Volltext Seite (XML)
— 346 — Zeitereignisse. Dresden, 29. Oct. Heute wurde auf die neue katholische Kirche in hiesiger Neusiadt der erste Thurmknopf aufgerichtet. Wie wir vernehmen, hat man in denselben eine Pergamenttafel mit der Geschichte deS, Baues, verschiedene Stücke von den in diesem Jahre coursirenden königl. sächsischen Münzen und ein Exemplap der „Leipziger Zeitung" und deS „Dresdner Journals" vom heutigen Tage gelegt. — Mit Rücksicht auf die allgemeine Steigerung der Lebensmittel wird, wie das Direktorium der Leipzig-Dresdner Eübahncompagnie bekannt gemacht hat, vom 1. November d. I, an die Fracht für Korn, Weizen, Mehl und Kartoffeln, gleichviel ob, dieselben in, größern oder kleinern Quantitäten transportirt werden, auf der Leipzig-Dresdner Bahn um 25 Procent oder der bisherigen Sätze ermäßigt werden. Radeberg, 3l. October. Gestern früh 9 Uhr verließen. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg unsere Stadt. Auf dem hiesigen Dahnhofe angclangt, richteten Se. Königliche Hoheit an die versammelte Brigade reitender Artillerie, welche den ver ehrten Prinzen mit einem feurigen Hoch empfangen hatte, einige Worte des Abschiedes, die Aller Herzen tief ergriffen. ' Hierauf sagten Höchstdieselbcn den ebenfalls versammelten Beamten und sonstigen Bewohnern hiesiger Stadt, welche die Ehre gehabt hatten, mit Sr. Königl. Hoheit in nähere Berührung zu kom men, ein herzliches Lebewohl, und fuhren dann mittelst des Bahnzugcs, unter dem Erklingen des von dem Trompeterchor .der Artillerie geblasenen LiedeS von Mendelssohn-Bartholdy: „E.S ist bestimmt in Gottes Rath tc.", von den vielen Beweisen inniger Theilnahme sichtlich gerührt, nach Dresden ab. Vom Czornyboh, 25. Oclober. Gestern und heute chatten, wir die hohe Freude, Se. Köuigl. Hoheit nebst den Prinzen Albert und Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Albert in unserer Provinz zu sehen. Nachdem gestern von den Land- ständcn und der Ritterschaft des Markgrafthums Obcrlausitz große Feierlichkeiten und Festlichkeiten in Bautzen veranstaltet worden waren, geruhten Se. Königl. Hoheit nebst Höchstihrer Gemahlin vpn Bautzen aus eine Fahrt nach dem Czornyboh zu «yachem Schon längst waren zu diesem Zwecke von dem Stadt- rathe zu Bautzen durch den Herrn Oberförster Walde die um- faAydstcn Vorbereitungen getroffen worden. Gegen 11 Uhr kamen Se. Königl. Hoheit nebst Höchstdcssen Gemahlin in Wuischke unter Böllerschüssen an und stiegen bei dem Herrn Ohxrförster Walde ab, von wo Sich Höchstdiestlben nach kurzem Aufenthalte auf den Berg begaben. Der Weg geht ziemlich ffeil hinauf und währt eine kleine Stunde. Als die hohen Herr schaften an die auf der Mitte des Bcrgwegcs erbaute Ehren pforte gelangten, wurde Höchstihnen von dem dort versammelten und wartenden Publikum ein Hoch gebracht. Oben angelangt, verfügten Sich Höchstdieselbcn sogleich in die Collonaden, wo selbst das Frühstück eingenommen wurde. Wahrend desselben wurde Ihren Königlichen Hoheiten und dem ganzen Königl. Hanse von Seiten der Theilnchmer ein begeistertes Hoch ge bracht, was von Sr. Königl. Hohen dem Prinzen durch ein Hoch auf diö Lausiitz und die Stadt Bautzen erwidert wurde. Nach eingenommenem Frühstück bestiegen die hohen Herrschaften den Thurm, um die großartige Aussicht von demselben zu gc- Meßen. Nachdem dieselben wieder hcrabgcstiegcn waren, erscholl mitten im Volke eine Stimme: Kraloxvslivj XV^o- Ivosor I'rvnzx^ .VUmrtoj