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Wochenblatt für Pulsnitz, Radeberg, Königsbrück, Radeburg, Moritzburg und deren Umgegend. Redi-nrr unter Verantwortlichkeit der Denker E. Förster in Pulsnitz und Th. A. Hertel in Radeberg. WO. S. Freitag, den 1. Februar. 18LO Diese Zeitschrift erscheint jeden Freitag in einem ganzen Bogen und kostet vierteljährig 7 Ngr. 5 Pf. i»e«enuui<>r»na<». — Bestell, ungen, Inserate aller Art, welche die gespaltene Zeile mit 8 Pfennigen berechnet werden, und in Pulsnitz und Radeberg spätestens bis Diens, tags Abends, in Königsbrück, Radeburg und Moritzburg bis Montags Nachmitt. abzugebe» sind, nehmen in Pulsnitz und Radeberg die Heraus geber, in Königsbrück der Kaufmann Andreas Grahl, in Radeburg der Buchbinder Günther, in Moritzburg die Post-Expedition, in Großcnhayn der Buchbinder Hohlfeldt, so wie alle Postämter an. Zeitereignisse. Dresden, 24. Januar. Die Erkenntnisse in unserm Mai- processe werden nun nach und nach zahlreicher. Jetzt ist der vor malige Stadtrath vr. Meinert in Mangel mehrern Verdachts freigefprochm, dessenungeachtet aber bis jetzt (Nachmittags 3 Uhr) )wch nicht freigelassen, weil die Militärbehörde Solches noch nicht für gut befunden. Cs giebt Dies keinen erfreulichen Be weis für die so vielgcrühmte Unabhängigkeit deö sächsischen Rich terstandes; wenigstens wird dadurch beurkundet, daß sie nicht eMirt wahrend des Belagerungszustandes. Ein anderer Jncul- pat, der bei dem Einbruch am Jüdcnhofe bethciligt gewesen ist und übrigens schon früher mehrfach wegen grober Eigenthums- vergehcn Strafe erlitten hat, ist zu 18 Jahren Zuchthaus ersten Grades, und ein Anderer, welcher beim Hcremholen der Burgker Kanonen-thatig gewesen, sonst aber — so viel nns bekannt ziem lich unbescholten ist — zu 15 Jahren Zuchthaus ersten Grades verurtheilt. Die Strafe des Letztem dürfte leicht gemildert werden. — 27. Jan. Bei Bischofswerda ist heute eine Ma schine aus den Schienen gelaufen. Glücklicherweise wurde Dies sogleich vom Maschincnführer bemerkt, so das? ein weiterer Unfall vermieden wurde. — 25. Jan. Sitzung -er ersten Kammer. Nach Vortrag der Rc- MstiMde, welche nichts Bcmerkenswcrthes bot, erstattete zuvörderst Prinz Johann anderweiten Vortrag über den Gcsmentwnrf, die Abänderung des §.1t» der Armenordnung betreffend. Nach einer kurzen Debatte wurde der 2. Kammer iu allen Punkten beigetreten. Vor einem ziemlich zahlreichen Auditorium, das jedoch, wie gewöhn lich, zum größte» Theile aus Soldaten bestand, wurde nun durch v. Watz dorf über de» Mülicr'scheu Antrag, die Aufhebung des Belagerungszu standes in Dresden und dessen Umgebung betreffend, Bericht erstattet. Auf der Ministcrbank befände» sich die Minister v. Beust, Rabenhorst u. v. Friesen. Der Ausschuß hatte sich iu eine Majorität und Minorität ge spalten. Die Majorität hält die Ansicht der Regierung: daß die Partei, welche in der ersten Hälfte des Jahres 4849 die verschiedenen Aufstände A Dresden, der Pfalz, Baden und in vielen ander» Qrtess und Gegend geleitet und hervorgerufen, ihre Pläne noch nicht aufgegeben habe und namentlich auf Dresden ihre Hoffnung setze, für ungegrüildet. Wer ir gend noch einen Funken gesunden Menschenverstandes besitze, müsse, selbst wenn er die extremsten Wünsche und Ansichten hegte, sich sagen, daß eine bewaffnete Schilderhebung in Dresden, auch nach Aufhebung des Be lagerungszustandes, nicht die geringste Aussicht auf Erfolg haben würde. Uebrigens würde auch Dresden ein ungeeigneter Ort sein, da es nicht un bekannt sei, daß in der Stimmung eines großen Theiles der Bevölkerung ein bedeutender Umschwung stattgefunden habe. Was die angeblich ver suchte E.ivwirkung aus die Soldaten im revolutionären Sinne und die Befürchtung, daß nach Aufhebung des Kriegsstandes die Wühlereien und insbesondere das Aufwiegelu der Soldaten wiederbeainnen würden, ba- treffe, so müsse auch diese für unbegründet erachtet werden, und ebenso wenig könne man den dritten von der Regierung angeführten Grund gel ten lassen, daß es au einem zweckmäßigen Vereinsgesetze fehle, welches die Regierung in den Stand setze, den Ausschreitungen der Vereine entsHie- den entgegmzutreten. Als neuer Grund für Aufhebung des Belager ungszustandes wird dagegen der bekannte Teutscher'sche Fall geltend ge macht. Die Mehrheit des Ausschusses schlägt daher vor: dem von der zweiten Kammer angenommenen Anträge des Abgeord neten Müller auf sofortige Aushebung des Belagerungszustandes iu Dresden und dessen Umgebung bcizutrcten. Die Minderheit dagegen wünscht zwar ebenfalls ein baldiges Auf hören des Belagerungszustandes, will aber nur die Erklärung im Proto koll uicdergelcgt wissen: „wie man das Vertrauen zur Regierung hege, daß sie die verhangenen Ausnahmczust^ sobald es die Umstände ge statten, aufheben werde", v. Carlowitz erachtet allerdings „ die Zeit ge kommen, wo der über Dresden verhängte Kriegsstaud aufzuhebcn sei." Die Gründe der Regierung seien vom Ausschüsse zur Gnügi widerlegt. Wie er die Stimmung in Dresden kenne, würden sich übrigens derartige Srenen, wie wir sie erlebt, nicht wiederholen, abgesehen davon, daß das Jahr >850 von einem andern politischen Planeten regiert werde. Drick- end sei die Last der Einquartierung, und diese Last zu minder», weide er sich zur vorzügliche» Aufgabe machen. Diese Last wurzle aber nicht allein im Kriegsstande, sondern beinahe mehr noch in den überhäuften Truppen massen, und deshalb beantrage er, daß die Regierung, wie auch ihre Entschließung über Aufhebung de» Kriegsstandes ausfalle, doch jedenfalls dafür Sorge tragen möge, daß der Dresdner Bürgerschaft die Last der Einquartierung unverzüglich abgenommen werde. Fast, die ganze Sammer erhebt sich zur Unterstützung Nach lang«