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Wochenblatt für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und deren Umgegend. Redigirt von den verantwortlichen Redacteuren E. Förster in Pulsnitz und Th. A Hertel in Radeberg. Verlag von E. Förster in Pulsnitz und Th. A. Hertel in Radeberg. "»g, r an wozu tone- und » Grund- >en. Der nsertions- in Groß- strthschaft sofort ein Pulsnitz. . 1 Qu. 2 - 2 . 31. Freitag, den 3. August, 1853. Diese Zeitschrift erscheint jeden Freitag in einem ganzen Bogen und kostet vierteljährig 7 Ngr. 5 Pf. Z»r»vnuM«,r»ns». — Bestell ungen, Inserate aller Art, welche die gespaltene Zeile mit 8 Pfennigen berechnet werden, und in Pulsnitz und Radeberg spätestens bis Diens tags Abends, in Königsbrück, Radeburg und Moritzburg bis Dienstags Nachmitt. abzugeben sind, nehmen in Pulsnitz und Radeberg die Heraus geber, in Königsbrück der Kausmann Andreas Grahl, in Radeburg der Buchbinder Günther, in Moritzburg die Post-Expedition, in Grvßenhayn der Buchbinder Hohlfeldt, so wie alle Postämter an. «Zeitereignisse. Meißen, 1. August. Ein schauderhafter Act der un- I natürlichsten Barbarei erfüllt unsere Stadt mit Entsetzen. Ein I hiesiger Einwohner, Fabrikant auf der königl. Porzcllanmanu- l factur, hat seinen 1l jährigen Sohn in einem solchen Grade ge- I züchtigt, daß das Kind wenige Stunden spater an den Miß- I Handlungen gestorben ist. Weil im Hause 5 Ncugroschen ver- i mißt wurden, von denen man ohne Weiteres annahm, daß der L Knabe sie gestohlen haben müsse, unterwarf man diesen einer I entsetzlichen Tortur, um ein Geständniß zn erpressen. Die em- I pörendcn Details werden Sie mir erlassen. Der Verbrecher ist I sogleich von dem königl. Kreisamte cingezogen worden. Er war I bisher ein unbescholtener, dem Anscheine nach ruhiger Mann, I dem selbst ein gewisser Trieb, sich weiter zu bilden, inne wohnte, i Allein der Grundzug seines Wesens scheint, wie namentlich sein I Benehmen nach der That zeigt, eine gänzliche Gehaltlosigkeit zu I sein, ohne die ein solches Verbrechen auch kaum denkbar wäre. Riesa, 26. Juli. Gestern Mittag spielte die dreijährige I Marie Gadclli hier vor der Hausthür an einem dort ausgestellten Quadersteine. Leider bekam der letztere wegen seiner schiefen Lage das Ucbergcwicht und begrub beim Umfallen das arme Kind unter seiner Last, welches schrecklich entstellt todt hcrvor- gezogen wurde. Reichenbach, 29. Juli. Wie wir vernehmen, wird das f über den Mörder Weinert vom Appcllationsgerichte zu Zwickau gefüllte und vom Obcrappellationsgcrichte bestätigte Todesurtheil am 5. August auf hiesigem Marktplatze zur Vollstreckung ge bracht werden. Karl Gottlob Weinert ist aus Stauchitz bei Oschatz gebürtig, gegenwärtig erst etwas über 22 Jahr alt und wegen des Verbrechens des Kindcsmordcs zum Tode verurthcilt worden. Weinert, der sich in der letzter« Zeit als Wollkämmer «in Reichenbach aufhielt, war Vater eines am 21. April 1852 gcbornen unehelichen Kindes, dessen Mutter ani 1. Juni 1852 mit Tode abging. Das verwaiste Kind wurde von seinem Vater ! zunächst einer Verwandtin mütterlicher Seite, dann aber in. schneller Folge verschiedenen Händen, zuletzt am 10. August v.J. einer Frau, Namens Schmidt, in Reichenbach zur Unterhaltung und Pflege anvertraut. Schon am 13. und 1ä. August streute Weinert das Gerücht aus, daß er auswärts ein gutes und pas sendes Unterkommen für das.Kind gefunden habe; die hierüber von ihm verschiedenen Personen gemachten Mittheilungen wichen zwar stets ganz von einander ab, doch hatte er im voraus den 15. August zu Abholung des Kindes bestimmt. Am Morgen des letztgcdachtcn Tages erschien Weinert in der That bei der Pflegerin des Kindes, ließ sich dasselbe ausantworten, packte es nebst einigen Bettchen in den zu diesem Behufe mitgebrachten Korb und trug cs fort. Nach einigen Stunden kehrte Weinert mit dem ledigen Korbe nach Reichenbach zurück, erzählte: er habe sein Kind in Mylau untergcbracht und freue sich königlich dar über, denn dasselbe bekomme es ganz gut, da die Leute, die es übernommen, selbst keine Kinder hätten. Als Weinert dies er zählte, war sein Kindchen, ein gesundes, wohlgebildetes Töchter chen bereits eine Leiche: der unnatürliche Vater hatte — wie die Untersuchung später ergab — das unglückliche Geschöpf grausam ermordet, indem er es in dem Walde bei Oberreichenbach mit seinen Händen erwürgte und dort in ein Loch verscharrte. Weinert hat über dieses Verbrechen unterm 17. September vor Gericht ein vollständiges Geständniß abgelegt. Aus seinen Aussagen ist hervorgegangen, daß der hauptsächlichste Beweg grund zu der verübten Schandthat der war, durch Ermordung des Kindes sich der lästigen Verpflichtung zur Ernährung des selben zu entledigen. Dieser Umstand und der vorliegende Be weis, daß die Handlung eine wohlüberlegte und vorbedachte ge wesen ist, verbunden mit den ungünstigen Nachrichten über das frühere Verhalten des Verbrechers — Weinert ist wegen Dieb stahls bereits zu sicbenmonatlicher Arbcitshauöstrafc verurthcilt gcwescn und dann spätcr noch wegen Kamcradcndiebstahlö als unwürdig aus der Armee ausgestoßen worden —, mögen wohl der hauptsächlichste Grund dafür sein, daß sein Begnadigungs gesuch von Seiten der Richter nicht hat bcvorwortct werden können und abschläglich beschicken worden ist. Und in der That