u NNo Irnoni innml/mlssspj Ocuoli ^vutrolnm povvitunjo na sorlrsliiolr ünrach a inozns 8ta^vu!" (Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Albell und Ihrer Königl. Hoheit der Prinzessin Carola, Höchstdessen Gemahlin, ein herzliches Willkommen auf dem Gebirge der Wenden und ein kräftiges Hoch!) In dieses Hoch stimmten nicht nur die zahlreich versammelten Wenden, sondern auch die rechte Bru liehen Tha Wien richten in r seits wird telndcn Mc nicht eittbcl und andere richten aue hat, den B gen Nußla Deutschen mit voller Begeisterung ein. Hierauf traten die hohen Herrschaften zu Fuß die Rückrufe vom Berge an. Unten an der Oberförsterwohnung augelangt, kamen Höchstdenselben gegen 50 wendische Jünglinge mit Aehrensträußen, und ebensoviel Mädchen, mit Kränzen geschmückt, geführt von dem Herrn Stadtrath Klien aus Bautzen und dem Richter Lehmann aus Plötzen, unter Gesang deS LiedeS: Ilisovn 8ord8t^vo ngos- ubono" . .. entgegen, überreichten Ihren Königl. Hoheiten zwei auf einem Holzdeckel liegende Kuchen, eine Schaale mit 3000 Mai gegenüber) 28. Octob Bewegung Konstantin seligkeitcn 1 Butter (der Wende ißt nämlich selbst den besten Kuchen nicht, ohne Butter darauf zu streichen), ein Körbchen mit Kartoffeln und eins dergleichen mit Früchten, waS ihre Hoheiten mit sicht licher Freude anzunehmen und von dem Kuchen sogleich zu ge nießen geruhten. Nachdem auf den Wunsch Ihrer K. Hoheiten die Jugend auf der Wiese einen Tanz aufgcführt, wurde dieses herrliche und erhebende Fest mit dem Liede: Um Krnln dok (den König segne Gott) geschlossen und Ihre Königl. Hoheiten fuhren unter dem Donner der Böllerschüsse und Slawaruf über Hoch kirch nach der Station Pommritz, von wo Sich Höchstdieselbcn mit dem Nachmittagszuge unmittelbar nach Dresden begaben. Pirna, 27. October. Gestern brachte der von Dresden um 3 Uhr hier eintreffende Prager Postzug eine für die öster reichische Semmeringbahn bestimmte Locomotive aus der Brial- mont'schen Maschienenfabrik zu Seraing in Belgien. Sie wiegt * Ein von Schöab „LS war in alt, bei Rui Wunsch beg Grabes m b schlag an uii auf einer fn bauen. Z> man »hm b- seinem Diei möge." E> hinvurch (u lassen) nur men, daß m angelangt, i der Fakir p Nase u. s. neral Vent nach innen und lag niii Verstorbene fühle» und teil Hand i Len Fakir d Sarg in da bereitete G md saeten schisst en in schatzmeistei ließ RuiiM suchen, bei sten Tage i gen, wie e Diener deo tibrvt nach Scheitel, d auf alle Gb »erS und d> 60,000 Kilogramme — 1200 Centncr, hatte 10 bewegende Räder und war trotz der kolossalen Dimensionen ein Werk der Eleganz. Wegen ihrer so bedeutenden Last hatte man unter der Wippbrücke zur Vorsicht noch Stützen angebracht. Wolkenstein, 27. October. Gestern Abend nach 6 Uhr erschoß der 26Jahr alte Fabrikspinner AugustMelzer aus Schar fenstein seine angebliche Geliebte, die in der Scharfenstciner Fa brik arbeitende Wilhelmine Reichel. Wenigen Minuten darauf hat er sich auch selbst erschossen. Ein von ihm zurückgelassener Brief giebt darüber Aufschluß, daß er schon längst mit diesem Vorhaben umgegangcn und stets ein Tcrzerol bei sich geführt habe. Am Tage dieses Doppclmordes hatte er gar nicht gear beitet, sich in Zschopau ein zweites Tcrzerol verschafft und sein auscrsehenes Opfer durch eine dritte Person aus der Fabrik rufen lassen. Unweit der Fabrik, wo er glaubte, nicht mehr gesehen werden zu könner, verübte er die That. Beide waren durch die