gegeben, die unter der Devise: »Antiquarisch, aber tadellos er halten« erfolgte. Wir haben uns an die betreffenden Verleger direkt gewendet und sie ersucht, ihre neuen Bücher gegen derartige Ausbietungen zu schützen. Wir fanden bei ihnen williges Gehör, teils kauften sie die Werke zprück, teils versuchten sie, wenn auch nicht immer mit Erfolg, durch direkte Korrespondenz Einstellung der antiquarischen Angebote zu erreichen. Nachgewiesenermaßen stammten die betreffenden Werke fast sämtlich aus zweiter oder dritter Hand. In einem besonders markanten Fall, dem ein rapides Nachlassen im Absatz des betreffenden illustrierten Wer kes folgte, versuchte das betreffende Geschäft, den antiquarischen Verkauf neuer Exemplare damit zu rechtfertigen, daß es sich bei seinem Angebot um von der Kundschaft zurllckgekaufte tadellose Exemplare handle. Der Verleger des Artikels traf erfreulicher weise sofort energische Maßnahmen gegen diesen Unfug. Die an Reisebuchhandlungen und Abzahlungsgeschäfte liefernden Verleger dürften ernstlich zu erwägen haben, wie sie der Gefahr mißbräuchlichen antiquarischen Verkaufes ihrer Verlagsartikel begegnen wollen. So wird in jedem Jahre aufs neue bewiesen, wie sehr die ganze oder partielle Verramschung den Absatz der neuen Bücher mindert, also Sortiment und Verlag gleichermaßen Schaden bringt, über die großen Konver- sations-Lexika, die massenhaft »antiquarisch, tadellos, in neuesten Auflagen« z. B. statt zu ^ 200 — zu -kt 122.50, statt .Ä 204.— zu 115.— ausgeboten werden, wollen wir uns nicht mehr aufregen; dies Geschäft ist den Sortimentern schon lange verdorben; eine Abhilfe erscheint hier unmöglich. 414 Von einer gemeinsamen Reklame wurde in diesem Jahr abgesehen; bei einer ganz allgemein gehaltenen Reklame für das »B u ch« kommen die beteiligten Sortimenter in einer Groß stadt Wohl schwerlich auf ihre Kosten, so begnügten sich dieses Mal die verschiedenen Firmen, das hübsche Münchner Plakat zu beziehen und in ihrem Geschöstslokal auszuhängen. Die Frage einer erfolgreichen und für die betreffenden Kollegen direkten Nutzen bringenden gemeinsamen Reklame ist, wie schon die Aussprachen im Börsenblatt beweisen, sicherlich nicht leicht zu lösen, sie wird aber von uns im Auge behalten werden. Der Hamburger Export-Buchhandel hat sich im allgemeinen in ruhigen Bahnen bewegt, den Mißständen, die leider im buchhändlerischen Export-Geschäft nicht fehlen, widmet unsere Export-Kommission ihre besondere Aufmerksamkeit, von einem ihrer Mitglieder wird zurzeit ein Referat für eine Zu sammenkunft in Leipzig ausgearbeitet. Die Verkaufsordnung hat uns erfreulicherweise das Verbot des öffentlichen Angebotes der Frankolieferung nach dem Auslande gebracht. Sodann haben wir mit ganz besonderer Genugtuung die Eingabe des Börsen- Vereins-Vorstandes betreffs Erhöhung des Gewichts für Druck sachen nach dem Auslande von zwei auf drei Kilo gelesen. Dieser Wunsch entspricht einem derart dringenden Bedürfnis, daß eine etwaige Ablehnung tief bedauerlich sein würde. Mit den Reclamschen Bllcherautomaten sind wir hier erfreulicherweise einen Schritt weiter gekommen, indem jetzt durch die betreffende Vereinigung Hamburger Sortimenter eine Anzahl Automaten zur Aufstellung gebracht worden ist. Zur Abstellung von Mißständen bei hier im Gebrauch be findlichen Schulbüchern hat unser Verein Ende Novem ber 1913 eine Eingabe an die Oberschulbehörde gerichtet. Eine Antwort ist noch nicht erfolgt, doch haben wir unter der Hand ge hört, daß die Eingabe Berücksichtigung finden wird. Schleuderei-Fälle waren erfreulicherweise nicht zu behandeln, kleinere rasch in Ordnung gebrachte Übertretungen seitens einiger Wiederverläufer gehören Wohl kaum unter die sen Begriff. Aber die Klagen über ein, den buchhändlerischen Vereinen nicht angehörendes Hamburger Sortiment, das laut häufiger Aussage der Kundschaft den unerlaubten Rabatt von 107» gewährt, wollen nicht verstummen. Wir gehen auf ein erfreulicheres Gebiet über, wenn wir der Tagung des KreisesNor den in Hamburg-Altona im Herbst vorigen Jahres gedenken. Liebe alte Freunde aus den Gauen des Kreises Norden und hochgeschätzte Gäste aus dem weiteren Buchhandel durften wir nach fünfjähriger Pause wie- der in Hamburg begrüßen, der geschäftliche, wie auch der gesellige Teil der Tagung verliefen in schönster Harmonie. Im Juni vorigen Jahres fand der übliche Somme raus- flug mit Damen, diesmal in die schönen Hamburger Walddör fer, statt, im Oktober hatte der Vorstand zu einem gemütlichen Familienabend geladen, an dem uns Kollege Scippel durch einen fesselnden Vortrag über das nachklassische Weimar erfreute. Das gute Gelingen wird den Vorstand zu gelegentlicher Wiederholung ermutigen. Am 31. Dezember vorigen Jahres durfte der Vorstand unse rem hochverehrten Kollegen Hermann Seippel zum 70jährigen Geburtstag Glückwünsche aussprechen, 24 Stunden später, am 1. Januar 1914, überreichten wir unserm lieben Kollegen Ernst Mansch eine Glllckwunschadresse zum 25jährigen Jubiläum der Firma Boysen L Maasch; als Dritten im Bunde feierten wir am 5 Februar d. I. unser Ehrenmitglied Lucas Graefe zum Tage der goldenen Hochzeit durch Deputation und Übergabe eines Po kals. Möge den Jubilaren noch eine lange Reihe von Jahren in Gesundheit und Schaffenstätigkeit vergönnt sein! Ganz kurz streifen wir eine für den hiesigen Buchhandel be deutungsvolle Sache: Die Universitäts-Vorlage. Be kanntlich ist sie abgelehnt worden; ob sie in derselben oder in einer neuen Form wiederkommen wird, liegt noch im Schoße der Zukunft. — Der Sommer vorigen Jahres brachte den Ladenge schäften die neue Hamburger Sonntagsruhe. Da Wohl kein Kollege Sonntags von 7 bis 10 Uhr morgens öffnet, dürfte sie für den hiesigen Buchhandel eine vollständige geworden sein. Nicht sehr erfreulich für das Sortiment lautete die jetzt erfolgte