Volltext Seite (XML)
3 kicher Richtung in die Höhe, und erst nachdem man von dem allerersten Schrecken etwas zurückgekommcn, wird der Gedanke auf die ganz in der Nahe unserer Stadt stehende Widersche Pul verfabrik gelenkt, welcher die Menschen in Masse Zuströmen. Die selbe war denn auch wirklich sammt Magazin in die Luft ge sprungen. Ganze Riegelwaudungen wurden durch die Heftigkeit des Stoßes eingedrückt, Taufende von Fensterscheiben nicht nur an den zunächst liegenden Gebäuden, worunter die Wernersche Papierfabrik, sondern durch alle Gaffen bis heraufauf dcnMarkt- und Kanzlciplatz liegen in Trümmern, ganze Dachseiten sind ab- gedeckt und bieten das Bild schrecklicher Zerstörung, Laden und Thüren wurden aus den Angeln gehoben. Der eingerichtete Scha den ist bedeutend. Wie groß der vorhandene Pulvcrvorrath war, ist noch nicht ermittelt. Zum Glück ist bei der unheilvollen Ka tastrophe kein Menschenleben verloren gegangen; dagegen sollen einige, wiewohl nicht sehr bedeutende Verletzungen vorgekommen sein. (Die Nachwirkung der Explosion ist so heftig gewesen, daß man in Stuttgart, Kirchheim, Rottenburg rc. Erderschütterungen wahrzunehmen glaubte.) * In Hamburg hatte die diesjährige Schifffahrtssaison am 26. December bei dem eisfreien Gerinne der Elbe noch keine Un terbrechung erlitten und sind noch in der letzten Woche Auswan derer dort ab, sowohl auf directem, als indirectcm Wege expedirt worden. * Wien besitzt derzeit neun gut organisirte und trefflich verwaltete Kleinkinderbcwahranstalten, welche nicht blos die Kinder der Armen, sondern auch jene des Mittelstandes aufnehmen. Das Vermögen dieser Vereine belauft sich auf circa 50,000 fi. C. M. * Im Physiologischen Institute zu Jena ist nach der „D.A.Z." Professor Schleiden mit der Untersuchung einer Entdeckung des Prof. Apelt beschäftigt, welche für Eiseubahnbauten nicht minder als für Bauten aller Art von unschätzbarer Bedeutung ist. Pro fessor Apelt hat nämlich die Endeckung gemacht, daß durch die Oppelsdorfer Schwefelkohle, wenn sich dieselbe in Vitriolkohle verwandelt hat und blos mit Holz in unmittelbare Berührung gebracht ist, blos durch natürliche Kräfte eine allmälig fortschrei tende Vererzung des Holzes bewirkt wird. Es löst sich vermöge der Eigenschaft der Kohle, als, hygroskopische Substanz die Feuch tigkeit der Atmosphäre an sich zu ziehen, sowie durch den auf fallenden Regen der in der Kohle enthaltene Vitriol auf, dringt langsam und -allmälig ins Holz und imprägnirt dasselbe. Es wirkt daher die Nasse, die sonst dem Holz den meisten Schaden zufügt, hier gerade für die Confervirung desselben. Bei dem durch diese Methode conservirten Holze lagere sich der Vitriol nicht wie bei dem künstlich imprägnirten Holze grünlich zwischen den Jahresringen ab, sondern die rothe Farbe des Holzes wie der Asche beweist, daß das lösliche Metallsalz zersetzt und das Eisenoxyd»! in Eisenoxyd verwandelt ist. Läßt man solches gc- röthctes Holz tagelang im Wasser liegen, so bleibt das Wasser völlig farblos, zum Beweis, daß daö Eifenoxyd nicht etwa nur mechanisch darin abgelagert, sondern chemisch mit dem Holze ver bunden, d. h. daß das Holz im Zustande der Vererzung begriffen ist *). DaS auf diese Weise zubcreitete Holz spaltet noch gut und rein, behält die Spannkraft, Nägel festzuhalcen, bricht noch in Splitter und läßt sich biegen, ohne zu zerbrechen. Dieser Er folg der Methode ist aber auch schon durch die Erfahrung be währt und Schleiden übersandte zur Probe ein Stück Kiefern holz, welches circa 30 Jahre abwechselnd in der Nässe, im Tro ckenen, in der Erde und an der Lust gelegen hat und noch alle Eigenschaften des frischen Holzes an sich trägt. Die Wichtigkeit dieser Entdeckung bedarf keines Beweises, wenn man nur den Umstand in Erwähnung zieht, daß z. B. auf den sächsischen Staakseiscubahncn der tägliche Verlust, den die Fäulniß der Schwellen verursacht, auf 500 Thaler (?) angeschlagen wird. * Die Hoffnung, daß Ostindien vielleicht dazu bestimmt sei, in Bezug auf Goldreichthum cinstmit Australien in die Schranken zu treten, gewinnt Bestand. Es war fchou längere Zeit bekannt, das alle Ströme, die in den Kundah, Neilgberry- und Wynand- gcbirgcn entspringen, Gold führen, und der bisherige Ertrag der Wäschereien war nicht unbedeutend. Jetzt hat man aber auch in Chutllcdroog, das 60 bis 70 Meilen nordwestlich von Ban galore in den Mysoreprovinzen liegt, das kostbare Metall entdeckt, und cs ist, nach der geologischen Beschaffenheit des Landes zu schließen, nicht wahrscheinlich, daß der Fund vereinzelt bleiben wird. * Folgende Nachrichten aus einer Nummer dcr"„Pos. Ztg." geben ein Bild der provinziellen Verhältnisse im Großherzogthum Posen: Am 24. Nov. wurde in Varowiec Hauland der Leichnam eines bekannten Manncö aus Pictrowo aufgefunden und hat bis jetzt die wahre Lodesart dieses Menschen noch nicht festgesetzt werden können. Am 26. Nov. ist in dem nicht weit entfernten Dorfe Kamionek ein schauderhafter Raubmord an der Frau des dortigen Wirthes Wels ausgeführt und zwar am gedachten Tage Vormittags gegen 10 Uhr. In einer Schenke zu Zolcndowo (Kreis Bromberg) schleuderte bei Gelegenheit eines Streites ein Arbeiter ein Stück Holz einem andern dermaßen an den Kopf, daß dessen Tod erfolgte. In Piecke (Kreis Bromberg) drangen 4 Räuber in die Wohnung eines Käthners und feuerten ihre Schußwaffen auf ihre Verfolger ab. Eine ähnliche Geschichte trug sich am Abend des 28. Nov. in Drzcwianowo (Kreis Brom berg) in dcr Wohnung des Käthners Ebelt zu. Es drangen plötz lich drei mit Doppelpistolen bewaffnete Personen ein, welche Geld forderten rc.. Als sic solches .nicht erhalten konnten, warfen sie den Ebelt nieder, prügelten ihn tüchtig durch und zogen hierauf ab. In dem Zimmer waren noch mehrere Bekannte des Ebelt an wesend. Dieselben verhielten sich indcß, aus Furcht, von den Räubern erschossen zu werden, was ihnen bei der geringsten Be wegung oder Annäherung angedroht wars ganz passiv. * In Neu-Vorpommern, wo bekanntlich noch gemeines Recht gilt, klagte unlängst ein junges Mädchen gegen ihren Verlobten auf Vollziehung der Ehe. Der Beklagte hatte als Grund seiner *) Bei der durch Professor Schleiden selbst augestellten mikroskopischen Untersuchung ist nicht die mindeste Veränderung des Holzes zu entdecken gewesen, wodurch feststeht, daß eine mechanische Ablagerung durch die Apelt'sche Methode nicht bewirkt wird.