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Wochenblatt für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und deren Umgegend. Redigier unter Verantwortlichkeit der Venner E. Förster in Pulsnin und Th. A. Hertel in Radeberg. Freitag, den 15. Februar. 1850» Diese Zeitschrift erscheint jeden Freitag in einem ganzen Boge» und kostet vierteljährig 7 Ngr. 5 Pf. vr»e»lln>«!r»naa. — Bestell ungen, Inserate aller Art, welche die gespaltene Zeile mit 8 Pfennige» berechnet werde», und in Pulsnitz und Radeberg spätestens bis Diens tags Abends, in Königsbrück, Radeburg und Moritzburg bis Montags Nachmitt. abzugeben sind, nehmen in-Pulsnitz und Radeberg die Heraus geber, in Königsbrück der Kaufmann Andreas Grahl, in Radeburg der Buchbinder Günther, in Moritzburg die Post-Expedition, in Großenhayn der Buchbinder Hvhlseldt, so wie alle Postämter an. Zeitereignisse. Dresden, 8. Februar^ Preußen ist in die Reihe der con- stilutioncllcn Staaten eingelrctcn. Sein Kenig hat am 6. Fe bruar Mittags 12 Uhr die Verfassung beschworen. Die Feier lichkeit wurde eingeleitct durch eine gottesdienstliche Feier in den sämmtlichcn Kirchen Berlins, welcher der König und die anwe senden Prinzen des königlichen Hauses in der Domkirche bei wohnten. Um 11 Uhr versammelten sich die Mitglieder beider Kamme'n in dem Nittcrsaale des Schlosses, und wurde nach Eintritt des EtaalsminisicriumS von dem Ministerpräsidenten, Grafen von Brandenburg, die feierliche Handlung eröffnet. Nachdem der König von dem Staatsministerium hiervon in Kcnntniß gesetzt worden, begab sich derselbe unter Vorantritt des Ctaatsministcriums in Begleitung der anwesenden Prinzen und des königlichen Gefolges in den Rittersaal und nahm Platz auf dem Throne, neben welchem sich zur Rechten die königlichen Prin zen, zur Linken die Minister aufsielltcn. Vor dem Throne lag auf einem Tische die Verfassungsurkunde vom 31.Januar 1850. Der König hielt darauf eine Ansprache an die Versamm lung, aus der — zum letzten Male, wie er selbst sagte — sein eigenstesIch hervortrat. Gehen wir daher über seine An schauung der Dinge hinweg und lassen wir ihm die Hoffnung auf eine noch weircrc Vervollkommnung der Verfassung in sei nem Sinne. Er dankte dabei der Versammlung, daß sie ihm die Bestätigung der Verfassung möglich gemacht, und schloß dann: Ehe ich zur Handlung des Tages schreite, werde ich zwei Gelöbnisse vor Ihnen erneuern. Das gebietet Mir der Blick auf die zehn verflossenen Jahre Meiner Regierung. Zum Ersten erneuere, wiederhole und bestätige Ich feierlich und ausdrücklich die Gelöbnisse, die Ich vor Gott und Menschen bei den Huldigungen zu Königsberg und hier geleistet habe! — Ja! Ja! — Das will Ich, so Gott Mir helfe! Zum Zweiten erneuere, wiederhole und bestätige Ich feierlich und ausdrücklich das heilige Gclöbniß, welches Ich am 11. April 1847 ausgesprochen: „Mit Meinem Hause dem Herrn zu die nen." — Ja! Ja! — Das will Ich, so Gott Mir helfe! — Dies Gelöbniß steht über allen andern, cs muß in einem Jeden enthalten sein und alle andern Gelöbnisse, sollen sie anders Werth haben, wie lauteres Lebenswasser durchströmcn. Jetzt aber und indem Ich die Verfassungsurkunde kraft kö niglicher Machtvollkommenheit hiermit bestätige, gelobe Ich fei erlich, wahrhaftig und ausdrücklich vor Gott und Menschen, die Verfassung Meines Landes und Reiches fest und unverbrüchlich zu halten, und in Uebereinstimmung mit ihr und den Gesetzen zlr regieren. — Ja! Ja! — Das will Ich, so Gott Mir helfe! Und nun befehle Ich das bestätigte Gesetz in die Hände des Allmächtigen Gottes, dessen Walten in der Geschichte Preußens handgreiflich zu erkennen ist, auf daß er aus diesem Menfchcn- werke ein Werkzeug des Heils machen wolle für unser theures Vaterland: nämlich der Geltendmachung seiner heiligen Rechte und Ordnungen! Also sei es! Obiges Gelöbniß legte er ab, stehend, mit Nachdruck und unter Aushebung der Schwursinger der rechten Hand. Der Ministerpräsident richtete sodann an die anwesenden Mitglieder des Staatsministeriums und beider Kammern die Aufforderung, in Gegenwart des Königs den in derVerfaffungs- urkunde vorgcschriebcnen Eid der Treue und des Gehorsams ge gen den König und der gewissenhaften Beobachtung der Verfas sung zu leisten. Die Eidesformel wurde durch den Protokoll führer deS Staatsministeriums mit folgenden Worten vorgclcsenr „Sie schwören zu Gott dem Allmächtigen und Allwissen den, daß Sie Sr. Majestät dem Könige treu und gehorsam sein und die Verfassung gewissenhaft beobachten wollen." Hierauf wurden durch den genannten Protokollführer die Mitglieder deSStaatsministeriums in nachstehender Reihenfolge: 1) Ministerpräsident Graf v. Brandenburg, 2) Minister des Innern Freiherr v. Manteuffel, 3) KriegSminisicr v. Strotha,